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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2023

Protokoll einer digitalen Asketin

Zeiten der Langeweile
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Mila ist Anfang 30 und macht sich Sorgen darum, zu viele Spuren in der digitalen Welt zu hinterlassen. Sie beginnt einen immer radikaleren Versuch, dem Internet zu entkommen und zu verschwinden. Doch dieses ...

Mila ist Anfang 30 und macht sich Sorgen darum, zu viele Spuren in der digitalen Welt zu hinterlassen. Sie beginnt einen immer radikaleren Versuch, dem Internet zu entkommen und zu verschwinden. Doch dieses Bestreben bringt auch Nachteile mit sich…

„Zeiten der Langeweile“ ist der Debütroman von Jenifer Becker.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in drei Teile, die wiederum aus mehreren Abschnitten bestehen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mila.

Die Sprache ist modern, aber nicht zu salopp. Der Schreibstil ist gleichzeitig anschaulich und gut lesbar.

Mila ist die Protagonistin der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich zwar sehr gut verfolgen, erscheinen mir aber nicht immer komplett schlüssig. Sie und die übrigen Figuren wirken jedoch nicht sehr überzogen.

Inhaltlich steht der Digital Detox im Mittelpunkt, also ein aktuelles Thema. Die digitale Enthaltsamkeit als konsequentes Experiment wird auf sämtlichen Ebenen durchgespielt. Wie gläsern sind wir bereits? Wie abhängig sind wir vom Internet? Über diese und ähnliche Fragen nachzudenken, dazu regt die Lektüre an. Zugleich ist sie ein Porträt einer typischen Frau Anfang 30 in der heutigen Gesellschaft.

Auf den etwas mehr als 200 Seiten hat der Roman nur wenige Längen. Die Handlung ist nur in Teilen vorhersehbar.

Das Cover, das ein Gemälde eines kanadischen Künstlers zeigt, gefällt mir sehr. Auch der Titel passt nach meiner Ansicht prima.

Mein Fazit:
Beim Debüt von Jenifer Becker handelt es sich um einen lesenswerten Roman. An „Zeiten der Langeweile“ haben mich nur kleinere Kritikpunkte gestört.

Veröffentlicht am 09.09.2023

Keine vergnügliche Auszeit

Sommerwasser
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Es ist Urlaubszeit, doch in einer Ansammlung von Ferienhäusern an einem schottischen See herrscht Dauerregen. Zwölf Personen halten sich hier mit ihren Familien auf. Eine Mutter und ihre Tochter erregen ...

Es ist Urlaubszeit, doch in einer Ansammlung von Ferienhäusern an einem schottischen See herrscht Dauerregen. Zwölf Personen halten sich hier mit ihren Familien auf. Eine Mutter und ihre Tochter erregen besonders Aufmerksamkeit.

„Sommerwasser“ ist ein Roman von Sarah Moss.

Meine Meinung:
Der Roman setzt sich aus 12 Kapiteln zusammen, die sich mit ebenso vielen kurzen Zwischenkapiteln abwechseln. Erzählt wird im Präsens aus der Perspektive unterschiedlicher Personen. Die Handlung erstreckt sich im Wesentlichen über 24 Stunden. Der Aufbau ist komplexer und geschickter konstruiert, als es auf Anhieb erscheinen mag.

Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch. Die Sprache ist zum Teil bildstark und eindringlich. Gut gefallen hat mir auch, dass bei den verschiedenen Perspektiven sprachlich differenziert wird.

Die Charaktere wirken lebensnah und verfügen über psychologische Tiefe. Ihre Innenwelt, die viel Raum erhält, wird sehr gut deutlich. Mit wenigen Beschreibungen werden die Figuren hinreichend intensiv dargestellt.

Inhaltlich ist der Roman vielschichtig, aber auch recht düster. Es geht um zwischenmenschliche Probleme und Konflikte, um menschliche Abgründe.

Trotz der nur knapp 200 Seiten habe ich den Roman stellenweise als langatmig empfunden. Erst im letzten Drittel konnte mich die Geschichte richtig fesseln. Darin spielt die Autorin ihr schriftstellerisches Können aus und überrascht mit einem furiosen Finale, bei dem sich die Zusammenhänge und raffinierten Verbindungen offenbaren.

Der deutsche Titel ist eine wortgetreue Übersetzung aus dem Original („Summerwater“). Auch das stimmungsvolle, aber unaufgeregte Cover gefällt mir.

Mein Fazit:
„Sommerwasser“ von Sarah Moss ist ein ungewöhnlicher und anspruchsvoller Roman, der einiges zu bieten hat, leider jedoch erst recht spät zündet.

Veröffentlicht am 22.08.2023

Ein Einstieg ins Marvel-Universum

Marvel: Das große Geschichtenbuch
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Ob Iron Man, Hulk oder Thor: Die Superhelden aus dem Marvel-Universum müssen schwierige Herausforderungen bestehen und die Welt vor dem Bösen retten.

„Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein Kinderbuch ...

Ob Iron Man, Hulk oder Thor: Die Superhelden aus dem Marvel-Universum müssen schwierige Herausforderungen bestehen und die Welt vor dem Bösen retten.

„Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein Kinderbuch zum Vorlesen und selbst Lesen, das ab dem Alter von fünf Jahren geeignet sein soll.

Meine Meinung:
Das Buch enthält 40 Kapitel, die jeweils eine Geschichte umfassen. Sie sind mehr als 20 Figuren zugeordnet. Diese sind farblich voneinander abgegrenzt, was die Auffindbarkeit und Zuordnung erleichtert.

Auf jeder Seite findet sich mindestens eine Illustration, oftmals mehrere. Sie sind im typischen Comicstil, jedoch ohne Sprechblasen gestaltet. Trotz der größeren Textanteile erinnert die Gestaltung insgesamt leicht an einen Comic. Etwas schade finde ich, dass unklar bleibt, von wem die Illustrationen und die Texte stammen.

Die Texte bestehen aus einer einfachen Syntax, ideal für das Alter. Einige Wörter wie „Photon“ sind allerdings zu speziell für Vor- und Grundschüler. Ohne zusätzliche Erklärungen von Erwachsenen dürfte das Buch junge Kinder überfordern.

Aus inhaltlicher Sicht ist das mehr als 250 Seiten umfassende Buch sehr umfangreich. Es werden viele Superhelden und Bösewichte abgedeckt. Die Abenteuer sind spannend und vielfältig. Es ist für unterschiedliche Geschmäcker etwas dabei. Die Länge der Kapitel ist genau richtig, um die Aufmerksamkeit der Kinder nicht zu überstrapazieren.

Negativ ist mir aufgefallen, dass die Geschichten ein gewisses Vorwissen erfordern. Zwar wird auf die Hintergründe der Helden eingegangen. Einige andere Zusammenhänge bleiben allerdings etwas diffus. Für Vor- und Grundschulkinder empfinde ich die Geschichten außerdem als zu gewalttätig und brutal.

Das Cover und der Titel passen gut zum Thema.

Mein Fazit:
„Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein gelungenes Einstiegswerk, um die Superhelden zu entdecken. Für Vorschüler und Erstklässler halte ich die Lektüre jedoch noch nicht geeignet.

Veröffentlicht am 09.08.2023

Gespräche bis tief in die Nacht

Vom Ende der Nacht
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Will und Rosie treffen sich zum ersten Mal in jungen Jahren im Teenageralter. Beide fühlen sich zum jeweils anderen hingezogen. Trotz eines Schicksalsschlags können sie einander auch im Laufe der Zeit ...

Will und Rosie treffen sich zum ersten Mal in jungen Jahren im Teenageralter. Beide fühlen sich zum jeweils anderen hingezogen. Trotz eines Schicksalsschlags können sie einander auch im Laufe der Zeit nicht vergessen…

„Vom Ende der Nacht“ ist der Debütroman von Claire Daverley.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog, an den sich 18 Kapitel anschließen. Die Handlung zieht sich über etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens und im Wechsel aus den Perspektiven von Will und Rosie.

Sprachlich empfinde ich den Roman als sehr gelungen. Der Stil ist anschaulich, einfühlsam und eindringlich.

Rosie und Will stehen im Vordergrund der Geschichte. Zwei durchaus sympathische, jedoch nicht klischeefreie Charaktere.

Inhaltlich dreht sich der Roman vor allem um eine Liebesgeschichte. Zwar spielen weitere Themen eine Rolle. Zudem werden auch tiefergehende Aspekte aufgegriffen. Alles in allem hätte es aber gerne noch etwas facettenreicher sein dürfen.

Von der Umsetzung her erinnert mich die Geschichte an andere Romane. Besonders kreativ oder ungewöhnlich ist der Inhalt daher nicht. Auf den mehr als 400 Seiten hat mich die Lektüre dennoch gut unterhalten.

Das hübsche Cover ist zwar austauschbar, passt zum Titel jedoch sehr gut. Die deutsche Übersetzung des Titels weicht vom Original („Talking at Night“) ab.

Mein Fazit:
Bei „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley handelt es sich um eine solide Liebesgeschichte. Ein Roman für schöne Lesestunden, der allerdings wohl nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Traumatische Erlebnisse

Kontur eines Lebens
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In den Niederlanden in den 1960er-Jahren: Frieda Tendeloo, eine junge Floristin, wächst in einem streng katholischen Umfeld auf. Als sie an einem späten Winternachmittag einen zugefrorenen Fluss betritt, ...

In den Niederlanden in den 1960er-Jahren: Frieda Tendeloo, eine junge Floristin, wächst in einem streng katholischen Umfeld auf. Als sie an einem späten Winternachmittag einen zugefrorenen Fluss betritt, weiß sie nicht, dass sich gleich alles für sie verändern wird. Eine Begegnung mit unerwarteten Folgen erwartet sie, die sie noch Jahrzehnte später beschäftigen. Erst als 81-Jährige kann sie sich den Erinnerungen stellen…

„Kontur eines Lebens“ ist ein Roman von Jaap Robben.

Meine Meinung:
Aus 49 Kapiteln setzt sich der Roman zusammen. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Frieda.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unscheinbar, aber anschaulich und lebhaft. Der ungekünstelte Schreibstil enthält viele Dialoge.

Mit Frieda steht eine authentisch wirkende Protagonistin im Vordergrund der Geschichte. Auch die übrigen Figuren machen einen lebensnahen Eindruck.

Inhaltlich rückt der Roman ein Schicksal in den Fokus, das oftmals unter den Teppich gekehrt wird. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, kann ich verraten, dass es zudem um große Themen wie Leben und Tod, Verlust, gesellschaftliche und religiöse Zwänge, aber auch Liebe geht. Eine Mischung, die mich bewegen konnte. Zudem bietet die Geschichte viele Anknüpfungspunkte und Stoff zum Nachdenken.

Der Roman hat einen hohen Unterhaltungswert. Auf den etwas mehr als 300 Seiten gibt es nur wenige Längen.

Der Titel ist nicht wortgetreu aus dem Original übersetzt („Schemerleven“). Auch das deutsche Cover weicht ab. Beides ist jedoch ansprechend.

Mein Fazit:
Mit „Kontur eines Lebens“ hat Jaap Robben einen lesenswerten Roman geschrieben.