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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2023

Außergewöhnliche Leseerfahrung

Weil da war etwas im Wasser
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Der Roman "Weil da war etwas im Wasser" ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Sei es die ungewöhnliche Erzählweise, der Romanaufbau oder die unterschiedlichsten Protagonisten und Erzählungen. Es geht ...

Der Roman "Weil da war etwas im Wasser" ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Sei es die ungewöhnliche Erzählweise, der Romanaufbau oder die unterschiedlichsten Protagonisten und Erzählungen. Es geht um einen Riesenkalmar, der von einem Krillfänger gefangen wird und Sanja, die auf dem Schiff als Praktikantin arbeitet und sich um sie kümmert.

Gern hätte ich mehr aus der einzigartigen Sichtweise eines Tintenfisches gelesen, dessen acht benannte Arme, um die Aufmerksamkeit des Lesers konkurrieren. Die Erzählweise ist nicht nur faszinierend, sondern auch (heraus)fordernd und abschweifend bis unangenehm überraschend. Die Erzählungen verlieren sich, landen in Rückblenden, Mythen, vom „Weißen Hai“ bis Walt Disney und ergründen, woher die Angst kommt. Hier schließt sich der Kreis zum Buchtitel, hier wird die sprachliche Kraft deutlich, die sich in vielen Ansätzen präsentiert. Ganz vielfältig ist der Versuch einer Erklärung, das Vermitteln ganz unterschiedlicher Botschaften: Aufgeschlossenheit, Schamgefühle und eine neue Betrachtungsweise. Sehr gut hat mir auch die aktive Möglichkeit des Lesens gefallen und die einnehmende Erzählweise, die Tagebucheinträge, eine Familienstammbaum, Anmerkungen und Verweise. Lediglich mehr Tiefe hätte ich mir gewünscht, statt zahlreicher Andeutungen. Wenn man sich darauf einlassen kann, ist "Weil da war etwas im Wasser“ unheimlich gut und lädt zum erneuten lesen ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2023

Für fortgeschrittene Leseratten

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
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Der Geschichte beginnt mitten im Geschehen, auf dem Unterdeck eines Luftschiffes, und schwenkt dann zurück, um zu erzählen, was zuvor geschah. Die 12-jährige Rachel Klein und ihr großer Bruder Robert sind ...

Der Geschichte beginnt mitten im Geschehen, auf dem Unterdeck eines Luftschiffes, und schwenkt dann zurück, um zu erzählen, was zuvor geschah. Die 12-jährige Rachel Klein und ihr großer Bruder Robert sind die Helden dieser abenteuerlichen Geschichte, die von einem machthungrigen Diktator erzählt, von politischem Widerstand, und von einem magischem Buch, das Unsterblichkeit verleiht.

Es herrschen ungewöhnliche düstere Zeiten in Krasnia und die Menschen fürchten sich vor dem grausamen Präsident Charles Malstain, der über das Land herrscht. „Man kann ihm nicht widersprechen. (…) Mann kann nur bleiben und leiden - oder fliehen.“ Der Präsident mag keine Kinder und keine Bücher, die er als gefährlich ansieht. Deshalb wurden Gesetzte erlassen, die die Freiheit der Kinder einschränkt und Bücher als unerwünscht einstuft. Nachdem Rachels und Roberts Vater gefangen genommen wird, weil er ein Buch gestohlen hat, verändert sich für die Familie Klein alles. Die Kinder müssen das Buch um jeden Preis beschützen und das Geheimnis des Buchs der gestohlenen Träume entschlüsseln. Der böse Präsident ist auf der Suche nach dem Buch und darf es nicht in die Hände bekommen, sonst könnte für immer Angst und Hass regieren.

Geschrieben ist der Roman in der dritten Person und wechselt kapitelweise zwischen dem, was Rachel erlebt und dem, was ihr Bruder erlebt, bis die Handlungsstränge wieder zusammen laufen. Überrascht haben mich die poetischen Traum-Ausschnitte aus dem Buch der gestohlenen Träume. Sie sind schön gestaltet, ebenso wie zwei doppelseitige Illustrationen. Dennoch war die Geschichte nicht so phantastisch, wie erhofft. Zwar geht es um das titelgebende Buch und deren Magie, wirklich magisch wird es aber in gerade einmal 5% der Geschichte. In erster Linie ist es eine packende Abenteuergeschichte mit handlungsreicher Spannung und unvorhergesehen Wendungen, die von sehr mutigen Geschwistern erzählt und einer gefährlichen Mission, angetrieben von dem Traum nach Freiheit. Der Anfang hat mit einigen Längen, die der gebührenden Einführungen geschuldet sind, zu kämpfen, aber mit der Zeit liest es sich flüssiger und spannender.

David Farr Schreibweise hat mich sehr an Phillip Pullmann erinnert, was auch dafür steht, dass dieser Roman ebenso Erwachsene anspricht. Aber möglicherweise etwas anspruchsvoll für Kinder mit 11 Jahren. Trotz der tollen Aktion, könnte es schwerfallen, dranzubleiben und alles zu verstehen. Manches ist sehr abstrakt beschrieben. Erwachsenen werden eher die politischen und geschichtlichen Verbindungen zu unserer Realität herstellen, was das Buch sehr reizvoll macht. Ich würde als Lesealter daher 12 Jahren empfehlen (für fortgeschrittene Leseratten), weil man nicht alle Verbindungen herstellen muss, um Spaß an der Geschichte zu haben.

Ich habe dieses aufwühlende Buch jedenfalls verschlungen und hätte mir lediglich mehr fantastische Elemente und Magie gewünscht.

Veröffentlicht am 14.08.2023

Katzenstarke Alltagsgeschichten

Kater Chaos – Au Backe, ein Hamster!
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In "Kater Chaos - Au Backe, ein Hamster!“ erzählt Kater Pommes von seinem Familienleben bei seinen Dosenöffnern Mama, Papa, seinem Jonah und dessen kleinen Schwester Pauline. Mit seinem frech, lockerem ...


In "Kater Chaos - Au Backe, ein Hamster!“ erzählt Kater Pommes von seinem Familienleben bei seinen Dosenöffnern Mama, Papa, seinem Jonah und dessen kleinen Schwester Pauline. Mit seinem frech, lockerem Ton - ein bisschen von oben herab, ein bisschen empört, eben ganz typisch für eine Katze - spricht er Lesende direkt an und berichtet von Ereignissen, innerhalb des Hauses und seinem Rudel, die er für erwähnenswert hält. Als Pauline sich einen Hamster wünscht, tritt eine große Veränderung in Pommes so behagliches Leben. Er ist nun nicht mehr das einzige Haustier. Der kleine Hamster wächst aber nicht nur Pommes schnell ans Herz, sondern beide beweisen echte Kameradschaft. Ob angeberische Freundin, verhauene Mathearbeit oder Besuch, hier gilt: Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. Der Clou: Hamster und Kater können miteinander sprechen. Ganz nebenbei lernt man auch etwas, über die Haltung von Hamstern und Katzen. Im Zentrum stehen aber die Kinder, wahrgenommen aus der Sicht einer Katze.

Die bunten und niedlichen Illustrationen motivieren nicht nur, weiterzulesen, sondern geben auch ein herzliches Familienbild wieder, welches ganz klassisch dargestellt wird. Die zehn, in sich abgeschlossenen, Kapitel lassen sich gut vorlesen, sind aber auch zum Selberlesen geeignet. Die kurzen Geschichten sind lustig, nicht zu aufreibend und durch die vielen Dialoge abwechslungsreich. Kleine Katzenliebhaber werden Pommes und seine Rudel mögen und sich auch in der ein oder anderen Geschichte wiederfinden.

Veröffentlicht am 14.08.2023

Liebesgeschichte(n) im August in Paris

Sommertage im Quartier Latin
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Sommertage im Quartier Latin hat mich verzaubert, genau, wie ich es gehofft hatte. Das städtische Treiben, die kulinarischen Köstlichkeiten und der französische Flair entführen authentisch, und mit allen ...

Sommertage im Quartier Latin hat mich verzaubert, genau, wie ich es gehofft hatte. Das städtische Treiben, die kulinarischen Köstlichkeiten und der französische Flair entführen authentisch, und mit allen Sinnen, ins sommerliche Paris. Im Zentrum der Handlung steht Lola Mercier, die zurück in ihre Heimatstadt, zu ihrem Vater und ihrer Stiefmutter, reist, um mehr über das Verschwinden ihrer Großmutter Rose herauszufinden. Dabei trifft sie auch einen alten Bekannten aus Schultagen: Fabien Roudeaut besitzt ein Café und hat noch immer Gefühle für die schöne Lola. Doch Lola ist nicht offen für eine Beziehung, wünscht sich aber eine Veränderung in ihrem Leben. Es bleibt der bittere Beigeschmack, nicht immer die richtigen Lebensentscheidungen getroffen zu haben, gefesselt an ihren Schmerz und die Vergangenheit. Und so genießt sie erst Mal die Auszeit in Paris. Mit detektivischem Spürsinn kommt sie dem Geheimnis, um ihre Großmutter näher, wobei ihr freundlichen Wesen und ihr Backtalent, ihr viele Türen öffnet.

Lily Martin lässt all ihre Charaktere wie zufällig aufeinandertreffen, verwebt deren Schicksal und verbindet sie mit Lola. Der Roman ließt sich wunderbar flüßig, leicht, alles hat seinen Platz und man kann abschalten, ohne gelangweilt zu werden. Das liegt vor allem an den liebenswerten Charakteren, der stimmigen Atmosphäre und den wenigen Themen. Auch, wenn die Handlung einfach und vorhersehbar ist, gibt es immer wieder ein paar kleine Überraschungen, die zu Herzen gehen. Das war genau, was ich brauchte, um mich nach Paris zu träumen und etwas abzuschalten. Besonders Pierre Leco und seine schicksalhaften Zeilen aus Zuckerschrift auf den Lebkuchenherzen, die er verkauft, werden mir in Erinnerung bleiben.

Im Prolog wird deutlich, dass die Geschichte von einer unbekannten Erzählerin, die ebenfalls im Quartier Latin an der Place de la Contrescarpe lebt, erzählt wird, die einen kleinen Überblick gibt und auf die Geschichte einstimmt. Ein schöner Roman über Selbstfindung, Loslassen und die Liebe. Vor allem die Liebe.

Veröffentlicht am 14.08.2023

Hauptfigur und ihr sozialen Beziehungen im Fokus

Mein schrecklich schönes Leben
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»Zeit ist zerbrechlich. Jeder Besenstrich kann Konsequenzen nach sich ziehen.«

Die 31-jährige Cassandra scheint vom Pech verfolgt. Ihr Job und ihr Freund Will gehören der Vergangenheit an und alles an ...

»Zeit ist zerbrechlich. Jeder Besenstrich kann Konsequenzen nach sich ziehen.«

Die 31-jährige Cassandra scheint vom Pech verfolgt. Ihr Job und ihr Freund Will gehören der Vergangenheit an und alles an einem Tag. Keiner in ihrem Umfeld scheint sie zu mögen, ihre Beziehungen halten nicht lange und Cassandra fragt sich, was sie so unsympathisch macht, dass sie unfreiwillig in einer WG leben muss und ihr Notfallkontakt ihre Friseurin ist. Dann schlägt das Schicksal zu und Cassandra erlebt nicht nur den selben Tag, sie beherrscht sogar die Fähigkeit, beliebig in der Zeit zu reisen. Das verleitet natürlich direkt zu korrigieren - was nicht gutgehen kann. Sie versucht herauszufinden, was schief gelaufen ist, um ihren Ex-Freund Will zurückzugewinnen. Aus der Ich-Perspektive geschrieben, ist dieses Leseerlebnis sehr emotional und interessant. Denn Cassandra hat ihre Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen. Small Talk fällt ihr schwer und schon immer sagen die Leute über sie, sie sei schräg und speziell. Dabei weiß sie nur nicht, wie sie auf andere reagieren soll. Was ihr dabei für Gedanken und Gefühle kommen, war authentisch und gut nachvollziehbar. Ihr enormes Gedächtnis ist faszinierend und ihre Zwangshandlungen, sensibilisieren für Menschen, die anders denken und handeln, als man es gewohnt ist. Mehr möchte ich gar nicht verraten, weil sich vieles erst später offenbart. Man lernt Cassandras Persönlichkeit immer besser verstehen. Nach und nach zeigt sich, wer sie wirklich ist, wie sie auf andere wirkt und welches große Geheimnis sie hat. Diese Entwicklung mitzuerleben, hatte einen emotionalen Unterhaltungsfaktor, genauso wie ihre vielen Vergleiche mit dem antiken Griechenland. Mit vierhundert Seiten ist die Story sehr ausführlich beschrieben. Da der Fokus des Buches sehr konzentriert auf Cassandra ist, hat sich der Roman für mich ein bisschen zu lang angefühlt, dafür war ihre persönliche Entwicklung aber realistisch dargestellt, es gab einige Überraschungen und eine schöne Botschaft.

Im Kern geht es es Selbstfindung, Persönlichkeitsentwicklung und den Mut, sich zu zeigen, wie man ist, gerade wenn man anders wahrgenommen wird. Holly Smale packt diese Themen in etwas Übernatürliches und driftet immer wieder in einen selbstironisch, komödiantischen Erzählton ab, sodass ich häufig schmunzeln musste. Ein leichtfüssig erzählter Roman, mit angenehmer Tiefgründigkeit und authentischer Hauptfigur. Sehr lesenswert, lernenswert und empfehlenswert.