1993 - Kommissar Gontard, bereits im Ruhestand, ermittelt als unverzichtbare Ergänzung zu seinem ehemaligen, sich noch im Dienst befindenden Kollegen Alfred Melzer, in Heidelberg und im angrenzenden Odenwald. Ein älterer Herr, barock angewandt, musste sterben und nach und nach stellt sich heraus, dass es beileibe nicht wenige Feinde gab - der gute Mann war ein veritabler, in gewissen Kreisen nicht unbekannter Kinderschänder und man könnte sich vorstellen, dass ihn so einige ausschalten wollten. Dies wird durch Rückblenden sowie durch Gespräche der Ermittler im Kreise der Zeugen deutlich. Und dann gibt es noch eine Leiche...
Ausserdem gibt es spannende Eckpunkte mit Bezug zur jüngeren deutschen Geschichte und zur Gegenwart wie bspw. die Phase kurz nach der Wende und dann kommt noch das Thema Odenwaldschule auf.
Ein interessantes Thema und ein, nein, gar zwei Ermittler mit Biss! Das klingt nach einem spannenden Krimi, denken Sie? Dachte ich mir auch und wurde bitter enttäuscht. Die Überschrift dieser Rezension, ja eigentlich gar der Buchtitel hätte es verdient, "gewollt, aber nicht gekonnt" zu lauten. Die Ermittler bleiben ohne Profil, viele Fäden werden nicht entwirrt - und die Sprache? Tja, diese ist einfach lasch, langweilig und zeugt nicht von Sprachgewalt, kurzum: wenn ich nur nach diesem Buch urteile, sollte Lilo Beil keine Krimis schreiben und überhaupt den Leser mit ihren Texten verschonen, denn neben Farb- und Bisslosigkeit kreiert sie noch Wortschöpfungen, die nun wirklich kein Mensch braucht: diejenige, bei der sich mir auf gut Deutsch die Zehennägel hochgerollt haben, war "menschenkennerische Vermutung", die weiteren habe ich schlicht überlesen.
Ich lege allen Krimifreunden, die Regionales zum Raum Heidelberg suchen, ans Herz, Lilo Beil zu meiden: es gibt einen Krimiautor, der ganz tolle Krimis über diese Gegend schreibt und das ist Wolfgang Burger. Mein Tipp also in bezug auf Heidelberg und den Odenwald: meiden Sie Beil, wählen Sie Burger - ich bin sicher, Sie werden es nicht bereuen!