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Veröffentlicht am 11.12.2023

Nähe zu anderen Menschen herstellen

Schambereich
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Genau das ist Christine Koschmieder schon immer schwer gefallen, es sei denn Alkohol war im Spiel. Nach ihrem Aufenthalt in einer Suchtklinik geht sie dem Ursprung ihres Näheproblems mit der Hilfe einer ...

Genau das ist Christine Koschmieder schon immer schwer gefallen, es sei denn Alkohol war im Spiel. Nach ihrem Aufenthalt in einer Suchtklinik geht sie dem Ursprung ihres Näheproblems mit der Hilfe einer Sexualtherapeutin auf den Grund. In ihrem Erfahrungsbericht "SCHAMBEREICH - Über Sex sprechen" darf ich die Autorin auf ihrem Weg begleiten. Als Kind hat sie ihre Mutter immer voller Selbsthasserlebt, denn ebendiese hat zu ihrer Tochter kein inniges Verhältnis gehabt. Die Mutter hatte anscheinend eine Magersucht, gepaart mit Alkoholmissbrauch und Nikotinsucht. Die Tochter war sich oft unsicher, wie sie es der Mutter recht machen soll, hatte Angst zu versagen. Was hier als eine sehr persönliche und intime Reise beginnt hat sich für meinen Geschmack in eine eher distanzierte und sehr sachlichen Monolog entwickelt. Es werden veraltete Gesentze bezüglich der sexuellen Verfügbarkeit der Ehefrau zitiert, über Generationen gewachsene gesellschaftliche Strukturen hinterfragt. Zu mir konnte Frau Koschmieder zum Ende der Lektüre hin leider keine Nähe aufbauen. Aber vielleicht ist sie noch nicht soweit gewesen.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Chaotische Zustände

Der kleine Donaukrieg
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Warum will Metzger Feri kein Fleisch mehr essen? Warum weinen die Marienskulpturen auf der ungarischen und slowakischen Seite der Donau blutige Tränen? Wieso hat sich der junge Tscheche Vojta freiwillig ...

Warum will Metzger Feri kein Fleisch mehr essen? Warum weinen die Marienskulpturen auf der ungarischen und slowakischen Seite der Donau blutige Tränen? Wieso hat sich der junge Tscheche Vojta freiwillig zum Dienst an der Front gemeldet?? Und wer zum Kuckuck ist der Schwarze Wolf??
In seinem Roman "Der kleine Donaukrieg" @danube_books (übersetzt aus dem Slowakischen v. Slávka Rude-Porubská) erschafft Pavol Rankov eine Dystopie mit skurrilen Geschichten, welche teilweise zum lachen sind, andere furchtbar traurig, einige haben in mir Brechreiz und Ekel ausgelöst. In einem Versteck bringt er nach dem Kleinen Donaukrieg Sniperin, Minenleger, einen Rom und einen Influencer mit dem Namen "Schwarzer Wolf" zusammen. Sie alle haben vor dem Krieg ganz andere Leben geführt. Ein Krieg, der zwischen Nachbarn ausbrach, durch einen mehr oder weniger zufälligen Messerstich.
Definitiv Mal eine ganz andere Geschichte für mich. Der Monolog des Minenlegers und später eines Franziskanermönchs haben sich für mein Empfinden ein bisschen zu sehr hin gezogen. Ansonsten fand ich die Geschichte sehr vielschichtig und klug erzählt.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Obsessionen

Passagen
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Ich gebe zu, ich lese eher selten Texte aus dem Genre Prosa. Aber an "Passagen" von Ann Quin - aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Fletscher @maerzverlag wollte ich mich dann doch versuchen.
Quin ...

Ich gebe zu, ich lese eher selten Texte aus dem Genre Prosa. Aber an "Passagen" von Ann Quin - aus dem Englischen übersetzt von Elisabeth Fletscher @maerzverlag wollte ich mich dann doch versuchen.
Quin erzählt hier sehr überlappend von einer Frau, welche ihren geliebten Bruder sucht. Ja, auf mich wirkt die Dame regelrecht besessen von ihrer Suche. Begleitet auf ihren Reisen auf eine/mehrere Inseln, welche nach meiner Sicht im Mittelmeer liegen, wird sie von einem Mann mit jüdischer Herkunft. Was sie eint ist die Begeisterung für das Meer. Doch auch der Begleiter hat seine eigene Obsessionen: eine Sehnsucht nach der körperlichen Vereinigung mit einem jungen Mädchen, gemischt mit Gewaltfantasien und griechischen Mythen.
Ob ich die Texte alle richtig interpretiert habe, kann ich nicht sagen. Aber Leseeindrücke sind ja eh etwas ganz individuelles. Fasziniert hat mich, wie Ann Quin hier die Themen Sehnsucht, Krieg, Vergänglichkeit unter einen Hut bringt. Auch die Beschreibung der Meeresküste hat mir sehr gefallen. Vieles ist mir im Kopf zu Bildern geworden.
Definitiv war es Mal eine interessante Abwechslung zu meinen üblichen Lektüren.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Unzufrieden

Mädchen auf den Felsen
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Jane Gardam nimmt mich in ihrem Roman "Mädchen auf den Felsen" (aus dem Englischen übersetzt von Isabel Bogdan) mit in den heißen Sommer der 8-jährigen Margaret.
Das Mädchen ist unzufrieden seit ihr kleiner ...

Jane Gardam nimmt mich in ihrem Roman "Mädchen auf den Felsen" (aus dem Englischen übersetzt von Isabel Bogdan) mit in den heißen Sommer der 8-jährigen Margaret.
Das Mädchen ist unzufrieden seit ihr kleiner Bruder Terence geboren wurde. Doe Aufmerksamkeit der Mutter scheint nir noch ihm zu gelten. Auch der Vater hat offenbar kein großes Interesse an seiner Tochter, er rezitiert am liebsten Bibelstellen, welche Margaret bal in- und auswenig kann. Lichtblicke sind die Ausflüge mit Hausmädchen Lydia, welches bals schon Margarets Freundin wird. Doch eines Abends komnen sich Lydia und Margarets Vater näher, die Ereignisse überschlagen sich und am Ende ist nichts mehr, wie es war.
Der Roman hat sich für mich butterweich gelesen. Auch die Dynamik innerhalb der Familie hat mich alsbald gefesselt. Das fanatisch-religiöse Leben, insbesondere des Familienvaters, ging mir jedoch schnell auf die Nerven. Lydias Bodenständigkeit waren dafür ein gekonnter Ausgleich. Das perfekte Buch für heiße Sommertage.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Bewusstseinsfragen

Der verschwundene Mond
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Intelligent und zugleich verstörend erzählt Zoë Jenny in ihrem Roman "Der verschwundene Mond" @frankfurter_verlagsanstalt von Marty, Astronom und Leiter eines wissenschaftlichen Instituts in Wien. Himmelskörper, ...

Intelligent und zugleich verstörend erzählt Zoë Jenny in ihrem Roman "Der verschwundene Mond" @frankfurter_verlagsanstalt von Marty, Astronom und Leiter eines wissenschaftlichen Instituts in Wien. Himmelskörper, schwarze Löcher und die Entdeckung bestimmter Nebel sind sein Leben und seine Leidenschaft. Mit zwischenmenschlichen Beziehungen hat er es eher nicht so drauf. Das wird ihm bewusst, als er das Manuskript eines gewissen Psychoanalytiker Steindorfer liest. Er muss schmerzlich erkennen, dass er und seine Frau Marlene auseinander gelebt hat. Als ebendiese nach Bali reist und seine Tochter auf und davon ist mit ihrer Freundin, fällt Marty in ein Loch aus Ängsten und Zweifeln, verliert sich in Erinnerungen. Dass sich seine Tochter Stella im Internet als Mann outet überfordert den Vater vollends. Als er seine Mutter in der Schweiz besucht, entschließt er sich, seiner Frau und seinem nun als Stuart lebenden Sohn nachzureisen.
Die Autorin befasst sich hier nicht nur mit dem Familienleben Martys, sondern auch über die Frage, wie wir Menschen mit dem Tod umgehen, wie wir ihn wahrnehmen, uns bewusst machen.
Aber auch wie wir unser Leben führen und welche Personen uns wichtig sind, wie nahe wir ihnen stehen und uns für sie interessieren. Marty war für mich durchgehend ein distanziert, ja sogar desinteressiert an seinen sozialen Kontakten.
Ein spannendes Buch mit Tiefgang.

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