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Veröffentlicht am 26.09.2023

'Sie war ganz & gar im Hier und Jetzt.'

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
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„Es war gut, dass andere Leute anwesend waren, die Joe das Loblied singen konnten, das er hören wollte. Roisin hätte kein Wort der Anerkennung herausgebracht.“

Die temporeiche Exposition von ...

„Es war gut, dass andere Leute anwesend waren, die Joe das Loblied singen konnten, das er hören wollte. Roisin hätte kein Wort der Anerkennung herausgebracht.“

Die temporeiche Exposition von „Between Us. Die große Liebe kennt viele Geheimnisse“ gefiel mir richtig gut! Der Roman beginnt mit einer Rückblende, dann werden die Protagonisten eingeführt, wobei die Szenen mich zum Lächeln brachten. Die Figuren werden mit Ecken und Kanten vorgestellt, und auch die Tatsache, dass eine Clique sich zu einem Luxuswochenende trifft, bietet Raum für Entwicklungen – und für Konflikte. Mhairi McFarlane präsentiert erneut ihre bevorzugte Erzählperspektive: ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen.

Worum geht’s?
Die zweiunddreißigjährige Protagonistin ist Lehrerin mit Leib und Seele. Ihren Freund Joe Powell hatte sie immer (finanziell) unterstützt. Nach einer Durststrecke gelingt ihm der große Durchbruch als Drehbuchautor, seine spannenden Geschichten entwickeln sich im Internetzeitalter zu richtigen Gassenhauern. Roisin Walters hat schon seit Längerem das Gefühl, dass etwas in der Beziehung nicht stimmt. Als dann vor versammelter Mannschaft fiktionalisierte Elemente aus ihrem Leben (Joe schien Dinge, die ihm seine Partnerin im Vertrauen erzählte, filmisch verwurstet zu haben) über die Mattscheibe flimmern, ergreift Roisin die Flucht, um in der Bar ihrer Familie zu jobben. Dort trifft sie auf ihren Freund Matt …

Vorab: Für die deutsche Ausgabe wurde der englische Originaltitel übernommen und nicht durch einen anderen englischen Titel ersetzt, was mir gut gefällt. Auch der deutsche Untertitel passt gut zur Handlung. Über das Lob von „Newbie“ Emily Henry habe ich mich aber sehr gewundert, da McFarlane ein „alter Hase“ ist (ihre Romcoms sind auch viel besser gegliedert als Henrys dramatische Lovestories), der eigentlich keine Schützenhilfe braucht.

Mhairi McFarlane schreibt Chicklit mit Anspruch. Wer locker-flockige Geschichten nach Art einer Sophie Kinsella erwartet, wird möglicherweise enttäuscht sein. Ich fand es gut, dass in „Between Us“ zwischenmenschliche Probleme angesprochen wurden. Es geht nicht nur um Missverständnisse in Liebesbeziehungen, es wird auch die Frage aufgeworfen, welche Wirkung familiäre Prägungen haben. Wie kann man sich als erwachsener Mensch von schädlichen Einflüssen befreien & gute Entscheidungen für sich selbst treffen?

Leider kann Mhairi das anfängliche Tempo nicht halten. Im Mittelteil gibt es gewisse Längen, insgesamt gefiel mir die Strukturierung der Erzählung aber sehr viel besser als beim Vorgänger „Fang jetzt bloss nicht an zu lieben“, da die Schriftstellerin noch die Kurve kriegt; Insgesamt hat mich „Between Us“ gut unterhalten, da der Plot die perfekte Kombination aus tiefgründigen Szenen und humorvollen Passagen bietet.

Das englische Setting fand ich – ebenso wie das Grundgerüst der Geschichte – spannend, weil sich britische BBC – Serien wie „Bodyguard“, „Killing Eve“ oder „Line of Duty“ auf der Insel im RL tatsächlich großer Beliebtheit erfreuen. Es gibt dramatische Ereignisse in „Between Us“, die Autorin feuert jedoch kein kitschiges Romantikfeuerwerk ab. Mich hat es dennoch nicht gestört, dass das Buch kein süßlicher Liebesroman ist, da die Botschaft des Buches so besonders ist: Man ist stärker, als man denkt.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

La reine noire

Die Schwarze Königin
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Der Fantasyautor Markus Heitz hat einen Abschluss in Geisteswissenschaften, und man merkt seinen Geschichten auch an, dass er neben der Germanistik auch Geschichtswissenschaft studierte, da der ...

Der Fantasyautor Markus Heitz hat einen Abschluss in Geisteswissenschaften, und man merkt seinen Geschichten auch an, dass er neben der Germanistik auch Geschichtswissenschaft studierte, da der Kern der Erzählungen (trotz des Fantasyelements)immer historisch fundiert ist, was ich persönlich sehr zu schätzen weiß.
Ob Vampire oder Zwerge – es sind auch die Schauplätze, die begeistern. Die heimliche „Gothic-Hauptstadt" Leipzig zieht sich durch Heitz' Werk, und oft sind es auch (Süd)osteuropäische Staaten, die eine Rolle spielen. Eine von Heitz' Geschichten spielt etwa bei den Plitvicer Seen in Kroatien. Der Nationalpark bildete die perfekte Kulisse für ein Action-Märchen, das ich gern gelesen habe. Des Autors Herz schlägt aber auch für die Tschechische Republik, da Prag ein Setting ist, das immer wieder verwendet wird, so auch im neuesten Roman namens „Die schwarze Königin“.
Worum geht's?
- Zwei verschiedene Zeitebenen garantieren Spannung. Der junge Len ahnt nicht, dass ein Busausflug ins Banat ( und nach Prag ) gleichsam zur Reise in die Vergangenheit wird, in der Gestalten wie Vlad Dracul und Königin Barbara von Cili „regieren". Transsilvanien und die Walachei waren spätesten seit dem Mittelalter hart umkämpft. Heitz würzt das Ganze mit einer übernatürlichen Prise Fantasy. Vampire, Fürsten der Finsternis, Okkultismus und Spiritismus sind die Eckpfeiler der „schwarzen Königin.“ Mich hat der Roman prima unterhalten, und es gefällt mir, dass der Autor eigene Wege geht, ohne amerikanische Kollegen zu imitieren. Sogar das Osmanische Reich wird integriert, und natürlich Ungarn (Historiker werden's lieben). Die europäische Kulturgeschichte mit ihren fabelhaften Sagen und Mythen liefert Stoff für eine spannende Story, die von Markus Heitz perfekt in Szene gesetzt wird.
Daher empfehle ich „Die schwarze Königin“ gerne zur Lektüre!

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Veröffentlicht am 28.06.2023

Mord an Mittsommer

Refugium
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„Julia Malmros, back in the game.”

Den schwedischen Bestseller gibt es endlich auf Deutsch:
Mit „Refugium“ hat John Ajvide Lindqvist den Auftakt zur „Stormland“ – Trilogie vorgelegt. Eigentlich bin ich ...

„Julia Malmros, back in the game.”

Den schwedischen Bestseller gibt es endlich auf Deutsch:
Mit „Refugium“ hat John Ajvide Lindqvist den Auftakt zur „Stormland“ – Trilogie vorgelegt. Eigentlich bin ich niemand, der sich von der Umschlaggestaltung eines Buches zum Kauf verleiten lässt – hier ist das Cover aber ein echter „Hingucker“!
Worum geht’s?
Kim Ribbing und Julia Malmros ermitteln zum ersten Mal gemeinsam, ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen.
Julia ist Polizistin und Schriftstellerin (sie soll eine Fortsetzung des ‚Millenium‘-Krachers fabrizieren), Kim ist ein Hacker (ein Multitalent sowieso, mir kam eine bekannte fiktionale Hackerin in den Sinn). An Mittsommer 2019 wird eine Partygesellschaft regelrecht hingerichtet, nur Astrid Helander (die Tochter der Familie) überlebt, als Zeugin taugt sie aber leider nicht, das Mädchen ist so schwer traumatisiert, dass es verstummt. Zunächst ist Julias Exmann Johnny für den Fall verantwortlich. Doch bald schon spitzen sich die Ereignisse zu, und es beginnt eine fieberhafte Suche rund um den Globus…

Natürlich hat John Ajvide Lindqvist das Rad nicht neu erfunden, wenn man sich das Grundgerüst (oder auch das „Personal“) der Geschichte anschaut. Einsamer Wolf, eine Dichterin mit Schreibblockade! Der routinierte Erzähler kann jedoch mit einem eingängigen Stil und mit frischen Ideen punkten. Stellenweise ist das Ganze zwar nichts für schwache Nerven, aber es ist wenigstens nicht die ganze Zeit ein Splattermovie in Buchform wie bei Chris Carter. Auch ist die Figurenzeichnung feiner als bei Carter – da es sich bei „Refugium“ um einen Auftaktband handelt, erfährt man als Leser relativ viel über den Hintergrund der Protagonisten, und man soll als Leser (m/f) „angefixt“ werden, also Lust auf weitere Bände der Reihe bekommen. „Sitzfleisch“ kann ebenfalls nicht schaden, da die spannende Story erst nach 524 Seiten auserzählt ist. Die Handlung ist jedoch „am Puls der Zeit“, wie man so schön sagt. Die Kapitel an sich sind eher kurz, und am Ende werden alle Erzählfäden zufriedenstellend zusammengeführt.

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Veröffentlicht am 27.06.2023

„Dejan Mirtić hat einen Kopierer“

18 Kilometer bis Ljubljana
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Slowenien, das ist die Kultband Laibach, das ist die Höhle von Postojna, das sind Bled & Bohinj,Ivan Cankar, Edvard Kardelj und die Lipizzaner. Aber zu Slowenien gehören auch die bosnischen Gastarbeiter(kinder), ...

Slowenien, das ist die Kultband Laibach, das ist die Höhle von Postojna, das sind Bled & Bohinj,Ivan Cankar, Edvard Kardelj und die Lipizzaner. Aber zu Slowenien gehören auch die bosnischen Gastarbeiter(kinder), die eben keine ethnischen Slowenen sind und die oft am Rand der Gesellschaft stehen & von der Mehrheitsgesellschaft abwertend „Tschefuren“ (‚Kanaken oder Tschuschen‘) genannt werden.
In „18 Kilometer bis Ljubljana“ erzählt der Ich-Erzähler Marko Đorđić seine Geschichte. Der in Slowenien geborene Sohn bosnisch – serbischer Gastarbeiter lebt zunächst im slowenischen „Ghetto“ Fužine (bei Ljubljana), um dann bei Verwandten in Bosnien zehn Jahre lang unterzutauchen. Bei seiner Rückkehr nach Slowenien muss er feststellen, dass sein Vater an Krebs erkrankt ist und dass einer seiner besten Freunde (ein Ex-Junkie) Wahhabit geworden ist. Marko durchlebt eine existentielle Krise, der Roman ist insgesamt auch einen Nationalismus – Kritik (der Protagonist nennt etwa Albaner ironisch „Schippis“, Kroaten sind „Ustascha“.) Political Correctness darf man hier nicht erwarten (sehr erfrischend), und manche Passagen wirken auf manche Leser und Leserinnen eventuell misogyn. Basketball spielt eine große Rolle. Es wird viel geflucht, was dazu führen kann, dass man beim Lesen nach einer Zeit mental „mit den Augen rollt.“ Andererseits wirkt das Ganze immer authentisch, man glaubt wirklich, dass hier ein 28jähriger von seiner wilden Jugend berichtet. Oft ist das Ganze brüllend komisch („Er sah aus, als würde er auf Skiern springen, der Arsch.“), stellenweise aber auch anrührend und weise. Als Markos Großmutter etwa hört, dass in Fužine ein Seniorenheim gebaut wurde, graut ihr vor dem Ort, „wo sie die Alten in Heime stecken wie in ein Gefängnis.“ Marko stellt weiters fest: „Die Altersheime sind für sie der Beweis, dass die Partisanen verloren haben und dass die Menschen nicht mehr zählen, nur das Geld zählt noch.“
Bei der Lektüre des Romans kommt man ins Grübeln, man fragt sich, ob Mitteleuropa wirklich so fortschrittlich ist („Das Festnetz ist bei den Tschefuren ein Familienmitglied, wie Hunde und Katzen bei den Slowenen.“), wenn man vom wirtschaftlichen Erfolg einmal absieht. Die Geschichte gleitet aber an keiner Stelle ins Weinerliche ab. Die große Stärke des Romans ist die Figurenzeichnung, und die Geschichte ist mehr als eine „Ex-Jugo-Ballade“, ich denke, dass die story Gastarbeiterkinder oder auch Migrantenkinder allgemein berühren wird. Die deutsche Übersetzung ist stellenweise zu wörtlich (man sieht nicht etwas „aus dem Flugzeug“, sondern schon von Weitem, etwas ist glasklar. Es heisst „alles der gleiche Scheiß“ und nicht „derselbe Schwanz“(Pos.24), da im Deutschen im Gegensatz zu den meisten slawischen Sprachen die meisten Flüche eben nicht genital konnotiert sind. Es gibt im Text Austriazismen wie „Häfen“ für den Knast, das Gefängnis und „Tschick“ für die Kippe bzw. den Zigarettenstummel, ein Turzismus wird nicht ins Deutsche übersetzt, warum eigentlich, wenn man als Leser weiß, dass ein Bettlaken gemeint ist, wirkt der Text meines Erachtens etwas anders.
Bei „18 Kilometer bis Ljubljana“ handelt es sich wohl um eine Fortsetzung. Ich habe Lust bekommen, auch den ersten Band rund um das Kind von Binnenmigranten in Slowenien („Tschefuren raus!“) zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Ein verzwickter Fall

Das verschwundene Fräulein
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Eine kleine Anmerkung vorab:

Eigentlich bin ich keine Leserin, die die sich von Covern zum Kauf verleiten lässt, hier ist die liebevolle Umschlaggestaltung aber besonders gelungen. Die optische Aufmachung ...



Eine kleine Anmerkung vorab:

Eigentlich bin ich keine Leserin, die die sich von Covern zum Kauf verleiten lässt, hier ist die liebevolle Umschlaggestaltung aber besonders gelungen. Die optische Aufmachung des Buches ist eine wunderbare Einstimmung auf die Lektüre!

Worum geht’s?

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges geschieht ein Verbrechen auf der Insel Norderney – die siebzehnjährige Ilse von Manteuffel, die Tochter des Flottenadmirals, verschwindet spurlos. Kriminalassistent Christian Hinrichs und der Lehrerin Viktoria Berg (mütterlicherseits gehört sie einem alten fränkischen Adelsgeschlecht an) bleiben nur drei Tage, um den Fall aufzuklären, da dies die vom Entführer gesetzte Frist ist – konkrete Forderungen stellt er jedoch nicht. Was steckt dahinter? Geht es um Geheimnisverrat, oder stecken Gründe, die das Privatleben betreffen, hinter der Entführung? Für das patente Paar beginnt eine fieberhafte Suche, ein Wettlauf gegen die Zeit …

„Das verschwundene Fräulein“ von Elsa Dix ist nach drei ‚Vorgängern‘ der Finalband der „Seebad-Krimi“-Reihe. Die Handlung setzt im Juli 1914 ein, und als die Protagonistin Viktoria Berg mit ihrer Tante auf Norderney ankommt, liegt Gefahr in der Luft – nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand in Sarajevo durch Gavrilo Princip fragt Viktorias Tante, ob „Serbien schon auf die Verbalnote Österreich - Ungarns reagiert“ hätte. Und sie macht sich auch Sorgen um die Zukunft ihrer Nichte, sie kann sich weder für Viktorias Beruf noch für eine Heirat Viktorias mit Christian (einem Metzgersohn) begeistern, Standesdünkel und ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein spielen im Kaiserreich noch eine große Rolle.

Ein spannender Kriminalfall wird in der Geschichte mit den privaten Verwicklungen der Protagonisten (und gesellschaftskritischen Elementen) kombiniert, „Das verschwundene Fräulein“ ist dennoch kein knochentrockener Vertreter der Gattung Cozy Crime; der historische Roman lässt sich dank Parataxe flott lesen, der temporeiche Plot kann durch überraschende Wendungen überzeugen. Dies gefiel mir besonders gut, nichts ist schlimmer als eine unnötig in die Länge gezogene Erzählung. Elsa Dix entwirft einen kompakten Text & sie präsentiert ein rundes Ende der Reihe. Auch auf sprachlicher Ebene soll ein stimmiges Gesamtbild gezeichnet werden, es ist von „Kokolores“, „Schnack“ und „Mumpitz“ die Rede. Man kann auch etwas Neues lernen: Der Begriff „Kochhexe“ war mir vor der Lektüre unbekannt. Sätze wie „In ihren Augen lag ein neugieriges Glitzern, als sie die soignierte Erscheinung des Badekommissars betrachtete.“ klingen allerdings etwas gestelzt und bemüht. Inhaltlich gibt es aber nichts zu Meckern, der Krimi bietet beste Unterhaltung. Daher ist „Das verschwundene Fräulein“ die perfekte Urlaubslektüre.

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