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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2023

Düsterer Krimi, der dennoch viel Herz hat

Wer mit den Toten spricht
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Cassie Raven ermittelt diesmal in ihrer eigenen Vergangenheit. Nachdem ihr Vater aus der Haft entlassen wird und Cassie gegenüber immer wieder beteuert, dass er unschuldig am Tod seiner Frau ist, muss ...

Cassie Raven ermittelt diesmal in ihrer eigenen Vergangenheit. Nachdem ihr Vater aus der Haft entlassen wird und Cassie gegenüber immer wieder beteuert, dass er unschuldig am Tod seiner Frau ist, muss Cassie sich fragen, was damals wirklich passiert ist. Währenddessen hat sie in der Leichenhalle mal wieder alle Hände voll zu tun.

Vorneweg: Wer mit Tote schweigen Nie den ersten Teil der Raven und Flyte Reihe nicht kennt, aber vorhat ihn noch zu lesen, der sollte sich an die Reihenfolge halten. Einmal, weil Cassie die Wahrheit über die Geschichte ihrer Eltern erst zum Ende des vorangegangenen Teiles erfährt und zum anderen, weil die Charakterentwicklung von Flyte wirklich sehr groß ist und man sich bei der „falschen“ Reihenfolge vielleicht fragen könnte, ob man es wirklich mit der gleichen Person zu tun hat.

Wie im ersten Teil auch gibt es einen Haupthandlungsstrang und dann noch einzelne Todesfälle aus der Rechtsmedizin, die aus Cassies Alltag erzählen und wieder sehr speziell sind. Die angesprochen Themen (Suizid, Femizid, Gothic-Kultur) sind intensiv, aber gleichzeitig einfühlsam und auch sorgsam aufgearbeitet. Die Frauenfiguren stechen hervor und sind sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal der Raven und Flyte Reihe.

Cassies Zwiesprache mit den Toten ist nicht so platt oder gar übernatürlich wie es vielleicht erstmal klingen mag, für mich ist es eher Teil ihrer überaus einfühlsamen Art und dass sie es perfekt beherrscht Menschen zu lesen. Darauf muss man sich einlassen, aber wer das kann wird hier seine Freude haben. Für Krimiliebhaber und Soft-Thrill Fans sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 30.08.2023

Toller Krimi in einem wundervollen Setting

Sonne über Gudhjem
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Lennard Ipsen (nicht verwandt oder verschwägert mit dem gleichnamigen Müllunternehmen) sucht nach Burnout und Scheidung auf Bornholm nach einem ruhigen Neuanfang. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei ...

Lennard Ipsen (nicht verwandt oder verschwägert mit dem gleichnamigen Müllunternehmen) sucht nach Burnout und Scheidung auf Bornholm nach einem ruhigen Neuanfang. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei nachdem ein toter Landwirt aufgefunden wird und Lennard mit seinem Team die Mordermittlungen aufnehmen muss.

Lennard, Britta und Tao als Team sind super. Alle drei sind warmherzig, keiner versucht den anderen mit schrägen Marotten oder zu gewolltem Humor den letzten Nerv zu rauben. Sie sind einfach ganz normal, was ich wunderbar finde und mir von Anfang an ein Gefühl von Authentizität vermittelt hat.

Das Setting ist grandios. Ich war noch nie auf Bornholm (wäre auch im Lebtag nicht auf die Idee gekommen dort Urlaub zu machen, was ich jetzt ganz dringend überdenken muss) und dank der mitreißenden Beschreibungen der Insel kann man nicht anders als sich in sie zu verlieben. Die besondere Stellung im Kalten Krieg und als östlichster Punkt der NATO ist super spannend. Obendrauf kommt der Krimiplot, handfest, solide und rund, der der Geschichte, eingebettet in eine tolle Landschaft mit authentischen Charakteren, den letzten Schliff verleiht.

Michi Kobr kennen wir als Teil des Autorenduos Klüpfl und Kobr, die Schöpfer von Klufti und Monsieur Lipaire. Das Solo-Werk hat mit Lennard Ipsen einen ganz eigenen Charakter mit ganz viel Herz und nicht ganz so viel Verschrobenheit. Die einzige Parallele zu den Kluftinger Krimis ist die Tatsache, dass wir es hier mit einem tollen ländlichen Cosy Crime zu tun haben. Ansonsten ist das Loslösen von den bisherigen im Duett geschriebenen Büchern wunderbar gelungen. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Krimiliebhaber und jeden, der einmal Bornholm kennenlernen will.

Veröffentlicht am 27.08.2023

Wie die ersten beiden Teile auch: Krimi und Gärtnern auf hohem Niveau

Hochmut kommt vor dem Farn
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Die Schrebergartenkolonie „Harmonie“ soll zugunsten eines riesigen Bauprojektes platt gemacht werden. Und als wäre das nicht schon schlimm genug für Manne und Caro, wird die schlimm zugerichtete Leiche ...

Die Schrebergartenkolonie „Harmonie“ soll zugunsten eines riesigen Bauprojektes platt gemacht werden. Und als wäre das nicht schon schlimm genug für Manne und Caro, wird die schlimm zugerichtete Leiche der bei diesem Projekt federführenden Lokalpolitikerin Hanneke Klein auf dem Gelände der „Harmonie“ gefunden. Diesmal ermittelt das Duo nicht als Detektive, sondern wird ganz offiziell in den Beraterstab der Polizei berufen, da die Schrebergärtner unter Verdacht stehen ihre geliebte „Harmonie“ mit dem Mord retten zu wollen und da ist ein Insider Wissen gefragt.

Der dritte Teil der Krimireihe steht den Vorgängern in nichts nach. Es war wieder einmal überaus spannend und Caro und Manne sind mittlerweile wie ein altes Ehepaar. Es war alles dabei: Spannung, Rätselraten, Humor, aber auch Herz. Allen voran Caro bringt die Herzlichkeit mit hinein und spricht so oft genau das aus, was ich mir auch gedacht habe. Ich denke, dass sie mir deshalb so sympathisch ist; wir liegen auf einer Wellenlänge. Sie schert nicht alle über einen Kamm, sondern versucht auch das Warum hinter der Tragödie zu verstehen und zeigt Empathie an Stellen, die sonst in Krimis eher nicht hinterfragt werden. Gleichzeitig ist Manne zwar durch und durch Ermittler, aber eben in erster Linie Mensch, Vater und Opa in spe, was ihn authentisch und hochgradig liebenswert macht. Wir sehen nicht nur die starke, sondern auch seine zerbrechliche Seite und das gefällt mir sehr sehr gut.

Ob die „Harmonie“ erhalten werden kann oder ob sie dem Erdboden gleich gemacht wird, werde ich nicht verraten. Aber da ich das Buch uneingeschränkt an alle Gärtner und Krimifans empfehlen kann, könnt ihr es ohne Risiko selbst herausfinden.

Veröffentlicht am 14.08.2023

Wiedersehen mit Lennard Lomberg - genauso intelligent und fesselnd wie der erste Teil

Die Akte Madrid
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Dem deutschen Verteidigungsminister Ritter wird ein Gemälde im spanischen Granada gestohlen. Er bittet Kunstsachverständiger Lennard Lomberg bei der Suche nach Gemälde und Dieb um Hilfe. Diese führt Lennard ...

Dem deutschen Verteidigungsminister Ritter wird ein Gemälde im spanischen Granada gestohlen. Er bittet Kunstsachverständiger Lennard Lomberg bei der Suche nach Gemälde und Dieb um Hilfe. Diese führt Lennard geradewegs in die Vergangenheit und zu politischen Verbindungen zwischen Nachkriegsdeutschland und der Franco-Diktatur.

Dieser zweite Teil der Lennard Lomberg Reihe wird bereits im ersten Band „Das Neunte Gemälde“ angeteasert und schließt sich unmittelbar an diesen an. Dabei muss man den ersten Teil nicht zwingend kennen um alles zu verstehen und es wird auch im neuen Teil nichts gespoilert. Da aber wieder sehr viele Figuren eingeführt werden, erleichtert es etwas den Einstieg, wenn man mit einigen Personen schon vertraut ist. Der Grundaufbau ist gleich - ein Geschehnis in der Gegenwart wird durch Rückblenden in verschiedene Zeitebenen aufgeklärt, wobei erst ganz zum Schluss der Raub (bzw. im ersten Teil ein Mord) aufgelöst wird. Wieder einmal ist dem Autor eine unglaublich raffinierte, kluge und interessante Aufarbeitung eines politisch brisanten Themas gelungen. Ich bin die ersten Kapitel kaum voran gekommen, weil ich nebenbei immer allerhand geschichtliches Hintergrundwissen gegoogelt habe, weil es einen so in den Bann zieht; begonnen mit der „Triade“ um Dalí, Buñuel und Lorca, über die Alhambra bis hin zu Francisco Franco.

Jeder Szenenabschnitt endet im Prinzip mit einer Erkenntnis. Das heißt die Informationsdichte ist sehr hoch und es ist kein Wort zu viel geschrieben, was dazu führt, dass man durch die Seiten fliegt und die Spannung von Anfang an hoch gehalten wird.

Das Ende stellt uns ein Wiedersehen in Aussicht, was mich sehr freuen würde. Meine Erwartungen nachdem mir Band 1 so gut gefallen hat, wurden mit diesem Teil sogar noch übertroffen.
Ich kann dieses Buch allen Freunden einer intelligenten Kriminalgeschichte empfehlen. Wer Kunst-affin ist oder „Die Thomas Crown Affaire“ mochte, wird hier ebenfalls seine wahre Freude haben.

Veröffentlicht am 12.08.2023

Kunst und Krimi hervorragend verknüpft.

Das neunte Gemälde
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Lennard Lomberg ist Kunstexperte und fertigt Gutachten zu Gemälden an, die verkauft oder versichert werden sollen. Eines Tages erhält er einen dubiosen Anruf mit der Bitte sich der Suche nach einem Gemälde ...

Lennard Lomberg ist Kunstexperte und fertigt Gutachten zu Gemälden an, die verkauft oder versichert werden sollen. Eines Tages erhält er einen dubiosen Anruf mit der Bitte sich der Suche nach einem Gemälde anzunehmen. Der Anrufer wird kurze Zeit später in einem Hotelzimmer tot aufgefunden und Lomberg beginnt der Spur des Gemäldes zu folgen, die ihn nichtsahnend auch in die Vergangenheit seines eigenen Vaters führt.

Das Buch ist auf verschiedenen Zeitebenen geschrieben, was die ganze Geschichte sehr komplex macht. Aber gerade diese Komplexität, die detaillierte Verknüpfung der einzelnen Personen und Geschehnisse, ist so interessant, dass man alles in sich aufsaugt. Dadurch, dass eben alles mit so viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und überaus spannend geschrieben ist, bestand für mich auch zu keinem Zeitpunkt die Gefahr den Überblick zu verlieren, auch wenn es sehr viele Schauplätze und Figuren gibt.

Man sollte auf jeden Fall (Kunst-)historisch interessiert sein. Die Kriminalgeschichte fügt die gesamte Gesichte zusammen, ist Anfang und Ende der Aufarbeitung eines Jahrzehnte zurückliegenden Kunstraub, aber ist nicht omnipräsent. Es geht vor allem um die Familiengeschichte Lombergs und die Folgen einer schweren Vergangenheit. Dabei werden reale Personen und Ereignisse, beginnend mit der Bilderverbrennung der Nazis in Paris 1943, hervorragend in eine fiktive Geschichte eingebunden.

Insgesamt hat das Buch voll und ganz meinen Geschmack getroffen. Es ist eine herausragende Melange aus Historienroman, Kriminalgeschichte und Familiendrama und das mit der Kunst als allumfassendes Bindeglied. Eine absolute Leseempfehlung!