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Veröffentlicht am 08.09.2023

Schopenhauers Schwester

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Was für eine Zeit! Man darf den Vater nicht unaufgefordert ansprechen. Ich habe den Roman um Adele Schopenhauer mit großer Spannung gelesen.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht die vermögende Johanna Schopenhauer ...

Was für eine Zeit! Man darf den Vater nicht unaufgefordert ansprechen. Ich habe den Roman um Adele Schopenhauer mit großer Spannung gelesen.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht die vermögende Johanna Schopenhauer nach Weimar. Hier in dieser Stadt sind die Größen der damaligen Literatur versammelt. Während Adele mit ihr kommt bleibt Artur zurück in Hamburg. Die Zerrüttung der Familie nimmt ihren Anfang. Johanna ist vom kulturellen Leben der Stadt angetan und eröffnet einen Literatursalon. Als Gastgeberin empfängt sie auch häufig Goethe in ihrem Haus. Der Dichterfürst ist vor allem von Adele herzlich zugetan, er beschäftigt sich mit dem Mädchen und bittet sie sogar ihm ‚Vater‘ zu nennen. Goethe schätzt vor allem Adeles Papierschnitte, die er sammelt und mit poetischen Kompositionen an Freunde verschenkt. Eine enge und liebste Freundin wird der jungen Adele Ottilie von Pogwisch, die sich später mit Goethes einzigen Sohn August von Goethe vermählt. Der Sohn des Dichterfürsten leidet unter der Größe seines Vaters. Adele beschreibt ihn als geistlos, mürrisch und man sieht ihn selten nüchtern. Die Ehe der beiden verläuft nicht glücklich. Er ist eifersüchtig und wird oft handgreiflich und Ottilie hält es mit der Treue nicht so genau.

Mit Geld kann Johanna Schopenhauer nicht umgehen, selbst nachdem sie 70% ihres Vermögens durch den Bankrott des Bankhauses Muhl verloren hat, gibt sie das Geld mit beiden Händen aus. Das führt zu finanziellen Engpässen. Sie kommt auf die glorreiche Idee, Adele mit ihrem langjährigen Hausgast Gerstenbergk zu vermählen, um ihre Geldprobleme zu lösen. Als Adele dieses Ansinnen ausschlägt, kommt sie auf andere Lösungen, ihre Schulden in den Griff bekommen und fängt an Romane zu schreiben. Mit großem Erfolg. Sie scheint damit den Nerv der Zeit getroffen zu haben.

Auch Artur bringt sein erstes Buch heraus. Adele versucht ja immer wieder einen Draht zu ihrem Bruder zu bekommen. Bei einem Besuch erfährt sie, er hat eine Nachbarin die Treppe runtergestoßen und mit seiner Dienstmagd hatte er ein Kind. Aber nachdem das Kind verstorben ist, hat er ihr eine neue Stellung verschafft. Diese Kälte ihres Bruders betrübt Adele sehr.
Und Gerstenbergk hat sich bei mir ja nicht unbedingt Sympathien erworben. Er tröstet sich sehr schnell mit einer anderen, nachdem Johanna einen Schlaganfall erlitt.

Auf den weiteren Verlauf möchte ich nicht näher eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Mir hat das Buch jedenfalls sehr gefallen. Ich habe einen Einblick in die damalige Zeit des gehobenen Bürgertums erhalten. Die Autorin schreibt sehr anschaulich in der dritten Person und sprachlich der Zeit angepasst. Man bekommt als Leser ein Feeling dieser Zeit. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, ein Kopfkino entsteht.

Adele und Johanna sind beide faszinierende Persönlichkeiten. Der große Philosoph und Hochschullehrer Arthur Schopenhauer wird als ein Unsympath gezeichnet, der er anscheinend auch wirklich war. Ich habe im Netz nachgelesen, dass er ein alter Grießgram und Pessimist war. Trotzdem habe ich große Achtung vor seinem Lebenswerk.

Die Lebensumstände der Frauen dieser Zeit empfand ich als erschreckend. Von Frauenrechten und Emanzipation war man weit entfernt. So reisten Frauen z. B. noch in Männerkleidung, um vor zudringlichen Männern sicher zu sein. Der Freiheitsdrang von Johanna erscheint mir deshalb als außerordentlich mutig. Sie erkämpft sich ihr unangepasstes Leben, ebenso wie es Adele später tut und einige Frauen, denen wir im weiteren Verlauf der Geschichte begegnen, z.B Annette von Dorste-Hülshoff oder Sibylle Mertens-Schaaffhausen.

Fazit: Eine rundum gelungene Romanbiographie, die ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Beeindruckend schön

Tweed Time
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Vom Brandtstätter Verlag bin ich ja schon einiges gewöhnt an hochwertigen, schönen Büchern. Aber >>Tweed Time>Tweed Time



Vom Brandtstätter Verlag bin ich ja schon einiges gewöhnt an hochwertigen, schönen Büchern. Aber >>Tweed Time<< schlägt alle. Es ist beeindruckend schön. Schon beim ersten Durchblättern durch die Seiten verschlägt es einem förmlich die Sprache. >>Tweed Time<< ist mehr als ein Kochbuch. Theresa Baumgärtner versetzt uns ins herbstliche Schottland und weckt Erinnerungen an ein Lebensgefühl mit üppigen Früchten und einer bunten Natur. Ich liebe die weite Landschaft der Highlands und die Wollstoffe, den Tweed dieser Gegend.

Die Rezepte sind raffiniert und doch problemlos nach zu kochen, denn sie sind sehr gut beschrieben. Aber der Hammer sind die Fotos. Da möchte man durch die nebelverhangene Landschaft streifen, die Äpfel vom Baum pflücken und sie behutsam in Körbe leben, um sie im Keller zu lagern. Man riecht förmlich den Duft der Äpfel und Birnen und hat den Geschmack auf der Zunge.

Bei der Hagenbutten- und Quittenkonfitüre, läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Da freut man sich schon auf den Nachmittagstee mit frischen Shortbreads oder warmen Pflaumen- oder Apfelkuchen.

Angesprochen haben mich die DIY-Projekte und da besonders das Stempel-Atelier. Was für eine tolle Idee und gut umsetzbar. Daran haben auch die Kinder ihre Freude. Das so gestaltete Papier kann auch als Geschenkpapier verwendet werden oder man fertigt Glückwunschkarten damit an. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Vielleicht möchte man ja auch mal sein eigenes Sauerkraut herstellen. In diesem wundervollen Band finden wir ein einfaches Rezept, dass alle Herstellungsschritt gut beschreibt.

Den Ausflug in die Weberei und die Herstellung von Tweedstoffen fand ich hoch spannend.

Das Buch spricht nicht nur die Köchin in mir an, auch der Bastelfreak in mir ist happy. Ich habe verschiedene nette Ideen entdeckt. Blütenkränze, Fächergirlanden, Geschenkanhänger und noch mehr.

Fazit: Ein Wohlfühlbuch, dass alle Sinne anspricht. Einfach Spitze! Mein Kompliment an die Autorin und den Verlag.

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Veröffentlicht am 24.08.2023

TOP, die Wette gilt!

Herbstbunt
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>>TommyHerbstbunt



>>Tommy<<, der immer schon redete wie ihm der Schnabel gewachsen ist, schreibt in >>Herbstbunt<< recht unterhaltsam über sein Leben und über seine Probleme mit dem Älterwerden. Er, der im beschaulichen Kulmbach aufgewachsen ist, ist überall auf der Welt unterwegs, aber nirgends zu Hause. Er macht sich in Oberschlesien, der Heimat seiner Eltern, auf Spurensuche. Er schreibt über Erziehungsfehler. Seine Mutter Rutila, über die er sich stets liebevoll äußert, war eher streng, während er bei seinen eigenen Söhnen alles besser machen wollte, aber ob ihm das in allen Bereichen gelungen ist, vermag er selbst nicht zu beurteilen. Jedenfalls ist er stolz auf seine Söhne und scheint ein gutes Verhältnis zu ihnen zu haben.

Thomas Gottschalk wuchs in einem katholischen Umfeld auf. Das er nie vom Glauben abgefallen ist liegt vor allem daran, dass ihm sein Onkel Hans, ein Priester, zum Abschied stets mit dem Daumen ein Kreuz auf die Stirn zeichnete und murmelte: Und vergiss mir den Herrgott nicht.

Herzhaft lachen musste ich über seine eigene Einschätzung: Wer mich schon mal am Telefon hatte, weiß, dass das eine anstrengende Übung sein kann. Ich schwafle bis zur totalen Verwirrung und frage mich manchmal, warum ich meinem Gegenüber das alles erzählt habe. Okay, genauso kennen wir ihn und so lieben wir ihn.

Tja, und auch das Alter geht an dem blonden Entertainer und Sunnyboy nicht vorbei, der sich im Leben immer auf der Überholspur befand. Es macht ihn nachdenklich, dass ihm jetzt nur noch wenige Ausfahrten bleiben. Trotzdem will er Mut machen, denn das Leben hält auch im Alter noch viele positive Überraschungen bereit.

Fazit: Ein lohnenswertes Leseerlebnis. Humorvoll, nachdenklich und doch mit positivem Ausblick.


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Veröffentlicht am 08.08.2023

Schönheit sprengt Grenzen

Der Trost der Schönheit
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‚Die lebenskluge Frau ist weder oberflächlich noch selbstsüchtig, sie ist nicht verwöhnt oder anspruchsvoll, denkt wach, schert sich wenig um Konventionen und amüsiert sich mit ihren guten Gedanken, an ...

‚Die lebenskluge Frau ist weder oberflächlich noch selbstsüchtig, sie ist nicht verwöhnt oder anspruchsvoll, denkt wach, schert sich wenig um Konventionen und amüsiert sich mit ihren guten Gedanken, an denen sie andere teilhaben lässt.‘ Zitat.

Ach, wie ich dieses Buch liebe. Gabriele von Armin schreibt so poetisch, sie findet Schönheit in allen Dingen. Ich habe jedes einzelne Wort genossen, mir auf der Zunge zergehen lassen. Sie hat Recht: Es gilt das Leben in seiner bestehenden Fülle zu entdecken. Es gibt so viel zu sehen, zu hören, zu lernen, zu wissen, zu genießen, zu kochen, zu reden, zu singen, zu mögen, so viel zu fragen, zu wagen und zu vergessen … und so wenig Zeit. Gabriele von Armin schreibt: Die Schönheit des Alters liegt in der Ruhe der Wünsche. Doch auch: Im Alter dunkelt das Leben sich ein. Schnell noch ein bisschen Schönheit speichern, Farbe und Licht, ein grauer Himmel, an dem dicke Wolkenfrauen mit mächtigen Brüsten und Hintern wandern und im nächsten Moment zu einem riesigen Mann werden, den ein kleiner Windstoß enthauptet und nun fliegt sein Kopf hinter ihm her.

Ein Buch mit tiefempfundener Altersweisheit. Das Jetzt mit offenen Sinnen erleben. Gabriele von Armin schreibt: Manchmal spüre ich Räume in mir, die noch immer verschlossen sind, verriegelt, unzugänglich.

Ich erkannte mich in vielen Sätzen wieder. Sätzen, die direkt ins Herz treffen. Die Autorin ist mir zu einer lieben Freundin geworden. Denn auch ich finde Trost in der Schönheit, sonst müsste ich am Leben verzweifeln.

Fazit. Ein wundervolles Buch, dass die Seele wärmt.

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Klassiker und neue süße Kreationen

Modetorten
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Das neue Buch von Dr. Oetker ist eine Fundgrube für Ungeübte und erfahrene Bäckerinnen. Einige der vorgestellten Torten begleiten mich schon seit Jahren, sind gute alte Bekannte. Zum Teil habe ich sie ...


Das neue Buch von Dr. Oetker ist eine Fundgrube für Ungeübte und erfahrene Bäckerinnen. Einige der vorgestellten Torten begleiten mich schon seit Jahren, sind gute alte Bekannte. Zum Teil habe ich sie schon selbst gebacken, zum Teil habe ich sie bei meinen Freundinnen genossen. Aber es sind auch viele neue Kreationen in dem Buch versammelt, die mir allein schon beim Anblick, das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.

Das Backbuch ist wunderschön aufgemacht und gestaltet. Bereits der Einband ist ein Hingucker, durch den zweigeteilten Effekt. Die Fotos der Torten machen Lust, nicht erst auf einen festlichen Anlass zu warten, sondern gleich loszulegen. Die Rezepte sind, wie gewohnt von den Dr. Oetker-Backbüchern, gut und verständlich beschrieben und leicht nachzuarbeiten.

Fress-mich-dumm-Kuchen, Himmel-und-Hölle-Torte, Rotkäppchen-Torte, Feuerwehrkuchen, Fliesenkuchen und Maulwurftorte und die neue Tortenkreationen wie Naked versetzen Hobbybäcker
innen in den Tortenhimmel.

Von mir eine uneingeschränkte Empfehlung. Spitzenmäßig!!!

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