Immer wieder das Gleiche
Die EinladungWie macht Fitzek das, dass am Ende Tausende schreien: Wow, was für ein toller Psychothriller? Nun ja, ganz einfach. Er schreibt schnell, wechselt rasant die Zeiten und haut einem die Wendungen nur so um ...
Wie macht Fitzek das, dass am Ende Tausende schreien: Wow, was für ein toller Psychothriller? Nun ja, ganz einfach. Er schreibt schnell, wechselt rasant die Zeiten und haut einem die Wendungen nur so um die Ohren, dass es klingelt. Wenn man dann am Ende ganz kirre und der Meinung ist, das hat man so nicht kommen sehen, kann man schnell annehmen, man hätte einen mega guten Thriller gelesen.
Doch Fitzek manipuliert, konstruiert und stiftet sinnlos Verwirrung. Aber einem Ruf gerecht zu werden und noch einen drauf zu setzen, wird mit der Zeit immer schwieriger, wie mir scheint.
Hier nun die Zutaten zum neusten Werk. Man nehme den überstrapaziertesten Horrorplot eines seichten C-Movies schlechthin, verfrachte alle stereotypen Figuren in eine einsame Hütte, irgendwo in den eingeschneiten Bergen ohne Kontakt zur Außenwelt und kille einen nach dem andern. Vorher und hinterher schiebe man am besten ganz viele Erklärungen rein, springe wahllos in der Zeit herum, dass der Leser möglichst schnell den Überblick verliert. Und damit ein waschechter Fitzek draus werde, mixe man das Ende mit so viel Twists, wie nur irgendwie möglich, schließlich ist er ja der Meister der Wendungen. Ach ja, und nicht vergessen, immer wieder alles zu revidieren, was vorher vermeintlich geschah.
Um diesem abgedroschenen Plot einen modernen Anstrich zu verleihen, reicht es nun mal nicht, ihn als Escape-Game zu bezeichnen. Hier hätte ich von einem Autor, der sein Handwerk versteht, neue Ideen erwartet, doch er hat das Potenzial unter der Schneedecke liegen lassen, genau wie seine Leichen.
Natürlich hangelt sich Fitzek wieder an seinem Lieblingsthema entlang, mit dem sich alles und nichts erklären lässt – Wahrnehmungsstörungen. Genauso wie die Protagonistin Marla Realität und Einbildung nicht mehr unterscheiden kann, ging es mir als Leserin auch bald. Teils hanebüchene, zusammenhangslose Behauptungen sollen bitte was genau jetzt erklären? Na ja, lieber Leser, friss oder stirb oder erkenne die Genialität des Schriftstellers an.
Woran es hauptsächlich mangelt, ist eine gute, logische Storyline, der man als Leser*in folgen kann, die nachvollziehbar ist. Stattdessen klatscht er uns einen blutigen Schocker nach dem anderen hin, die allesamt aus dem Nichts kommen. Die Auflösung am Ende hätte auch irgendeine andere sein können. Mit der eigentlichen Geschichte hatte sie nur wenig zu tun. Für mich fühlte sich das an, wie eine billige Zaubershow, in der die Wendungen rasend schnell aus dem Hut gezogen werden, dass man als Zuschauer nicht mehr folgen kann. Das mag zwar bei vielen »Ohs« und »Ahs« hervorrufen, ich kam mir leider nur verschaukelt vor.
Tja, das war’s dann wohl mit unserer jahrelangen Beziehung. Erfolgreich zu sein bedeutet wahrscheinlich nur, den Markt mit massentauglichen, schablonierten Konzepten zu bedienen. Keine Überraschungen mehr, keine innovativen Plots, keine neuen Ideen. Ich bin froh, dass Fitzek kein Koch ist. Hinterher hätte ich zwar ein Völlegefühl, könnte aber nicht mehr sagen, wonach es geschmeckt hat, weil zu viel Salz in der Suppe war.