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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2023

Charmante Fantasiegeschichte

Plötzlich wach! 1: Mit der Queen ne Kutsche kapern
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Bei „Plötzlich wach! Mit der Queen 'ne Kutsch kapern “ handelt es sich um den ersten Band einer neuen Fantasiereihe. Die Geschichte ist kurzweilig und kann sowohl Kinder als auch junggebliebene Erwachsene ...

Bei „Plötzlich wach! Mit der Queen 'ne Kutsch kapern “ handelt es sich um den ersten Band einer neuen Fantasiereihe. Die Geschichte ist kurzweilig und kann sowohl Kinder als auch junggebliebene Erwachsene mit Humor und Herz überzeugen.

Annemies Plan für den Tag war einfach nur, nicht vor Langeweile zu sterben. Wie sich herausstellte, sollte das tatsächlich kein Problem werden, da die Queen aus dem Wachsfigurenkabinett ihrer Oma Fritz urplötzlich verschwunden ist. Dafür lief aber nun eine alte Dame in königlicher Verkleidung herum, die überall ihre Orden und andere Kostbarkeiten verschenkte. Annemie konnte das nicht einfach auf sich beruhen lassen und möchte diesen kuriosen Vorkommnissen umgehend nachgehen. Mit auf der Jagd ist der gleichaltrige Leo. Zusammen erleben sie einen spannenden Tag, der alles andere als langweilig ist.

Die Geschichte hat ein hohes Tempo und lebt von zahlreichen kreativen Einfällen. Besonders die Charaktere schließt man sofort ins Herz. Sie sind etwas verrückt, liebenswert und herrlich unperfekt. Man kann sich schnell mit ihnen identifizieren. Maja von Vogels Buch beschäftigt sich mit der Thematik Andersartigkeit, ohne aber die Moralkeule zu schwingen. Die Problematik wird im Gegenteil äußerst charmant herübergebracht. So liebt Annemie Märchen, insbesondere die Geschichte vom „Aschenbrödel“, und Klatschzeitungen. Leo hingegen leidet unter einigen eher untypischen Phobien. Beide machen sich aber nie übereinander lustig, sondern nehmen den anderen so, wie er ist.

Annemies Erzählton ist locker, angenehm zu lesen und lädt hier und da zum Schmunzeln ein. Ich war mir zunächst unsicher, wie geschmackvoll die verstorbene Königin von England dargestellt werden kann. Aber Maja von Vogel gelingt dies problemlos. Die Autorin bemüht sich dabei wenig um eine realistische Darstellung, dennoch wirkt ihre Figur immer königlich, sympathisch und für eine Wachsfigur überaus menschlich.

Das Buch eignet sich aufgrund der größeren Schrift für Leseanfänger im Alter von ca. 8 Jahren, aber auch aus als Vorlesegeschichte für Jüngere. Die Kapitel sind zudem recht kurz, weshalb es immer wieder die Gelegenheit für sinnvolle Leseunterbrechungen gibt. Zudem findet man im Text große und kleine Schwarzweiß-Zeichnungen, die die lockere und amüsante Grundstimmung perfekt einfangen.

Insgesamt ist „Plötzlich wach!“ ein sehr empfehlendes Buch, das Klein wie Groß kurzweilig zu unterhalten weiß. Des Weiteren wird eine größere Hintergrund-Geschichte über eine Schwesternschaft angedeutet. Dies und die Idee mit den lebendig werdenden Wachsfiguren laden zu vielen weiteren Bänden ein. Das zweite Buch in der Reihe ist in jedem Fall bereits erschienen und befindet sich in meiner Leseliste.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Eine wilde Geschichte voller Poesie

October, October
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Bei „October, October“ handelt es sich um ein einfühlsames, poetisches Werk, dessen Sprache einzigartig und für ein Kinderbuch recht ungewöhnlich ist. Katya Bahlen ist eine begabte Autorin, die es versteht ...

Bei „October, October“ handelt es sich um ein einfühlsames, poetisches Werk, dessen Sprache einzigartig und für ein Kinderbuch recht ungewöhnlich ist. Katya Bahlen ist eine begabte Autorin, die es versteht mit Worten zu spielen und sicher nicht nur Kinder mit ihrer Geschichte mitreißen kann. Wer allerdings mit Poesie generell nichts anfangen kann, sollte vielleicht lieber um das Buch einen Bogen machen.

Das Mädchen October wächst zurückgezogen im Wald bei ihrem Vater auf. Ihre Mutter hat der Natur und damit auch ihrer Familie den Rücken zugekehrt, als October 4 Jahre alt war. Das konnte October ihr nie verzeihen und hat jeden Kontaktversuch abgeblockt. Das Mädchen liebt jedoch ihr freies, ungebundenes Leben und die Wildheit der Natur. Es stört sie nicht, dass sie außer ihrem Vater niemand um sich hat. Dort fühlt sie sich sicher, während die Stadt für sie fremd ist und bedrohlich wirkt.

Doch dann geschieht an ihrem elften Geburtstag ein Unglück, das ihre ganze Welt zum Erschüttern bringt. Ihr Vater wird verletzt und sie ist gezwungen, bei „der Frau, die ihre Mutter ist“ (so nennt October sie durchweg) zu bleiben. Sie ringt mit ihren Schuldgefühlen, sucht nach der Wildheit in ihr und in der kalten neuen Umgebung. Dabei klammert sie sich verzweifelt an ihrer Findel-Schleiereule und einen gefundenen alten Poesie-Ring, während sie hilflos und wütend ihre neue Umgebung erkundet.

Man merkt recht schnell, dass es sich bei October um ein besonderes Mädchen handelt. Sie ist nicht wie jede andere und zeigt deutlich autistische Züge. Bei zu lauten Geräuschen oder Helligkeit hält sie sich die Ohren zu oder schreit in Situationen, die sie emotional überfordern. Es fällt ihr schwer, mit anderen zu kommunizieren und sich zu öffnen. Um so faszinierender ist es, dass die Geschichte lediglich aus ihrer Gedanken- und Erlebniswelt heraus beobachtet und erzählt wird.

October nimmt die Welt auf eine ganz spezielle Weise wahr. Sie erkennt in den kleinsten Dingen Geschichten und sucht die Wildheit und die Geheimnisse dahinter. Dabei webt sie all dies zu einem Erzähl-Flickenteppich. Da allein aus ihrer inneren Erlebniswelt geschrieben wurde, handelt es sich bei dem Buch quasi um eine Art endlosen Monolog. Das könnte mühsam und langweilig sein, aber durch Octobers besonderen Blick und die beeindruckende Sprache von Katya Bahlen, wird man einfach mitgerissen.

Octobers Gedanken sind nicht klar und linear, besonders in Situationen, in denen sie vom Geschehen überwältigt wird. Somit gibt es Passagen, in denen es weder Punkte, noch Komma gibt und sich die Ideen, Gefühle und Gedanken regelrecht überschlagen. Eindrucksvoll gibt der Text so über die Sprache das Erleben der Protagonistin wieder. Man findet auch zahlreiche Gedichte, deren Bedeutung schon durch die Anordnung der Wörter oder Sätze, teilweise sogar bei Wörtern (wie bei „springen“) bildlich dargestellt bzw. untermalt wird. Es gibt im ganzen Buch keinen einzigen richtigen Dialog. Gespräche werden meist eher deskriptiv zusammengefasst und nur einzelne Aussagen in Kursivschrift als eine Art Zitat entsprechend hervorgehoben - eben die Sätze, die für October tatsächlich von Belang sind.

Die Charaktere wirken allesamt authentisch, haben Ecken und Kanten. Keiner ist perfekt. Selbst die Mutter, die ja ihr eigenes Kind verlassen hat, wird keineswegs von der Autorin als böse oder herzlos dargestellt. Zudem ist die Botschaft des Textes am Ende wirklich sehr ergreifend sowie poetisch.

„October, October“ ist ein wirklich wunderschönes Buch, dessen Geschichte „weit hinaufsteigt“ und noch lange nachhallt. Wirklich empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Intelligentes Buch zum Klimawandel

Mein Leben als einsamer Axolotl
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„Mein Leben als einsamer Axolotl“ von Linda Bondestam ist so aktuell wie kaum ein Kinderbuch. Es setzt sich in beeindruckender Weise mit dem Thema Klimawandel auseinander. Dabei wird diese Problematik ...

„Mein Leben als einsamer Axolotl“ von Linda Bondestam ist so aktuell wie kaum ein Kinderbuch. Es setzt sich in beeindruckender Weise mit dem Thema Klimawandel auseinander. Dabei wird diese Problematik aber keineswegs mit erhobenem Zeigefinger aufgegriffen, sondern eher als Hintergrund für die Lebensgeschichte des kleinen Axolotls genutzt. Allerdings fragt man sich schon, warum gerade so ein Buch unbedingt in einer Plastikhülle eingeschweißt werden muss. Unnötig und paradox!

Der kleine Axolotl wird inmitten des Klimawandels geboren. Er ist völlig allein und wahrscheinlich der einzige seiner Art. Die furchtbaren Auswirkungen der Umweltverschmutzung und der sorglosen Lebensweise der Menschen („Plumpiane“ genannt) sind allgegenwärtig. Und obwohl alles hoffnungslos erscheint, sieht dieser sympathische, fröhliche Schwanzlurch überall etwas Schönes und Lebenswertes. Den Müll der Menschen betrachtet er als „spannende Schätze“, das weggeworfene Handy ist „magisch“ und verseuchtes Wasser ein toller Whirlpool.

Zunächst ist die Welt des Axolotls völlig in Ordnung. Er hat Freunde, geht zur „Schule“ und weiß die „Gaben“ der Menschen zu nutzen. Doch dann verlassen ihn die Tigersalamander und der Axolotl steht völlig allein da. Seine zunehmende Einsamkeit und Traurigkeit werden dabei sehr einfühlsam dargestellt. Eines Tages wird dann das Wasser heiß, die Erde brennt und eine Monsterwelle droht alles zu überfluten.

Das Buch erzählt sehr clever von all diesen negativen Entwicklungen ohne die Gründe dafür jedoch direkt anzusprechen. Man sieht die Auswirkungen des Klimawandels im Grunde nur im Bild, und manches muss man sich sogar selbst herleiten, z.B. dass es sich bei dem von dem Axolotl so geschätztem Whirlpool um verseuchtes Wasser handelt. Die Geschichte bietet zahlreiche interessante Gesprächsanlässe und wird bei Kindern sicherlich viele Fragen wecken. Allein werden 4-Jährige diese Vielfalt an versteckten Bedeutungen jedoch nicht herleiten können. Insofern würde ich das Buch eher für Grundschüler empfehlen.

Die dunkel gehaltenen Bilder entsprechen eigentlich nicht meinem persönlichen Geschmack. Ich finde jedoch, dass sie perfekt die Hässlichkeit des Klimawandels und der Umweltzerstörung unterstreichen. Süße Zeichnungen in Pastelltönen wären hier völlig fehl am Platz. Das Buch wird zudem von zwei wunderschönen Gedichten am Anfang und Ende gerahmt, die zum Nachdenken anregen.

Es handelt sich hierbei um eine faszinierende Geschichte, die gleichzeitig vor der Klimakatastrophe warnt, aber auch ein wenig Hoffnung für den Planeten weckt. Wirklich lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Gute Besserung, kleines Einhorn!

Elfe Ella und der Einhorn-Schnupfen - Leserabe ab 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren
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Die Geschichte „Elfe Ella und der Einhorn-Schnupfen“ hat alle Elemente, die kleine Mädchen- und auch Jungen-Herzen höherschlagen lassen: Niedliche Zeichnungen, witzige Ideen und liebevolle Charaktere. ...

Die Geschichte „Elfe Ella und der Einhorn-Schnupfen“ hat alle Elemente, die kleine Mädchen- und auch Jungen-Herzen höherschlagen lassen: Niedliche Zeichnungen, witzige Ideen und liebevolle Charaktere.

Das Einhorn Keks hat sich erkältet und seine besten Freundin Ella versucht alles, um ihm zu helfen. Ihre Methoden (z.B. Knoblauchtee, Zwiebelbad) stoßen dabei nicht unbedingt auf Gegenliebe und bleiben zunächst erfolglos. Leider hat die Erkrankung des Einhorns einen direkten Einfluss auf das Wetter. Es regnet und regnet. Die Pflanzen drohen unter den Fluten allmählich zu ertrinken. Es muss also schnellstens eine Lösung her.

Die drei Charaktere sind durchweg sympathisch und machen es jedem Kind einfach, sich mit ihnen zu identifizieren. Im Buch gibt es zahlreiche amüsante Einfälle wie etwa der lila Schnodder, eine wärmende Socke am Ohr oder das Einhorn, als es sich im Schrank versteckt.

Die Zeichnungen von Daniela Kunkel sind farbenfroh und detailverliebt. Sie untermalen die einzelnen Seiten und machen es auch Leseanfängern einfach, den Inhalt nachzuvollziehen. Zudem liefern sie zusätzliche Ideen, die nicht direkt im Text enthalten sind und zum Schmunzeln einladen. So wird auch die enge Verbundenheit zwischen Keks, Ella und deren Omi noch deutlicher veranschaulicht.

Das Buch ist durch die große Schrift, den einfachen Wortschatz und die kurzen Sätze perfekt für Erstleser geeignet. Die vier Kapitel bieten zudem die Möglichkeit, dass man die Lektüre an passenden Stellen unterbrechen und sich eine Pause gönnen kann. Auf diese Weise werden Anfänger nicht überfordert. Zumal das Lesen von bestimmten Abschnitten sowie das Lösen von Aufgaben mit Raben-Aufklebern belohnt wird. Die Rätsel am Ende stellen des Weiteren sicher, dass das Gelesene auch wirklich verstanden wurde.

Ich kann diese Geschichte allen Kindern zwischen fünf bis acht Jahren nur empfehlen. Vielleicht findet sich zudem der ein oder andere Tipp, den man tatsächlich zu Hause ausprobieren möchte, um eine lästige Erkältung loszuwerden. So oder so: Mit diesem Buch macht Gesundwerden Spaß.

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Leises Finale für den Sandmann

Grace (Academy of Dream Analysis 2)
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Die Diologie findet mit diesem zweiten Band einen würdigen Abschluss. Alle Geheimnisse werden aufgelöst und die einzelnen Handlungsstränge zu einem runden Ende zusammengefügt. Allerdings fehlt ein richtiger ...

Die Diologie findet mit diesem zweiten Band einen würdigen Abschluss. Alle Geheimnisse werden aufgelöst und die einzelnen Handlungsstränge zu einem runden Ende zusammengefügt. Allerdings fehlt ein richtiger Spannungshöhepunkt.

Die Autorin Ruby Braun erzählt ebenso atmosphärisch dicht wie im Vorgänger „Vengeance“ und lässt einen mit ihrer poetischen Sprache in eine düster romantische Welt eintauchen. Alle Charaktere sind gebrochene Figuren, die nach Halt und Hoffnung suchen. Jeder kämpft mit seinen eigenen inneren Dämonen, die teilweise durchaus reale Form annehmen können.

Im Zentrum des Buches steht jedoch die Frage, wer Nemesis` Bruder Oneiros wirklich ist und ob er tatsächlich noch lebt. Wo steckt er und was genau sind seine Pläne? Die Geschichte bleibt durchgehend interessant und düster. Nach und nach werden die Geheimnisse aufgedeckt und man sieht hinter die wahre Fassade. Vor allem aber die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Konflikte sowie Intensionen der Charaktere werden unter die Lupe genommen.

Ich persönlich hätte mir noch einen durchdachteren Spannungsbogen gewünscht. Irgendwie habe ich auf einen großen Knall, eine letzte Auseinandersetzung gewartet, die dann aber letztlich eher leise ausfiel. Da es sich im Kern um ein Loslösen und Abschiednehmen bzw. um einen Neubeginn dreht, wäre etwas Aufregenderes vielleicht auch fehl am Platz gewesen. Das Ende wirkt auf diese Weise durchaus real und echt, aber andererseits war alles einfach zu schnell vorbei.

Insgesamt hat mich diese Duologie berührt und fasziniert. Das Thema Trauer und deren Bewältigung wurde auf feinfühlige Weise bearbeitet und Mercy, Nemesis sowie ihre Freunde finden einen in sich schlüssigen Start in ein neues Leben.

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