Schokolade macht glücklich
Fünf Frauen, Sina, Maya, Ingrid, Lisbeth und Kat, die in Ihrer Jugend eng befreundet waren und vom Leben in alle Winde zerstreut wurde, finden weit jenseits der 50, nämlich Mitte 60, wieder einen gemeinsamen ...
Fünf Frauen, Sina, Maya, Ingrid, Lisbeth und Kat, die in Ihrer Jugend eng befreundet waren und vom Leben in alle Winde zerstreut wurde, finden weit jenseits der 50, nämlich Mitte 60, wieder einen gemeinsamen Weg. Und das weit weg der eigentlichen Heimat – ein echter Neuanfang. Das wird nach 40 Jahren, in denen man mehr oder weniger lockeren Kontakt hatte, nicht ganz so einfach, wie gewünscht. Fünf Lebensgeschichten wollen kennengelernt werden, Schwierigkeiten überwunden, um ein harmonisches Miteinander zu erreichen und einen gemeinsamen neuen Traum verwirklichen zu können. Ob das funktioniert, so weit von Daheim und der eigenen Jugend?
Anne Østbys Sprache ist wunderschön, dennoch ist unverkennbar, dass die Autorin aus Norwegen stammt. Die für skandinavische Bücher typische etwas düstere, melancholische Grundstimmung ist deutlich sichtbar. Einerseits passt dies zu unseren fünf Protagonistinnen, andererseits erschwert sie das Lesen doch spürbar. Wer einen fröhlichen „Alte-Frauen-Roman“ erwartet, liegt hier völlig falsch. Auch bekommt man kein „50 ist das neue 40“-Buch serviert. Dieses Buch widmet sich dem letzten Viertel des Lebens, mit Rückblicken und gewissermaßen auch Abrechnungen.
Verbunden werden die Lebensgeschichten durch Ateca, dem Hausmädchen, das in ihren Gebeten die westliche mit der einheimischen Sicht quasi verbindet und so dem Leser neue Perspektiven eröffnet. Es wird deutlich, wie anders ein Sachverhalt in einer anderen Kultur gehandhabt und erlebt wird. Das führt zur Frage, wie wichtig und vor allem gewichtig ein einzelnes Schicksal im Gesamtbild ist.
Einen Spannungsbogen im üblichen Sinne gibt es nicht, dennoch ist die Geschichte nicht langweilig. Immerhin geht es um fünf völlig unterschiedliche Leben und eine lebenslange Freundschaft. Dazu kommt die herrliche Gegend der Fidschi-Inseln, die für alle eine völlig neue Umgebung bedeutet und damit einen neuen Anfang – oder ein schönes Ende – bedeuten kann.
Das Buch ist rein optisch etwas ganz besonderes. Der Wunderraumverlag ist neu gegründet worden und möchte den Lesern durchweg solche Bücher präsentieren. Es ist ein wenig Nostalgie: weg vom inzwischen üblichen Taschenbuch, aber auch weg vom herkömmlichen gebundenen Buch – hin zu einer Ausgabe, die man automatisch anders hält und schätzt, als TB und HC. Wenn dann noch der Inhalt passt, ist das eine gelungene Sache!
Dieses Buch braucht den richtigen Leser (klar, welches Buch braucht den nicht?). Wer ein ruhiges, aber aussagestarkes Buch sucht, wird hier fündig. Von mir bekommt es vier von fünf Sternen.