Etwas holpriger Einstieg, aber insgesamt tolle Umsetzung einer interessanten Idee
Das verbotene Eden 1Thomas Thiemeyers Trilogie über das verbotene Eden wurde mir schon von vielen Seiten empfohlen. Und ich muss sagen, dass ich die Idee an sich schon sehr toll fand: Männer und Frauen leben voneinander ...
Thomas Thiemeyers Trilogie über das verbotene Eden wurde mir schon von vielen Seiten empfohlen. Und ich muss sagen, dass ich die Idee an sich schon sehr toll fand: Männer und Frauen leben voneinander getrennt, misstrauen sich gegenseitig und feinden sich teilweise sogar richtig an. Und das aufgrund eines mutierten Virus. Die Umsetzung war meiner Meinung nach auch sehr gut, selbst wenn mir dabei das eine oder andere gefehlt hat.
Von den Figuren konnte ich mir recht schnell ein Bild machen. Der ständige Perspektivenwechsel ermöglicht es dem Leser, sich toll in David und Juna gleichzeitig hineinversetzen zu können. Beide sind nachvollziehbare Charaktere, die vor allem durch den schönen Kontrast zueinander bestechen: Sie ist eher hitzköpfig, weiß sich zu wehren und lässt sich so schnell nichts gefallen, verbirgt dabei aber gekonnt ihre sensible Seite. Er dagegen ist eher ruhig, nach außen hin ein aufgeschlossener Denker, der den Kampf scheut, jedoch auch andere Seiten in sich verbirgt. Ihre Liebe zueinander entwickelt sich erfreulich langsam und ohne übereilte Hektik.
Die übrigen Protagonisten erscheinen mal mehr, mal weniger ausgereift, je nachdem wie viel man über sie erfährt und welche Geheimnisse über sie ans Licht treten. Über die Vielversprechendsten erfährt man hoffentlich in den Folgebänden noch ein wenig mehr.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, allerdings am Anfang recht einfach gehalten. An manchen Stellen hätte ich mir ein paar ausführlichere Beschreibungen gewünscht, zumindest in den ersten Kapiteln. Ab einem gewissen Punkt fesselt einen die Handlung dennoch, da besonders der Konflikt zwischen den Geschlechtern ein wunderbar realistisches Thema ist. Thiemeyer verknüpft hier Motive aus der Zeit der Hexenverfolgung und Heiligen Inquisition mit denen keltischen Ursprungs. In beide Lager erhält man einen ausreichenden Einblick, um sich die zwei Positionen in den wichtigsten Details vorstellen zu können.
Leider werden dabei wichtige Entwicklungen zu wenig erklärt, weswegen so einiges unklar bleibt und klischeehaft wirkt. Aus welchem Grund haben sich die Männer so auf den christlichen Glauben versteift und nicht einen Gedanken daran verschwendet, sich komplett selbst zu versorgen, wenn sie die Frauen so sehr hassen? Wie kam das weibliche Geschlecht ausgerechnet auf die Idee, sich dem Keltentum zuzuwenden und komplett darin aufzugehen? Aufgrund der fehlenden Antworten auf solche Fragen erscheint die vom Autor erschaffene Welt etwas stereotyp, was angesichts des neuartigen Konzepts dahinter ein bisschen schade ist. Auf der anderen Seite können die nachfolgenden Bände da noch einiges an Erklärungsarbeit leisten.
Fazit
Der erste Band der Trilogie um das verbotene Eden ist ein vielversprechender Auftakt der Dystopiereihe. Mir hat vor allem die originelle Idee, die dahinter steckt, gefallen: Der Kampf der Geschlechter geht in eine neue, verschärfte Runde, verursacht durch einen künstlich erzeugten, außer Kontrolle geratenen Virus. Die beiden Hauptfiguren wissen zudem schnell zu begeistern und den Leser für sich einzunehmen, ebenso wie der eine oder andere interessante Nebencharakter.
Leider erfährt man zu wenig über die Zeit nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Männern und Frauen, wodurch der Hintergrundgeschichte die nötige Tiefe fehlt. Aber auf die Art und Weise macht der Roman nur noch mehr Lust auf die übrigen Teile der Serie!