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Ullap

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2023

Sparen für Nichts

Eigentum
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Marianne Haas hat ihr Leben lang gearbeitet, gespart und gehofft. Für die eigenen vier Wände. Nun liegt sie hochbetagt im Sterben, ihr Sohn blickt zurück auf Mutters langes, entbehrungsreiches, oft trostloses ...

Marianne Haas hat ihr Leben lang gearbeitet, gespart und gehofft. Für die eigenen vier Wände. Nun liegt sie hochbetagt im Sterben, ihr Sohn blickt zurück auf Mutters langes, entbehrungsreiches, oft trostloses Leben und auch seine eigene Kindheit und Jugend, die mit von den Zwängen der Mutter bestimmt waren.



Der Autor Wolf Haas legt uns hier einen ungewöhnlichen und wohl überwiegend autobiographischen Roman vor, ein einseitiges "Zwiegespräch" mit der Mutter, teilweise nicht ohne Vorwürfe, aber auch humorvoll und ironisch geschrieben. Ein raffinierter, klarer, manchmal eindringlicher Sprachstil zeugen von einem Leben, dass für viele dieser Müttergeneration stehen kann: immer nur arbeiten, arbeiten, arbeiten, um am Ende mit (fast) nichts dazustehen. Das Buchcover, wie in einfachem Packpapier eingepackt, verdeutlicht die Situation zusätzlich.

Trotz allem habe ich das Buch nicht als trostlos empfunden. Irgendwie war für mich auch eine gewisse Zuneigung zwischen Autor und Mutter erkennbar, wenn man zwischen den Zeilen liest.



Obwohl das Buch nicht einmal 200 Seiten umfasst, sollte man es nicht schnell herunterlesen, sondern sich immer wieder Pausen zum Nachdenken nehmen, dann wird man mit einer ganz besonderen Geschichte belohnt.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Bustour mit Hindernissen

Elternabend
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Ein Kleinkrimineller ist gerade dabei, einen SUV zu stehlen, als eine Unbekannte mit einem Baseballschläger auf diesen eindrischt. Nein, nicht auf unseren Kriminellen, sondern auf das Auto. (Das ist jetzt ...

Ein Kleinkrimineller ist gerade dabei, einen SUV zu stehlen, als eine Unbekannte mit einem Baseballschläger auf diesen eindrischt. Nein, nicht auf unseren Kriminellen, sondern auf das Auto. (Das ist jetzt ganz im Stil dieses Romans...) Auf der Flucht vor der Polizei landen die beiden unverhofft in einem Bus voller Elternpaare, die auf einer Tour zu einem ungewöhnlichen Elternabend auf einer einsamen Wannseeinsel sind. Unser Paar wird schnell für die Eltern von Hector, dem vermeintlich größten Rüpel der Klasse, gehalten und spielt die ihnen zugedachte Rolle mit.

Diese Geschichte lässt sich schlecht in ein bestimmtes Genre einordnen: Sie beginnt humorvoll und schräg, driftet leicht, aber gewollt und auch gekonnt, ins übertrieben Slapstickhafte ab, lebt von skurrilen Typen und lässt kaum ein Klischee aus. Allerdings finden sich auch - nicht nur unterschwellig - Gesellschaftskritik, Einfühlungsvermögen und Einblicke in Gefühlswellten wieder, die man zu Beginn so gar nicht erwartet hatte.

Bisher habe ich "nur" Fitzeks Thriller gelesen, dieses Experiment zu einem ganz anderen Thema ist ihm jedoch ebenfalls bestens gelungen, ich habe mich sowohl amüsiert als gefühlsmäßig berührt gefühlt. Gerne eine Leseempfehlung, nicht nur für Fitzek-Fans!

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Veröffentlicht am 24.08.2023

Fragen nach dem Warum

Simone
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Das Buch beginnt direkt mit einem Paukenschlag: Kurz nach einem Anruf bei ihrer Freundin nimmt sich Simone scheinbar grundlos das Leben. Diese Freundin ist die Autorin Anja Reich selbst, der Roman ist ...

Das Buch beginnt direkt mit einem Paukenschlag: Kurz nach einem Anruf bei ihrer Freundin nimmt sich Simone scheinbar grundlos das Leben. Diese Freundin ist die Autorin Anja Reich selbst, der Roman ist autobiographisch. Die Autorin macht sich Jahre nach dem Selbstmord auf die Suche nach den Gründen dafür und nimmt hierzu Kontakt zu Simones Familie sowie ehemaligen Freunden auf.

Dieses außergewöhnliche Thema hat mich sehr berührt und auch mitgenommen.
Sehr feinfühlig aber auch ungeschönt gibt die Autorin hier nicht nur Simones Leben wieder, in dem sie immer wie eine Suchende dasteht, offenbar Konstanz sucht und doch nicht findet, sondern auch der Umgang der Hinterbliebenen mit der "Sache", die Viele so ungerne aussprechen möchten, wird dem Leser nahegebracht. Zusätzlich habe ich als Leser einen mir bisher nicht so sehr bekannten Einblick in das Arbeitsleben der DDR vor der Wende gefunden, die Wende für viele Ostbürger als Chance, für einige - wie Simone - jedoch auch als problematisch empfunden.
Zu Beginn hatte das Buch für mich noch einige Längen und gefühlt ähnliche wiederholte Szenen, die sich am Ende allerdings auch als wichtig zur Erklärung von Simones Innenleben erweisen.
Ein lesenswertes Buch, das mich nachdenklich zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Wenn Liebe auch wehtun kann

Vom Ende der Nacht
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Über ihren Zwillingsbruder Josh lernt Rosie dessen Freund Will kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Anziehungskraft, die gefühlsmäßig über mehr als platonische Freundschaft hinausgeht. ...

Über ihren Zwillingsbruder Josh lernt Rosie dessen Freund Will kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Anziehungskraft, die gefühlsmäßig über mehr als platonische Freundschaft hinausgeht. Ein schlimmer Schicksalsschlag zerstört gleich zu Beginn bereits das zarte Pflänzchen aufkommender Liebe. Wir begleiten die beiden in diesem Roman über lange Jahre hinweg, in denen ihnen immer irgendwie das Leben und die eigenen Unzulänglichkeiten dazwischen kommen.

Dieses Buch ist eigentlich so viel mehr als eine reine Liebesgeschichte. Alle Protagonisten haben so ihr eigenes Päckchen zu tragen, mal mehr, mal weniger. Auch wenn ich zu Beginn keinen tieferen Zugang zu den Charakteren gefunden habe, konnte mich am Ende die Geschichte doch insgesamt überzeugen, das Verhalten und auch die Selbstreflektionen der Figuren haben mich zum Schluss hin immer mehr beeindruckt. Insgesamt keine leichte Geschichte, die ich jedoch als lesenswert empfehlen kann.


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Veröffentlicht am 31.07.2023

Im Trüben "Fischen"?

Die Spur der Aale
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Es handelt sich um den ersten Band einer neuen Reihe rund um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang, die für Umwelt- und Artenschutzdelikte zuständig ist. Während ihres Bereitschaftsdienstes wird ...

Es handelt sich um den ersten Band einer neuen Reihe rund um die Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang, die für Umwelt- und Artenschutzdelikte zuständig ist. Während ihres Bereitschaftsdienstes wird die Leiche des Zollfahnders Mathissen im Main gefunden, Unfall oder Mord? Haben Mathissen letzte Ermittlungen etwas mit seinem Tod zu tun und welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang ein chinesisches Restaurant samt Mitarbeitern sowie zwei junge französische Kurierfahrer?
Dieser Wirtschaftskrimi hat mich sehr gut unterhalten. Eine Staatsanwältin als Hauptermittlerin war für mich bisher neu, das Gerangel um Zuständigkeiten zwischen den einzelnen Abteilungen des Polizei- und Justizapparates sehr aufschlussreich. Wenn auch die Ermittlungsarbeit eher etwas schleppend und oberflächlich anläuft, fand ich den Fall bis zum Ende, in dem sich die verschiedenen Handlungsstränge gut zusammenfügten, doch sehr spannend, das eigentliche Thema, in dem sich der Titel der Geschichte widerspiegelt, äußerst interessant. Zusätzliche Einblendungen in das nicht immer einfache Privatleben von Greta haben mich sehr berührt und zeigten ihre menschliche Seite.
Insgesamt ein solider Start in eine neue Reihe, ein (kleiner) Cliffhanger am Ende macht mich neugierig auf den Folgeband.

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