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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2023

Nichts ist, wie es scheint

Noble Gesellschaft
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„...Ich denke, wir sind uns einig, dass Herr von Volkmann, dieses hochgeschätzte und allgemein beliebte Fliegerass, einen bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen ist? Eine Unachtsamkeit beim Reinigen seiner ...

„...Ich denke, wir sind uns einig, dass Herr von Volkmann, dieses hochgeschätzte und allgemein beliebte Fliegerass, einen bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen ist? Eine Unachtsamkeit beim Reinigen seiner Pistole?...“

Der äußere Schein spricht für Selbstmord. Doch der Schauspieler Carl von Bäumer, der seinen Freund, Kommissar Genzer zum Tatort begleitet hat, tippt auf Mord. Wie aber soll der Mörder in das Zimmer gekommen sein?
Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil ist locker und leicht. Er bringt das Flair des Jahres 1925 sehr gut rüber.
Sehr deutlich wird die Dekadenz in Adelskreisen. Man gönnt sich alles und hat keinen Blick für die Probleme der Zeit. Man ist in seiner eigenen Welt gefangen. Natürlich gibt es Ausnahmen. Für manche kommt ganz plötzlich der Moment des Erwachens, so für Graf Marian Sawicki.

„...Er schämte sich vor diesem Kind und konnte nicht sagen, wieso. Vielleicht schämte er sich für eine Welt, in der sechzehnjährige Jungen mit älteren Männern schlafen mussten und es normal fanden?...“

Carl will den Tod von Max von Volkmann aufklären. Doch bald gibt es weitere Tote in dessen Umfeld. Irgendwie passt nichts zusammen. Es beginnt ein gekonntes Verwirrspiel. Unschuldige gelten als schuldig. Freunde erweisen sich plötzlich als Feinde. Da zeigt sich, dass es auch Kontakte zur Berliner Unterwelt gab.
Am Ende erweist sich alles als ein perfides Spiel der Rache. Carl gelingt es, all die losen Fäden zusammen zu fügen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein gelungenes Zeitgemälde.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Ehe es zu spät ist

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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„...Wir sitzen in einem Ruderboot, das auf einen gewaltigen Wasserfall zusteuert, und die Leute ganz vorne im Boot rufen uns zu, wir müssen anhalten, aber die Leute, die das Boot rudern, blicken nach hinten ...

„...Wir sitzen in einem Ruderboot, das auf einen gewaltigen Wasserfall zusteuert, und die Leute ganz vorne im Boot rufen uns zu, wir müssen anhalten, aber die Leute, die das Boot rudern, blicken nach hinten und können den Wasserfall nicht sehen...“

Mit diesen Worten versucht Tom klarzumachen, dass es Fünf vor Zwölf ist. Für die Politik aber zählt nur der schöne Schein.
Der Autor hat einen tiefgründigen und höchst aktuellen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Er bringt die Situation auf den Punkt.
Am Anfang steht eine Wette. In dem Dorf St. Piran in Cornwall trifft der Student Tom im Pub auf den Politiker Monty Causly. Wird dessen Haus in fünfzig Jahren unter dem Wasser verschwunden sein?

„...Seid vorsichtig, sehr vorsichtig, bevor ihr euch von jemanden auf Grund seiner politischen oder religiösen Ansichten ein Urteil bildet...“

Diese Meinung der Grundschullehrerin sollte man sich gut einprägen. Aber im Pub und mit genügend Alkohol gelten andere Gesetze.
Zehn Jahre später treffen sich die beiden wieder. Monty will Umweltminister werden und lässt eine Show inszenieren. Doch ein heftiger Sturm stört das Drehbuch. Es geht um Leben und Tod.
Dann sind erneut 15 Jahre vergangen. Monty braucht als Premierminister unbedingt Aufmerksamkeit und trifft sich mit Tom auf den Gletscher. Der hat dazu gelernt. In einem Augenblick ist das Drehbuch Makulatur. Monty erlebt den Klimawandel hautnah. Jetzt gibt es keine Ausflüchte mehr. Nicht nur die gemeinsame Vergangenheit wird aufgearbeitet. Man ist aufeinander angewiesen.
Die Geschichte weist eine immense inneren Spannung auf. Trotzdem bringt sie die Probleme der Erde auf den Punkt. Spannend finde ich die angedeuteten Lösungsvorschläge.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zwingt zum Nachdenken.

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Veröffentlicht am 24.08.2023

Was iebe vermag

Die geheimnisvolle Miss Serena
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„...Stattdessen trat Mr. Goode näher zu ihr. Ihr Magen verkrampfte sich…

Mr. Goode ist Kunstlehrer in einem exklusiven Bildungsinstitut für junge Damen in London.. Serena ist sein begabteste Schülerin. ...

„...Stattdessen trat Mr. Goode näher zu ihr. Ihr Magen verkrampfte sich…

Mr. Goode ist Kunstlehrer in einem exklusiven Bildungsinstitut für junge Damen in London.. Serena ist sein begabteste Schülerin. Doch das interessiert ihn nur am Rande. Er wird übergriffig, weil er weiß, dass man Serena nicht glauben würde. Allerdings hat er nicht mit ihrem Schwager Lord Jon Winthrop, gerechnet. Der nimmt die Angelegenheit in die Hand und macht im Institut klar, was zu tun ist.
Die Autorin hat einen berührenden historischen Roman geschrieben, der im Jahre 1817 angesiedelt ist. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt in die Zeit.
Das Erleben hat dafür gesorgt, dass Serena keinen Pinsel mehr anrührt. Außerdem hat sie eine heftige Bauchmigräne entwickelt. Männer begegnet sie kühl und distanziert.

„...Um offen zu sein, Serena, dein Talent ist eine Gabe Gottes. Sie zu verstecken, nützt niemanden, am wenigsten dir selbst...“

Da auch das Zusammenleben mit ihrer verwitweten Mutter nicht einfach ist, freut sie sich, als sie ihre Schwester Catherine zu sich einlädt.
Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. Lord Winthrop ruht sich nicht auf seinen Titel als Baron aus. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann.
Vicomte Henry Carmichel, ein Freund des Lords, hat von seinem Großvater eine Mine geerbt. Er würde sie gern wieder in Gang bríngen, stößt aber bei seinem Vater auf taube Ohren. Deshalb verbringt er seine Zeit oft als Lebemann in London und ist häufig am Spieltisch zu finden.
Henry lädt Jon mit seiner Frau und Serena auf das Gut seines Vater ein. Serena ist skeptisch, doch Jon beruhigt sie.

„...Es gilt, was ich auch Catherine immer wieder in Erinnerung rufen muss. Fremde sind nur Freunde, die wir noch kennenlernen müssen...“

Die Schönheit der Landschaft und die Ruhe wirken beruhigend auf Serena. Sie beginnt wieder zu malen. Jon hatte Henry darum gebeten, die Finger von seiner Schwägerin zu lassen. Doch zwischen beide entwickelt sich eine starke Anziehungskraft. Henry ist gewillt, sich an sein Versprechen zu halten. Seine Zurückhaltung verunsichert Serena.
Währenddessen diskutieren Jon und Henry über die Wirtschaft.

„...Ich bin überzeugt, dass die Minen wichtig für unsere Zukunft sind. Sie haben nichts mit Schafen zu tun, aber sie haben Potential, sich als weit lukrativer zu erweisen als die Wolle auf dem Rücken irgendeines armen Tieres...“

Es bedarf noch viel Auf und Ab, bis die Liebenden alle Missverständnisse ausgeräumt haben und an eine gemeinsame Zukunft denken können.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es vermittelt ein anschauliches Bild des Adels in der Regency-Zeit.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Im Fokus der Geheimdienste

Das Ikarus-Projekt
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„...Schon beim Aufstehen spürte ich Euphorie. Dieser Mittwoch würde mein Tag werden. Ich war früh ins Büro gefahren, da ich um acht Uhr mit meinem Chef zum Gespräch verabredet war...“

Noch nie hatte sich ...

„...Schon beim Aufstehen spürte ich Euphorie. Dieser Mittwoch würde mein Tag werden. Ich war früh ins Büro gefahren, da ich um acht Uhr mit meinem Chef zum Gespräch verabredet war...“

Noch nie hatte sich Kai Herzog so sehr geirrt. Statt den erwarteten Aufstieg wird er in die Abteilung Grundlagenforschung versetzt. Und damit beginnen die stressigsten Tage seines Lebens.
Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Der Schriftstil sorgt für den rasanten Handlungsablauf, lässt aber auch Luft für notwendige wissenschaftliche Erklärungen. Kai erzählt die Geschichte selbst. Ab und an blitzt ein feiner Humor auf.
Kai Herzog hat sich emporgearbeitet und gehört nun zu den Topmanagern. Er ist ehrgeizig und von sich überzeugt. Normalerweise ist er darüber informiert, was im Untergrund es Unternehmens läuft. Wie formuliert er es selbst?

„...Es half immer zu wissen, was am Kochen war, bevor der Rest davon Wind bekam...“

Doch dieses Mal hat er Pech. Seine neue Abteilung wusste schon, dass er erscheint, als er noch nichts von seiner Versetzung ahnte. Und dann gibt es im Labor eine Explosion. Dr. Felix Jordan, der Entdecker des prestigeträchtigstem Projekts namens Ikarus, stirbt dabei. Wenig später stellt sich heraus, dass er ermordet wurde. Seine Projektunterlagen sind nicht mehr auffindbar.

„...Offensichtlich war es Jordan gelungen […] die wesentlichen Prozesse aus der Photosynthese um das Zehntausendfache zu beschleunigen. […] Damit sollte dann aus Kohlenstoff höchst effizient Methanol hergestellt werden...“

Kai Herzog will dafür sorgen, dass die Projektunterlagen wieder hergestellt werden. Nebenbei kann ich die polizeilichen Ermittlungen verfolgen, die in kursiver Schrift wiedergegeben werden.
Dann wird Herzog selbst überfallen. Plötzlich sieht er sich im Fokus unterschiedlicher Gruppen. Es beginnt eine spannende Jagd. Dabei entpuppt sich Herzog stellenweise fast als Superheld, der sich aus jeder noch so schwierigen Lage befreien kann. Gleichzeitig weiß er jede Situation zu seinen Gunsten zu nutzen.

„...Am meisten irritierte mich die brutale Offenheit, mit der versucht wurde, in den Besitz unserer Technologie zu kommen. Wie sollte das denn zu Geld gemacht werden, wenn die ganze Welt wusste, dass die Erfindung mit höchst krimineller Energie Mord und Entführung von Muniso geraubt worden war?...“

Auch wenn mir Kai Herzog nicht sympathisch ist, eines kann man ihm nicht absprechen. Er kann logisch und strukturiert denken. Das hilft ihm, einen klaren Kopf zu behalten. Ab und an kommt sein Zynismus durch.

„...War das eine Falle? Schnitzeljagd hatte ich schon als Kind nicht gemocht...“

Kurzerhand entscheidet er sich, seinen Vorgänger in Amsterdam persönlich zu kontaktieren, um weitere Informationen zum Projekt zu bekommen. Die aber zeigen die Geschichte in einem völlig neuen Licht. Herzog ändert seine Strategie.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der wissenschaftliche Hintergrund ist aktuell und spannend.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Lesenswerte Kurzgeschichten

Diese paar Minuten
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„...Wo ist der Mann mit dem Schäferhund, fragte eine Frau aus der Gegend vor einigen Tagen Er ist doch dein Nachbar?...“

Mit diesen Fragen beginnt die erste Erzählung. Der Mann schweigt gegenüber der ...

„...Wo ist der Mann mit dem Schäferhund, fragte eine Frau aus der Gegend vor einigen Tagen Er ist doch dein Nachbar?...“

Mit diesen Fragen beginnt die erste Erzählung. Der Mann schweigt gegenüber der Frau. Doch ich als Leser erfahre, was passiert ist. Dabei werden auf ungemein geschickte Art mehrere Lebensgeschichten miteinander verwoben.
Das Buch enthält insgesamt 12 Kurzgeschichten. Sie sind mitten aus dem Leben gegriffen und streifen dabei oft die Grenzbereiche. Manche ähneln einen Krimi, andere beinhalten besondere Schicksale.
Der Schriftstil ist ausgereift. Der Autor versteht es, dem roten Faden zu folgen und trotzdem gekonnt auf Nebenschauplätze abzuweichen. Dadurch werden trotz der Kürze die Personen meist gut charakterisiert. Die Handlung wirkt vielschichtig.
Der Autor spielt ab und an mit der Psyche seiner Protagonisten. Das zeigt sich unter anderen in der folgenden Geschichte:

„...Wenn ich allein bin, und ich bin zu viel allein, denke ich, dass es meine Schuld ist. Man denkt an alles Mögliche...“

Sie wünschen sich ein Kind. Die Untersuchungen haben ergeben, dass er zeugunsunfähig ist. Es passiert das, was oft passiert. Sie reden zu wenig miteinander. Dafür reflektiert der Protagonist für mich als Leser, was in ihn vorgeht. Er fragt, was er getan haben könnte, um nun mitden Folgen leben zu müssen. Dabei kommt auch wieder Tschernobyl zur Sprache. Er war Kind, als das Unglück passierte.
Viele der Geschichten passieren auf einem Ich-Erzähler. Bei manchen berichtet der Protagonist einem Gegenüber, wie er die Sache sieht.
Die letzte Erzählung ist etwas Besonderes. Darin werden einige der vorhergegangen Geschichten aufgegriffen und zu einer neuen verbunden.
Die Geschichten haben mir sehr gut gefallen. Der Autor erzählt von den Abgründen des Lebens, die sonst meist im Verborgenen bleiben.

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