Anspruchsvolle Handlung gemixt mit dem einen oder anderen Klischee
Die Serie Venetian Vampires hat mich schon gereizt, als ich sie das erste Mal auf der Seite des Oldigor Verlags entdeckt habe. Das wunderschöne Cover hat mich sofort angesprochen und die Inhaltsangabe ...
Die Serie Venetian Vampires hat mich schon gereizt, als ich sie das erste Mal auf der Seite des Oldigor Verlags entdeckt habe. Das wunderschöne Cover hat mich sofort angesprochen und die Inhaltsangabe hörte sich auch sehr interessant an. Und nachdem ich das Buch gelesen hatte, war ich richtig froh, es mir gekauft zu haben.
Das lag zum einen an den beiden Hauptfiguren. Jeder von ihnen hat in seinem bisherigen Leben so einiges Furchtbares durchgemacht und dennoch lassen sie sich nicht einschüchtern oder davon abhalten, weiter ihren Weg zu gehen. Besonders Sabine hat mir mit ihrer Stärke und ihrem eisernen Willen imponiert. Sie ist nicht frei von Selbstzweifeln oder Ängsten, aber sie weiß damit umzugehen. Selbst wenn sie nicht jedes Mal die richtigen Entscheidungen trifft und ihre Liebe zu Luca etwas zu übereilt aufgebaut wird für meinen Geschmack, finde ich es toll dargestellt, wie sie sich ihm annähert und die zwei ein so tolles Paar werden, obwohl sie es nicht gerade einfach haben.
Ganz begeistert war ich außerdem von den übrigen Protagonisten. Sie haben alle etwas an sich, das sie weitaus vielschichtiger und tiefgründiger wirken lässt, als es anfangs den Anschein hat. Sie sind weder zu aalglatt oder liebenswürdig gut noch unkontrolliert blutrünstig, selbst auf der Seite der Bösen.
Der Schreibstil hat mich allerdings am meisten in seinen Bann gezogen. Sowohl die bildhaften und atmosphärischen Beschreibungen des mittelalterlichen Spaniens und seiner hochinteressanten Geschichte in den ersten Kapiteln als auch die Schilderungen des heutigen Venedigs waren so plastisch, dass ich die Orte direkt vor Augen hatte. Auf diese Weise wird die Geschichte wesentlich lebendiger als in vergleichbaren Werken und gewinnt an einer Tiefe und Sogkraft, der man sich kaum entziehen kann.
Dasselbe gilt auch für den Spannungsaufbau. Anfangs noch gemächlich mit der einen oder anderen Länge nimmt er im Laufe der Handlung mehr und mehr an Fahrt auf. Dabei schafft es die Autorin immer wieder, den Leser mit unerwarteten Wendungen zu überraschen und die Story in eine unvorhergesehene Richtung zu lenken. Altbekanntes des Genres wird mit neuartigen Ideen vermischt und lässt einen an einer abwechslungsreichen Variation des Vampirmythos teilhaben.
Leider finden sich darunter auch einige Klischees. Gestört hat mich am meisten, dass nicht nur die Blutsauger überirdisch schön sind, nein, auch die meisten Menschen, mit denen sie zu tun haben. Ich glaube, dem Autor des ersten romantischen Vampirromans, den ich entdecke, in denen nur hässliche Untote vorkommen, verleihe ich einen Orden!
Fazit
Venetian Vampires: Kinder der Dunkelheit ist ein berauschender Einstieg in die Welt der Vampire Venedigs. Mit wunderbar gestalteten Charakteren, die einem entweder schnell ans Herz wachsen oder durch ihre Vielschichtigkeit bestechen, einer spannenden, abwechslungsreichen Handlung und traumhaft schön geschilderten Schauplätzen weiß die Autorin den Leser durchaus zu begeistern.
Leider tröstet das nicht vollständig über das eine oder andere Klischee oder ein paar Längen hinweg, kann aber im Gesamtpaket trotzdem überzeugen.
Wer romantische Vampirromane mit Anspruch und einem außergewöhnlich bildhaften Schreibstil liebt, der sollte sich diese Reihe auf alle Fälle genauer ansehen!