Beeindruckende Biografie
Entscheidungen an der Schwelle des Todes„...Ein fünfunddreißig Jahre alter Mann, Zustand: nach Autounfall, wahrscheinlich Hirntumor. Das machte mich neugierig...“
Dr. Lee Warren war als Arzt im Irakkrieg. Jetzt arbeitet er als Neurochirurg. ...
„...Ein fünfunddreißig Jahre alter Mann, Zustand: nach Autounfall, wahrscheinlich Hirntumor. Das machte mich neugierig...“
Dr. Lee Warren war als Arzt im Irakkrieg. Jetzt arbeitet er als Neurochirurg. Der obige Anruf ist einer von vielen, die er im Laufe einer Woche erhält.
In seiner Biografie erzählt er von seiner Arbeit, lässt aber auch Episoden aus seinem Privatleben mit einfließen. In dem Buch lässt er mich an seinen Gedanken und Gefühlen teilnehmen. Es ist eine ehrliche und schonungslose Biografie, die sein Leben etliche Jahre nach dem Krieg beschreibt. Dr. Warren ist Christ. Die dabei auftretenden Probleme und Zweifel benennt er klar. Ich darf als Leser seine Glaubenskämpfe mit verfolgen.
„...Manchmal macht mich der Gedanke ganz verrückt, dass ich meine Gebete an einen Gott richte, der doch sowieso alles schon weiß...“
Dr. Warren ist Spezialist in der Operation von Hirntumoren. Zuvor betet er für seine Patienten, weiß aber, dass sie trotzdem keine Chance haben. Für die spezielle Art des Tumors, um die es geht, gibt es noch keine Heilung.
Zu den tiefgründigsten Stellen im Buch gehören die Gespräche zwischen dem Arzt und Pastor Jon. Der kommt schnell auf den Punkt.
„...Sie denken, Ihre Gebete machen nur Sinn, wenn ihr Ergebnis sich mit Ihren Wünschen deckt. Sie zählen nur, wenn Sie bekommen, worum Sie gebeten haben….“
Wenig später kam ein Erleben, dass ihm zeigt, warum es manchmal anders ausgeht. Er hatte einen Patient während der OP verloren. Wenige Tage später baten die Angehörigen um ein Gespräch. Der Patient hatte mit seiner Familie darum gebeten, schnell sterben zu dürfen, wenn er keine Chance hat.
Im Buch stehen einige besondere Schicksale im Mittelpunkt. Sie sind so unterschiedlich wie ihr Leben. Ich möchte deshalb kein Weiteres hier herausgreifen. Als Leser bleibt man nicht unberührt. Es stellt sich die Frage, wie man selbst entscheiden würde. Jede mögliche Behandlung? Nur die unumgänglichen zur Schmerzlinderung?
Der Arzt spricht ein zweites Thema an.
„...Ein beachtlicher Teil meiner Arbeit gilt der Behandlung von Patienten, die ein Hirntrauma haben. In diesem Bereich gilt das ungeschriebene Gesetz, das die wenigsten Fälle eine Folge echter, unverschuldeter Unfälle sind...“
Die meisten passieren nach Einnahme von Drogen oder unter Einfluss von Alkohol und betreffen junge Männer. Auch Selbstmordpatienten landen auf seinen Tisch.
Der zweite Teil des Buches gilt einem persönlichen Schicksalsschlag. Dr. Warren verliert seinen Sohn. Die Umstände des Todes werden nie vollständig aufgeklärt. Hier hier führt die Trauerbewältigung zu Zweifeln und Glaubenskämpfen. Doch aus all dem geht er gestärkt hervor. Er weiß Menschen an seiner Seite, die mit ihm auch durch tiefe Täler gehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.