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Veröffentlicht am 22.08.2023

Leises Buch über Verlust und Trauerarbeit

Der Anfang von Danach
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Bei diesem Buch hat mich das Cover sofort angesprochen, obwohl oder gerade weil es so schlicht ist. In meinen Augen spiegelt es die im Klappentext heraufbeschworene Stimmung fabelhaft wider. Und wird ...

Bei diesem Buch hat mich das Cover sofort angesprochen, obwohl oder gerade weil es so schlicht ist. In meinen Augen spiegelt es die im Klappentext heraufbeschworene Stimmung fabelhaft wider. Und wird dem Inhalt perfekt gerecht, sodass ich Der Anfang von Danach wirklich genossen habe.
Das lag hauptsächlich an den Figuren. Diese bestechen vor allem durch ihre Durchschnittlichkeit und Natürlichkeit. Gerade bei dem sensiblen Thema, das sich die Autorin für ihren Plot ausgesucht hat, unterstützt diese Gestaltung die Botschaft, dass eine solche Situation jeden von uns treffen kann. Laurel ist kein herausragend toughes Mädchen, eher jemand, der in der Menge untergehen würde. Besonders nach dem Tod ihrer Familie will sie alles, nur nicht auffallen und zeigt sich meist sehr gehemmt und in sich gekehrt in ihrer Trauer. Hier fehlt mir ein bisschen die Wut, die sie spürbar unterdrückt und die bloß an wenigen Stellen zutage tritt.
Selbst in Davids Fall, der deutlich die eher aggressivere Richtung im Umgang mit dem Verlust seiner Mutter einschlägt, wird nicht viel von seinem Zorn gezeigt. Positiv daran ist allerdings, dass die beiden nicht aufgrund zu heftiger Gefühle sofort eine Beziehung miteinander eingehen. Die Liebesgeschichte ist natürlich vorhanden, aber zu meiner Erleichterung steht sie weder im Mittelpunkt noch entwickelt sie sich unrealistisch schnell.


Der Schreibstil hat etwas betont Ruhiges, Poetisches und unglaublich Emotionales an sich. Gleichzeitig ist er sehr jugendlich gehalten, ohne je schlicht zu werden oder in bloße Oberflächlichkeiten abzudriften. Auf diese Weise wird die passende Hintergrundatmosphäre für die Geschichte geschaffen: Leise, unaufdringlich und einfühlsam schildert Jennifer Castle die Ereignisse, die weniger durch ihre Spannung und Actionlastigkeit begeistern als durch die Tatsache, wie wunderbar realistisch sie sich präsentieren. Es gibt keine großen Showeffekte, keine hochstilisiert dramatischen Geschehnisse. Und trotzdem entspinnt sich eine interessante Story mit vielen faszinierenden Facetten, die einen zwar nicht immer regelrecht an die Seiten fesselt, dafür jedoch umso wirklichkeitsnaher erscheint. Man merkt dem Buch einfach an, wie viel Wert darauf gelegt wurde, diesem heiklen Anlass den richtigen Raum zu geben, sich zu präsentieren. Es wird in jedem Fall nichts überstürzt, verfälscht oder zurechtgebogen, um den Leser an sich zu binden. Und gerade das ist in meinen Augen das Beste an dem Roman, für den man sich etwas was mehr Zeit nehmen sollte, um ihn auf sich wirken zu lassen.



Fazit

Der Anfang von Danach ist eher ein stilles und leises Buch, das vor allem aufgrund seiner unaufdringlichen Zwischentöne begeistert. Menschlich natürliche Figuren, die das Alltägliche des Themas unterstreichen, ein einfühlsamer, poetischer Schreibstil und die eben nicht auf Effekthascherei getrimmte Szenen haben mich sofort für die Handlung eingenommen. Hin und wieder hätte ich mir vielleicht den einen oder anderen gefühlvollen und ein bisschen aggressiveren Ausbruch der Protagonisten gewünscht, natürlich im Rahmen ihrer charakterlichen Voraussetzungen.
Trotzdem kann ich den Roman wirklich jedem empfehlen, der gerne ruhigere Jugendgeschichten liest und sich auch in einen solchen Plot reindenken kann und will.

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Veröffentlicht am 22.08.2023

Packender als der erste Teil!

Die Pan-Trilogie 2: Die dunkle Prophezeiung des Pan
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Da der erste Band mit einem so dermaßen fiesen Cliffhanger geendet hat, war ich froh, dass der zweite Teil so schnell bei mir ankam und ich gleich weiterlesen konnte. Und ich habe es wirklich nicht bereut, ...


Da der erste Band mit einem so dermaßen fiesen Cliffhanger geendet hat, war ich froh, dass der zweite Teil so schnell bei mir ankam und ich gleich weiterlesen konnte. Und ich habe es wirklich nicht bereut, denn das Buch gefällt mir noch besser als der Vorgänger.
Das liegt vor allem daran, dass sich die Figuren toll und nachvollziehbar weiterentwickeln, aber immer noch durch die Eigenschaften bestechen, für die ich sie lieben gelernt habe. Obwohl Felicity immer selbstbewusster wird und sich von dem früheren Mauerblümchendasein mehr und mehr entfernt, ist sie noch so sympathisch und bodenständig wie vorher. Was mich dabei ein klein Wenig gestört hat, ist, dass sie allmählich zum richtigen Männermagneten mutiert, allerdings wirkt sie diesem Umstand mit ihrer Schlagfertigkeit entgegen. Besonders ihre Wortgefechte mit Lee sind ein wahres Highlight des Romans, auch wenn sie leider nicht so häufig stattfinden wie in Das geheime Vermächtnis des Pan.
Dafür tritt Ciaran, Lees Cousin, stärker in den Vordergrund. Er hat zwar nicht ganz das Potenzial meines Lieblingshalbelfen, doch er bringt einiges an Schwung und Geheimnisvollem in die Geschichte mit ein, da man sich nie sicher sein kann, auf welcher Seite er steht.
Leider bleiben Fays Freunde etwas auf der Strecke und ich habe sie oft richtig vermisst trotz der aufregenden Story.


Der Schreibstil ist wieder angenehm lockerleicht und entführt einen sofort erneut in die Zwischenwelt aus Fantasy und Realität, die nicht mehr so bruchstückhaft wie im ersten Buch dargestellt wird. Diesmal erfährt man sogar weitaus mehr über das mysteriöse Elfenreich und seine Bewohner, als ich erwartet hatte. Die Beschreibungen dieses neuen Settings haben mir am besten gefallen, da sie die magischen Orte super einfangen und einem eine detaillierte Vorstellung davon geben, wie es in Avalon und an Oberons Hof aussieht. Manche Stellen hätte die Autorin zwar etwas ausführlicher schildern können, aber ich hoffe auf weitere Einzelheiten im dritten Band.
Die Handlung nimmt ebenfalls rasant an Fahrt auf und katapultiert einen von einem Ereignis zum nächsten. Den roten Faden bilden der Mord und die Suche nach den Hintergründen, auf die man selbst unglaublich neugierig ist. Dabei gelingt es Sandra Regnier, einige Lücken aus dem ersten Teil zu schließen und weitere Fragen aufzuwerfen, um den gesamten Plot spannend genug zu halten und den Leser dauerhaft zu fesseln. Ich jedenfalls kann den Abschluss ihrer Serie kaum erwarten.

Fazit

Die dunkle Prophezeiung des Pan ist ein richtig gelungener Mittelteil von Sandra Regniers Trilogie. Normalerweise fungiert der zweite Band ja meist nur als Lückenfüller, doch bei dieser Reihe bringt er die Geschichte erst richtig in Schwung. Tolle Charaktere, die sich entwickeln und sich gleichzeitig treu bleiben, eine spannende Handlung mit einem interessanten roten Faden und neue faszinierende Settings konnten mich für sich einnehmen. Leider kommen dabei Felicitys Freunde ein bisschen zu kurz und ihre eigene plötzliche Anziehungskraft auf Männer sollte dringend geklärt werden.
Aber wer romantische Fantasy rund um Elfen und ihre Welt und sympathische Figuren mag und den ersten Teil verschlungen hat, der wird den zweiten lieben!

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Veröffentlicht am 22.08.2023

Leises Roadmovie über eine große Sommerliebe

Der eine Kuss von dir
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Okay, ich muss zugeben, ich kenne den ersten Teil nicht. Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass es einen gibt. Aber zum Glück ließ sich das Buch auch ohne wunderbar lesen und ich habe die Lektüre ...



Okay, ich muss zugeben, ich kenne den ersten Teil nicht. Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass es einen gibt. Aber zum Glück ließ sich das Buch auch ohne wunderbar lesen und ich habe die Lektüre wirklich genossen.
Das lag auch an den Figuren, zu denen ich erst einen Draht finden musste, besonders zu Frieda. Doch je mehr sie sich geöffnet hat, desto greifbarer wurde sie für mich und ich konnte schnell richtig mit ihr mitfühlen und –leiden. Das lag vor allem daran, dass sie wirklichkeitsnaher Charakter ist: Sie ist keine unglaublich toughe junge Frau, die auf alles eine Antwort weiß und sich immer und gegen jeden durchsetzen kann. Aber sie ist auch kein Mauerblümchen, das zu schüchtern ist, um den Mund aufzumachen. Ihre Probleme, Ängste und Wünsche passen wunderbar zu ihrer Altersgruppe und werden lebensnah dargstellt.
Dasselbe gilt für Milo, der weder dem völligen Bad Boy Image entspricht noch ein netter, hochsensibler Traumtyp ist, dem man alles anvertrauen kann. Er hat etwas von beiden, mitsamt seinen Unsicherheiten und Fehlern, was ihn umso interessanter macht.


Der Schreibstil ist super auf die Zielgruppe jugendlicher Heranwachsender zugeschnitten: Sehr locker leicht zu lesen, nicht zu kompliziert und trotzdem manchmal nachdenklich geschrieben, passt er toll zur Sommerzeit, in der der Roman spielt. Anfangs erschien mir Sprache in all ihrer Einfachheit und Direktheit etwas zu holprig. Allerdings harmoniert das sehr gut mit der Story über die Hintergründe einer Band, die dadurch zudem ein Stückweit entzaubert wird, was mir richtig gut gefallen hat.
Genauso ist die Liebesgeschichte gestaltet: Es gibt sie natürlich, die unglaublich romantischen Momente zwischen den beiden Verliebten, die einen aufseufzen lassen. Gleichzeitig präsentiert einem die Autorin immer wieder die Augenblicke, in denen das Leben zurückschlägt und die Hindernisse aufzeigt, die zwischen den Zweien stehen. Patrycja Spychalski tut es nicht auf eine aufdringliche, hochtragische Art und Weise, sondern leise und dennoch eindringlich, eben einfach echt und realitätsnah. Und daher überrascht auch das sehr erwachsene Ende nicht, das einen wehmütig zurücklässt.



Fazit

Der eine Kuss von dir von Patrycja Spychalski ist kein locker leichtes Sommerbuch für zwischendurch, obwohl es viel mit einem solchen gemeinsam hat. Leicht zu lesen dank des schnörkellosen Schreibstils, mit Liebe, Musik und aufregenden Details rund um das Leben einer Rockband garniert. Und doch ist der Roman soviel mehr: Ernst, direkt und kompliziert wie die Wirklichkeit, voller Hindernisse, Unsicherheiten und schweren Entscheidungen.
Es könnte allerdings sein, dass man etwas braucht, um in die Geschichte reinzukommen.
Wer gerne realitätsnahe Jugendbücher mag, sich für Geschichten über Bands, ganz viel Musik und kleine, aber feine Ausschnitte aus dem Backstagebereich interessiert oder ganz einfach eine berührende, lebensechte Love Story kennenlernen will, der sollte bei diesem Werk mal einen Blick riskieren.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Reicht nicht an den ersten Teil heran!

Ashes - Tödliche Schatten
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Nach dem fiesen Cliffhanger des ersten Bandes musste ich mir natürlich gleich den zweiten holen, kam allerdings ewig nicht dazu, es anzufangen und mehr als die ersten Seiten zu lesen. Die Geschichte hat ...

Nach dem fiesen Cliffhanger des ersten Bandes musste ich mir natürlich gleich den zweiten holen, kam allerdings ewig nicht dazu, es anzufangen und mehr als die ersten Seiten zu lesen. Die Geschichte hat mich trotzdem wieder mitgerissen, selbst wenn sie mich nicht so begeistern konnte wie der Vorgänger.
Das lag auch mit an den Figuren, wie ich leider feststellen musste. Versteht mich nicht falsch: Sie haben sich nicht etwa grundlegend verändert, sodass man sie kaum wiedererkennt. Und hassen habe ich sie auch nicht gelernt. Der Autorin gelingt es immer noch, sie lebendig und nachvollziehbar zu gestalten und sie sich zudem realistisch weiterentwickeln zu lassen. Aber dabei würfelt sie so viele verschiedene Perspektiven durcheinander, dass man sich erst daran gewöhnen muss. Normalerweise liebe ich es ja, wenn man eine Story aus mehreren Augen betrachtet und nicht nur aus denjenigen der Hauptperson. Doch hier habe ich mich bei so einigen Abschnitten gefragt, ob sie überhaupt nötig sind, da sie kaum oder gar nichts zum eigentlichen Plot beitragen. Vielleicht wird ihre Wichtigkeit in den Folgebänden deutlich, in Tödliche Schatten allerdings wirken sie auf mich eher wie Lückenfüller, um die Spannung künstlich zu erhöhen.


Der Schreibstil ist vergleichbar mit demjenigen des ersten Bands: Mitreißend, flüssig zu lesen und sehr atmosphärisch. Ich würde sogar behaupten, dass er einen noch mehr mitnimmt und wesentlich eindringlicher ist. Die Stimmung ist viel düsterer als im Vorgänger, viel brutaler und unheimlicher. Gewalt spielt eine nicht unerhebliche Rolle in dem Roman und wird ausgiebig geschildert und ausgelebt. Alle, die darauf etwas empfindlich reagieren, sollten sich davon nicht abschrecken lassen, aber vorher gewarnt sein. Ilsa J. Bicks Welt nach der großen Umwälzung ist keine schöne und dennoch nicht einfach barbarisch stumpfsinnig. Es werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, was die Verstrickungen im Hintergrund betrifft, und dadurch wird der Leser regelrecht an die Seiten gefesselt.
Was mir erheblich aufgefallen ist, sind die militärischen Anspielungen, die sich im Vergleich zum ersten Teil noch mehr häufen. In den USA meiner Ansicht nach nichts Ungewöhnliches. Allerdings überrascht mich in dem Zusammenhang, dass niemand mehr nach der Ursache der Katastrophe sucht, sondern sie einfach als gegeben hinnimmt. DAS ist eine DER Ungewissheiten, die ich gerne in den letzten beiden Büchern geklärt hätte.



Fazit

Tödliche Schatten ist eine mitreißende und verdammt spannende Fortsetzung des ersten Teils von Ilsa J. Bick. Die Figuren werden nachvollziehbar weiterentwickelt und entdecken immer neue Schwächen und Stärken an sich. Passend dazu bietet der Roman rasante Action gepaart mit vielen Geheimnissen und ungeklärten Fragen, die einen kaum zur Ruhe kommen lassen.
Einzig und allein die unzähligen Perspektivenwechsel, deren Bedeutung für den Gesamtplot sich einem nicht immer erschließt, erschweren einem die Lektüre.
Wer Brennendes Herz mochte, ein Faible für dramatische Endzeitszenarien hat und zudem gerne gesellschaftskritische Literatur liest, der sollte sich die Ashes-Reihe unbedingt einmal genauer ansehen! Man sollte allerdings den ersten Band bereits kennen, bevor man zu diesem Buch greift!

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Beklemmendes Jugenddrama aus der Londoner Vorstadt

No Way Back
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Die Inhaltsangabe zu No way back hat mich gleich angesprochen, besonders nachdem ich nach langer Zeit mal wieder über ein Buch mit einem schwierigeren Thema lesen wollte. Es erwartete mich eine etwas ...

Die Inhaltsangabe zu No way back hat mich gleich angesprochen, besonders nachdem ich nach langer Zeit mal wieder über ein Buch mit einem schwierigeren Thema lesen wollte. Es erwartete mich eine etwas andere Geschichte, als ich vermutet hatte, aber trotzdem konnte sie mich fesseln. Vor allem die Hauptfigur. Jaylon ist nicht DAS typische Gangmitglied, das alles für ein bisschen Ruhm, Ansehen und Geld aufs Spiel setzt. Er erkennt schon früh, in welche ausweglose Situation er sich hineinmanövriert hat, leider nur nicht früh genug, wie er glaubt. Er ist eher ein Denker, manchmal fast schon philosophisch, der weder feige noch radikal mutig handelt. Es gibt soviel, was ihn gewollt oder ungewollt anspricht, das er jedoch vor seinen Kumpels verheimlicht, weil das für ihn gefährliche Konsequenzen haben könnte. Man bekommt schnell eine Ahnung davon, was alles aus ihm noch hätte werden können, hätte er sich anders entschieden. Das macht ihn zu einem sehr interessanten Charakter, der weder besonders böse noch wirklich gut ist, sondern ein Mensch voller Ängste, Schwächen und Wut auf seine Umgebung, die er nicht immer kontrollieren kann. Die übrigen Protagonisten bestechen dagegen zum einen durch ihre manchmal realistisch erbarmungslose Darstellung, zum anderen durch ihre Skurrilität (besonders die Obdachlosen Londons). Aber auch so manches Klischee taucht bei ihrer Gestaltung auf, das nicht ganz überzeugen kann.


Der Schreibstil passt zu dem Milieu, in dem die Story spielt. Angelehnt an die Jugendsprache ist er eher knapp und direkt gehalten, weshalb er sich flüssig lesen lässt. Dabei erzeugt er eine düstere, schmutzige Atmosphäre, die das Bandenleben eher eindringlich statt übertrieben brutal darstellt. Genau das ist mir positiv aufgefallen. Ich hatte eigentlich beim Lesen der Inhaltsangabe mit mehr Action gerechnet, doch die manchmal fast schon unspektakulär wirkende Gewalt machte auf mich einen weitaus realistischeren Eindruck als übertrieben blutig dargestellte Mordszenen. Die Tötungen erscheinen nicht übersteigert dramatisch, vielmehr sind sie Affekthandlungen, die man erst spät wirklich realisiert. Genau das ist aus den Augen des Buchhelden gesehen, der eigentlich kein sadistischer Mensch ist, weitaus glaubhafter. Was mich allerdings besonders zum Ende hin gestört hat, waren die vielen religiösen Bezüge. In Verbindung mit den verrückten Begegnungen, die Jay immer wieder hat, nehmen sie der Handlung mehr und mehr ihre Echtheit und Lebensnähe und verklären sie zu sehr. Meiner Meinung nach hat der Autor das Ende ein bisschen zu überzogen. In der Hinsicht wäre weniger deutlich mehr gewesen.

Fazit

No way back von John Lucas ist ein eindringliches Drama über das Bandenleben in der Londoner Vorstadt. Mit einem Hauptcharakter, der vor allem durch seine realistische Darstellung überzeugen kann und einer nachdenklichen stimmenden Geschichte konnte mich der Autor an die Handlung fesseln.
Leider schmälerte der übersteigerte religiöse Schluss meinen positiven Eindruck, sodass ich für mich nur 4 Sterne vergeben kann.
Wer aber gerne Bücher über Jugendkriminalität liest, über die man auch über die letzte Seite hinaus nachgrübeln kann und die nicht vor Action oder blutiger Gewalt überquellen, der sollte auf diesen Roman mal ein Auge werfen.

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