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Veröffentlicht am 05.09.2023

An der Zusage festhalten

Abraham
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Abram lebt in einer Welt, die von grausamen Göttern beherrscht wird. Schon als Kind erlebt er die Festivitäten für den Mondgott Nanna. Ein armer Mann nimmt die Stelle des Königs ein und muss sein Leben ...

Abram lebt in einer Welt, die von grausamen Göttern beherrscht wird. Schon als Kind erlebt er die Festivitäten für den Mondgott Nanna. Ein armer Mann nimmt die Stelle des Königs ein und muss sein Leben als blutiges Opfer hingeben. Mitten unter den vielen Schaulustigen erkennt der Junge, dass diese Götter nicht verehrungswürdig sind. Sie machen mit den Menschen, was sie wollen, sind launisch und unberechenbar. Verstört sehnt er sich nach einem Gott, der sich wirklich um die Menschen kümmert.

Jahre später, Abram zweifelt immer noch sehr an der Religion seiner Mitmenschen, hat er eine entscheidende Begegnung mit dem lebendigen Gott, der ihm bisher unbekannt war. Abram soll sein Land verlassen und diesem Gott folgen. Obwohl er das Ziel seiner Reise nicht kennt, lässt er alles zurück und folgt diesem Gott, da diese Begegnung so einmalig und lebensverändernd war. Dabei wird er, neben einer Vielzahl von Knechten und Mägden, von seiner Frau Sarai und seinem Neffen Lot begleitet.

Auf seiner Reise erlebt Abram viel Gutes, aber auch Schweres. Eine Hungersnot, die das Leben seiner Familie bedroht, die Trennung von Lot, ein unerfüllter Kinderwunsch. Da verspricht Gott ihm in einer weiteren Begegnung, dass er viele Nachkommen haben wird. Doch als auch danach jahrelang nichts geschieht, haben Sarai und Abram eine Idee, wie sie zu dem ersehnten Kind kommen können. Bei allen Irrwegen begleitet sie Gott und bringt sie immer wieder zurück auf einen guten Weg.

Dieses Buch lässt die Zeit Abrahams lebendig werden und bringt einige überraschende Einblicke in seine Lebenswelt. Es wird deutlich, wie weit sich Abrahams Zeitgenossen von dem wahren Gott entfernt haben, sodass er für sie unbekannt ist. Die Schwierigkeiten, zum Beispiel während der Hungersnot oder beim langen Warten auf die Erfüllung der Verheißung, werden deutlich, und so wird das Handeln von Abram und Sarai nachvollziehbarer.

Die Erzählung bleibt nah an der biblischen Geschichte und schmückt sie mit Details aus anderen historischen Quellen aus. Im Mittelpunkt steht Abrahams Suche nach Gott und seine Treue zu diesem Gott, auch wenn es ihm schwerfällt. Sein Familienleben mit Sara und Hagar wird beschrieben, doch die Geschichte endet als Isaak noch ein Kind ist.

Die Bezeichnung „Thriller“ passt nicht wirklich zu diesem Buch, das zwar spannend ist, aber wer die biblische Geschichte kennt, wird vermutlich nicht aufgeregt den Fortgang der Geschichte verfolgen.

Fazit: Spannend und teilweise überraschend, wird hier die Geschichte des Glaubensvorbilds Abrahams nacherzählt. Sehr empfehlenswert, vor allem für jugendliche Leser!

Veröffentlicht am 31.08.2023

Mami Bini und ihre riesige Familie

"Weil Gott sie liebt"
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Sabine Vogel aus Oberfranken hätte nie gedacht, dass sie ein großes Hilfswerk in den Hochanden Perus aufbauen würde. Aber Worte aus ihrer Kindheit begleiten sie auch als Erwachsene. „Wenn du jemandem helfen ...

Sabine Vogel aus Oberfranken hätte nie gedacht, dass sie ein großes Hilfswerk in den Hochanden Perus aufbauen würde. Aber Worte aus ihrer Kindheit begleiten sie auch als Erwachsene. „Wenn du jemandem helfen kannst, dann denke erst gar nicht darüber nach, weswegen das gerade nicht gehen sollte. Mach einfach und Gott versorgt dich dabei.“

Andere Erfahrungen ihrer Kindheit machen ihr als junge Erwachsene dagegen zu schaffen. Von Gott entfernt sie sich zunächst, denn in ihrer Vorstellung ist er ein strenger Herrscher, der viel von ihr erwartet. Erst in einem liebevollen Hauskreis findet sie zurück zu ihrem himmlischen Vater. Nun ist aus ihrem Kindheitsglauben ein eigener geworden, und aus Liebe möchte sie ihrem himmlischen Vater in ihrem Beruf dienen.

Dieser Wunsch führt sie zunächst zu einem christlichen Krankenhaus in Peru. Doch die Autorin muss so viele Aufgaben übernehmen, dass sie erschöpft und früher als geplant nach Hause zurückkehrt. Sie kann aber die notleidenden Frauen der Quechuas nicht vergessen. Mit dem starken Wunsch den benachteiligten Menschen im Bergland Perus zu helfen, kehrt sie bald zurück.

Sie erlebt wie Gott sie Schritt für Schritt führt. Nach wenigen Jahren leitet sie ein großes Hilfswerk, das sich in erster Linie um behinderte Kinder kümmert, daneben aber jedem Menschen, der in Not ist, Hilfe anbietet. Zuerst verwundert es sie, wie viele Menschen sie als Mami ansprechen, doch mit der Zeit lernt sie das Vertrauen ihrer geliebten Nachbarn, die in dieser Anrede zum Ausdruck kommt, zu schätzen.

Mami Bini ist eine tolle Frau! Ihr Gottvertrauen und ihre liebevolle Beziehung zu ihrem himmlischen Vater wird sehr deutlich. Sehr schön und hilfreich ist, wie sie offen über Fragen und Zweifel spricht. Ihr Weg von einem Kindheitsglauben zu einer eigenen Beziehung mit Gott, ihre Trauer über das große Leid mancher Familien, ihr Versuch Gottes Willen zu erkennen, von diesen Erfahrungen können Leser lernen. Die Schicksale, die beschrieben werden, sind teilweise sehr tragisch und machen neu bewusst, wie gut wir es haben. Wunderschön ist auch die Wertschätzung, die Mami Bini für Menschen hat, die so oft übersehen werden.

In der zweiten Hälfte des Buchs wird viel über die Schwierigkeiten beim Bau von casayohana berichtet. Persönlich hätte ich mir stattdessen gewünscht mehr über die Familien zu erfahren, die die Autorin betreut.

Fazit: Ein spannendes und authentisches Buch über den persönlichen Glaubensweg der Autorin, ihrer Berufung, und dem Aufbau eines Hilfswerks in Peru. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die sich für Lebensgeschichten und fremde Kulturen interessieren!

Veröffentlicht am 31.08.2023

Hindernisse im 19. Jahrhundert

Die geheimnisvolle Miss Serena
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Serena steht kurz vor ihrem Abschluss in einer Internatsschule für junge Damen. Sie malt leidenschaftlich gern, und ihr Kunstlehrer hat schon längst ihre große Begabung entdeckt. Doch das ist nicht alles, ...

Serena steht kurz vor ihrem Abschluss in einer Internatsschule für junge Damen. Sie malt leidenschaftlich gern, und ihr Kunstlehrer hat schon längst ihre große Begabung entdeckt. Doch das ist nicht alles, was ihn an Serena fasziniert. Er nutzt seinen Unterricht, um Serena zu belästigen. Sie beschwert sich zwar, aber die Leiterin der Schule glaubt ihr nicht. Erst als ihr Schwager sich für sie einsetzt, muss der Lehrer die Schule verlassen.

Arme Serena kann es nun nicht mehr ertragen zu malen, denn das erinnert sie an diese schmerzhaften Erlebnisse. Erst bei einem längeren Aufenthalt bei einem Freund ihres Schwagers, heilt langsam diese klaffende Wunde.

Dieser Freund Henry wurde vom Schwager vor einer Verbindung mit Serena gewarnt. Doch das hatte Henry sowieso nicht im Sinn, denn er empfindet Serena als kalt und abweisend. Sie hingegen findet ihn arrogant, und sie lehnt seinen verantwortungslosen Lebensstil ab. Doch mit der Zeit lernen Serena und Henry sich besser kennen und auch schätzen. Es gibt aber mehr als genug Gründe, warum eine gemeinsame Zukunft für beide nicht in Frage kommt.

Diese Geschichte spielt im Jahr 1817, der Regency-Ära. Man spürt beim Lesen die Liebe der Autorin zu dieser Zeitepoche. Herrschaftliche Häuser, Bälle, Galerien, Landschaften, alles wird so beschrieben, das man beim Lesen schnell ein Bild vor Augen hat.

Mit seinen 400 Seiten, gibt es in diesem Buch einige Längen. Noch mehr stört vielleicht, dass manche Handlungen und Entscheidungen nicht so gut nachzuvollziehen sind. Da fällt die Identifikation mit den Hauptcharakteren manchmal schwer. Andere, die eine Nebenrolle spielen, sind jedoch besonders liebenswert, zum Beispiel Henrys Großmutter, seine Nichte und sein Neffe.

Bemerkenswert ist Henrys Charakterwandlung. Anfangs ist er voller Selbstzweifel, auch wenn er nach außen hin selbstsicher wirkt. Erst die Hingabe an Gott, bewirkt in seinem Leben eine langsame Veränderung. Er macht aber auch die Erfahrung eines Rückfalls. Dieses Thema, Umgang mit eigenem Versagen, kommt in verschiedenen Variationen immer wieder vor.

Interessant ist die Schilderung der Schwierigkeiten, die Serena als Malerin überwinden muss. Heute kaum vorstellbar, war auch die Kunst ein Bereich, der Frauen scheinbar verschlossen war. Serenas Hartnäckigkeit ist sympathisch. Sie kümmert sich wenig um Konventionen, sondern setzt sich mit aller Kraft für ihre Ziele ein.

Fazit: Eine romantische, teils tiefsinnige Geschichte über zwei Menschen, die sich trotz vieler Hindernissen ihr Herz schenken, und auf dem Weg viel über Schuld und Versagen, Vergebung und Neuanfang lernen. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 20.08.2023

Miteinander leben

Als die Mönche die Heimat verließen
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Der sechzehnjährige Brainach erlebt das Abenteuer seines Lebens. Er ist teil einer Gruppe von Brüdern aus dem Kloster, die ausgesandt werden, um eine neue Siedlung zu errichten. Als Schreiber ausgebildet, ...

Der sechzehnjährige Brainach erlebt das Abenteuer seines Lebens. Er ist teil einer Gruppe von Brüdern aus dem Kloster, die ausgesandt werden, um eine neue Siedlung zu errichten. Als Schreiber ausgebildet, muss er hier körperlich hart arbeiten. Sein neuer Wohnort liegt nahe an einem Dorf der Kelten. Mit der Zeit entstehen freundschaftliche Beziehungen zu den Einwohnern. Brainach erlebt Schönes, aber auch Schweres. Die Gemeinschaft mit seinen Glaubensbrüdern prägt ihn ebenso wie seine Erfahrungen mit den keltischen Nachbarn und ihre schrittweise Hinwendung zum christlichen Glauben.

Dieses ungewöhnliche Buch enthält eine historische Erzählung über das Leben im sechsten Jahrhundert, dazu wird das Erzählte nach jedem Kapitel gedeutet und vertieft. So lernt Brainach beispielsweise viel über Demut, über Versagen und Wiederaufstehen, über Freundschaft und über Leiterschaft. Der Autor gibt anschließend jeweils Anregungen weiter, die aufzeigen, wie das auch für uns relevant ist.

Es ist berührend an Brainachs Gedanken und Fragen teilzuhaben. Dadurch, dass seine Glaubensbrüder in anderen Lebensphasen stehen und andere Begabungen und Aufgaben haben, kann Brainach von ihren Erfahrungen lernen und in schweren Zeiten Rat bekommen.

Die Denkanstöße für unsere heutige Zeit sind interessant, allerdings wird der Lesefluss dadurch gestört und die Spannung leidet darunter. Sehr schön sind die Fragen am Ende jedes Kapitels, die helfen das Gelesene praktisch im eigenen Leben anzuwenden.

Der Erzählstil eignet sich gut für Jugendliche, allerdings richten sich die Fragen eher an Erwachsene. Insgesamt lässt sich dieses Buch nicht so einfach einer bestimmten Zielgruppe zuordnen, mit seiner Mischung aus einer Erzählung in recht einfacher Sprache und tiefsinnigen Fragen.

Fazit: Eine packende Reise in eine Ära, die selten in der Literatur behandelt wird. Empfehlenswert, insbesondere für jene, die sich für vergangene Epochen und spirituelle Wahrheiten interessieren. Dieses Buch gewährt nicht nur Einblicke in eine ferne Zeit, sondern regt auch dazu an, zeitlose Prinzipien auf unser heutiges Leben zu übertragen.

Veröffentlicht am 19.08.2023

Genug

Hickory Hills
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Der große Schock bei der Testamentsverkündung: Das Anwesen ist verkauft, Allies großer Traum geplatzt. Seit Jahren arbeitet sie auf ihr Ziel hin ein Zentrum zu errichten, in dem pferdgestützte Therapien ...

Der große Schock bei der Testamentsverkündung: Das Anwesen ist verkauft, Allies großer Traum geplatzt. Seit Jahren arbeitet sie auf ihr Ziel hin ein Zentrum zu errichten, in dem pferdgestützte Therapien angeboten werden. Die größte Befürworterin ihres Traums war ihre Oma, die ihr stets versichert hat, dass dafür gesorgt ist, dass Allie alles haben wird, was sie zur Erfüllung ihres Traums braucht. Doch nun steht sie mit leeren Händen da. Sogar ihre Verlobung löst sie auf, da ihr Verlobter ihr leidenschaftliches Festhalten an diesen Traum nicht gutheißt.

Was Allie bleibt, ist die Geschichte ihrer Großmutter Dale, die sie, wie bei einer Schatzsuche, Stück für Stück aufdecken kann. Dabei erfährt sie Erstaunliches über Dales Vergangenheit; über ihr Liebesleben, ihren ungewöhnlichen Beruf, ihre Familie und ihren Besitz. Das Gelernte bewegt Allie zutiefst und ist entscheidend für ihre Zukunft.

Diese Geschichte wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt. Da ist Allie nach dem Tod ihrer Großmutter im Jahr 2020. Sie durchforstet das Haus ihrer Oma auf der Suche nach Hinweisen darauf, wie sie das Anwesen behalten kann. Dabei entdeckt sie Unterlagen, die ihre Großmutter ihr hinterlassen hat. Anhand dieser Unterlagen wird die Geschichte vom Leben ihrer Großmutter aufgerollt. An entscheidenden Stellen wechselt die Erzählperspektive in die Vergangenheit und erzählt Allies Geschichte. Das meiste spielt sich in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts ab.

Eine große Rolle in dieser Erzählung spielen Pferde, das wird auf fast jeder Seite deutlich. Was mit Sicherheit Pferdeliebhaber begeistert, könnte für andere stellenweise etwas langweilig sein. Ein weiteres großes Thema ist die Sicherung der amerikanischen Küste während des zweiten Weltkriegs. In manchen Passagen wirkt die Erzählung fast wie ein Sachbuch, doch zum Glück geht es doch immer wieder zurück zu den spannenderen Schicksalen von Allie und ihrem Freund.

Die Charaktere sind sympathisch und ihre Handlungen gut nachvollziehbar, das ist eine große Stärke dieses Buchs. Ein weiterer Vorzug ist die gelungene Einbindung von Lebensweisheiten und dem christlichen Glauben. Eine wichtige Lektion für die Hauptcharaktere ist, in allen Lebenslagen nach Zufriedenheit zu streben, das heißt die Entscheidung zu treffen, dass bereits Vorhandenes genug ist und dankbar angenommen werden soll. Eine wichtige Lebensweisheit!

Fazit: Eine romantische und tiefgründige Erzählung, über Pferdewettkämpfe, den zweiten Weltkrieg, Lebensschicksale und Zufriedenheit. Sehr empfehlenswert!