aufwühlendes und emotional intensives Jugendbuch
Rattensommer
Die Sommerferien haben begonnen, es ist brütend heiß. Lou und Sonny, beste Freudinnen seit Kindertagen, verbringen die Zeit gemeinsam und erste Gefühle keimen.
Bis Hagen Bender, der "Mörder" von Sonnys ...
Die Sommerferien haben begonnen, es ist brütend heiß. Lou und Sonny, beste Freudinnen seit Kindertagen, verbringen die Zeit gemeinsam und erste Gefühle keimen.
Bis Hagen Bender, der "Mörder" von Sonnys Mutter, aus dem Gefängnis entlassen wird. Denn seitdem hat Sonny nur noch Rachegedanken.
Die Geschichte wird aus ich-Sicht von Lou erzählt, daher kann man sich tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen. Die Sätze sind einfach und kurz gehalten, Lou erzählt uns quasi ihre Erlebnisse. Auch die drückende Hitze des Sommers kann man richtig auf der Haut spüren.
Der Autorin gelingt es hervorragend, die Gefühle von Lou authentisch rüberzubringen, sodass man diese auch als Erwachsener nachvollziehen kann, besonders auch das Gefühlschaos, als sie merkt, dass sie plötzlich mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Sonny hat.
Dann ist da noch die Sache mit ihrer Schwester, die genau ein Jahr vor Lous Geburt tot zur Welt gekommen ist. Lou hat sogar deren Namen bekommen. Sie fühlt sich nur als Ersatz und hat das Gefühl, dass v.a. ihre Mutter den möglichen Charakter ihrer Schwester auf sie projiziert.
Und dann verlangt auch noch Sonny von ihr, gemeinsam an Hagen Bender Rache zu nehmen, wogegen sie sich aber verweigert, was Sonny gegen sie aufbringt und sie sich von ihr emotional entfernt, was Lou sehr zu schaffen macht. Und sie hat das Gefühl, dass sie Sonny seit dem Tod deren Mutter ständig retten muss, obwohl diese aber gar nicht gerettet werden will.
Ich finde, bei Sonny ist es der Autorin nicht ganz so gut gelungen, deren Gefühlswelt darzustellen. Anfangs schon, man fühlt richtig mit ihr mit, als plötzlich der Typ, der für den Tod ihrer Mutter verantwortlich ist und sie ihn deshalb nur "Mörder" nennt, nach nur 3 Jahren wieder aus dem Gefängnis entlassen wird. Sie ist immer noch in ihrer Trauer, ihr Leben ist zerstört, aber "der" darf schon wieder frei sein. Das kann sie verständlicherweise nicht akzeptieren und hegt Rachegedanken.
Aber WIE sie sich dann verhält - auch Lou gegenüber - das entgeht leider meinem Verständnis. Klar, sie ist schwer traumatisiert, aber ich kann ihr Verhalten trotzdem nicht wirklich nachvollziehen. (besonders was die Katze von Hagen Bender betrifft, wo sie doch immer so eine große Tierfreundin war.)
Sehr gut haben mir die beiden Szenen gefallen, wo Lous Mutter endlich merkt, dass Lou nicht der "Ersatz" ihrer verstorbenen Schwester ist, sondern ein ganz eigener, selbstbestimmter Mensch.
Und Lous Entwicklung, besonders am Schluss, als sie für sich endlich erkannt hat, dass sie ein eigenständiger Mensch ist und auch ohne Sonny zurechtkommt. Auch wenn sie gerne die "alte" Sonny und die starke Freundschaft von damals wieder zurückhätte.
Leider hat mir der Schluss das bisher gute, wenn auch emotional eher deprimierende, Buch etwas verleidet; die Schlussszene am See ist sehr brutal, und es bleiben auch etliche Fragen offen, was ich für ein Jugendbuch - besonders für ein intensives wie dieses - nicht gut finde.
Fazit:
Ein intensives, aufwühlendes und emotionales Jugendbuch über die Entwicklung zweier Freundinnen. Leider haben mir das Ende und die offen gebliebenen Fragen nicht gefallen.