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Veröffentlicht am 10.09.2023

Neuheidentum aus Sicht der Archäologie

Wicca · Kelten · Schamanen
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Der Klappentext verspricht „Archäologische Fakten und Fiktionen im Neuheidentum, kompakte Informationen für Fans der Fantasy-Szene, Anhängerinnen spiritueller Praktiken sowie Interessierte an alten Religionen ...

Der Klappentext verspricht „Archäologische Fakten und Fiktionen im Neuheidentum, kompakte Informationen für Fans der Fantasy-Szene, Anhängerinnen spiritueller Praktiken sowie Interessierte an alten Religionen und Archäologie“.

Im Großen und Ganzen hält das Buch, was der Klappentext verspricht, aber leider liest es sich ziemlich trocken wie eine Diplomarbeit. Bitte nicht falsch verstehen - ich lese sehr gerne Sachbücher und scheue auch vor Diplomarbeiten nicht zurück, aber dieses Thema hätte für ein breites Publikum doch wesentlich lebendiger gestaltet werden können.

Jutta Leskovar unterteilt ihr Buch in folgende Abschnitte:

Einleitung
Neuheidentum - ein Überblick
Neuheidnische und verwandte Erscheinungsformen
Themen, Orte und Objekte
Abschließende Betrachtungen

Der Ausflug zur Geschichte der Jahreszeitenfeste und Kalender lässt mich schmunzeln. Der sogenannte „Keltische Baumkalender“, der Eingang in die Szene gefunden hat, ist eine (schlaue ?) Erfindung aus den 1970er-Jahren. Der Olivenbaum enttarnt den Kalender als willkürlich und künstlich geschaffen. Denn Olivenbäume wachsen zu der Zeit, als die Kelten lebten, im warmen Mittelmeerraum. Die Kelten jedoch sind nördlich der Alpen verortet.

In ihren abschließenden Betrachtungen schreibt die Autorin, die Ur- und Frühgeschichte studiert hat:

„Neuheid
innen auf der ganzen Welt sind an Vergangenheit interessierte und über Vergangenheit teilweise sehr gut informierte Menschen. Sie recherchieren, diskutieren und sie praktizieren. Ihr Fokus mag auf der Ausübung einer Religion liegen, aber sie kehren immer wieder zurück zu dem, was aus ihrer Sicht „die Anfänge“ sind - und die liegen in der Frühgeschichte.“

Ich hätte mir noch eine Beschreibung von solchen neuheidnischen Riten, die vielleicht an ihre Ursprünge angelehnt sein könnten, gewünscht.

Jutta Leskovar geht auf S. 141 ff auf den Überschneidungs- und Konfliktbereich zwischen Archäologie und Neuheidentum ein, wenn es um das Recht der „Nutzung“ eines bestimmten Fundortes geht.

Die zahlreichen Fotos und Abbildungen von Kraftorten und Artefakten bereichern dieses Buch.

Fazit:

Eine interessante Betrachtung des Phänomens Neuheidentum, das leider ein wenig trocken dargeboten wird. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 06.09.2023

Ein gelungener Reihenauftakt

Schuld war nur der Casanova
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Auf eine Villa, die einem Stuttgarter Immobilienhai gehört, wird ein Brandanschlag verübt. Das Gebäude ist hoch versichert und einem Gewinnbringenden Neubau steht nun nichts mehr im Weg. Oder doch nicht? ...

Auf eine Villa, die einem Stuttgarter Immobilienhai gehört, wird ein Brandanschlag verübt. Das Gebäude ist hoch versichert und einem Gewinnbringenden Neubau steht nun nichts mehr im Weg. Oder doch nicht? Bei dem Brand, der durch Brandstiftung entstanden ist, findet die Lady Kira, eine Escort-Dame, den Tod.

Hauptkommissarin Yoselin Blaich steht vor einem komplexen Kriminalfall. Wem hat der Anschlag gegolten? Ist die Tote ein bedauerlicher Kollateralschaden? Denn, wie sich herausstellt, sollte die Villa leer sein. Und wer ist der geheimnisvolle Boris Drescher, der Lady Kira schon mehrmals gebucht hat, aber in keine Polizeidatenbank auftaucht, weil er eigentlich ganz anders heißt? Und die Rolle des Unschuldslamms und des gramgebeugten Ehemanns wird dem auch nicht abgenommen. Noch ein Verdächtiger? Immerhin, den können Blaich & Co. wenigstens ein paar Tage festhalten, obwohl dann plötzlich ein teurer Anwalt auftaucht und ihn betreut. Wer den wohl bezahlt?

Neben den Ermittlungen muss sich Yoselin Blaich noch mit ihrer Mutter und Großmutter herumschlagen, die einander nicht leiden können.

Meine Meinung:

Dieser Krimi, der am Bodensee angesiedelt ist, besticht durch seinen feinen, aber manchmal arg bösartigen Humor. Die KHK Yoselin Blaich ist eine dunkelhäutige Ermittlerin, die recht ordentlich schwäbelt und jeden noch so abgedroschenen Witz über ihre Hautfarbe, die sie ihrem Vater zu verdanken hat, kennt. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie das peinliche oder rechtschaffen (wie man’s eben sehen will) Bemühen um politisch korrekte Sprache zu Stilblüten und unfreiwilliger Komik führt, wenn nicht einmal die Bezeichnung „Schwarzarbeit“ verwendet werden darf. Auf die häufig falsch formulierte Frage „Wo kommst denn her?“ antwortet Yoselin routiniert im ärgsten schwäbischen Dialekt.

Was hier wie die Abwandlung des Schlagers „Schuld war nur der Bossa Nova“ aus dem Jahr 1963 klingt, ist ein ernstes Thema: Das perfide Vorgaukeln von Liebe und Interesse an einsamen Menschen, die dann um ihr Erspartes gebracht werden. Die mehrfach Betrogenen genieren sich dann auch dafür, auf einen Betrüger hereingefallen zu sein, und wollen häufig keine Anzeige erstatten.

Die Charaktere haben mir recht gut gefallen. Lediglich Yoselin Blaichs Mutter und Großmutter wirken auf mich ziemlich überzeichnet. Allerdings war mir die Großmutter aus der Karibik mit ihrem Bemühen um Schutzzauber für die Enkelin und Beinahe-Schwiegertochter, beinahe noch sympathisch. Ihre Mutter kreist, wie Yoselin selbst durchaus kritisch bemerkt „ausschließlich um sich selbst“.

Wer letztendlich der Casanova ist, der in der Gestalt eines Kapitäns, eines dekorierten Soldatens oder Universitätsprofessors einsame Herzen umgarnt und um Tausende von Euros betrügt, lest bitte selbst.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der dem Vernehmen nach Auftakt zu einer neuen Reihe sein soll, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 28.08.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Brudermord
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Die Rechtsanwältin Clara Niklas gerät eher zufällig als geplant in einen mysteriösen Kriminalfall. Sie soll die Erwachsenenvertretung von Ruth Imhofen, einer Frau übernehmen, die mehr als vierundzwanzig ...

Die Rechtsanwältin Clara Niklas gerät eher zufällig als geplant in einen mysteriösen Kriminalfall. Sie soll die Erwachsenenvertretung von Ruth Imhofen, einer Frau übernehmen, die mehr als vierundzwanzig Jahre in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung verbracht hat, weil sie damals in einem Anfall geistiger Umnachtung ihren Liebhaber getötet haben soll. Noch bevor Clara von deren Arzt, der Ruths Entlassung betrieben hat, Einzelheiten über ihre Mandantin erhalten kann, stirbt der Arzt bei einem Autounfall, der sich wenig später als gut getarnter Mord entpuppt.

Der Bruder der Mandantin wird kurz darauf tot in der Tiefgarage seines Hauses erschlagen aufgefunden. Hat die zuvor aus der Psychiatrie entlassene Schwester ihren Bruder umgebracht?

Auch der ermittelnde Kommissar Gruber hat sich auf Ruth als Täterin festgelegt. Wer einmal mordet, tut es wieder, oder so ähnlich. Außerdem kann er Rechtsanwälte und insbesondere Anwältinnen nicht leiden, weil die immer seine Arbeit sabotieren, indem sie Verdächtige entlasten.

Je tiefer Clara Niklas in den Fall eindringt, desto mehr verhärtet sich der Verdacht, dass Ruth schon vor Jahren einem Komplott zum Opfer gefallen ist, denn es verschwinden neben Ruths Krankenakte auch Ermittlungsunterlagen. Erst als die Ehefrau des getöteten Arztes Kopien der verschwundenen Aufzeichnungen entdeckt, kommt das ganze Ausmaß der Intrige ans Tageslicht.

Meine Meinung:

Veronika Rusch widmet sich in diesem zweiten Fall für Rechtsanwältin Clara Niklas gleich mehreren heiklen Themen: illegale Versuche an Psychiatrie-PatientInnen sowie dem Umgang mit Personen mit labiler Psyche überhaupt. Obwohl man meinen könnte, die Zeiten, in denen Menschenversuche durchgeführt werden, schon hinter uns gelassen zu haben, belehrt uns dieser Krimi eines Besseren.

Es ist nur zu hoffen, dass es sich um Einzelfälle handelt.
Auch unsere wackere Clara Niklas hat mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen. Wobei die Beschreibung an der einen oder anderen Stelle ein wenig zu lange geraten ist. Da wäre für mein Empfinden durchaus eine Straffung angebracht gewesen.

Obwohl die Autorin sich bemüht, den Kriminalkommissar Gruber als unsympathisch zu präsentieren, muss ich mich manchmal auf seine Seite schlagen. Dass Kriminelle durch juristische Winkelzüge die Arbeit der Ermittler zunichtemachen und deshalb entweder gar nicht angeklagt oder nur mit einer geringen Strafe davon kommen, ist für die Polizisten ziemlich frustrierend. Da kann ich sein Vorurteil Clara gegenüber sehr gut verstehen.

Fazit:

Alles in allem ein gut gelungener zweiter Fall für Clara Niklas, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Einblick in ein fremdes Land

Neue Weltmacht Indien
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Klappentext:

„An Indien scheiden sich die Geister. Obwohl oder gerade weil kaum jemand im Westen dieses widersprüchliche Land versteht. Zwischen Slums und Prunk, zwischen Yoga und Hightech, zwischen Bollywoodkultur ...

Klappentext:

„An Indien scheiden sich die Geister. Obwohl oder gerade weil kaum jemand im Westen dieses widersprüchliche Land versteht. Zwischen Slums und Prunk, zwischen Yoga und Hightech, zwischen Bollywoodkultur und Kastenwesen ist uns das Land, dessen Bedeutung für die Weltgemeinschaft immer größer wird, ein Rätsel geblieben. Oliver Schulz liefert einen tiefen Einblick in die verschiedenen Facetten der indischen Gesellschaft und Kultur und gibt uns einen Überblick über die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsperspektiven der neuen Supermacht, die immer deutlicher ihre Ansprüche auf eine Führungsrolle in der Welt erhebt. Wie tickt dieses Land wirklich? Was hält es zusammen? Wie verlässlich ist es als Partner? Und wie bedrohlich könnte sein Aufstieg für die Weltgemeinschaft werden?“

Dieses Sachbuch hat mir sehr gut gefallen, obwohl meines Erachtens der Autor seine eigenen Fragen nicht erschöpfend beantwortet hat. Es ist ihm aber hier wenig Vorwurf zu machen, denn niemand kann voraussehen, was die Politiker eines so komplexen Landes vorhaben.

Für mich sehr interessant war der geschichtliche Rückblick, der gut zwei Drittel der 224 Seiten in Anspruch genommen hat. Ich finde ja, man muss die Vergangenheit kennen, um in der Zukunft bestehen zu können. Die Schilderung der aktuellen Situation in Indien und ein möglicher Ausblick in die Zukunft hätten von mir aus gerne jeweils ein wenig länger ausfallen dürfen.

Der komplexe Staat Indien, der selbst jede Menge Zündstoff für Konflikte in seinen unterschiedlichen Ethnien, Religionen und dem zwar verbotenen, aber dennoch nach wie vor existierenden Kastenwesen, birgt, wird sich im Zweifelsfall immer auf seine eigene Seite schlagen und jene Allianzen schließen, die Indien im Augenblick am meisten nützlich erscheinen. Auch wenn das tags darauf schon wieder anders sein könnte. Das hat mit Unzuverlässigkeit nicht viel zu tun, sondern mit dem ehernen Gesetz, „das Hemd ist mir näher denn der Rock“.

Fazit:

Ein interessanter Einblick in ein Staatengefüge, das für uns Mitteleuropäer doch ziemlich fremd erscheint. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.08.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Seelensturm
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Auch im dritten Krimi rund um Revierinspektor Werner Adler bekommt er, der eine Leichenphobie hat, es genau mit denselben zu tun. Das Verbrechen schäft nie, sodass Werner nicht einmal auf seinen geliebten ...

Auch im dritten Krimi rund um Revierinspektor Werner Adler bekommt er, der eine Leichenphobie hat, es genau mit denselben zu tun. Das Verbrechen schäft nie, sodass Werner nicht einmal auf seinen geliebten Fahrten mit dem Polizeimotorboot seine Ruhe findet.

So hat sich Werner seine Rückkehr aus dem Urlaub nicht vorgestellt: Innerhalb eines Wochenendes gibt es mehrere Verbrechen, die ihm zu schaffen machen und ihn selbst in ein Krankenhausbett zwingen.

Und damit noch nicht genug, demonstrieren Tante Vera und Natascha gegen die Neonazis, die schon im letzte Band ihr Unwesen getrieben haben und Alexandros, Helenas Sohn, der an einer Nussallergie leidet, beißt irrtümlich in einen mit Nüssen „verseuchten“ Kuchen und muss mit einem anaphylaktischen Schock ins Krankenhaus, während Helena selbst in Griechenland noch etwas erledigen muss.

Meine Meinung:

Wenn man nun den dritten Fall für Werner Adler liest, könnte man glauben, dass das Salzkammergut der Hotspot der Verbrechen in Österreichs ist, denn die Verbrechensrate pro Kopf scheint hier höher als anderswo in Österreich zu sein. Dem ist natürlich in Wirklichkeit nicht so. Aber der Autor lebt dort und der Attersee als Kulisse für Untaten ist einfach grandios. Und für die Habsburg-Fans tritt in Bad Ischl auch noch ein fast echter Kaiser Franz Joseph auf.

In einigen wenigen Sätzen erfahren wir, woher Werners Leichenphobie kommen könnte. Doch das verrate ich jetzt nicht.

Obwohl ich Krimis mit mehreren Handlungssträngen und Turbulenzen gerne mag, sind mir diese Ereignisse fast ein wenig zu viel. Hier wäre ein bisschen weniger, mehr gewesen. Das Buch eignet sich gut für eine Verfilmung, erstens wegen des Attersees und des Schwimmwettbewerbes und zweitens wegen der vielen „Action“, die einer scharfen Schnittführung zu Gute kämen. Vielleicht folgt da ja ein Landkrimi

Fazit:

Eine filmreife Fortsetzung, der ich gerne 4 Sterne gebe.