Sehr poetisch
Bis wir Wald werdenSehr berührend und einfühlsam erzählt Birgit Mattausch in "Bis wir Wald werden" über das Leben in einem Hochhaus, das von Aussiedlerinnen aus der ehemaligen Sowjetunion bewohnt wird. Das ist umso bemerkenswerter, ...
Sehr berührend und einfühlsam erzählt Birgit Mattausch in "Bis wir Wald werden" über das Leben in einem Hochhaus, das von Aussiedlerinnen aus der ehemaligen Sowjetunion bewohnt wird. Das ist umso bemerkenswerter, da die Autorin keinen entsprechenden familiären Hintergrund hat. Allerdings war sie als Pastorin jahrelang in einer schwäbischen Gemeinde tätig, der viele Aussiedlerinnen angehörten.
Die Protagonistin Nanush, inzwischen erwachsen, kam mit ihrer Urgroßmutter Babulya als Baby nach Deutschland und lebt noch immer mit ihr im selben Haus, aber in einer eigenen Wohnung. Babulyas Küche ist der Treffpunkt für viele Bewohner aller Generationen des Hochhauses, die wie in einer Großfamilie zusammenleben und Wärme in der Gemeinschaft suchen.
In einer sehr poetischen Sprache beschreibt sie die innere Zerrissenheit der Menschen, die in der Sowjetunion als Deutsche und Fascisti galten und hier in Deutschland als Russen wahrgenommen werden. Immer wieder taucht der Wald mit seinen Tieren als Ort der Sehnsucht für die Entwurzelten auf, die Erinnerung an die endlosen Birkenwälder der Sowjetunion lebt in den Träumen weiter.
Hierbei vermischen sich Realität und Phantasie, Erinnerung und Traum. Einige Abschnitte haben geradezu lyrischen Charakter und sind rechtsbündig formatiert in den Text integriert.
Ich muss gestehen, dass mir der poetische Stil mit teils magischen Elementen nicht liegt, ich bevorzuge eher nüchtern-klare Erzählweisen. Wer diesen jedoch mag, wird hier eine sehr lesenswerte und anrührende Lektüre finden.