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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2023

Ein fesselnder Kurzkrimi mit einem eher konventionellen Ende

Augen ohne Licht
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Inhalt: Eine Frau erwacht in einem dunklen Raum. Wo sie ist, ist ihr unbekannt. Auch wie sie dort hingekommen ist, weiß sie nicht mehr. Ihr einziger Gedanke: Sie muss unbedingt den Raum verlassen, um zu ...

Inhalt: Eine Frau erwacht in einem dunklen Raum. Wo sie ist, ist ihr unbekannt. Auch wie sie dort hingekommen ist, weiß sie nicht mehr. Ihr einziger Gedanke: Sie muss unbedingt den Raum verlassen, um zu ihrer Familie – ihrem Mann Jake und ihrer Tochter Nancy – zurückzukehren.

Persönliche Meinung: „Augen ohne Licht“ ist ein Kurzthriller von S. K. Tremayne. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive einer (zunächst) namenlosen Ich-Erzählerin. Der Plot des Thrillers ähnelt einem Escape Room: Die Ich-Erzählerin sucht in dem dunklen Raum nach Hinweisen, die einerseits auf einen Ausweg aus dem Raum, andererseits auf die Person, die sie gefangen hält, hindeuten könnten. Spannung entsteht – neben der generellen Rätselhaftigkeit des Raumes – vor allem dadurch, dass die Ich-Erzählerin als unzuverlässig auftritt: Permanent hat man während der Lektüre das Gefühl, dass irgendein Umstand im Hintergrund abläuft, der der Ich-Erzählerin eigentlich bekannt ist, den sie aber nicht greifen kann. Der Plot ist – da man bis zuletzt nicht mit voller Sicherheit sagen kann, warum die Ich-Erzählerin eingesperrt ist – fesselnd; die Auflösung (mit ihrem Twist) war für mich allerdings letztlich doch etwas zu prototypisch und konventionell. Der Schreibstil von S. K. Tremayne lässt sich flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Augen ohne Licht“ ein fesselnder und spannender Kurzthriller, dessen Ende mich allerdings nicht vollends überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Ein spannender wie twistreicher Thriller

DAS ENDE – Dein letzter Tag ist gekommen
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Inhalt: Die Europol-Ermittler Inga Björk und Christian Brand sehen sich mit einem neuen Fall konfrontiert: Auf einer dubiosen Internetseite erscheinen nach und nach Livestreams, in denen Menschen – ihnen ...

Inhalt: Die Europol-Ermittler Inga Björk und Christian Brand sehen sich mit einem neuen Fall konfrontiert: Auf einer dubiosen Internetseite erscheinen nach und nach Livestreams, in denen Menschen – ihnen scheinbar nicht bewusst – bei Verrichtung ihres Alltags gefilmt werden. Kurze Zeit, nachdem die Streams online gegangen sind, wird die erste dort gefilmte Person vor laufender Kamera ermordet. Björk und Brand müssen in ihrem neuen Fall allerdings nicht nur die Frage nach dem Täter klären – auch die Identität der Opfer birgt Rätsel…

Persönliche Meinung: „Das Ende – Dein letzter Tag ist gekommen“ ist ein Thriller von Jan Beck. Es handelt sich um den vierten Teil der „Björk und Brand“-Reihe. Da die Handlung des Thrillers in sich abgeschlossen ist, kann man mit diesem Band auch quer in die Reihe einsteigen (besonders für ein besseres Verständnis der Beziehung zwischen Björk und Brand ist es aber natürlich sinnvoll, die Bände chronologisch zu lesen). Erzählt wird „Das Ende“ aus einer Vielzahl unterschiedlicher personaler Perspektiven in mehreren Handlungssträngen. Den Haupthandlungsstrang bilden dabei die Ermittlungen im „Livestream“-Fall. Wechselweise wird hier aus den Perspektiven von Björk und Brand erzählt. Eine besondere Brisanz erhält dieser Handlungsstrang durch personale Veränderungen innerhalb Europols: Björk und Brand bekommen eine neue Chefin, die durch ihre spezielle Art die Arbeit der beiden Europol-Ermittler torpediert. Ein weiterer Handlungsstrang spielt in Köln: Eine Frau ist verunfallt; kurz zuvor hatte sie dem Polizisten Gregor Born noch auf verstörende Weise erzählt, ihr Sohn sei verschwunden. Im Präsidium stößt dies auf taube Ohren, sodass Born sich allein auf die Suche nach dem Jungen begibt (wie dieser Handlungsstrang mit Björk und Brand zusammenhängt, bleibt lange Zeit offen. Die Querverbindung ist aber ein kleines Meisterstück). Neben diesen beiden Handlungssträngen existieren noch mehrere kürzere Stränge, die ich aber hier nicht spoilern möchte. Nur so viel: Die unterschiedlichen Handlungsstränge sorgen dafür, dass „Das Ende“ ein undurchsichtiges Vexierspiel voller Spannung und Wendungen (die einen zudem eiskalt erwischen) wird. Die Handlungsorte des Thrillers sind auf ganz Europa verteilt; quantitativ wie qualitativ sticht allerdings Köln hervor. Der Handlungsort Köln wird so authentisch und anschaulich beschrieben, dass man bei einem Besuch der Rheinmetropole die konkreten Orte des Geschehens ablaufen könnte. Mein einziger Wermutstropfen in Bezug auf den vierten Fall von Björk und Brand: Das Ende von „Das Ende“. Zwar ist es im Großen und Ganzen stimmig und alle wichtigen Fragen werden geklärt, doch existieren letztlich ein paar kleinere, offengebliebene Fragen, deren Antwort ich gerne erfahren hätte. Wie schon die zuvor erscheinen Björk und Brand-Thriller lässt sich auch „Das Ende“ sehr flüssig und angenehm lesen, sodass man nur so durch die Seiten des Buches fliegt. Insgesamt ist „Das Ende“ ein rasanter, spannender sowie twistreicher Thriller, der sich sehr flüssig lesen lässt; die Auflösung der Handlung hätte für mich noch ein bisschen ausführlicher sein können, aber das ist wirklich meckern auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Ein solider Krimi

Mord auf der Insel Gokumon
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Inhalt: Um den letzten Wunsch eines verstorbenen Freundes zu erfüllen, reist der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi auf die abgelegene Insel Gokumon. Sein Freund, ein Mitglied der führenden Familie Gokumons, ...

Inhalt: Um den letzten Wunsch eines verstorbenen Freundes zu erfüllen, reist der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi auf die abgelegene Insel Gokumon. Sein Freund, ein Mitglied der führenden Familie Gokumons, war sich sicher, dass nun, nach seinem Tod, das Leben seiner Schwestern in Gefahr sei. Kosuke solle alles daransetzen, diese zu beschützen. Tatsächlich begegnet Kosuke auf Gokumon einer verschworenen Gemeinschaft – und die Erfüllung des Wunsches ist schwieriger als gedacht…

Persönliche Meinung: „Mord auf der Insel Gokumon“ ist ein Kriminalroman des japanischen Autors Seishi Yokomizo (zuerst erschienen 1947/48). Zwar handelt es sich um den zweiten Krimi der Reihe um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, allerdings kann man „Mord auf der Insel Gokumon“ auch ohne Kenntnis des Vorgängers „Die rätselhaften Honjin-Morde“ lesen: Die Fälle sind jeweils in sich abgeschlossen, das Figurenpersonal der beiden Krimis ist – bis auf zwei Ausnahmen – völlig verschieden und zwischen den Handlungszeiten der Krimis liegen mehrere Jahre (Band 1 spielt 1937, Band 2 kurz nach dem Zweiten Weltkrieg). Erzählt wird die Handlung von einem anonymen Ich-Erzähler, der sich als Chronist der Fälle Kosuke Kindaichis ausgibt und meist in die Rolle einer auktorialen Erzählinstanz schlüpft. Die Handlung des Krimis folgt einer typischen Whodunnit-Struktur: Auf der Insel geschehen mehrere Morde, wobei Kosuke mithilfe seiner Ermittlungen versucht, die Täterfigur zu identifizieren. Dabei werden für die Lesenden – durch unterschiedliche Verdächtige – mehrfach falsche Fährten gelegt. Die Handlung beginnt zudem gemächlich: Es wird sich Zeit gelassen, die handelnden Figuren und den Handlungsort vorzustellen; spätestens ab dem ersten Mord gewinnt der Krimi aber an Spannung. Die Auflösung des Falls ist einerseits sehr überraschend, andererseits für mich aber auch ein Stück weit zu konstruiert. Spoilerfrei gesagt: Mir geschahen ein paar Dinge zu zufällig und trotz der im gesamten stimmigen Auflösung blieben für mich einzelne Lücken offen. Der Schreibstil von Seishi Yokomizo ist unaufgeregt und sacht, wodurch er sich angenehm lesen lässt. Insgesamt konnte „Mord auf der Insel Gokumon“ für mich – in Bezug auf Prägnanz, Logik und Stimmigkeit – nicht ganz an „Die rätselhaften Honjin-Morde“ heranreichen; es ist allerdings dennoch ein solider und kurzweiliger Krimi.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Ein atmosphärischer Roman über einen Sommer, der unendlich wirkt

Das Summen unter der Haut
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Inhalt: Der Sommer in Hamburg 1977. Der 14-jährige Julle verbringt die Zeit mit seinen Freundinnen im Freibad. Mit dabei ist auch Axel, der erst vor Kurzem neu in die Klasse gekommen ist und zu dem Julle ...

Inhalt: Der Sommer in Hamburg 1977. Der 14-jährige Julle verbringt die Zeit mit seinen Freundinnen im Freibad. Mit dabei ist auch Axel, der erst vor Kurzem neu in die Klasse gekommen ist und zu dem Julle sich hingezogen fühlt. Über den Sommer freunden sich Axel und Julle an – und entdecken ein Geheimnis, das sie zusammenschweißen wird: eine abgebrannte Hütte, deren Überbleibsel Rätsel aufgeben.

Persönliche Meinung: „Das Summen unter der Haut“ ist ein queerer Coming of Age-Roman von Stephan Lohse. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Julle. Im Roman spielt Julles Gedankenwelt eine große Rolle: Er ist sich seiner Homosexualität bewusst, doch fragt er sich permanent, ob diese von seinem Vater, seiner Mutter oder seinen Freund
innen akzeptiert werden wird, wenn er sich ihnen offenbart. Dieser innere Konflikt wird authentisch dargestellt sowie gefühlvoll und empfindsam nachgezeichnet. Daneben spielen auch weitere Themen des Erwachsenwerdens in „Das Summen unter der Haut“ eine Rolle. So werden u. a. die Bewusstwerdung/Wahrnehmung des Selbst mit all seinen Wünschen, der Umgang mit Trauer/Verlust, die (erste) Liebe und verschiedene Arten von Freundschaften thematisiert. Die Nebenhandlung um die abgebrannte Hütte erinnert ein Stück weit an „Die Leiche“ von Stephen King: Es handelt sich um das Abenteuer der Jugend, bei dem es weniger um die Klärung des Rätsels geht als vielmehr um den Weg (mit all seinen Implikationen), den die Freunde zur Klärung des Rätsels gehen. Das Handlungssetting des Romans, die 1970er Jahre, werden durch zeitgenössische Produkte und Verhaltensweise authentisch dargestellt. Sehr gut hat mir auch der angenehme und flüssige Schreibstil von Stephan Lohse gefallen: Genutzt werden eher kurze Sätze, die teilweise assoziativ – an einen Bewusstseinsstrom erinnernd – verbunden werden, sodass man den Gedanken und Gefühlen Julles eindrücklich nachspüren kann. Insgesamt ist „Das Summen unter der Haut“ ein atmosphärischer, mit einem Hauch Melancholie ausgestatteter Coming of Age-Roman über einen Sommer, der unendlich wirkt.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Talus - Die Runen der Macht
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Vorab: „Talus – Die Runen der Macht“ ist der dritte Band der „Talus“-Reihe. In der Rezension finden sich daher leichte Spoiler zu den ersten beiden Bänden der Reihe.

Inhalt: Nach dem Fall des Würfels ...

Vorab: „Talus – Die Runen der Macht“ ist der dritte Band der „Talus“-Reihe. In der Rezension finden sich daher leichte Spoiler zu den ersten beiden Bänden der Reihe.

Inhalt: Nach dem Fall des Würfels Talus hat sich die magische Welt unterhalb Edinburghs verändert: Während die Tarotleger an Macht gewannen, versiegten die Kräfte der Elementarhexen. In dieser neuen Ordnung versucht der Tarotleger Maxwell die Rätsel seiner Vergangenheit zu entschlüsseln. Die Runenhexe Jessica hingegen begibt sich auf die Suche nach Talus, um mithilfe des Würfels ihren Herzenswunsch zu erfüllen. Währenddessen sucht ihre Freundin Emily, eine Kräuterhexe, nach einem Heilmittel für ihre Schwester, die unter einer rätselhaften Krankheit leidet…

Persönliche Meinung: „Talus – Die Runen der Macht“ ist ein Fantasyroman von Liza Grimm. Da die Handlung von „Die Runen der Macht“ die Handlungsfäden des zweiten Bandes („Talus – Die Magie des Würfels“) aufgreift, ist es sinnvoll, die Reihe chronologisch zu lesen. Erzählt wird „Die Runen der Macht“ wechselweise aus den personalen Perspektiven von Maxwell, Jessica und Emily. Während Jessica und Emily bereits Auftritte in den vorherigen beiden „Talus“-Bänden hatten, ist Maxwell eine neue Figur im „Talus“-Universum. Anders als die ersten beiden „Talus“-Bände, die meist in Edinburgh gespielt haben, sind die Handlungsorte von „Die Runen der Macht“ die magischen Höhlen unter Edinburgh. Das Worldbuilding ist dabei wirklich toll: Jede Höhle ist individuell gezeichnet und besitzt unterschiedliche Regeln, nach denen das Leben in der jeweiligen Höhle funktioniert. Sehr schön sind auch die verschiedenen Querverweise zu den ersten beiden „Talus“-Bänden. So werden im dritten Band einerseits die Charakterentwicklungen/Geschichten von Jessica und Emily zu einem schönen Ende geführt, andererseits trifft man einige alte Bekannte aus den ersten beiden Bänden wieder. Diese treten – was besonders spannend ist – teilweise in Rollen auf, die man nach dem Ende des zweiten Bandes nicht unbedingt vermutet hätte. Die Handlung von „Die Runen der Macht“ entfaltet sich zunächst behutsam, steigert aber kontinuierlich die Spannung, da man nie so genau weiß, auf welcher Seite die auftretenden Gruppierungen stehen. Zudem finden sich einige überraschende Wendungen. Das Ende der Handlung ist insgesamt stimmig, allerdings wurde es für mich etwas zu rasch erzählt (dieses Gefühl hatte ich besonders beim Showdown). Der Schreibstil von Liza Grimm ist anschaulich, bildhaft und lässt sich sehr flüssig lesen. Insgesamt ist „Talus – Die Runen der Macht“ ein schön geschriebener Fantasyroman, der die im zweiten Band noch eher offen gelassenen Handlungsfäden stimmig aufgreift und zu einem gelungenen Ende führt.

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