100 Jahre Geschichte
Olga Martynova hat in 88 kleinen Kapiteln, verteilt auf 199 Seiten, über das 20. Jahrhundert in Russland geschrieben. Es gibt eine grobe Storyline:
Die Ich-Erzählerin, Martina, Uni-Dozentin in Petersburg, ...
Olga Martynova hat in 88 kleinen Kapiteln, verteilt auf 199 Seiten, über das 20. Jahrhundert in Russland geschrieben. Es gibt eine grobe Storyline:
Die Ich-Erzählerin, Martina, Uni-Dozentin in Petersburg, ist in Deutschland auf einem Kongress. Dort will sie einen Vortrag über den avantgardistischen russischen Autor Charms (1905-1942) halten, dessen Texte erst seit Ende der 1980er Jahre in größerem Umfang gedruckt und veröffentlicht werden. Vor 20 Jahren lernte Martina in Petersburg den deutschen Studenten Andreas kennen und verliebte sich in ihn. Sie werden sich wieder begegnen.
In den zahlreichen, teilweise nur wenige Zeilen langen Kapiteln, erinnert sich Martina an Personen, Orte, Begebenheiten - private und gesellschaftliche - und deckt so das gesamte vergangene Jahrhundert ab. Ungewöhnlich, aber eine sehr gute Idee, um die Kapitel zeitlich einzuordnen, sind die drei Zeilen nach jeder Kapitelüberschrift. Es sind Jahreszahlen, die vom 5. Jh. v. Chr. bis in die Gegenwart Martinas, das Jahr 2006, reichen. Die Jahre, die im Kapitel angesprochen werden bzw. eine Rolle spielen, sind fett gedruckt. Ich habe einige Lesemarkierung im Buch gemacht, weil es wirklich sehr schön formulierte, pointierte, interessante und nachdenklich stimmende Sätze und Abschnitte gibt. Insgesamt war das Buch aber nichts für mich. Es war mir zu zusammenhanglos und ich habe auch nicht alle Kapitel wirklich verstanden. (Was will uns die Autorin damit sagen?) Auf dem hinteren Buchdeckel steht: "Man muss diese Buch lieben." Nein, ich liebe es nicht. Es ist ohne Frage eine anspruchsvolle Lektüre, die all die Preise sicherlich verdient hat, aber es ist in meinen Augen nicht unbedingt lesefreundlich.