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Veröffentlicht am 27.10.2021

Der Funke ist nicht übergesprungen

Dance into my World
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Mit "Dance into my World" ist am 20.09.2021 endlich das lang ersehnte Debüt von Autorin Maren Vivien Haase im Blanvalet Verlag erschienen. Gleichzeitig ist es der Auftaktband zu einer neuen New Adult Reihe ...

Mit "Dance into my World" ist am 20.09.2021 endlich das lang ersehnte Debüt von Autorin Maren Vivien Haase im Blanvalet Verlag erschienen. Gleichzeitig ist es der Auftaktband zu einer neuen New Adult Reihe rund um das "Move District" Tanzsstudio in New York.

Alle Wege führen in die Stadt, die niemals Schläft. So auch die von Jade, die nicht nur an der Parsons School in New York Modedesign studieren will, sondern auch dringend das traumatische letzte Jahr in ihrer Heimatstadt Beckhaven hinter sich lassen möchte.
Und so heißt es für sie ab sofort: Neue Stadt, neue Wohnung und neuer Job.
Nur den Punkt mit den neuen Freunden kann Jade nicht so richtig in Angriff nehmen. Zu viel ist passiert, zu viel von ihrem Vertrauen verloren gegangen, als dass sie sich anderen Menschen wieder öffnen könnte. Doch zum Glück gibt es Olivia. Wie Jade, jobbt auch sie in demselben Café und mit ihrer herzlichen, mitreißenden Art, gelingt es Olivia sich langsam an Jades sorgsam errichteten Barrieren vorbeizutänzeln. Und weil die passionierte Tänzerin nicht dafür bekannt ist, locker zu lassen, gelingt es ihr sogar, Jade zu einem Besuch in ihrer Tanzschule, dem "Move-District-Studio" zu bewegen - nichts ahnend, dass sie dort auf Austin treffen wird. Der sympathische Tänzer hat etwas an sich, das Jades Herz zum Stolpern bringt. Aber wie kann sie jemandem vertrauen, der sich als größter Playboy des Move-District herausstellen könnte? Und wie kann sie sich auf ihn einlassen, wenn ihre Vergangenheit droht sie einzuholen...?

Was als vielversprechende Geschichte auf meinem Bücherstapel gelandet ist, hat mich leider - und hier muss ich ehrlich sein - etwas enttäuscht zurück gelassen. Die Idee rund ums "Move-District" und auch Tanzen, etwas so Visuelles, in ein Buch einzubinden, finde ich genial und das war es am Ende auch, was "Dance into my World" für mich lesenswert und interessant gemacht hat.

Debüt-Romane sind für mich immer spannend, da man einen ganz neuen Autorin und damit einen vollkommen neuen Schreibstil kennenlernt. So war es auch hier und ich muss sagen, dass mir der Schreibstil von Maren Vivien Haase insgesamt gut gefallen hat. Er ist flüssig und lebhaft, lässt Bilder und Figuren entstehen und hat einen Sog, der den Leser einzufangen versteht. Mir ist der ein oder andere (nach meinem Empfinden) verschachtelte Satz aufgefallen und ein paar Wiederholungen (Jade errötet wirklich sehr oft), aber ansonsten hat sich bei mir mit der Zeit ein guter, Stolper-freier Lesefluss eingestellt.
Ich persönlich bin auch kein übermäßiger Fan von zu vielen Anglizismen, die hier nicht selten im Text aufgetaucht sind, aber man gewöhnt sich daran, dass die Figuren so sprechen.
Ganz toll hingegen fand ich, wie es der Autorin gelungen ist, den New Yorker Herbst und diese ganz besondere Atmosphäre Brooklyns lebendig werden zu lassen. Dem lässt sich direkt hinterher setzen, dass auch die Dynamik im "Move-District" super authentisch dargestellt war. Das Treiben im Empfangsbereich, der Umgang der Tänzer untereinander, aber auch ganz besonders die Emotionen beim Tanzen und die Durchführung von Bewegungen war ungemein gut vorstellbar und lebendig. Man merkte hier deutlich, dass die Autorin selbst Tänzerin ist.

Inhaltlich hat mich "Dance into my World" nur teilweise überzeugen können. Es ist eine gewisse Spannung drin und gemessen an Jades Vergangenheit, macht es auch Sinn, dass sie bei all ihren Vertrauensproblemen und Ängsten Zeit braucht, um sich Austin zu nähern. Aber all diese interessanten Entwicklungen treten erst viel später ein. Ich erinnere mich, dass ich bei Seite 80 ca innegehalten habe und darüber nachdachte, dass bis dahin im Grunde nichts passiert ist, außer dass man Jades Alltag ein wenig kennenlernt. Es war fast schon ein bisschen langweilig und ich habe nur darauf gewartet, dass endlich etwas passiert.
Durchweg behielt die Handlung ein eher mäßiges Tempo bei, aber da irgendwann inhaltlich mehr dazu kam, war das so auch in Ordnung. Überrascht hat mich dann, dass gerade der Schluss, in dem doch ziemlich viel und sehr Wichtiges passiert, eher schnell abgehandelt wurde, damit alle losen Fäden noch zusammen finden.
Insgesamt hätte der Spannungsbogen meiner Meinung nach etwas ausbalancierter sein können.
Was mich leider sehr gestört hat, war die Einbindung von Jades Vergangenheit in die Handlung. Was genau hinter ihrer traumatischen Vergangenheit steckt, erfährt man erst sehr spät in der Geschichte, obwohl einem schon eher klar wird, was passiert sein könnte. Bis dahin wird alle paar Seiten eine Panikatacke, ein Gedankenkarussell aus Zweifeln oder eine Andeutung eingestreut, die dem Inhalt nach identisch zu den vorherigen ist, nur eben in anderen Worten verpackt wurde. Es verliert nicht nur den Reiz, das "Geheimnis" herausfinden zu wollen, sondern wird bisweilen auch etwas nervig, immer nur dasselbe zu lesen, ohne dass es die Story voran bringt.

Die Charaktere von "Dance into my World" haben mich ebenfalls mit gemischten Gefühlen zurück gelassen, denn es waren eher Nebenfiguren wie Olivia, die mich begeistert haben.

Mit Jade hingegen hatte ich meine Probleme warm zu werden. Ihr Leben ist geteilt in zwei Abschnitte: Vor New York und New York. Dadurch dass man aber wie gesagt erst spät erfährt, was vor New York passiert ist, war ihr Charakter für mich zu lange zu eindimensional. Es scheint, als sei sie nur definiert durch ihre Vergangenheit. Von ihrer wahrhaftigen Persönlichkeit hingegen kommt nicht wirklich etwas an.
Ein Aspekt, der sie durchaus interessant machen könnte und vorallem etwas leidenschaftlicher, wäre ihr Interesse an Modedesign. Anders als etwa beim Tanzen, kam in dieser Hinsicht bei mir jedoch nichts an. Es ist natürlich klar, dass der Tanz in einem Buch übers Tanzen einen gesonderten Stellenwert einnimmt, aber wenn die Protagonistin eine zweite, sehr wichtige Leidenschaft hat, nämlich die Mode, würde ich hier gerne dieselbe Hingabe spüren. Die Liebe zum Detail, die bei den verschiedenen Tanzmoves so gut rüberkommt, fehlte mir hinsichtlich Jades "Berufung" zur Modedesignerin.

Emotional war es mit ihr ein hin und her und obwohl ich ein wenig Sympathie für sie aufbringen konnte, ging diese aufgrund ihres Verhaltens gegen Ende des Buchs wieder verloren. Ihr Handeln und ihre Reaktion waren für mich einfach nicht nachvollziehbar und auf gewisse Weise auch widersprüchlich.

Austin auf der anderen Seite war nett, aber auch lange Zeit nicht wirklich greifbar, dadurch dass er erst sehr spät in die Geschichte eingebunden wird und man ihn nur aus Jades Perspektive kennenlernt. Sie hält ihn auf Abstand und denkt sich ihre Sachen über ihn, die nur wenig mit seiner eigentlichen Persönlichkeit gemein haben. Es ist also reichlich schwer ihn besser kennenzulernen, dennoch war er mir sympathisch. Einfach ein richtig guter Kerl, bei dem man vielleicht die ein oder andere Ecke oder Kante vermisst. Zum Ende hin bekommt er aber etwas mehr Substanz.

Unterm Strich hat mich "Dance into my World" also nicht so vom Hocker gehauen wie ich es angesichts des Riesen-Hypes erhofft hatte. Die Probleme mit der Hauptprotagonistin haben es mir schwer gemacht, die Handlung wirkte auf mich teilweise etwas zu konstruiert und Jade und Austin haben mich Emotional nicht wirklich erreicht.
Trotzdem muss ich anerkennen, dass die Geschichte sehr durch das Setting und Tanzen besticht. Die Atmosphäre im "Move District" hat mich total abgeholt und allein deshalb werde ich es mit Teil 2 der Reihe "Step into my Heart" nochmal versuchen. Was "Dance into my World" betrifft, betrachte ich es als netten Einstiegsband, den man gut lesen kann und der Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 06.11.2024

Konnte mich nicht überzeugen

Immortal Longings
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Immortal Longings von Chloe Gong hat mich mit seiner interessanten Prämisse sofort neugierig gemacht. Ein starker Urban-Fantasy Vibe, inspiriert von der pulsierenden Stadtlandschaft einer ostasiatischen ...

Immortal Longings von Chloe Gong hat mich mit seiner interessanten Prämisse sofort neugierig gemacht. Ein starker Urban-Fantasy Vibe, inspiriert von der pulsierenden Stadtlandschaft einer ostasiatischen Metropole, ein interessantes Magiesystem, enemies-to-lovers und tödliche Spiele. Es hätte so gut werden können! Aber noch während ich diese Punkte aufzähle, die ursprünglich mein Interesse an dem Buch geweckt haben, drängt sich das Gefühl der Enttäuschung zurück in den Vordergrund. Die Geschichte ist dem einfach nicht gerecht geworden.
Den Einstieg ins Buch fand ich noch ganz vielversprechend. Die Zwillingsstädte von San-Er bieten einen fesselnden Schauplatz und die Autorin hat mit ihren Beschreibungen gut einfangen können, wie sich die Atmosphäre in der verarmten, überbevölkerten und dichtbebauten Hochhausstadt anfühlt. Das und ein flüssiger Lese-Rhythmus sind jedoch die einzigen positiven Aspekte, die ich dem ansonsten eher nichtssagenden und sehr emotionslosen
Erzählstil abgewinnen konnte. Es überwiegt enormes Info-Dumping und die anhaltende Wiederholung derselben Beschreibungen mit leicht verändertem Wortlaut.
Das Worldbuilding, so faszinierend es am Anfang erschien, war sehr enttäuschend. Es ist, als hätte die Autorin diese Vision von Spielen in diesem außergewöhnlichen Stadt-Setting gehabt, aber dann ist es ihr nicht gelungen ein solides Gerüst drum herum zu erbauen. Die gesellschaftlichen Missstände, die Ausbeutung der Provinzen, die Spiele, die Macht des Palastes, nichts davon wird wirklich gut oder glaubhaft erklärt und die Erklärungen, die geliefert werden, sind so löchrig, dass man geradeaus durchgucken kann. Pustet man leicht dagegen, fällt das ganze System in sich zusammen. Um ehrlich zu sein fühlte sich die ganze Story für mich mit der Zeit immer sinnloser an. Calla nimmt an den Spielen teil, um die Missstände durch die Monarchie und König Kasa zu beenden, aber ihr Wahnsinnsplan ist den einen König, durch einen anderen zu ersetzen, und alles wird gut. Es gibt 87 andere Teilnehmer, die sie überleben muss, aber im Grunde kann jeder andere Spieler ausgeschaltet werden, indem man ihm die Teilnehmerkennung abnimmt. Gong war bemüht eine Atmosphäre aus Spannung und Bedrohung zu kreieren, die Einsätze für die Figuren sollen so hoch sein, höher geht es kaum. Nur funktioniert es einfach nicht. Der Mangel an Einsatz, Spannung, Emotion und teilweise auch an Logik lässt einfach nicht zu, dass das Gefühl aufkommt für die Figuren oder ihre Welt stünde irgendwas auf dem Spiel. Es gibt ein paar wenige gut geschriebene Action Szenen, die mich ein wenig versöhnlicher gestimmt haben, aber ich musste jedes bisschen Motivation zusammenklauben, um das Buch zu beenden.
Ich hatte gehofft die Charaktere würden mir mit der Zeit genug ans Herz wachsen, um mich etwas an die Geschichte zu fesseln, aber leider war auch das nicht der Fall. Die Figuren fühlen sich durchweg zweckgebunden, austauschbar und unauthentisch an. Keiner von ihnen hat in mir irgendwelche Emotionen geweckt, mit keinem konnte ich mitfühlen oder gar mitfiebern. Und die beworbene Enemies-to-Lovers Geschichte hat ebenso wenig funktioniert, wie das Worldbuilding. Man hätte sie komplett weglassen können, es hätte der Storys wahrscheinlich eher gutgetan. Diese stürmische Romanze zwischen Calla und Anton, die einem im letzten Drittel des Buches noch aufgezwungen wird, hatte keine emotionale Basis, keine Chemie, sie war einfach plötzlich da.
Mir fallen noch einige andere Punkte ein, aber das wird mein Fazit nur noch weiter in die Länge ziehen, ohne etwas am Ergebnis zu ändern. Ich habe mir viel von Immortal Longings erhofft und glaube weiterhin, dass dem Buch eine wirklich spannende Idee zu Grunde liegt, aber überzeugen konnte mich nur das wunderschöne Cover- und Farbschnittdesign. Am Ende war es eine weitere Bestätigung dafür, dass BookTok Hypes eher mit Vorsicht zu genießen sind.

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Veröffentlicht am 14.09.2024

Tolle Idee, schwache Umsetzung

Verbrannte Gnade
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Verbrannte Gnade von Margot Douaihy ist der Auftakt einer neuen, aufregenden Krimi-Reihe rund um die Punk-Rock hörende Schwester Holiday. Als ihre Klosterschule von einem schrecklichen Brand heimgesucht ...

Verbrannte Gnade von Margot Douaihy ist der Auftakt einer neuen, aufregenden Krimi-Reihe rund um die Punk-Rock hörende Schwester Holiday. Als ihre Klosterschule von einem schrecklichen Brand heimgesucht wird, und der Hausmeister tot aus einem der Fenster des brennenden Gebäudes stürzt, sieht Schwester Holiday ihren wohlgeordneten Alltag in Gefahr. Unzufrieden mit den Ermittlungen der Behörden nimmt sie die Sache selbst in die Hand und begibt sich auf die Spuren des Feuerteufels.
Dieses Buch hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Ginge es rein nach der Idee, hätte es aus dem Stand fünf Sterne verdient. Ich liebe unkonventionelle Ermittler und Schwester Holiday ist wohl die unkonventionellste Kandidatin, die mir seit einer ganzen Weile untergekommen ist. Nicht nur sticht sie als Nonne aus dem üblichen Schema der Ermittlerfiguren stark heraus, mit ihrem Musikgeschmack und den vielen Tattoos, ist sie auch unter den Nonnen ihres Klosters eine wahre Besonderheit. Ich habe mich so gefreut ihre Figur in Aktion zu erleben und mehr über sie zu erfahren. Leider stellte sich bei mir dann recht schnell die Ernüchterung ein. Eine tolle Idee reicht manchmal einfach nicht aus, wenn die Umsetzung so zu wünschen übriglässt.
Der Schreibstil ist Geschmackssache. Es wird Leser geben, die auf Anhieb mitgerissen werden, und solche, für die das nicht funktioniert. Für mich kam lange kein angenehmer Rhythmus beim Lesen zustande, die Kapitellänge hat ihr Übriges getan, um mir den Einstieg zu erschweren, aber mit der Zeit konnte ich mich doch irgendwie damit anfreunden. Spätestens ab der Hälfte war ich richtig drin. Die Autorin kreiert eine gute Stimmung, die Beklemmung und Düsternis nach den verheerenden Ereignissen in der Klosterschule sind spürbar. Schade fand ich allerdings, dass New Orleans als Setting sehr blass bleibt. Mir persönlich fehlte einfach die Atmosphäre, denn mehr als regelmäßige und sich wiederholende Beschreibungen oder Kommentare über die Hitze, hat die Erzählung nicht hergegeben. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass die Atmosphäre toll rübergekommen ist, also ist das so ein klassischer Punkt, den jeder beim Lesen für sich selbst einschätzen muss.
Ein großer Knackpunkt für mich war der Plot. Während der Einstieg in den Fall noch recht stark daherkam, konnte die Handlung das Tempo und die Spannung nicht halten. Schwester Holidays Ermittlungen bestehen im Grunde nur aus dem Anstellen willkürlicher Vermutungen und glücklichen Zufällen, frei nach dem Motto „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn“. Der ganze Mittelteil der Handlung bietet kaum neue Entwicklungen, jeder ist verdächtig, es gibt keine neuen Hinweise und keine möglichen Motive (nicht mal Vermutungen zu Motiven). Es tut sich einfach nichts und ohne Anhaltspunkte macht auch das Miträtseln keinen Spaß, weil man im Grunde genauso blind herumpickt wie Schwester Holiday. Die Seiten werden hauptsächlich mit Rückblenden in Schwester Holidays Vergangenheit gefüllt, die interessant im Bezug auf ihre Figur sind, aber ansonsten nichts mit dem Fall zu tun haben und oft eher ungeschickt in eine Szene eingebunden werden.
Das Finale wird im Rekordtempo abgewickelt, liefert zwar eine Erklärung, aber keine wirklich gute. Dem Leser wird ein sehr komplexes Tatmotiv geliefert, das nicht annähernd ausreichend ausgeführt wird und viele Aspekte oder Details, besonders die Umsetzung der Tat(en), blieben für mich weitgehend ungeklärt. Vieles verläuft hier einfach im Sand.
Ähnlich enttäuschend waren die Figuren. Es gibt kaum Charaktere die authentisch oder gar sympathisch sind, nur eine ganze Menge Klischees und Stereotypen. Ich konnte mit niemandem mitfiebern oder mitfühlen, mir war am Ende sogar gleichgültig, wer der Täter ist. Selbst zu Schwester Holiday habe ich keinen Zugang finden können. Sie bleibt unnahbar, ihre Emotionen und das Verhalten nur schwer nachvollziehbar und ihr Handeln immer wieder inkonsistent. Um ehrlich zu sein, mochte ich sie auch einfach nicht besonders gern.
Es mag vielleicht nicht so klingen, wenn man es liest, aber ich möchte mit meiner Rezension nicht davor abschrecken dem Buch eine Chance zu geben. Verbrannte Gnade hat auch viele sehr positive Stimmen bekommen und das wird seine Gründe haben. Mich persönlich hat es einfach nicht abholen können. Vielleicht waren meine Erwartungen dafür zu hoch, vielleicht war es auch schlichtweg Pech. Immerhin ließ es sich gut herunterlesen und das Cover ist ein richtiger Blickfang, dafür siedle ich das Buch irgendwo bei zwei Sternen an.

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Veröffentlicht am 06.08.2024

Kann die Begeisterung nicht verstehen

When The Moon Hatched
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When the Moon Hatched: Die Auserwählten von Autorin Sarah A. Parker trifft inhaltlich genau den Zahn der Zeit. Mächtige Drachen, in einer üppig ausgestalteten, einzigartigen Welt, mit einem komplexen Magiesystem, ...

When the Moon Hatched: Die Auserwählten von Autorin Sarah A. Parker trifft inhaltlich genau den Zahn der Zeit. Mächtige Drachen, in einer üppig ausgestalteten, einzigartigen Welt, mit einem komplexen Magiesystem, dazu eine freche Protagonistin mit tragischer Vergangenheit und einem männlichen Counterpart, der bereit ist alles für seine Liebe zu geben. Klingt gar nicht so verkehrt, wenn man das erstmal liest und es muss ja was dran sein, so gehyped wie das Buch ist. Knapp 850 sehr ermüdende Seiten später, fällt mein Fazit jedoch mehr als nüchtern aus.
Der Schreibstil ist unglaublich prätentiös, zäh und repetitiv. Die Autorin war so krampfhaft bemüht mit ihren Worten poetisch zu klingen, dass kaum ein Satz ohne ausschweifendes Anhängsel in Form von Metaphern oder anderen Beschreibungen auskam. Mal abgesehen davon, dass dabei teilweise wirklich absurde Sätze bei rausgekommen sind (sowas wie: „Meine Lungen saugen seinen Duft tief ein, so intensiv und betäubend wie geschmolzener Stein mit einem Sahnehäubchen“ (S.61)), war es teilweise einfach nervig, wie viele Worte benutzt wurden, um am Ende praktisch keine verwertbare Info oder Emotion darin zu finden. Auch die endlosen Wiederholungen haben die Geschichte nur künstlich in die Länge gezogen. „Zerfetzen“ und „schlitzen“ scheinen definitiv Lieblingswörter der Autorin zu sein, genauso wie die Formulierung „das (beliebiges düsteres Adjektiv hier einfügen) Organ in meiner Brust“. Ich habs auch nicht gebraucht bei jedem Auftritt von Kaan aufs Neue zu lesen, wie unfassbar groß und muskulös er ist und 20.000 Mal vorgesetzt zu bekommen, wie traumatisiert Raeve ist und dass sie Angst vor Liebe hat. Immer und immer und immer wieder zu schreiben, wie „beschädigt“ ihr Herz ist, macht sie nicht zu einer komplexeren Figur und ihr Trauma nicht authentischer.
Raeve als Protagonistin ist auch so eine Sache. Sie wird vorgestellt als diese toughe Auftragskillerin der Rebellen, die die Schwachen beschützt und den Bösen mit Gnadenlosigkeit gegenübertritt, sich nichts gefallen lässt und immer eine scharfzüngige Bemerkung auf den Lippen hat (sofern man ein endloses Repertoire an den immer selben lahmen D**kjokes clever und witzig findet). Anfangs macht sie einen interessanten Eindruck, aber es war schwer für mich über die Dauer des Buches einen Zugang zu ihr zu finden. Es findet im Grunde null Charakterentwicklung bei ihr statt und ich hatte so gehofft, besonders bei der Länge des Buches, mehr über sie, ihren Charakter und ihre Vergangenheit herauszufinden. Um mögliche Spoiler zu umschiffen, muss ich hier eine Menge ausklammern, aber im Grunde hält sie eisern an ihren etablierten Verhaltensmustern fest, ist fleißig am Verdrängen und speist einen stets mit denselben vagen Andeutungen ab. Sagen wir es gibt eine (Gedächtnis-)Lücke in ihrem Lebenslauf, die großen Einfluss auf die Fae hatte, zu der sie geworden ist, und man erfährt kaum etwas darüber, ergo fällt es schwer sie im Ganzen nachzuvollziehen. Irgendwann war es nicht mal mehr reizvoll ihren Rachedurst anzufeuern, weil ihre beiden Freundinnen, deren Verlust sie soo traumatisiert hat (wie sie nicht müde wird zu wiederholen), eigentlich kaum eine Rolle spielen. Über die eine erfährt man kaum mehr als den Namen, die andere erlebt man zwar kurz, sie verfällt aber auch zur Randnotiz, die hie und da mal eingeworfen wird, wenn es der Story gelegen kommt.
Ich kann es nicht anders zusammenfassen, als dass sich Raeve für mich angefühlt hat wie eine mittelmäßig umgesetzte Copy-Paste Variante bekannter Romantasy Heldinnen, die wenig Neues oder Eigenes mitgebracht hat, um wirklich authentisch rüberzukommen.
Über Kaan als männliche Hauptfigur kann ich nicht wirklich was Schlechtes sagen, er bringt viele gute Eigenschaften mit, ist aber unterm Strich auch sehr austauschbar. Man erlebt ihn überwiegend aus Raeves Perspektive und weil sie sich ja mit keinem Gefühl auseinandersetzt, ist ihre Einschätzung häufig darauf beschränkt festzustellen, wie muskulös und männlich er aussieht. Ich konnte den Funken zwischen den Beiden nicht wirklich spüren.
Es gibt ein paar wenige Nebenfiguren, die interessant sein könnten, aber leider kaum in in die Geschichte einbezogen werden. Vielleicht soll das mal in die Richtung von „Found-Family“ gehen, aber dafür müsste besagten Figuren etwas mehr Zeit auf der Bildfläche gegönnt werden.
Das World-Building schließlich habe ich auch mit vielen gemischten Gefühlen erlebt. Ich fand cool wie die Autorin diesem klassischen Konzept der Vier-Elemente-Magie einen neuen Dreh hinzugefügt und ihr eigenes, relativ komplexes System kreiert hat. Auch der Aufbau ihrer Welt und die Aufteilung in die verschiedenen Reiche hat meiner Meinung nach gut funktioniert. Man konnte schnell merken, wie viel Mühe sich die Autorin mit dieser Welt gemacht hat. Gleichzeitig war es irgendwie enttäuschend, wie wenig Raum diese Magie und ganz besonders die Drachen, die ja eigentlich so eine wichtige Rolle spielen, in der Geschichte bekommen haben. Letztere hatten hauptsächlich die Funktion ein cooleres Transportmittel zu sein. Stattdessen hat die Autorin mit einem Haufen ausgedachter Begriffe um sich geworfen, die man ohne das Glossar am Ende des Buches kaum manövrieren konnte. Zumindest ging es mir die meiste Zeit so, aber ich finde auch, eine erdachte Fantasywelt wird nicht automatisch besser, nur weil man sich möglichst viele neue, verrückte Sachen einfallen lässt. Manchmal darf es auch eine ganz normale Walnuss sein.
Sooo, langes Buch, lange Rezi, aber ich bin fast am Ende meines Fazits angelangt. Es gab echt eine Menge Dinge, die mich beim Lesen genervt, gestört oder schlicht gelangweilt haben, aber die Welt konnte zumindest ein bisschen mein Interesse wecken und die Handlung – auch mit ihren Höhen und Tiefen – hat sich in eine Richtung entwickelt, die spannend werden könnte. Ich will die Reihe daher nicht ganz abschreiben und nehme den zweiten Teil vielleicht doch noch in die Hand. Mal sehen. Für diesen Einstieg lande ich irgendwo zwischen 1.5 und 2 Sternen.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Leider sehr langatmig und oberflächlich

Icebreaker
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„Icebreaker“ von Hannah Grace – wieder mal ein Buch, vor dem es weder bei Booktok, noch bei Bookstagram ein Entkommen gibt. Natürlich hat mich das neugierig auf die Geschichte von Anastasia und Nate gemacht, ...

„Icebreaker“ von Hannah Grace – wieder mal ein Buch, vor dem es weder bei Booktok, noch bei Bookstagram ein Entkommen gibt. Natürlich hat mich das neugierig auf die Geschichte von Anastasia und Nate gemacht, wobei ich dazu sagen muss, dass meine Erwartungen an das Buch durch den Hype nicht wirklich beeinflusst waren. Eher veranlasst mich das dazu, meine Erwartungen runterzuschrauben. Aber ich les ganz gerne mal Sport-/College- Romance und die Kombination von Eishockey-Spieler und Eiskunstläuferin klang schon mal interessant, daher hatte ich Lust, es mit „Icebreaker“ zu versuchen.
Leider muss ich sagen, dass das Buch mich nicht abholen konnte. Einerseits ist es ansprechend geschrieben, mit dem Schreibstil bin ich sehr gut klargekommen und ich mochte die lockere, flüssige und mitreißende Art zu Erzählen. Auf der anderen Seite ist mir inhaltlich zu viel aufgefallen, dass mir weniger zugesagt hat. Mir persönlich kam es so vor, als habe die Autorin gehofft möglichst viele Punkte bzw. Komponenten in ihre Geschichte mit einbringen zu können, nur wurde es dadurch zum klassischen „zu viel des Guten“. Es werden viele wichtige Themen angesprochen, unter anderem eine gesunde Einstellung zum Essen, problematische Eltern-Kind-Beziehungen oder schwierige Freundschaften, aber bei dieser Fülle an Themen ist es schlicht unmöglich jedes mit der nötigen Tiefe zu behandeln, die es verdient hätte. Daher hatte ich entsprechend oft den Eindruck ein Thema wird angekratzt, mehr um es erwähnt zu haben, anstatt dass sich die Figuren wirklich damit auseinandersetzen, und das war mir zu inkonsequent und oberflächlich.
Ähnlich erging es mir mit den Charakteren. Die Autorin hat abgesehen von den beiden Protagonisten einen Haufen anderer Charaktere mit eingeführt und obwohl im Grunde alle sympathisch sind und sich besonders durch die Teammitglieder der Titans eine tolle Teamatmosphäre einstellt, frag ich mich doch, ob diese Fülle an Figuren wirklich nötig war. Ich fand es mit der Zeit eher schwierig dabei den Überblick zu behalten.
Kommen wir zu Stassie und Nate. Obwohl ich ihre Beziehung insgesamt ganz süß fand und durchaus gerne verfolgt habe, wie sie zueinander finden, habe ich bei beiden etwas auszusetzen. Angefangen mit Nate, der noch ein bisschen besser wegkommt. Mit seiner aufmerksamen, positiven und beschützerischen Art ist er der ideale Bookboyfriend und selbst seine Ausflüge ins Land der Eifersucht tun seiner Sympathie keinen Abbruch. Tatsächlich fand ich seinen Umgang mit seiner Eifersucht sehr nachvollziehbar und erwachsen. Weniger nachvollziehbar fand ich seine anfängliche Begeisterung von Stassie. Abgesehen davon, dass er sie attraktiv findet, gab es keine Interaktion oder Szene zwischen ihnen, die mich hätte nachvollziehen lassen können, warum er von 0 auf 100 so begeistert von ihr war. Etwas irritierend. Außerdem fand ich schade, dass einer der interessantesten Aspekte seines Charakters, nämlich die Beziehung zu seiner Familie, insbesondere seinem Vater, absolut oberflächlich blieb. Es wird 30+ Mal erwähnt, das Stassie wegen ihrer Therapie angeblich so toll im Kommunizieren ist, aber mit Nates Familie gibt es nur eine Interaktion im Schnelldurchlauf ohne neue Informationen oder Entwicklung?
Während Nate’s Handeln und Fühlen größtenteils nachvollziehbar ist, war mir Anastasia ein charakterliches Rätsel. Kein Komplexes Rätsel, das man gerne entschlüsseln will, um sie besser zu verstehen, sondern eines der Sorte, bei dem man sich fragt „warum führt sie sich so auf?“ Das habe ich besonders am Anfang sehr stark so empfunden. Sie wird dem Leser vorgestellt als diese superehrgeizige Sportlerin, die es bis zur Olympionikin schaffen will, die sich nichts gefallen lässt und für sich eintritt – so weit, so gut. Das hat für mich aber nicht erklärt, warum sie sich Nate gegenüber wie ein bockiges Kleinkind verhalten hat. Was vermutlich darauf ausgelegt war, so einen leichten „Enemies to Lovers“ Vibe zu erzeugen, fand ich eher anstrengend und unglaubwürdig. Dann bildet sie sich viel darauf ein, dass sie sich nichts gefallen lässt, aber es braucht 3 Jahre und eine ganze Eishockeymannschaft, damit sie endlich begreift, wie schlecht sie von ihrem Freund und Eislaufpartner behandelt wird? Make it make sense.
Schließlich, und auch das fand ich an ihrem Charakter sehr störend, wird sie nicht müde zu wiederholen, wie viel sie bei der Therapie gelernt hat, und dass sie gut mit ihren Problemen umgehen kann, rennt dann aber munter auf die nächste Party oder in die nächste Bar, um ihren Stress wegzutrinken. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn in einem Buch (reichlich) Alkohol und Partys einbezogen werden, aber dass eine vermeintliche Spitzensportlerin so viel und so oft trinkt, finde ich etwas unglaubwürdig.
Das größte Problem schließlich, und irgendwie ist es eine Konsequenz der vorangestellten Aspekte, war die Länge des Buches. 560 Seiten für eine Romance Geschichte sind meiner Meinung nach zu lang, insbesondere wenn die Handlung kaum mehr hergibt, als eine Aneinanderreihung sehr vieler, sehr ähnlicher Collegepartys und eine Beziehung, die nach etwa der Hälfte des Buchs schon voll etabliert ist und sich darüber hinaus nicht viel weiterentwickelt. Statt die Seitenzahl dafür zu verwenden, etwas aus den Konflikten und Problemen der Figuren zu machen, hat sich die Autorin mit sehr vielen Wiederholungen und oberflächlichen Subplots aufgehalten, die nur wenig zur Spannung beigetragen haben. Selbst die Spicy-Szenen fühlen sich irgendwann an wie eine Wiederholung. Die Geschichte hätte man gut und gerne mit 150-200 Seiten weniger erzählen können.
Es ist echt schade, weil das Buch und ganz besonders auch die Reihe im Grunde viel Potential hat, aber ich kann mir schwer mehr als ein lauwarmes okay als Fazit abringen. „Icebreaker“ lässt sich gut lesen, hat unterhaltsame Aspekte und überwiegend sympathische Charaktere, aber es zieht sich ungemein in die Länge und bleibt dabei leider sehr oberflächlich.