Die Rettung der Kinder
Die Kinder des Don ArrigoEs gibt Bücher, die hallen nach, lange nachdem man sie gelesen hat. Es gibt Bücher, die lassen einen Grausamkeiten vergessen und kurz lächeln, nur um nach der Lektüre, wenn man darüber nachdenkt, ...
Es gibt Bücher, die hallen nach, lange nachdem man sie gelesen hat. Es gibt Bücher, die lassen einen Grausamkeiten vergessen und kurz lächeln, nur um nach der Lektüre, wenn man darüber nachdenkt, mit voller Wucht zuzuschlagen. Es gibt Bücher, die sind so wunderbar geschrieben und so wichtig, dass man sie gelesen haben muss. Dies ist so ein Buch.
Es geht um den elfjährigen Natan, der im Nazideutschland mitansehen muss, wie sein gutherziger, lebensfroher, lustiger Vater von den Nazis abgeholt wird. Als dann eine Frau an der Tür steht, um Natan mitzunehmen, zu retten, zögert seine Mutter nicht. Natan flieht mit vielen anderen Kindern. In Italien, in der Villa Emma finden sie eine erste Zuflucht und einen Hauch von Normalität. Doch dieser Zustand hält nicht lang. Bald sind die Braunhemden auch in ihrem Ort angekommen und die Flucht geht weiter.
Ivan Scaperoni ist ein zwar kurzes, aber unglaublich gewaltiges Buch gelungen. Er schafft es, dieses doch schwere Thema mit einer wundervollen Sprache und Leichtigkeit zu beschreiben, dass man immer mal wieder schmunzeln muss. Gerade die wenigen Seiten mit Natans Vater zB strotzen nur so vor Humor und ich habe diesen Mann so unglaublich tief in mein Herz geschlossen, dass er sogar mir fehlt. Dabei kannte ich ihn nicht. Natan ist ein fiktiver Charakter, aber viele der Kinder und alle der Erwachsenen sind reale Personen und, da sehe ich es wie Natan, sollten nie vergessen werden. Ich wünsche mir, dass wir die Namen jener, die geholfen haben, laut lesen, damit sie nie verklingen werden.
Es ist ein Buch über den Mut einiger, die so viel dafür riskierten, die Kinder zu retten. Die Villa Emma ist nicht vielen ein Begriff und ich hoffe, dass dieses Buch voller Wärme und Weisheit dies ändern wird.
Zwei Zitate aus dem Buch, die bei mir nachklingen:
"Es gibt Wunden, die uns die Fähigkeit nehmen, normale Menschen zu sein, weil das Menschsein durch diese Wunden hindurch unseren Körpern entweicht."
"Die einzige Macht, die ich habe, ist, zu entscheiden, was ich mit meiner Zeit anstelle. Was aus mir wird. Und aus meinem Leben. In diesem Moment begreife ich, dass die wertvollste Zeit die ist, die ich dem Tod und dem Schmerz abtrotze."