Cover-Bild Der Vorweiner
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Claassen
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 31.08.2023
  • ISBN: 9783546100380
Bov Bjerg

Der Vorweiner

Roman | Nach der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020: Der neue Bov Bjerg!

Der neue große Roman des Bestsellerautors von „Auerhaus“ und „Serpentinen“  

Resteuropa, Ende des Jahrhunderts. Bürgerkriege und Naturkatastrophen haben die Welt verwüstet. Eine dicke Schicht Beton hebt den Rumpfkontinent über den steigenden Meeresspiegel. In den Auffanglagern Neuschwanstein und Neulübeck versammeln sich dänische, ghanaische oder niederländische Geflüchtete. Einer von ihnen ist Jan.  

Mit nichts am Leib tritt er in die Dienste von A. wie Anna. Für sie war es höchste Zeit, sich einen Trauergastarbeiter zuzulegen.  

Tränen bringen Prestige, und nur wer über einen fähigen Vorweiner verfügt, um den wird am Ende überzeugend geweint. Zu echter Trauer ist ohnehin niemand mehr in der Lage. Auch nicht B. wie Berta, Annas Tochter. Berta ist die Erzählerin und das lidlose Auge unserer Geschichte. Und wie sie erzählt: furios, komisch und ohne Mitleid.  

Bov Bjergs neuer Roman ist ein kühner Wurf: barock wie ein Menuett, gegenwärtig wie ein Liveticker, fernsichtig wie eine Vorhersage. Und mit absolutem Gehör für Sprache und ihre Möglichkeiten komponiert. Der Vorweiner ist ein preiswürdiges Erzählkunstwerk über eine Welt, die in Staunen versetzt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2023

Interessante Dystopie mit Schwächen

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In "Die Vorweiner" findet man sich in einer dystopischen Welt Ende des 21. Jahrhunderts wieder. Von dem uns bekannten Europa gibt es nur noch Resteuropa, dass mittels von einer dicken Schicht aus Beton ...

In "Die Vorweiner" findet man sich in einer dystopischen Welt Ende des 21. Jahrhunderts wieder. Von dem uns bekannten Europa gibt es nur noch Resteuropa, dass mittels von einer dicken Schicht aus Beton über den steigenden Meeresspiegel angehoben wird. Zu Resteuropa gehört das, was einmal Deutschland war und ist ein beliebtes Ziel von Flüchtlingen, wie heute auch. Viele der Flüchtlinge werden als sogenannte Vorweiner für die Oberschicht der Resteuropäer. Vorweiner sind Trauergastarbeiter, die die Tränen vergießen und die Trauer zeigen, zu der die Resteuropäer nicht mehr fähig sind.
A wie Anna hat Jan als Vorweiner in ihren Dienst gestellt. Die Geschichte der beiden wird von B wie Berta, ihre Tochter erzählt.

Wie die Inhaltsangabe schon vermuten lässt, handelt es sich um "Die Vorweiner" um ein eigenwilliges und skurriles Buch, auf das man sich einlassen muss und das demzufolge nicht jeden ansprechen wird.
Beginnend mit Kapitel 2 anstatt mit Kapitel 1 und geschrieben ähnlich wie ein Filmdrehbuch und abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Berta und dann der Er-Perspektive von Anna erzählt, lernt man die wichtigsten handelnden Personen kennen und gewinnt einen Einblick in eine Welt, die durch Bürgerkriege, Naturkatastrophen und Zerstreuung auf den ersten Blick stark verändert daherkommt, aber nicht unrealistisch in ihrer Darstellung erscheint.

Dem Autor gelingt es hierbei kurzweilig auf etwas mehr als 200 Seiten eine durchaus interessante und fesselnde Geschichte über eine dystopische Welt zu erschaffen, die jedoch zum Ende hin etwas zu mäandern anfängt und sich teilweise zu absurd und abstrus präsentiert. So konnte sich mir auch nicht immer der Sinn mancher Handlungsszenen erschließen, sodass der Roman mich etwas zwiespältig zurücklässt. Zudem waren mir manche Textabschnitte zu geschmacklos formuliert, was aber vielleicht auch einfach nur die Entmenschlichung der Resteuropäer Rechnung tragen sollte.

Einerseits fand ich Bjergs düster dystopischen Blick auf ein Europa in ferner Zukunft interessant und auch nicht so abwegig, andererseits konnte mich die Erzählstruktur und die fehlende inhaltliche Tiefe nicht ganz überzeugen.
Für Liebhaber von experimenteller Literatur mit Aktualitätsbezug sicherlich interessant.

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Nicht stringent

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Dieses zynische Buch ist schwer zu lesen und genauso schwer zu bewerten. Der Schreibstil ist eigentlich nicht schlecht und wäre gut zu lesen, wenn der Inhalt etwas verdaulicher und logischer aufbereitet ...

Dieses zynische Buch ist schwer zu lesen und genauso schwer zu bewerten. Der Schreibstil ist eigentlich nicht schlecht und wäre gut zu lesen, wenn der Inhalt etwas verdaulicher und logischer aufbereitet gewesen wäre. Durch die wirre Handlung in der Zukunft und der dystopischen Atmosphäre braucht man eine ganze Weile, um die Handlung zu verstehen und die Details richtig einordnen zu können. Auch das alles sehende „Auge“ fand ich anstrengend, da Sinn und Zweck sich mir nicht erschlossen haben. Von den Ideen her sind einige interessante und intelligente Aspekte vorhanden, die die Probleme der heutigen Zeit überhöhen und ins Extreme ziehen, z. B. Fake News, Flüchtlingskrise, Gefühllosigkeit, Vereinsamung, Schönheitswahn, Klassengesellschaft. Einige der angedeuteten Themen hätten tiefgründiger behandelt werden können, andere sind nichts Neues. Das Gesamtkonstrukt lässt wesentliche Bereiche einer Gesellschaft unerwähnt und verliert dadurch an Nachvollziehbarkeit. Interessante Ansätze, aber leider nicht stringent umgesetzt.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Ungewöhnlicher Stil

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Bov Bjerg hat mich mit "Auerhaus" begeistert, weshalb ich mich sehr über und vor allem auf sein neuestes Werk "Der Vorweiner" gefreut habe. In dieser dystopischen Welt herrschen massive klimatische Veränderungen ...

Bov Bjerg hat mich mit "Auerhaus" begeistert, weshalb ich mich sehr über und vor allem auf sein neuestes Werk "Der Vorweiner" gefreut habe. In dieser dystopischen Welt herrschen massive klimatische Veränderungen - den Großteil der Landflächen gibt es nicht mehr. Bürgerkriege und Naturkatastrophen hinterließen ihre Spuren, denn es gibt noch ein Resteuropa, weitestgehend Betonschichten und die Bevölkerung ist entweder von Dürre oder Regen betroffen. Die Emotionalität und Empfindungen sind den Menschen abhandengekommen. Lediglich die Geflüchteten aus nicht europäischen Ländern können noch empfinden, weshalb deren Tränen besonders wertvoll sind. Aus Angst, dass nach dem eigenen Ableben keine Tränen mehr fließen können, legen sich viele Menschen einen Vorweiner zu. So auch A wie Anna, deren Geschichte von ihrer Tochter B wie Berta erzählt wird.

Bov Bjerg erzählt konfus, durcheinander und nicht chronologisch. So steht beispielsweise das zweite Kapitel vor dem ersten Kapitel und die Sichtweisen von B wie Berta werden doch immer mal wieder subjektiv und rutschen in die Ich-Perspektive, weg von A wie Anna. Es wird erzählt von der Kälte, vom Werteverfall, der Bedeutung von Herkunft, Tränen als Prestige und in allem fehlt es an Mitgefühl und Mitleid, was den Ton einer Dystopie sehr gut trifft.
Ich empfinde "Der Vorweiner" als recht konfus, verwirrend, an einigen Stellen habe ich den Anschluss verloren. Dennoch ist der Plot clever überlegt und die Umsetzung und die Rezeption erfordern eine hohe Aufmerksamkeitsspanne und Intellekt, um die Bedeutung der Schilderungen zu entschlüsseln.
Bov Bjergs Stil ist sehr eigenwillig und ungewöhnlich, weshalb ich speziell bei diesem Buch empfehlen würde, zunächst die Leseprobe zu lesen.

Veröffentlicht am 24.08.2023

Zwiegespalten

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Zwiegespalten


" Der Vorweiner"ist ein Roman der von der Idee her grandios hätte werden können. Die Vorstellung wie ein Deutschland der Zukunft aussehen könnte ist sehr spannend und wurde zu Beginn auch ...

Zwiegespalten


" Der Vorweiner"ist ein Roman der von der Idee her grandios hätte werden können. Die Vorstellung wie ein Deutschland der Zukunft aussehen könnte ist sehr spannend und wurde zu Beginn auch sehr überzeugend und vielversprechend umgesetzt. Allerdings ist es auch eine erschreckende Vorstellung, dass ein Teil der Bevölkerung nicht mehr in der Lage ist Gefühle auszudrücken. So erklärt sich dann auch schnell der Titel, der die Menschen beschreibt, die dies für diese Menschen ausgleichen sollen.
Geführt wird die Handlung von drei Personen, wobei eine ein Vorweiner ist. Das als solches fand ich an sich sehr interessant, doch die Handlung driftete irgendwann in eine sehr abstruse Richtung, die mir dann leider gar nicht mehr gefallen hat. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass der Roman konstant weitergeführt wird.
Viele Themen ähneln unserer jetzigen Zeit, schon spannend sich zu überlegen, ob es tatsächlich so laufen könnte. Abwegig ist es natürlich nicht, dass auch in ferner Zukunft Flüchtlinge Thema sein könnten.

Mein Fazit: Eine Dystopie, die stark beginnt, sich dann aber leider verliert.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Ein dystopischer Blick, der nicht ganz überzeugen kann

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Ende des 21. Jahrhunderts ist von Europa nur noch Resteuropa übrig, in dem auch Deutschland aufgegangen ist. Die Bevölkerung ist in eine Nieder- und eine Oberschicht gegliedert. Die Oberschicht ist nicht ...

Ende des 21. Jahrhunderts ist von Europa nur noch Resteuropa übrig, in dem auch Deutschland aufgegangen ist. Die Bevölkerung ist in eine Nieder- und eine Oberschicht gegliedert. Die Oberschicht ist nicht mehr in der Lage Gefühle zu zeigen und stellt deswegen Vorweiner, Trauergastarbeiter, in ihren Dienst, die auch bei den ihnen mit ihm Haus leben. Die Vorweiner übernehmen die Aufgabe öffentlich Trauer zu zeigen, für diejenige Person, für die sie tätig sind. Sie sind selbst Flüchtlinge, die nach Resteuropa wollen, da ihre eigenen Länder von Bürgerkriegen und Naturkatastrophen zerstört wurden.
Einblicke in diese gefühllose dystopische Welt erhält man durch die Protagonisten des Romanes A wie Anna, ihrem Vorweiner und B wie Berta.
Berta erzählt aus ihrer Perspektive die Geschichte ihrer Mutter Anna, wodurch man auch das Leben und die Gesellschaft an sich im Resteuropa kennenlernt. Das Leben und die Gesellschaft sind von Zerstreuung, fehlender Emotionalität und Grausamkeiten, die keinen wirklich mehr berühren, geprägt.

Auch wenn der eigenwillige und etwas abstruse Roman in einer fernen Zukunft spielt, besitzen die angesprochenen Themen, wie Flüchtlingskrise und Fake-News, Aktualitätsbezug.
Anfangs liest sich Bjergs dystopischer Blick auf Deutschland, Europa und die restliche Welt noch interessant, doch mit zunehmender Seitenzahl wirken manche Romanelemente ermüdend.
Die einzelnen Kapitel sind ähnlich eines Filmskripts aufgebaut und so bekommen die verschiedenen Erzählstränge auch einen episodenhaften Charakter. Das führt dazu, dass der Roman inhaltlich oberflächlich bleibt und sich eher in Belanglosigkeiten verliert. Es soll wahrscheinlich die emotionale Verarmung der Gesellschaft widerspiegeln, ein flüssiger Lesefluss, der das Interesse an der Geschichte hochhält, entsteht dadurch nicht gerade.
Darüber hinaus waren mir manche Textpassagen auch zu derb formuliert oder erschlossen sich mir auch nicht so wirklich in ihrem Sinn. Vielleicht ist es aber auch genau der Sinn der Handlung, dass sie stellenweise keinen Sinn ergibt...

Die Stärke des Romanes liegt für mich in seiner, wenn auch etwas befremdlichen, dystopischen Version und in seinen einzelnen starken Szenen, die jedoch leider nicht im Gesamtpaket überzeugen konnten.

"Der Vorweiner" ist ein sprachlich und inhaltlich gewagter Roman, der eine interessante dystopische Welt beschreibt. Er fängt stark an, verliert sich dann aber enttäuschenderweise etwas in Absurditäten und Belanglosigkeiten, sodass er es nicht schafft sein ganzes Potenzial auszuschöpfen.
Stilistisch und sprachlich ist der Roman durchaus interessant, jedoch fehlt mir die emotionale Wucht und die inhaltliche Stärke, die ich mir erhofft habe.

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