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Veröffentlicht am 03.09.2017

Schnitzeljagd in Siena

Aquila
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Ursula Poznanski ist ja keine Unbekannte und wie die meisten fiebere auch immer ihren neuen Büchern entgegen, egal ob ein neuer Thriller aus ihre Beatrice Kaspary Reihe erscheint oder ein neues Jugendbuch. ...

Ursula Poznanski ist ja keine Unbekannte und wie die meisten fiebere auch immer ihren neuen Büchern entgegen, egal ob ein neuer Thriller aus ihre Beatrice Kaspary Reihe erscheint oder ein neues Jugendbuch. Deswegen war ich auch schon super gespannt auf "Aquila", das ich mir bei einem Treffen mit einer lieben Freundin in Wien gleich zum Erscheinungstermin gekauft habe.

Obwohl meine Bewertung nicht ganz so positiv ist, ist die Geschichte spannend aufgebaut und ich war von der ersten Seite an mitten im Geschehen. Der Schreibstil der Autorin ist und bleibt einfach fesselnd. Und trotzdem gibt es für mich den einen und anderen Kritikpunkt.
Aber fangen wir mal von vorne an.....

Die neunzehnjährige Nika aus Deutschland studiert seit kurzem in Siena, Italien, wo sie sich für ein Auslandssemster beworben hat. Gemeinsam mit ihrer Zimmergenossin Jenny und einigen Kommilitonen macht sie lieber die Nacht zum Tag, als sie wieder einmal völlig orientierungslos in ihrem Bett erwacht. Doch diesmal ist alles anders. Nika fehlen ganze zwei Tage! Außerdem ist ihr Handy verschwunden, der Aku aus ihrem Laptop herausgenommen worden, die Wohnungstür verschlossen und auf dem Badezimmerspiegel steht eine verstörende Botschaft. In ihrer Hosentasche findet sie einen mysteriösen Zettel mit kryptischen Sätzen, die für sie keinen Sinn ergeben, die aber ihre Handschrift zeigen. Als ihre Mitbewohnerin verschwunden bleibt, keimt in Nika das Gefühl auf, dass sie etwas damit zu tun haben könnte......

Ein absolut toller Beginn, der einem mühelos in die Geschichte hineinversetzt und sofort das Interesse weckt. Man beginnt zu rätseln, was dazu geführt haben könnte, dass Nika sich nicht an die letzten beiden Tage erinnern kann und was in den fehlenden Stunden passiert ist. Und danach fragt man sich sofort: Was würde ich an Nika's Stelle tun?
Deswegen verstand ich auch nicht wirklich, dass Nika zu Beginn ziemlich kopflos handelt und weder die Polizei verständigt, noch an der Uni am Computer einige dieser mysteriösen Botschaften googelt. Auch ein neues Handy wird etwas später erst gekauft, als sie bereits mitten in einer gefährlichen Schnitzeljagd durch die historische Altstadt Sienes steckt. Manchmal hätte ich Nika am liebsten einen Tritt in den Allerwertestenen gegeben, dass sie endlich nachzuforschen beginnt und nicht seitenweise über ihre Amnesie lamentiert. Ich konnte ihre Zögerlichkeit wegen ihrer schlechten Italienischkenntnisse und ihre Alleingänge nicht wirklich nachvollziehen. Wenn ich schon nicht zur Polizei gehen möchte, dann wäre der Gang zur deutschen Botschaft oder ein Telefongespräch mit ihrer Mutter, auch wenn diese auf Urlaub ist, am naheliegendsten gewesen wäre. Selbst als Nika verdächtigt und vorgeladen wird, hat sie nicht einmal einen gesetzlichen Beistand.
Alles Punkte, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Trotzdem war die erste Hälfte der Geschichte wirklich sehr spannend geschrieben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Spannungsaufbau ist absolut gelungen. Deswegen drückte ich auch ein Auge zu, wenn die Protagonistin manchmal etwas kopflos und unüberlegt handelte. Schließlich ist dies ein Jugendbuch und keiner meiner "normalen" Thriller, die ich üblicher Weise lese.

Gut gefallen hat mir die Idee mit dem Zettel und den mysteriösen Sätzen, die zum miträtseln auffordern und am Ende lückenlos aufgeklärt wurden. Leider begann die Geschichte ab der Hälfte stark nachzulassen. Viele Auflösungen, die nach und nach folgten, fand ich zu unglaubwürdig und konstruiert. Ebenfalls blieben die
Beschreibungen von Siena eher blass und es entstanden keine richtigen Bilder im Kopf. Lediglich bei der Szene in der unterirdischen Kanalanlage „Bottini“ hatte ich Gänsehaut. Diese wurde sehr atmosphärisch und gelungen dargestellt.
Wozu die Autorin einen Love-Interest einbauen musste, verstand ich ebenfalls nicht. Leider konnte ich dieses Liebesgesäusel keinen Moment lang ernst nehmen. Mir fehlten nicht nur die Emotionen, sondern ich spürte überhaupt nichts......ich war eher genervt davon. Auch waren mir viele der Charaktere zu eindimensional und vorhersehbar.

Einige Auflösungen sind gelungen, einige weniger. Das Ende selbst ließ mich dann aber nur noch den Kopf schütteln. Unrealistisch und nicht wirklich nachvollziehbar

Im Gesamten überwiegen hier leider die negativen Punkte gegenüber den positiven. Starker Beginn, aber schwache zweite Hälfte.

"Aquila" polarisiert! Interessant finde ich, dass es bei Amazon durchgehend gute Bewertungen gibt, während bei der Lovelybooks Leserunde, bei der ich mit meinem eigenen Buch mitgelesen habe, die durchwachsenen Bewertungen überwiegen.

Schreibstil:
Ursula Poznanskis Schreibstil ist fesselnd und dramatisch. Sie versteht es dem Leser den Inhalt schnell und äußerst spannend näher zu bringen. Sprachlich überzeugt die Autorin wieder auf allen Linien, auch wenn bei der Darstellung der Charaktere noch einiges Luft nach oben bleibt.
Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel von Nika, jedoch in der 3. Person erzählt. Man konnte ihre Ängste sehr gut nachvollziehen.

Fazit:
Der neue Jugendthriller von Ursula Poznanski hat leider einige Schwächen und wirkt vorallem zum Ende hin sehr konstruiert. Letztendlich vergebe ich noch drei Sterne, da mich die Geschichte trotz vielen Schwächen über weite Strecken gefesselt und unterhalten hat.

Veröffentlicht am 30.08.2017

Manhattan Love Story 2

Ein Sommergarten in Manhattan
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Im zweiten Band geht es um Frankie, die zurückhaltende Gärtnerin aus der Clique rund um Paige und Eva. In iherer Welt gibt es keine Beziehungen, die ewig halten, denn Liebe und Happy Ends lassen sich bei ...

Im zweiten Band geht es um Frankie, die zurückhaltende Gärtnerin aus der Clique rund um Paige und Eva. In iherer Welt gibt es keine Beziehungen, die ewig halten, denn Liebe und Happy Ends lassen sich bei Frankie nicht vereinbaren. Zu viele zerbrochene Beziehungen hat sie schon gesehen und seit frühester Kindheit weiß sie, was diese anrichten können. Mit Matt, dem großen Bruder von Paige verbindet sie seit dieser Zeit eine tolle Freundschaft, doch in letzter Zeit fühlt sie Schmetterlinge im Bauch, wenn sie ihn sieht. Als Matt nach dem Ausfall einer Kollegin auf Frankie's Hilfe bei der Gestaltung einer exklusiven Dachterrasse hofft, sagt sie zu und fühlt sich gleichzeitig wahnsinnig unsicher. Wieso verspürt sie plötzlich so ganz andere Gefühle, wenn sie an Matt denkt?

Wie schon in "Schlaflos in Manhattan" war mir die Liebesgeschichte zu kitschig...sorry!
Im Vergleich zum ersten Band der Reihe, wo ich die Charaktere der drei Freundinnen etwas klischeehaft und flach fand, ist Sarah Morgan bei ihrer Hauptprotagonistin im zweiten Teil eine tolle Charakterstudie gelungen. Den Wandel von Frankie, die aufgrund ihrer Kindheit von Ängsten und Zweifeln geplagt ist, zu einer jungen Frau, die ihr Selbstbewusstein wiederfindet, fand ich sehr einfühlsam erzählt. Trotzdem empfand ich die Entwicklung der Beziehung ein bisschen zu schnell, vorallem wenn man um Frankies jahrelangen Selbstzweifel weiß, wenn sie an Puffin Island und ihre Mutter denkt.
Matt, ihr Love Interest, wurde sehr einfühlsam beschrieben. Wer den ersten Band gelesen hat, weiß ja, dass er sich immer um seine Schwester Paige sorgte. Diese Eigenschaft lässt ihn sehr warmherzig wirken und macht ihn sympathisch. Natürlich wird er auch als sexy und unwiderstehlich beschrieben....Klischee an!

Paige tritt in diesem Buch sehr in den Hintergrund, während Eva mit ihrer romantischen Ader, ihrer Freundin mit Rat und Tat zur Seite steht. Das beginnt bei der richtigen Garderobe für Frankie für das Wochenende auf Puffin Island, sowie ihren humorvollen Kommentaren bis hin zur anlehnenden Schulter bei Problemen. Eva muss man einfach gern haben und deswegen werde ich auch den letzten Band lesen müssen, um zu erfahren wie die Dritte im Bunde die große Liebe findet ;)

Natürlich weiß man auch schon zu Beginn, wie die Geschichte ausgehen wird, aber bei Liebesgeschichten geht es ja eher darum wie der Weg bis dahin abläuft und was die Autorin daraus macht.
Sarah Morgan hat bei ihrem zweiten Teil "Ein Sommergarten in Manhattan" ein paar Probleme eingebaut, die der Geschichte etwas mehr Tiefe geben sollen, was aber nur teilweise gelungen ist. Dazu waren mir doch einige Passagen zu klischeehaft und zu kitschig.
Jedoch hat mich die Autorin auch sehr positiv überrascht. Den Kern des Problemes ihrer Protagonistin konnte Sarah Morgan dem Leser sehr gut vermitteln. Die Aussage, dass man nicht für die Schwächen und Fehler seiner Eltern verantwortlich ist und man sein Leben selbst in die Hand nehmen soll, kommt zu 100% an.

Ein netter Liebesroman für zwischendurch, einfach zum Seele baumeln lassen. Leider für mich wieder zu kitschig, aber auch unterhaltsam. Da ich nun die beiden ersten Bände gelesen habe, werde ich auch noch Band 3, Evas Geschichte, lesen, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen ist. Mit ihrem Motto "Wenn das Leben dich nervt, streu Glitzer drauf" sorgt sie immer wieder für positive Stimmung.

Schreibstil:
Sarah Morgan lässt sich durch ihren luftig leichten und unverkennbar romantischen Schreibstil sehr gut lesen. Man fliegt durch die Seiten und auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Wie bereits im ersten Band steht über jedem Kapitel ein sehr treffsicherer Spruch, der mich oft zum Schmunzeln brachte und auf die Ereignisse im nächsten Kapitel eingeht.

Fazit:
Ein netter Nachfolgeband rund um die Clique von Paige, Frankie und Eva, der unterhält und ein kurzweiliges Lesevergnügen bietet. Nicht mehr und nicht weniger. Etwas nachdenklicher als das erste Buch der Reihe, aber natürlich mit dem gewünschten Happy End.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Die Sonntagsblümchen

Die Dame mit dem blauen Koffer
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"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der Debütroman der französischen Fotografin und Drehbuchautorin Valérie Perrin. Wer schon einige - für mich so typisch französische Romane, wie z. Bsp. die Bücher von ...

"Die Dame mit dem blauen Koffer" ist der Debütroman der französischen Fotografin und Drehbuchautorin Valérie Perrin. Wer schon einige - für mich so typisch französische Romane, wie z. Bsp. die Bücher von Antoine Laurin oder Lorraine Fouchet gelesen hat, der findet auch dieses Flair und den Charme hier wieder.
Trotzdem konnte mich diesmal die Geschichte nicht wirklich packen....

Mit der 21-jährigen Justine lernen wir eine sehr eigenwillige junge Frau kennen. Wie viele ihre Altersgenossen geht sie am Wochenende gerne in den nahegelegenen Club tanzen und ist auch One-Night-Stands nicht abgeneigt. Während der Woche arbeitet sie als Altenpflegerin im Haus Hortensie in der nur 400 Seelengemeinde Milly, wo sie auch wohnt. Sie unterscheidet sich aber vorallem darin von ihren Altersgenossen, dass sie in ihrem Beruf aufgeht und immer ein offenes Ohr für alte Menschen hat. Sie liebt die Geschichten ihres Lebens, die diese bereitwillig Justine erzählen. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr die 90jährige Hélène, die in ihren Gedanken noch immer in Südfrankreich am Strand auf ihre große Liebe Lucien wartet.

In Rückblenden erfährt man mehr über diese große Liebe und wie Hélène und Lucien durch den Krieg getrennt wurden. Eine Geschichte, die sich wohl zu Hunderttausenden abgespielt hat, aber trotzdem berührt. Dennoch konnte ich vorallem bei der jungen Hélène diese Gefühle nicht wirklich nachempfinden. Mir fehlten hier weitgehend die Emotionen. Auch die Darstellung der Geschehnisse im Krieg sind nur kurz angerissen. Hier hätte ich mir einfach viel mehr Hintergrundgeschichte gewünscht.

Abwechselnd zu den Rückblenden erfahren wir auch mehr über Justine, die mit ihrem Kousin Jules bei den Großeltern wohnt. Die Väter der Beiden waren Zwillingsbrüder und sind 1996 gemeinsam mit ihren Ehefrauen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem kümmern sich die Großeltern um Justine und Jules. Während Justine Stück für Stück die Lebensgeschichte von Hélène für ihren Enkelsohn Roman niederschreibt, beginnt sie sich auch mit ihrer eigenen Lebensgeschichte mehr auseinanderzusetzen. Durch einen Satz des Ortsgendarmes irritiert, der den Unfallhergang ihrer Eltern als ungewöhnlich titulierte, beginnt Justine nachzufragen. Doch sowohl Polizei, als auch ihre Großeltern schweigen. Sie beginnt Nachforschungen anzustellen, dessen Ergebnis überraschend und schockierend sind. Dieser Teil des Buches wartet mit einem erschreckenden Ergebnis auf und gefiel mir wesentlich besser, als der Rest des Buches.

Amüsant fand ich auch die Episoden rund um die sogenannten "Sonntagsblümchen". Dies sind jene Heimbewohner im Haus Hortensie, die nicht einmal am Sonntag Besuch von ihrer Familie bekommen. Der Originaltitel "Les oubliés du dimanche", was ungefähr übersetzt "die Vergessenen des Sonntags" heißt, spielt darauf an. Diese Vergessenen bekommen aber durch einen anonymen Anrufer, der ihren Familien mitteilt, dass sie verstorben sind, wieder Aufmerksamkeit. Eine amüsante Geschichte in der Geschichte. Die Auflösung hingegen war doch etwas plump.


Charaktere:
Justine ist eine sehr eigenwillige junge Frau. Die Autorin hat sie wunderbar gezeichnet und dennoch wurde ich nicht richtig warm mit ihr. Meine Tochter ist ebenfalls Einundzwanzig und sicherlich sind Menschen verschieden, aber bei Justine hatte ich wirklich nie das Gefühl, dass sie das Alter hat, das ihr die Autorin gegeben hat. Meistens kam sie mir älter vor und dann wieder absolut unreif. Ich konnte viele ihrer Handlungen nicht wirklich verstehen und nachvollziehen, wie ihre Beziehung zu "Ich-weiß-seinen-Namen-nicht. Wenn man monatelang mit jemanden ins Bett geht, kann ich mir nicht vorstellen, dass man den Namen desjenigen nicht kennt oder nie nachfragt. Aber vielleicht soll dies auch ein besonders gelungene Idee der Autorin sein, die ich anscheinend nicht verstanden habe...
Auch bei Hélène konnte ich mich nicht wiederfinden. Das ist zwar auch nicht Sinn und Zweck eines Buches, aber ich konnte diese großen Gefühle, die beschrieben wurden, einfach nicht nachvollziehen. Ich fand keine wirkliche Bindung zu den beiden Hauptprotagonistinnen, was ich sehr schade finde.

Schreibstil:
Valérie Perrins Schreibsil ist keineswegs poetisch, sondern eher geradlinig mit kurzen und schnörkellosen Sätzen. Mir fehlte es vorallem an den Emotionen, die zwar beschrieben wurden, die ich aber nicht richtig fühlen konnte. Mit der Zeit findet man aber immer mehr in die Geschichte rund um Justine und Hélène hinein.
Der Romans ist teilweise im Präsens und in der Ich-Form (Justines Part), als auch in der Vergangenheit (Hélènes Part) geschrieben. Letzterer hebt sich auch durch kursive Schrift vom Gegenwartsstrang ab.

Fazit:
Eine etwas andere Geschichte, die Potenzial hat, die mich allerdings emotional nicht erreichen konnte. Mir fehlte die Atmosphäre, sowie einfach das Gefühl in die Geschichte abzutauchen. Trotzdem hat die Geschichte auch Charme. Am Besten ihr macht euch einen eigenen Eindruck und liest die Geschichte von Justine und Hélène selbst....

Veröffentlicht am 18.07.2017

Schwerter und Schwindler

Schwerter und Schwindler
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Mit diesem Roman hatte ich so meine Startschwierigkeiten. Nicht nur, weil er aus dem Bereich Fantasy kommt, sondern vorallem durch den etwas verwirrenden Einstieg. Ich brauchte doch einige Zeit um mich ...

Mit diesem Roman hatte ich so meine Startschwierigkeiten. Nicht nur, weil er aus dem Bereich Fantasy kommt, sondern vorallem durch den etwas verwirrenden Einstieg. Ich brauchte doch einige Zeit um mich in der Geschichte zurechtzufinden.
Eigentlich ist Fantasy ja nicht so mein Ding und trotzdem hat mir hier der Klappentext wirklich gefallen und mich neugierig gemacht. Das Setting klang eher nach einem historischen Roman und die schon im Titel angeführten Schwertkünstler nach einem Abenteuerroman - zwei Fakten, die ich mochte. Und eigentlich bekommt man auch von Beiden etwas...

Trotzdem wird man zu Beginn in eine völlig fremde Welt geschmissen, die den Uhrwerkgott als einzigen Gott anerkennt und der die alten Götter abgelöst hat. Der König wurde entthront und stattdessen regiert der Prälat Bakar, der in lezter Zeit eher Unmut bei seinen Untergebenen hervorgerufen hat. Zu ihm und der Stadt Reyes, die sich mit Hilfe eines Uhrwerkmechanismus ständig neu formt, sind Kacha und Vocho, unsere beiden Hauptprotagonisten, unterwegs. Das Geschwisterpaar gehörte der Gilde an, aus der sie ausgestoßen wurden. Seidem müssen sich als Wegelagerer über Wasser halten. Als sie bei einem Raubüberfall einer Kutsche an einem Magier und eine geheimnisvolle Truhe gelangen, sind sie einem Geheimnis auf der Spur, das auch ihre Zukunft beeinflusst....

Die Geschichte ist sehr komplex und wie ich bereits erwähnte dauerte es einige Zeit, bis ich mich zurechtfand. Es gibt zwar immer wieder einige Kapitel, die in die Zeit zurückspringen und erklären wie Kacha und Vocho zur Gilde gelangten und eine der besten Schwertkämpfer wurden, doch diese sind relativ spät in die Geschichte eingebaut. ...meiner Meinung zu spät.
Wenn man sich einmal zurechtgefunden hat und dranbleibt ist die Handlung herrlich anders und es macht Spaß sie zu lesen. Allerdings legte ich den Roman zu Beginn zu oft wieder aus der Hand und las in einem anderen Buch weiter, da ich mich, wie schon erwähnt, anfangs etwas schwer tat mit all den Personen und der unbekannten Welt. Die erhofften Schwertkämpfe fanden meiner Meinung auch zu wenig statt. Noch verwirrender war für mich wer den Part der Guten und den der Bösen übernahm, denn vorallem Petri Egimont, Kachas ehemaliger Geliebter, verstand es vorzüglich immer wieder die Seiten zu wechseln. Dies gab der Story wiederum mehr Schwung, weil man erst nach und nach an die Hintergründe herangeführt wird und so einige Überraschungen erlebt. Durch viele Verschwörungen und Intrigen werden Kacha und Vocho in Dinge verwickelt, die ihr Leben stark beeinflussen....

Kacha und Vocho sind Geschwister, die sich lieben und hassen. Sie sind in einer ärmlichen Gegend aufgewachsen und haben die Chance erhalten in der berühmten Gilde den Schwertkampf zu erlernen. Kacha ist der Liebling ihres Vaters und nimmt diese Position später auch beim Gildenmeisters Eneko ein. Sie wird eine Meisterin im Schwertkampf.
Vocho fühlte sich gegenüber der perfekten Kacha schon seit seiner Kindheit benachteiligt und neigt öfters zu unüberlegten Handlungen. Er ist ein Hitzkopf und seine Schwester hat laufend zu tun, um ihn zu beschützen oder aus brenzligen Situationen zu retten. So ist auch Vocho der Grund, dass sie aus der Gilde verstoßen wurden, denn Vocho hat einen Priester getötet, dessen Leben er eigentlich beschützen hätte sollen. Er kann sich allerdings nicht an dieses Ereignis erinnern...
Weder zu den beiden Hauptprotagonisten, noch zu den weiteren handelnden Personen konnte ich eine richtige Beziehung aufbauen. Sie blieben mir leider alle noch viel zu fremd. Vielleicht ändert sich das in den Folgeteilen der Reihe, was man nur hoffen kann. Den sarkastischer Ton von Vocho mochte ich allerdings sehr.
Da dies der erste Teil einer Trilogie ist, bleiben noch einige Dinge ungeklärt. Ein fieser Cliffhanger ist mir aber erspart geblieben, denn die Handlung des ersten Bandes ist weitgehend abgeschlossen. Über den Weltenaufbau, die Gilde und die Magier hoffe ich in den weiteren Teilen noch mehr zu erfahren.

Schreibstil:
Der Schreibstil lässt sich gut lesen und ist flüssig. Den Aufbau der Geschichte fand ich noch ein bisschen holprig bzw. werden die Ereignisse aus der Vergangenheit zu spät eingebaut. Der bildhafte Schreibstil der Autorin machte jedoch einiges wett.
Die Handlung wird von einem Erzähler in der dritten Person erzählt. Durch Perspektivenwechsel erhält man auch manchmal Einblicke in die Gedankenwelt von Kacha oder Vocho.


Fazit:
Ein etwas schwerer Einstieg in den ersten Band der Trilogie, der mich leider immer wieder vom Weiterlesen abhielt. Doch hat man einmal den Überblick über den Weltenaufbau und lernt mehr über die Vergangenheit der Protagonisten kennen, wird die Geschichte interessant und ereignisreich. Ich bin schon gespannt wie es weitergehen wird....

Veröffentlicht am 11.07.2017

Starker Beginn mit schwacher zweiten Hälfte

Die Tochter des Seidenhändlers
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Bei der Lesejury durfte ich die letzten Wochen in einer Leserunde diesen exotischen Landscape Roman lesen. Er erzählt von Vietnam in den 1950-iger Jahren, als das Land noch Indochine hieß und unter französischer ...

Bei der Lesejury durfte ich die letzten Wochen in einer Leserunde diesen exotischen Landscape Roman lesen. Er erzählt von Vietnam in den 1950-iger Jahren, als das Land noch Indochine hieß und unter französischer Herrschaft stand. Eine Zeit, aus der wir eigentlich viel zu wenig wissen und die mich vorallem an diesem Roman gereizt hat.

Der erste Leseabschnitt erfüllte auch zu 100% meine Erwartungen und ich tauchte in die exotische Welt von Hanoi ein. Mit Nicole und Sylvie lernte ich zwei Schwestern kennen, die nicht nur vom Aussehen, sondern auch von ihrem Charaktere her sehr unterschiedlich sind. Sylvie, die Ältere der Schwestern, hat ihr französisches Aussehen von ihrem Vater geerbt, der als Seidenhändler sein Imperium an sie überträgt, um sich mehr der Politik widmen zu können. Nicole, die schon immer im Schatten ihrer Schwester stand und das vietnamesiche Aussehen ihrer, bei der Geburt verstorbenen, Mutter geerbt hat, erhält nur einen kleinen Stoffladen. Dieser liegt im Viertel der Einheimischen. Nicole versucht das Beste daraus zu machen und fühlt sich immer mehr zwiegespalten, was ihre Herkunft anbelangt. Als "Métisse", die Bezeichnung für Kinder gemischter Abstammung, wird sie beschimpft und fühlt sich keinem Kulturkreis richtig zugehörig. So widmet sie sich mehr und mehr ihren Seidenladen, denn die bunten Stoffe verzaubern sie schon seit ihrer Kindheit. In O-Lan, die im Nebenhaus wohnt, findet sie eine wunderbare Freundin. Ihr Kousin Tran versucht Nicole ihre vietnamesischen Wurzeln näher zu bringen, doch der junge Widerstandskämpfer der Vietminh verfolgt damit auch seine eigenen Ziele. Als sich die politische Lage immer mehr zuspitzt und sie erfährt, dass ihr Vater in dunkle Machenschaften verwickelt ist, muss sich Nicole entscheiden....

Ein großartiger Plot, der mich sofort mitgerissen hat. Die Autorin hat die Beschreibung der bunten Seidenstoffe, des Viertels mit seinen Menschen und Düften und den Bräuchen des Landes zu Beginn noch großartig eingefangen. Ich konnte auch den Kampf von Nicole verstehen, die sich weder als Französin, noch als Vietnamesin fühlt. Von ihrem Vater wird sie eher kühl behandelt. Auch von ihrer Schwester, die Nicole gegenüber immer bevorzugt wird, kann sie kaum auf Verständnis hoffen. Vorallem Sylvie verhält sich ihr gegenüber oftmals komisch, begegnet ihr manchmal liebevoll und dann wieder herablassend. Nicole's einzige Vertraute ist die Köchin Lisa, die für sie die Ersatzmutter ist. Als sich Nicole in Mark, einem amerikanischen Seidenhändler verliebt, der zu oft mit ihrer Schwester Sylvie gesehen wird, spitzt sich die Situation zu.....

Leider verliert der Roman ab der Hälfte all diese positiven Eigenschaften, die mich zuvor noch verzaubert haben. Die wunderbaren exotischen Beschreibungen weichen immer mehr der Liebesgeschichte, die Figuren und ihre Taten erschlossen sich mir immer weniger. Auch einzelne Handlungsstränge verlaufen im Nichts.
Der Titel des Romans spielt ebenfalls nicht mehr wirklich eine Rolle, denn die Handlung führt den Leser in eine ganz andere Richtung, die mir nicht gefallen hat. Daher bleibt von der Faszination kaum mehr etwas übrig, was ich sehr schade fand.

Auch die Charaktere konnten mich mit Ausnahme von O-Lan nicht überzeugen. Sylvie ist eine unsympathische, egoistische junge Frau, die nur auf ihre Vorteile bedacht ist. Nicoles Vater lässt gegenüber Nicole nur Gefühlskälte walten und Mark spielt eine sehr undurchsichtige Rolle in der Geschichte. Mit ihm konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Genauso mit Tran, der zwar voll hinter seiner politischen Gesinnung steht, aber sein wahres gesicht gut zu verhüllen weiß.
Aber auch Nicole brachte mich manchmal zum Verzweifeln und ich konnte ihr Handlungen nicht nachvollziehen. Ich hatte öfters Schwierigkeiten mich in die Figuren hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Die Umsetzung ihrer Gefühle ist der Autorin nur teilweise gelungen.

Positiv und sehr lebendig fand ich die Beschreibung des Landes, der Kultur und den politischen Unabhängigkeitskampf. Am Ende gibt es noch einen historischen Abriss des Landes von 1787 an bis in die Gegenwart.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin konnte mich zu Beginn fesseln. Sie schreibt flüssig und sehr bildhaft, doch fühlte sich zum Ende hin der Schreibstil etwas holpriger an. Die politischen und kulturellen Informationen sind interessant und sehr lebendig erzählt. Zum Ende hin hatte ich aber immer mehr Schwierigkeiten die Längen zu überbrücken und die Charaktere sympathisch zu finden. Nicoles Handeln konnte ich nicht immer verstehen und fand es teilweise unglaubwürdig.


Fazit:
Ein exotischer Roman, der uns in die Nachkriegszeit nach Vietnam entführt und die politischen Unruhen in den 1950-iger Jahren sehr deutlich aufzeigt. Der Beginn ist faszinierend und fesselnd, doch aber der Mitte lässt die Geschichte stark nach und verliert sich in Nebensächlichkeiten. Es gibt offene Handlungsstränge, die nicht zu Ende geführt werden und ich begann die anfängliche bildhafte Beschreibung zu vermissen, die mich an den Roman fesselte. Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück, denn das großartige erste Drittel verlor sich immer mehr in einer Handlung, die mich mit dem Ansteigen der Seitenanzahl immer weniger begeisterte.

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