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Veröffentlicht am 03.09.2023

Bewegende Frauenschicksale

Marschlande
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MEINE MEINUNG
In ihrem neuen bewegenden Roman „Marschlande“ widmet sich die in Deutschland lebende Bestseller-Autorin Karla Kubsova zweier interessanter Frauenschicksale, die trotz der vielen dazwischenliegenden ...

MEINE MEINUNG
In ihrem neuen bewegenden Roman „Marschlande“ widmet sich die in Deutschland lebende Bestseller-Autorin Karla Kubsova zweier interessanter Frauenschicksale, die trotz der vielen dazwischenliegenden Jahrhunderte erstaunlich viele Parallelen aufweisen und von Ungerechtigkeit und Ungleichheit geprägt sind. In ihrem Roman erzählt die Autorin über zwei Frauen, die in den Fallstricken ihrer Zeit gefangen sind und jede auf ihre Art versucht sich von diesen zu befreien.
Heute wie damals, so führt uns die Autorin anschaulich und ernüchternd vor Augen, erfahren Frauen alltäglich Ausgrenzung, Unterdrückung, Willkür und Ungerechtigkeiten, die nachhaltige Auswirkungen auf ihre Lebensgeschichten und ein selbstbestimmtes Leben haben.
Der lebendige, eindringliche Schreibstil der Autorin ist sehr ansprechend und lässt sich angenehm lesen. Die Verwendung des Marschländer Platts in vielen Dialogen vermittelt zudem ein tolles authentisches Flair
Angesiedelt ist der Roman in den titelgebenden Marschlande, einer im Südosten Hamburgs gelegenen, überaus fruchtbaren Landschaft, die zusammen mit den benachbarten Vierlanden zum Urstromtal der Elbe gehörte und heute der „Gemüsegarten Hamburgs“ genannt wird. Hervorragend haben mir insbesondere die eindrucksvollen, atmosphärisch dichten Natur- und Landschaftsbeschreibungen der einzigartigen Marschlande und der unterschiedlichen Handlungsorte gefallen, die mich hautnah den Zauber und die Unerbittlichkeit der Natur haben spüren lassen
Der Roman ist auf zwei unterschiedlichen, einander abwechselnden Zeitebenen angelegt, die fast 500 Jahre Abstand zueinander haben. Gekonnt verwebt die Autorin die im Mittelalter angesiedelte Handlung rund um die beklemmende Lebensgeschichte der historisch verbürgten Persönlichkeit Abelke Bleken mit den fiktiven Geschehnissen rund um die Protagonistin Dr. Britta Stoever in der Gegenwart zu einer mitreißenden und bewegenden Geschichte. Durch einen Wechsel der Handlungsstränge und den verschiedenen Schauplätzen wird der Spannungsbogen allmählich gesteigert. Sehr informativ und fesselnd war für mich insbesondere der sorgsam recherchierte historische Handlungsstrang, der uns in eine längst vergangene Welt eintauchen lässt, und mich mit seiner Intensität zunehmend in den Bann gezogen hat. Hierin erzählt die Autorin die ergreifende und auf Tatsachen basierende Geschichte der einfachen, alleinstehenden Bäuerin Abelke Bleken, die Mitte des 16. Jahrhunderts in den Hamburger Marschlanden nach dem Tod der Eltern allein einen großen Hof geführt hatte, durch die Allerheiligenflut im Jahr 1570 in Not geriet und enteignet, als Hexe wegen Schadenszauber verklagt und im Jahr 1583 verbrannt wurde.
Im Erzählstrang der Gegenwart haben wir Anteil am Leben von Britta, einer Geografin und Mutter, die kürzlich mit ihrer Familie von Hamburg in die Marschlande gezogen ist und sich dort einzuleben versucht. Eher zufällig stößt sie auf die jahrhundertealte Sage über die sonderbare Einzelgängerin und „Hexe“ Abelke Bleken und entdeckt schon bald Unstimmigkeiten in den tradierten Erzählungen. So beschließt sie schließlich eingehendere Recherchen zu Abelkes tragischer Biografie anzustellen. Sehr anschaulich hat die Autorin Brittas eindrucksvolle Suche nach den Hintergründen für Abelkes trauriges Schicksal herausgearbeitet, der als alleinstehende, unabhängige Bäuerin mit einem stattlichen Hof von den Obrigkeiten und missliebigen Nachbarn übel mitgespielt wurde. Je mehr Britta bei ihren Nachforschungen übe diese „vergessene Frau“ und die damaligen Machtstrukturen herausfindet, desto mehr wird sie sich auch über ihr eigenes Leben und die Gründe für ihre zunehmende Unzufriedenheit mit ihrer privaten Situation im Klaren.
Hervorragend ist der Autorin die einfühlsame, vielschichtige Figurenzeichung ihrer Protagonistinnen gelungen, die lebendig und glaubhaft wirken. Ein besonderes Highlight war für mich die liebevoll und authentisch ausgearbeitete Figur von Abelke Bleken, eine bemerkenswerte, charakterstarke Frau, die ihrer Zeit um einiges voraus war. Auch die aufschlussreichen Einblicke in das historische Umfeld sind sehr lebendig und stimmig veranschaulicht und hielten etliche lehrreiche Episoden sowie neue Erkenntnisse zum damaligen Leben in den Hamburger Marschlanden und den vielfältigen Regeln der ständischen Gesellschaft für mich bereit. Nicht ganz erreichen und durchgängig fesseln konnte mich allerdings der Handlungsstrang in der Gegenwart mit Britta und ihrer Familie, deren Verlauf bisweilen etwas ereignislos glatt und zu konstruiert wirkte.
Abgerundet wird der Roman durch ein interessantes Nachwort, in dem die Autorin ausführlich auf den historischen Kontext und die zu Abelke Bleken überlieferten historischen Fakten ein, die sie im Rahmen ihrer fundierten Recherchen zusammenstellen konnte.
So ist diese beklemmende, nachdenklich stimmende Geschichte auch eine Hommage an Abelke Bleken und die unzähligen Menschen, die Opfer von Verfolgung, Enteignung, Willkürakten der Obrigkeiten oder der Hexenverfolgung wurden. Sie weckt auf jeden Fall auch den Wunsch mehr über die unzähligen „vergessenen Frauen“ in unserer Region und ihre tragischen Schicksale zu erfahren und ihr Andenken zu bewahren!

FAZIT
Ein eindrucksvoll erzählter, bewegender Roman, der zum Nachdenken anregt und noch länger nachwirkt!

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Mitreißender Generationenroman

Porträt auf grüner Wandfarbe
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem bemerkenswerten Romandebüt „Portrait auf grüner Wandfarbe“ ist der deutschen Autorin, Verlagsbuchhändlerin und Verlegerin Elisabeth Sandmann ein bewegender und unterhaltsamer Generationenroman ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem bemerkenswerten Romandebüt „Portrait auf grüner Wandfarbe“ ist der deutschen Autorin, Verlagsbuchhändlerin und Verlegerin Elisabeth Sandmann ein bewegender und unterhaltsamer Generationenroman gelungen, in dessen Mittelpunkt drei Generationen von außergewöhnlichen, starken Frauen und ihre faszinierenden Lebensgeschichten vor dem Panorama des 20. Jahrhunderts stehen.
Das vielschichtige und mitreißend erzählte Familienepos nimmt uns nicht nur mit auf eine spannende Reise quer durch Europa sondern die ereignisreiche Spurensuche der Protagonistin Gwen führt uns auch zurück in die bewegte Vergangenheit des letzten Jahrhunderts.
Es ist eine hochkomplexe und nachdenklich stimmende Familiengeschichte, die von Hoffnungen, Sehnsüchten und Träumen erzählt, von turbulenten Verwicklungen, folgenschweren Entscheidungen, sorgsam gehüteten, dunklen Geheimnissen, unbewältigten Traumata, traurigen Verlusten und hinterhältigen Intrigen, die bis in die Gegenwart nachwirken – kurzum ein fesselnder Roman, der bestens unterhält und ganz nebenbei ein wichtiges Stück Zeitgeschichte vermittelt.
Die sich abwechselnden, auf unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelten Erzählstränge haben mich bald in ihren Bann gezogen. Einfühlsam und mit angenehmer Leichtigkeit zeichnet die Autorin in den Rückblicken bedeutsame Lebensstationen ihrer Figuren aus der Vergangenheit nach und nimmt uns mit auf eine faszinierende Zeitreise, in der sie geschickt die politischen Verwerfungen im 20. Jahrhundert aufzeigt, die durch zwei Weltkriege, Judenverfolgung, Enteignung, Flucht und Vertreibung deutlich Spuren im Leben der Menschen hinterlassen haben. Atmosphärisch dicht und anschaulich sind die unterschiedlichen Schauplätze beschrieben, die uns nach Berlin, London, Köslin in Polen, Salzburg, Bad Tölz und schließlich zum elitären Schloss Elmau in Oberbayern führen. Sehr eindrücklich sind auch die spannenden Einblicke in das Alltagsleben, die uns die Zwänge der damaligen gesellschaftlichen Realität im Wandel der Zeiten vermitteln zu denen neben Armut und Not, Verlusten und Neuanfängen auch der Kampf um Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung gehörten.
Elisabeth Sandmann hat mit ihrer Familiengeschichte sehr beeindruckende, vielschichtige Frauenfiguren geschaffen, die mit ihren Leidenschaften und Träumen, Stärken und Verletzlichkeiten lebensnah und lebendig wirken. Sie versteht es, uns im Laufe der Handlung deren schillernde Persönlichkeiten, ihr Innenleben und Wunsch nach Selbstbestimmung näherzubringen, so dass man sich recht gut in sie hineinversetzen kann. Ob nun die lebenskluge und ehrgeizige Bauerntochter aus Bad Tölz als eine der zentralen Charakter, der es gelungen ist, die damaligen Standesschranken zu überwinden, oder die mondäne, bis ins hohe Alter exzentrische Ilsabé, die sich als Tochter aus großbürgerlichem Haus stets alles Freiheiten herausgenommen hat, oder schließlich Ilsabés Enkeltochter Gwen, die sich aufmacht die vielen Leerstellen in ihrer verworrenen Familiengeschichte mit Wahrheiten zu füllen, Geheimnisse aus der Vergangenheit aufzudecken und ihr eigenes Leben zu ordnen – sie alle sind äußerst liebevoll gezeichnete Heldinnen und faszinierende Charaktere, die sich nicht unterkriegen lassen und die man gerne durch die bewegende Geschichte begleitet.
Einige Episoden, in denen schließlich bislang verschwiegene Familiengeheimnisse, Lügen und Verrat aufgedeckt werden, wurden für meinen Geschmack etwas zu rasch und oberflächlich abgehandelt, auch kamen etwaige Reaktionen auf ungeheuerliche Enthüllungen deutlich zu kurz.
Zum Hörbuch
Die Schauspielerin und Sprecherin Elisabeth Günther liest den Roman sehr eindrucksvoll und abwechslungsreich, dass man schnell ins Geschehen hineingezogen wird. Aufgrund der Fülle der Personen und der Beziehungen zueinander ist der Einstieg nicht ganz einfach und erfordert zunächst erhöhte Aufmerksamkeit. Mit ihrer ausdrucksstarken sowie einfühlsamen Stimme nimmt uns Elisabeth Günther mit auf eine mitreißende und ergreifende Reise. Überzeugend schlüpft sie in die einzelnen Rollen und versteht es mit ihrer variantenreichen Stimme den verschiedenen Charakteren Leben einzuhauchen.
Ein rundum gelungenes Hörbuch, das einfach für gute Unterhaltung sorgt.
FAZIT
Ein bewegender und unterhaltsamer Generationenroman mit einer fesselnden, vielschichtigen Familiengeschichte, vielen Geheimnissen und starken Frauenpersönlichkeiten.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Nachdenklich stimmender Roman

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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MEINE MEINUNG
In ihrem jüngsten Roman mit dem vieldeutigen Titel „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ erzählt die österreichische Autorin Doris Knecht über eine Frau, die sich ...

MEINE MEINUNG
In ihrem jüngsten Roman mit dem vieldeutigen Titel „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ erzählt die österreichische Autorin Doris Knecht über eine Frau, die sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben befindet - in einer Zeit der Umbrüche, des Erinnerns, des Abschiednehmens und des hoffnungsvollen Neubeginns.
Ein Prozess der inneren Bestandsaufnahme, des Loslassens und der Selbstfindung setzt ein, den wohl viele Frauen er- und durchleben, deren Kinder flügge werden, auf dem Weg hin zu einem neuen Lebensabschnitt mit neuen Herausforderungen, unendlichen Möglichkeiten und vor allem auch neuer Freiheiten und echter Unabhängigkeit.
In unterschiedlichen, nicht chronologisch erzählten Episoden tauchen wir ein in das faszinierende Leben der alleinerziehenden, geschiedenen Protagonistin und Ich-Erzählerin (möglicherweise auch Alter Ego der Autorin?). Durch den baldigen Auszug ihrer beiden Kinder kann sie sich ihre geliebte, aber zu groß gewordene Wohnung nicht mehr leisten und sieht sich mit vielen existenziellen Fragen zu ihrer Zukunft konfrontiert. Wir begleiten sie auf ihrer Erkundungsreise in ihre bewegte Vergangenheit und folgen ihren bisweilen ungeordneten Gedankenkarussell. So haben wir ungefiltert Anteil an ihrer selbstkritischen und facettenreichen Auseinandersetzung mit ihren Lebensentscheidungen, Verletzlichkeiten, unverzeihlichen Fehlern und ungelösten Widersprüchen sowie den verschiedenen Rollen, die sie in ihrem Leben innehatte. Gewürzt ist das Ganze mit überraschenden Enthüllungen, humorvollen Passagen und feiner Selbstironie. Auf ihrer Suche nach Wahrheiten und Klarheiten, gewinnt sie immerhin einige wesentliche Erkenntnisse über sich, ihre Persönlichkeit und das Älterwerden, und kann ihren neuen Lebensabschnitt schließlich als glückliche #emptynesters zuversichtlich, voller Vorfreude und Tatkraft in Angriff nehmen.
So liest sich dieser faszinierende Roman auch als eine einfühlsam erzählte, nachdenklich stimmende und zutiefst menschliche Geschichte über ein Frauenleben in all seinen schillernden Facetten, die uns die Komplexität unserer Psyche auf höchst anschauliche Weise offenbart.

FAZIT
Ein warmherziger, episodenhaft erzählter Roman über eine Frau am Wendepunkt ihres Lebens. Ein zutiefst menschlicher Roman, der zum Nachdenken anregt!

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Kulinarisches Wohlfühlbuch

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
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MEINE MEINUNG
In seinem kurzweiligen und wundervoll warmherzigen Roman „Das Restaurant der verlorenen Rezepte“ entführt uns der japanische Autor Hisashi Kashiwai in die faszinierende Welt der japanischen ...

MEINE MEINUNG
In seinem kurzweiligen und wundervoll warmherzigen Roman „Das Restaurant der verlorenen Rezepte“ entführt uns der japanische Autor Hisashi Kashiwai in die faszinierende Welt der japanischen Kulinarik und Kultur.
In sechs sehr einfühlsam und berührend erzählten Kurzgeschichten zeigt Kashiwai den hohen Stellenwert von Essen in unserem Leben auf. Facettenreich beleuchtet er die komplexe Beziehung zwischen Essen und unseren wertvollsten Erinnerungen an uns nahestehenden Menschen sowie die damit verbundenen nostalgischen Sentimentalitäten.
Aufgrund des großen Erfolgs in Japan sind inzwischen zwei weitere Bände dieser charmanten, herzerwärmenden Wohlfühl-Bestsellerreihe erschienen.
Im Mittelpunkt der unterschiedlichen Episoden, die allesamt gleich einem Ritual nach einem ähnlichen Muster ablaufen und in sich abgeschlossen sind, stehen die sympathischen Protagonisten Nagare Kamogawa und seine zwanzigjährige Tochter Koishi. Gemeinsam betreiben die beiden ein einzigartiges, sehr unscheinbares kleines Restaurant mit höchst raffinierten, traditionellen Gerichten in Kyoto. Dem Kamogawa-Café ist zugleich ein Detektei-Büro angeschlossen, das bestimmten Restaurantbesuchern einen speziellen Service anbietet und dabei helfen soll, in Vergessenheit geratene Rezepte wieder aufzuspüren und zugleich über die wiederbelebten Geschmackserlebnisse verlorene persönliche Erinnerungen und Emotionen zurückzubringen. Ob nun die geliebte Nudelsuppe der verstorbenen Ehefrau oder das Makrelen-Sushi aus der Kindheit - durch den detektivischen Spürsinn, sorgfältige Nachforschungen und besonderer Hingabe sind sie auch bei höchst diffizilen Fällen in der Lage, die Gerichte aus der Vergangenheit des Kunden nach zu kochen, die vergessenen Erinnerungen freizulegen und ihnen dabei zu helfen, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen sowie Glück und Zufriedenheit in der Gegenwart zu finden. Die Charakterisierung der verschiedenen Persönlichkeiten der Gäste mit all ihren Geheimnissen, Ecken und Kanten ist dem Autor gut gelungen, so dass es spannend ist, nach und nach ihre individuelle Vorgeschichten zu ergründen.
Mit seinem stimmungsvollen, feinfühligen Schreibstil, der eine charmante Leichtigkeit vermittelt, gelingt es dem Autor hervorragend, das japanische Flair heraufzubeschwören und eine unnachahmliche Atmosphäre entstehen zu lassen. Es bereitet sehr viel Spaß, den Protagonisten bei der Zubereitung ihrer kulinarischen Genüsse über die Schulter zu blicken und aufschlussreiche Einblicke in die exotischen Zutaten und Besonderheiten der japanischen Küche zu erhalten. So wird je Episode zu einem unvergesslichen kulinarischen Erlebnis und macht Lust auf japanische Gaumenfreuden!
Trotz berührender Momente und vieler Lebensweisheiten, die zum Nachdenken anregen, hätte ich mir insgesamt etwas mehr Tiefgang und eine gewisse Raffinesse bei den Geschichten gewünscht.

FAZIT
Ein unterhaltsames „Wohlfühlbuch“ voller japanischem Flair - mit liebenswerten Charakteren und berührende, einfühlsam erzählte Geschichten über die Bedeutung von köstlichem Essen und kostbaren Erinnerungen!
Ein kulinarischer und literarischer Genuss für Japan Liebhaber und alle, die es noch werden wollen!

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Interessanter Auftakt einer neuen historischen Saga

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ ist der viel versprechende Auftakt eines neuen groß angelegten Epos aus der Feder der deutschen Bestsellerautorin Anne Stern, ...

MEINE MEINUNG
Der historische Roman „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ ist der viel versprechende Auftakt eines neuen groß angelegten Epos aus der Feder der deutschen Bestsellerautorin Anne Stern, die vielen durch die historische Hebammen-Erfolgsreihe rund um die Berliner Hebamme Hulda Gold ein Begriff sein wird.
In ihrer neuen abwechslungsreichen Saga widmet sich die Autorin der wechselvollen Geschichte der weltberühmten Semperoper in Dresden. Im Mittelpunkt der Handlung, die im Dresden um 1841 angesiedelt ist, steht die junge, charakterstarke Protagonistin Elise Spielmann, die davon träumt, eine gefeierte Violinistin zu werden. Es ist eine Geschichte voller Leidenschaft, Dramatik und historischer Fakten, die den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zieht.
Die äußerst faszinierende Ausgangskonstellation hat mich auf Anhieb angesprochen, denn wer möchte sich nicht von der Magie der Musik und berührenden Schicksalen vor und hinter den Kulissen des Opernhauses verzaubern lassen und ein Fest der Sinne erleben.
Durch Sterns lebendigen, bildhaften Schreibstil gelingt es, uns mühelos auf eine Reise in eine längst vergangene Zeit entführen zu lassen. Rasch tauchen wir in die historische Vergangenheit Dresdens Mitte des 19. Jahrhunderts ein und lernen eine von gesellschaftlichen Konventionen geprägte Welt kennen, in der es für Frauen noch kaum möglich ist ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Auch die damalige Welt von Theater, Oper und Musik ist sehr anschaulich eingefangen und kenntnisreich in die fesselnde Handlung eingeflochten. Gekonnt inszeniert die Autorin die faszinierende Opernwelt und den Alltag am königlichen Hoftheater mit all seinen Intrigen und Machtspielen als Spiegelbild der damaligen Gesellschaft, die sich voller Gegensätze und Abgründe präsentiert.
Man spürt deutlich, dass Stern für ihren Roman umfangreiche Recherchen angestellt hat und so ist es ihr hervorragend gelungen, mit den vielen historischen Details nicht nur ein authentisches und spannendes Zeitbild zu zeichnen, sondern auch das damalige Dresden zum Leben zu erwecken.
Hautnah erleben wir vor der zeitgeschichtlichen Kulisse die unterschiedlichen Charaktere mit ihren Problemen und Tragödien, ihren Ängsten und Sehnsüchten und verfolgen gebannt ihr Schicksal. Die Figuren sind allesamt detailliert und vielschichtig angelegt, so dass sie sehr lebensnah und stimmig wirken.

Sehr gut gefallen hat mir vor allem die sympathische, sehr aufgeweckte Protagonistin Elise Spielmann, die schwierige Entscheidungen zu treffen hat - für ihre heimliche Liebe zu dem mittellosen, talentierten Malergehilfen Christian Hildebrand, die gegen alle Konventionen verstößt, oder für eine traditionell arrangierte Ehe mit einem deutlich älteren, wenig sympathischen Mann und seiner unheilvollen, geheim gehaltenen Vergangenheit. Wird es ihr entgegen aller Widerstände gelingen, ihrer großen Leidenschaft für die Musik nachzugehen und sich als Violinistin feiern zu lassen? Leider fehlte der Handlung im Mittelteil für meinen Geschmack etwas die Spannung und Dynamik.
Nach dem etwas abrupten, wenig überraschenden Ausklang darf man sehr gespannt sein, wie sich die Geschichte für die beiden in der Fortsetzung insbesondere angesichts der heraufziehenden politischen Veränderungen weiterentwickeln wird.


FAZIT

Ein gelungener Auftakt einer neuen historischen Saga rund um die Semperoper - mit einer stimmigen Mischung aus Liebesgeschichte, faszinierenden Einblicken in eine Welt voller Dramatik, Leidenschaft und Musikalität und viel historischem Flair! Eine fesselnde Zeitreise ins Dresden Mitte des 19. Jahrhunderts!

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