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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2023

Ein außergewöhnlicher Lesegenuss

Paradise Garden
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Die Ich-Erzählerin Billie ist 14 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung. Nachdem die beiden bei einem Radioquiz gewannen, sollte es der Sommer ihres Lebens werden. Sie wollten zum ...

Die Ich-Erzählerin Billie ist 14 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung. Nachdem die beiden bei einem Radioquiz gewannen, sollte es der Sommer ihres Lebens werden. Sie wollten zum ersten Mal im Leben in den Urlaub fahren. Auto und Koffer sind gepackt und die Vorfreude ist groß. Dann kommt Besuch der Großmutter aus Ungarn und aus Träumen wurden Schäume.

Billi hat sich mit den Einschränkungen arrangiert. Sie jammert nicht, dass eine ihrer Freundinnen so viel mehr Luxus genießen kann. Im Gegenteil, sie merkt, was tatsächlich wichtig ist im Leben. In brillanter und lebendiger Sprache schildert die Autorin das Leben eines Teenagers, der viele Entbehrungen hinnehmen muss. Die Geschichte zeigt aber auch, wie wertvoll Freunde sind, die in ähnlichen Umständen leben.

„Paradise Garden“ ist das Debüt einer jungen Autorin und steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2023. Die frische Art des Erzählens gefiel mir ausgesprochen gut. Das Lesen war ein Genuss. Nicht alleine die Story, auch die Einstellung Billies zum Leben und ihre Ansichten, wertvoll und bewundernswert. Wie so oft bei Diogenes, das Cover ist ein Hingucker. Es zeigt ein Gemälde von Laura Cronin und für mich gut vorstellbar, dass es Billie ist, die hier zu sehen ist.

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Veröffentlicht am 02.09.2023

Wahrlich ein begnadeter Erzähler

Wenn du erzählst, erblüht die Wüste
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Sie leben viele Kilometer voneinander entfernt. Verstehen sich ausgezeichnet und telefonieren wöchentlich miteinander. Rafik Schami und seine kleine Schwester verbindet unter anderem auch die Erinnerung ...

Sie leben viele Kilometer voneinander entfernt. Verstehen sich ausgezeichnet und telefonieren wöchentlich miteinander. Rafik Schami und seine kleine Schwester verbindet unter anderem auch die Erinnerung an ihre Eltern und die Heimat. Aber nicht nur das. Beide lieben Bücher und denken oft an die große Bibliothek des Vaters zurück. So viele Schätze gab es dort zu bestaunen und diese wertvollen Stücke sollten erhalten bleiben. Leider fiel der Raum einer Bombe zum Opfer und brannte völlig aus. Eins der wenigen Stücke, welches gerettet werden konnte, ist ein Buch aus dem 19. Jahrhundert. Der Titel: „Wenn du erzählst erblüht die Wüste“. Verfasser unbekannt.

Das ist die Erklärung zur Idee, dieses Buch zu schreiben. Der Autor übersetzte es und erzählte die Geschichten neu. Hauptperson ist eine junge Frau. Prinzessin und Tochter des Königs Salih. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter fällt sie in eine tiefe Depression und kein Arzt kann ihr helfen. Zudem ist sie verliebt in einen jungen Mann, der so gar nicht den Ansprüchen ihres Vaters gerecht wird.

Dann kommt ein Kaffeehauserzähler ins Schloss und beginnt, die Abende der Prinzessin mit Geschichten zu bereichern. Dann werden auch die Zuhörer eingebunden und es startet eine abwechslungsreiche Erzählrunde. Abend für Abend und von den unterschiedlichsten Menschen bereichert.

Ein wunderbares Buch, das so viel vermittelt. Die Heimat des Autors, Syrien, klingt auf vielen Seiten mit. Die Mentalität der Menschen sowie ihre unbezwingbare Zuversicht zeigt Herr Schami ganz deutlich. Aber auch Fragen nach dem Urteil anderer Menschen oder die Macht der Weisheit kommen zur Sprache. Sehr anschaulich und lebendig geschrieben.

Es war mein erstes Buch von Herrn Schami und ich bin beeindruckt. Diese blumige und gleichzeitig gehobene Sprache, der Abwechslungsreichtum und die Lebensweisheiten. Alles fesselte mich und ich werde mit Sicherheit weitere Werke des Bestsellerautors lesen.

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Veröffentlicht am 28.08.2023

Wer stahl die "Mona Liesa"?

Die Erfindung des Lächelns
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Es war am Dienstag, dem 22. August 1911, als das Unfassbare entdeckt wurde. Das Bild des Künstlers Leonardo da Vinci war weg. Die „Mona Lisa“. Und es war nicht etwa ein Mitarbeiter des Louvre, der es vermisste. ...

Es war am Dienstag, dem 22. August 1911, als das Unfassbare entdeckt wurde. Das Bild des Künstlers Leonardo da Vinci war weg. Die „Mona Lisa“. Und es war nicht etwa ein Mitarbeiter des Louvre, der es vermisste. Nein, der Maler Louis Berut beschwerte sich beim Wächter des Salons Carrée. Hier hing die Schöne zwischen weiteren, sehr wertvollen Stücken. Es ist nicht zu glauben, dass ein Bild mit den Maßen 75 x 50 cm, im goldenen Rahmen und 8kg schwer, so einfach aus dem Museum verschwinden konnte. Kommissar Lenoir, ein fähiger Ermittler, übernimmt den Fall.

In dem Buch „Die Erfindung des Lächelns“ geht es nur am Rande um das berühmte Werk. Viel mehr wird die Stadt Paris zum Leben erweckt. Alles was damals Rang und Namen hatte, kommt vor. Seien es Picasso oder Strawinski, sowie Alphonse Bertillon. Sie und noch viele weitere, lebten in Paris. Sie trafen sich in Künstlerkneipen und -cafés oder am Ufer der Seine. Die Belle Époque wird so plastisch beschrieben, dass ich mich direkt an den „Place Pigalle“ und den Louvre versetzt fühlte.

Neben einer gut dosierten, nicht nachlassenden Spannung, sind es die Zwischentöne, welche das Buch so lesenswert machen. Die Gespräche zwischen den Künstlern, die Gedanken der Ermittler und das Leben damals in Paris. Alles zusammen genommen, ergibt sich ein abwechslungsreiches Bild, das zu keinem Zeitpunkt langweilig ist. Die gehobene Sprache und die vielen Wendungen ließen mich bis zum Schluss rätseln, wer denn nun das Bild an sich nahm. Klare Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Sehr spannend und das bis zum Schluss

Die letzte Nacht
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15 Jahre sind vergangen, seit die Kinderärztin Sara Linton vergewaltigt wurde. Dass sie immer wieder an diese grausame Tat erinnert wird, ist wohl unausweichlich. So auch eines Abends beim Dienst in der ...

15 Jahre sind vergangen, seit die Kinderärztin Sara Linton vergewaltigt wurde. Dass sie immer wieder an diese grausame Tat erinnert wird, ist wohl unausweichlich. So auch eines Abends beim Dienst in der Ambulanz. Eine junge Frau verunglückt vor dem Krankenhaus. Alle Versuche, sie zu retten, schlagen fehl. Sie konnte aber noch einen Satz an Sara richten. Sie bat darum, dass diese den Täter zur Rechenschaft zieht und er seine Strafe bekommt.

Karin Slaughter ist ein Garant für beste Thriller. Es dauerte zwar eine Weile, bis ich ganz folgen konnte, aber es lohnte sich, dran zu bleiben. Nicht nur Sara spielt in dem Thriller eine Rolle. Auch ihr Verlobter Will und seine Partnerin helfen bei der Suche nach dem Vergewaltiger.
„Die letzte Nacht“ ist angefüllt mit medizinischen Fakten, die von einer sehr guten Recherchearbeit zeugen. Die Autorin hat nicht nur einen 08/15-Thriller geschrieben, sie legt ebenso wert darauf, dass er nicht völlig abwegig erscheint. Eine Warnung möchte ich aber hier auch schreiben: Die Taten sind so bildhaft geschrieben, dass das Lesen Betroffene triggern könnte.

Anfangs sind es Kurzmitteilungen auf dem Handy, die junge Frauen verunsichern sollen. Merkwürdig, wie genau der Absender die Frauen kennt. Woher hat er sein Wissen? Ist es möglich, dass die Taten von einer ganzen Gruppe durchgeführt werden? Es gibt einige Wendungen und immer dann, wenn Sara denkt sie sei am Ziel, wird sie enttäuscht. Erst das fulminante Finale bringt die Auflösung, mit der ich niemals gerechnet habe. Aber so muss für mich ein guter Thriller geschrieben sein. Absolute Empfehlung.

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Veröffentlicht am 24.08.2023

Gut recherchiert und spannend erzählt

Die Tochter von Kopenhagen
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Ist es wirklich möglich, dass eine Frau von über 90 nachts ein Grundstück betritt? „Bewaffnet“ mit einer Spraydose? Um dann eine Hauswand mit Schmähungen gegen den Besitzer zu besprühen? Das behauptet ...

Ist es wirklich möglich, dass eine Frau von über 90 nachts ein Grundstück betritt? „Bewaffnet“ mit einer Spraydose? Um dann eine Hauswand mit Schmähungen gegen den Besitzer zu besprühen? Das behauptet zumindest der Besitzer des Hauses, Ole Henryk. Er fühlt sich diskriminiert und fürchtet um sein Ansehen. Zumal er in Chicago als Held gefeiert und bald sogar für seine Taten im Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet werden soll.

Ole ist Däne und vor vielen Jahren in die USA ausgewandert. Er prahlt, dass er während der Besatzung durch die Deutschen im Widerstand tätig war. Vielen Menschen habe er mit seinem Mut das Leben gerettet und in seinem Lokal gibt es einige Fotos, die ihn mit seinem Vater zeigen. Als jedoch seine Hauswand mit Worten wie: Verräter und Denunziant besprüht wurde, zeigt er die 92jährige Täterin an.

Romane um Anwältin Catherine Lockhart und ihrem Ehemann Liam zeichnen sich durch schwierige Fälle aus. Es werden Menschen verteidigt, die mutig sind und sich einer Übermacht entgegenstellen. So auch in "Die Tochter von Kopenhagen". Vom Widerstand in Dänemark gegen die deutsche Besatzung las ich zwar schon, aber immer wieder erfahre ich Fakten, die ich nicht kannte. Der Autor beeindruckt nicht nur mit seiner Recherche. Seine lebendige Schreibweise zieht mich immer wieder in den Bann und daher empfehle ich auch dieses Buch.

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