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Veröffentlicht am 15.09.2016

Geheimnisvoll, düster und super spannend

Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod
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Elisabeth Florin führt ihre Leser in ein kleines Bergdorf bei Meran, wo Commissario Pavarotti in seinem inzwischen 3. Fall ermittelt. Ein altes Gebäude soll abgerissen werden, Neubauten sollen an seiner ...

Elisabeth Florin führt ihre Leser in ein kleines Bergdorf bei Meran, wo Commissario Pavarotti in seinem inzwischen 3. Fall ermittelt. Ein altes Gebäude soll abgerissen werden, Neubauten sollen an seiner Stelle entstehen. Doch auf der Baustelle findet ein Arbeiter eine Falltür, die in die Tiefe führt. In den Gängen werden die sterblichen Überreste eines Kindes gefunden. Wie sich herausstellt handelt es sich dabei um die Leiche eines kleinen dreijährigen Jungen, der schon seit Jahrzehnten als vermisst galt. Ein Fall, in dem Pavorotti damals ermittelte und von dem er jetzt eingeholt wird.

Für mich war es der erste Fall um den etwas verschlossenen aber sehr sympathischen Commissario Pavarotti, ich hatte keine Probleme in die Handlung einzusteigen, die sehr spannend beginnt. Pavarotti am Ende, bereit, seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch Paul, ein junger Mann um den er sich kümmert, weiß das im letzten Moment zu verhindern. Genauso spannend geht es auch in der Handlung weiter. Man lernt die deutsche Lissie von Spiegel kennen, die bei einer Schussverletzung am Kopf ihr Gedächtnis verloren hat. Schon in der Vergangenheit hat sie zusammen mit Pavarotti ermittelt, auch in diesem Fall stellt sie eigene Nachforschungen an. Als Touristin kann sie sich ungehindert bewegen und mehr in Erfahrung bringen, als die Menschen bereit sind, bei der Polizei auszusagen.

Die Einwohner des kleinen Dorfes, in dem der ermordete Junge mit seiner Familie lebte sind verschlossen. Keiner will reden, man ahnt, dass sie ein Geheimnis wahren. Was hat sich damals abgespielt? Wieso gibt es in diesem Dorf keine Haustiere, speziell keine Hunde und Katzen? Die Menschen verbergen etwas und diese unterschwellig bedrohliche, geheimnisvolle und düstere Atmosphäre bringt die Autorin perfekt rüber. Ein Krimi, bei dem sich beim lesen Gänsehaut einschleicht, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet werden. Falsche Fährten erschweren die Ermittlungen, überraschende Wendungen bringen am Ende eine zutiefst böse Geschichte ans Licht. Eine Geschichte, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen, und doch absolut glaubhaft.

Der Krimi, der wegen der großen Spannung auch gut als Thriller durchgehen könnte hat mich von Anfang an gefesselt. Interessante und detailliert gezeichnete Charaktere, schrullige eigenwillige Dörfler und zwei sympathische Protagonisten machen die Handlung lebendig. Eine Story, die nicht zu durchschauen ist und vor allem ganz viel Atmosphäre, die den Krimi für mich so besonderes machen sorgen für Nervenkitzel und spannende Lesestunden. Was nicht zuletzt auch am anspruchsvollen, phantastischen Schreibstil von Elisabeth Florin liegt. Locker, genau auf den Punkt gebracht, teils poetisch anmutend wird die jeweilige Stimmung perfekt eingefangen. Das war für mich definitiv nicht der letzte Pavarotti, ich bin von dem Krimi absolut begeistert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Frau geht ihren Weg

Die Kunst des Teufels
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Teresa und ihr Bruder Rupert sind Waisen, ihre Mutter ist schon länger tot, der Vater vor kurzem gestorben. Mittellos sind sie mit einem Handelszug unterwegs nach Nürnberg, um dort beim Onkel ein neues ...

Teresa und ihr Bruder Rupert sind Waisen, ihre Mutter ist schon länger tot, der Vater vor kurzem gestorben. Mittellos sind sie mit einem Handelszug unterwegs nach Nürnberg, um dort beim Onkel ein neues Zuhause zu finden. Doch die Zeiten sind unruhig, der Krieg tobt und Landsknechte überfallen immer wieder Dörfer und plündern sie. Bei einem dieser Überfälle wird Rupert getötet, und das, obwohl er sich auf einen Schutzzauber verlassen hat, der ihm Unverwundbarkeit verleihen sollte. Von einem Händler hatte er gegen gutes Geld ein kleines Zettelchen erstanden, das Unverwundbarkeit für einen Tag versprach. Falls doch der Tod eintreten sollte, sollte die Seele nun dem Teufel gehören.

Teresa kann entkommen, sie findet eine Anstellung in Passau bei dem Klingenschmied Stantler, wo sie das machen kann, was sie der Vater gelehrt hat: Schnitzen. Eigentlich ein Handwerk, das damals den Männern vorbehalten war, doch Teresa hat das Talent des Vaters geerbt und dieser hatte ihre Ausbildung vorangetrieben. Die Wochen vergehen, Teresa findet in der Magd Magda eine Freundin und lernt den Studenten Christian kennen, die beiden verlieben sich. Doch das Schicksal hat anderes mit Teresa vor.

"Die Kunst des Teufels" ist das zweite Buch das ich von der Autorin Nicole Steyer gelesen habe, im Vergleich zu "Der Fluch der Sommervögel" ist das Buch ungleich düsterer. Sie entführt ihre Leser ins Jahr 1620 in die Region Passau, wo sie die Stadt zur damaligen Zeit vor dem Inneren Auge aufleben lässt. Die Zeiten waren für eine Frau gefährlich, zu viele Männer betrachteten sie als Freiwild, eine Frau war sowieso nicht viel wert. Die Menschen waren streng gläubig, Andersgläubige wurden als Ketzer bezeichnet und mussten mit Verfolgung rechnen. Teresas bisher friedliches Leben ändert sich mit dem Tod des Vaters und Bruders schlagartig, sie ist auf sich allein gestellt und muss sich als Magd verdingen. Als eine Dienstmagd, die wenig Rechte hatte. Nur der Gutmütigkeit Thomas Stantlers hat sie es zu verdanken, dass sie Messergriffe schnitzen darf anstatt im Haushalt zu helfen.

Nicole Steyer beschreibt das Leben der einfachen Menschen sehr anschaulich, es wird wieder einmal deutlich wie hart das damalige Leben war. Außer der Arbeit gab es kaum Vergnügungen, die Mägde und Knechte waren ihrem Dienstherrn ausgeliefert, durften ohne Genehmigung nicht einmal heiraten. Durch die schlechten Lebensbedingungen und die mangelnde medizinische Versorgung waren die Menschen anfällig für Krankheiten, wurden dahingerafft. Im Verlauf müssen viele lieb gewonnene Figuren ihr Leben lassen, sei es durch Gewalt oder Krankheit.

Die Charaktere sind schön gezeichnet, allen voran Teresa, mit der ich mitfühlen konnte. Bei Theresa merkt man auch eine Entwicklung, von dem unsicheren Mädchen mausert sie sich zu einer willensstarken Frau, die für ihre Ziele kämpft, aber auch Rückschläge einstecken muss. Zum Glück hat sie den alten Knecht Josef zur Seite, der in ihr die Tochter sieht, die er nie hatte.

Die Handlung wirkt authentisch, der Plot ist dicht und teilweise sehr spannend, fast schon ein historischer Krimi. Der bildhafte und detaireiche Schreibstil lässt die damalige Zeit aufleben, ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen. Auf über 500 Seiten bietet das Buch perfekte Leseunterhaltung für Fans des Genres und bietet nebenbei noch allerhand interessante Informationen. Man merkt, dass die Autorin auch hier wieder sehr genau recherchiert hat.

Fazit: Spannender historischer Roman um eine starke Frau, die ihren Weg geht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verwirrspiel vom Feinsten

Schuld bist du
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Der Journalist Jakob Auerbach kehrt nach einem Auslandsaufenthalt wieder in seine Heimatstadt Berlin zurück. Am nächsten Tag will er mit Frau und Tochter ins Umland ziehen. Doch als er die Wohnung betritt, ...

Der Journalist Jakob Auerbach kehrt nach einem Auslandsaufenthalt wieder in seine Heimatstadt Berlin zurück. Am nächsten Tag will er mit Frau und Tochter ins Umland ziehen. Doch als er die Wohnung betritt, ist sie leer. Keine Umzugskarton wie erwartet, seine Frau und Tochter nicht auffindbar. Eine mysteriöse Botschaft am Fenster lässt ihn Schlimmes ahnen. "Schuld bist du" steht in roten Lettern geschrieben. Auch wenn sich Jakob keinen Reim machen kann, womit er Schuld auf sich geladen hat, nimmt er die Botschaft ernst. Als er kurz darauf einen Anruf von seiner Tochter bekommt macht er sich in den Straßen Berlins auf die lange Suche nach ihr.

Parallel dazu gibt es einen anderen Strang, der von einer Frau handelt, die das Krankenbett eines Mannes bewacht und ihm ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte von Schuldgefühlen, Schmerz und Rache.

Wow, mit "Schuld bist du" hat die Autorin einen Volltreffer gelandet. Ich habe lange keinen psychologisch so perfekt inszenierten Thriller mehr gelesen. Der Prolog gibt Rätsel auf, genauso wie das, was Jakob widerfährt. Es ist eine Story bei der man nie weiß ob es Realität, Fiktion oder Traum ist. Als sich Jakob auf die Suche nach seiner Tochter macht, trifft er auf seine ehemalige Freundin, die ihm ihre Hilfe anbietet. Doch was für ein Spiel spielt sie mit ihm? Zu viel passiert, das nicht wirklich Sinn macht. Wem kann Jakob trauen? Oder ist er dabei seinen Verstand zu verlieren?

Von der ersten Seite an fesselt der Thriller, ich habe selten so viel gerätselt, die Handlung hat mich auch beschäftigt, wenn ich grade mal eine Lesepause eingelegt habe. Die Autorin spielt virtuos mit ihren Lesern, führt sie auf falsche Fährten und bietet Wendungen, die sprachlos machen. Die beiden Stränge laufen zum Ende hin zusammen und es ergibt sich eine in sich stimmige Lösung, bei der keine Frage mehr offen bleibt.

Fazit: Ein Psychothriller mit viel Thrill und psychischen Verwirrspielen. Düster, betroffen machend und unglaublich spannend.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Frauenroman mit Tiefgang

Nur einen Sommer lang
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"Nur einen Sommer lang" ist das dritte Buch das ich von der Autorin Susanne Rößner gelesen habe. Nach ihren beiden Krimis "Fangermandl" und "Diridari" war ich als bekennender Krimi-Fan auf ihren Frauenroman ...

"Nur einen Sommer lang" ist das dritte Buch das ich von der Autorin Susanne Rößner gelesen habe. Nach ihren beiden Krimis "Fangermandl" und "Diridari" war ich als bekennender Krimi-Fan auf ihren Frauenroman besonders gespannt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Denn hier erwartet die Leserin kein seichter Frauenroman, sondern eine Geschichte mit Tiefgang.

Laura lebt in Berlin, vor wenigen Wochen ist ihre Großmutter gestorben, bei der sie aufgewachsen ist. Nun ist Laura komplett auf sich allein gestellt, denn leibliche Verwandte hat sie keine. Ihre Freunde sind ihre Familie, sie halten zusammen, ein jeder ist für jeden da. Eines Tages erhält sie ein Schreiben von einem Anwalt und erfährt, dass sie geerbt hat. Eine bisher nicht bekannte Tante hat ihr eine Alm in der Nähe des Schliersees in Bayern vermacht, allerdings gibt es diverse Auflagen. Nur wenn Laura ein halbes Jahr auf der Alm lebt, wird das Erbe überschrieben. Für Laura ist der Fall eigentlich klar, denn ein Leben als Heidi auf der Alm kann sich sich nicht vorstellen. Beim Brainstorming mit ihren Freunden ändert sie ihre Meinung, kündigt ihren ungeliebten und macht sich auf den Weg nach Bayern.

Sie merkt schnell, dass sie bei einigen Einheimischen nicht willkommen ist, hat allerdings keine Ahnung weswegen. Ihre neu gewonnene Freundin Franzi erzählt ihr mehr über die Vergangenheit ihrer Großmutter, die einige Jahre in der Gegend gelebt hat und dass es eine Jahrzehnte andauernde Fehde zwischen ihrer Tante und ihrem Nachbarn gab, der die Gemeinde in verfeindete Lager gespalten hat. Jetzt ist klar, wieso Laura nicht willkommen ist. Ausgerechnet der Sohn des Erzfeindes entpuppt sich als smarter Tierarzt, für den Laura mehr empfindet...

Die Geschichte entführt uns nach Oberbayern, für die Berlinerin Laura eine ganz andere, ungewohnte Umgebung. Man verfolgt wie sie sich einlebt und Kontakt zu den Einheimischen aufnimmt, wie sie sich langsam heimisch fühlt. Wie sie Anton kennenlernt, die beiden sich erst mal angiften, ihre Gefühle sich nach und nach aber ändern.

Die schöne Landschaft der bayrischen Berge, die Alm auf der Laura ein neues Zuhause findet hatte ich bildlich vor Augen. Die Natur, die verschiedenen Wetterlagen sind wunderbar beschrieben, die Autorin ist ihrem Schreibstil treu geblieben. Lauras Geschichte ist bewegend und geht zu Herzen. Sie und die anderen Protagonisten sind liebevoll beschrieben, so dass ich nach kurzer Zeit eine genaue Vorstellung der Einzelnen hatte. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen und war von der Wendung, die die Geschichte nimmt, sehr überrascht. Eine Packung Taschentücher sollte beim lesen nicht fehlen.

Fazit: Frauenroman mit Tiefgang vor der landschaftlich schönen Kulisse Bayerns. Das Ende lässt genug Raum für eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von der dürr-depperten Kampfökowachtel bis zum onverschämten Lompaseckel

Ein Mord und zwei Leichen
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Auch im dritten Teil der Reihe stehen die beiden Hobbydetektive Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna im Rampenlicht. Wie die Motten das Licht scheinen die beiden die Leichen förmlich anzuziehen. Kaum ist ...

Auch im dritten Teil der Reihe stehen die beiden Hobbydetektive Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna im Rampenlicht. Wie die Motten das Licht scheinen die beiden die Leichen förmlich anzuziehen. Kaum ist der letzte Fall überstanden, sind die beiden wieder in einen Fall involviert. Es ist Frühjahr und eine Delegation aus Wolnzach macht sich auf ins Altmühltal, um sich touristische Inspiration zu holen. Denn im Altmühltal ist man findig. Von Picknickkörben die an verschiedenen Rastplätzen stationiert werden bis zum E-Bike-Verleih gibt es einiges abzugucken. Ludwig ist im Auftrag seiner Tochter unterwegs, die einen Cateringservice aufbauen möchte. Der Ausflug verläuft angenehm, bis sich im Bus auf einmal zwei Leichen anfinden. Nebenan wurde fleißig auf den E-Bikes geradelt, während sich ein Mörder an seine grausige Tat machte. Ausgerechnet Anna findet die Leichen.

Kommissar Karl Konrad bricht in seinen wohlverdienten Urlaub auf, die Leitung des Falls wird Kriminaloberkommissar Stimpfle übertragen. So sehr sich Stimpfle darüber freut, endlich die Leitung in einem Fall zu übernehmen, so sehr wurmt es ihn dass ausgerechnet die beiden Hobbydetektive von Scherlock, Pinkerton & Co. vorort waren. Die Busgesellschaft wird befragt, der Bus zur Untersuchung erst mal eingezogen, Motive werden gesucht. Auch wenn Ludwig Konrad versprochen hat, dass er sich aus dem Fall raushält, vom ratschen lässt er sich nicht abhalten. Klar dass er da so allerhand in Erfahrung bringt.

Für mich war es der zweite Fall des liebenswerten Teams aus Großvater und Enkelin, ein Wiedersehen mit den Einwohner von Wolnzach und dem Team der Kripo. Schon bei "Der Tote am Kirchturm" habe ich mich über den feinen Humor und die dialektischen Einlagen amüsiert, die sich auch hier wieder zahlreich finden. Überwiegend Bayrisch, dazwischen Kommissar Dimpfles schwäbischer Dialekt und jede Menge witziger Wortschöpfungen oder Schimpftiraden die auf der Zunge zergehen: "Dürr-depperte Kampfökowachtel mit vegetarischem Hirnschaoßantrieb", "Hasenfutterg´rischperl", "onverschämte Lompaseckel", "Soachbeidl" oder "Quadratbollageggl". Der Schreibstil ist wunderbar lebendig und durch die bayrischen Ausdrücke kommt so viel Atmosphäre und Lokalkolorit rüber, die Seiten fliegen nur so dahin.

Interessant wird es, als herauskommt, was für eine intrigante Person die Getötete war und wie viele nicht gut auf sie zu sprechen waren. Findet sich unter ihnen der Täter? Sowohl die Polizei als auch die Hobbydetektive machen Fortschritte bei den Ermittlungen, sogar Karl Konrad meldet sich aus dem Urlaub, um zu erfahren wie der Stand der Dinge ist. Allerhand falsche Fährten machen die Ermittlungen aber nicht grade leicht.

Fazit: "Ein Mord und zwei Leichen" ist ein wunderbar leichter Regiokrimit mit viel Humor, liebevoll angelegten Charakteren und viel Lokalkolorit. Ich fand den Krimi absolut gelungen und freue mich schon auf den nächsten Fall für das liebenswerte Team.