Vincit qui patitur. - Es siegt wer erduldet.
! Hierbei handelt es sich um die Rezension zum zweiten Band einer Reihe !
Nachdem Cassie ihren Bruder mit Hilfe von Zombie und seinem Team aus der Militärbasis retten konnte, sind sich die Verbündeten ...
! Hierbei handelt es sich um die Rezension zum zweiten Band einer Reihe !
Nachdem Cassie ihren Bruder mit Hilfe von Zombie und seinem Team aus der Militärbasis retten konnte, sind sich die Verbündeten wider Willen uneinig, wie es jetzt weitergehen soll. Cassie wartet auf Evans Rückkehr und möchte die Möglichkeit nicht in Betracht ziehen, dass er tot sein könnte. Ringer möchte nach einem sicheren Unterschlupf suchen. Zombie sitzt zwischen den Stühlen. Als Ringer dann schließlich aufbricht, kommt sie einer Wahrheit auf die Spur, die schockierender nicht sein könnte ...
Ich wiederhole mich, aber: Was. Für. Ein. Buch. Vincit qui patitur. - Es siegt, wer erduldet. Das ist das Motte des zweiten Bandes, der grausamer, hässlicher und tiefgehender ist als sein Vorgänger. Dabei erzählt Rick Yancey weiterhin aus der Sicht von Cassie und Zombie, wobei die beiden eher in den Hintergrund treten und Ringer, die unterkühlte steife bissige Ringer, den Part der Protagonistin in diesem Band übernimmt.
Die Seiten flogen nur so vorbei - doch wirkt das Buch vermeintlich leichter als es in Wahrheit ist. Der Schreibstil von Rick Yancey ist, hat man ihn erst einmal kennen gelernt, etwas Besonderes. Es ist voller intelligenter Parabeln und wundervoller Metaphern. Die Charaktere werden mit solch einer Liebe zum Detail dargestellt - jeder hat eine Geschichte, Ziele, Träume und Prinzipien. Und in diesem Band lernt man Ringer (endlich) besser kennen. Sie entwickelt sich von dem coolen Nebencharakter aus Band eins zu einer wahren Heldin. Man merkt schnell wie klug sie ist und - anders als Cassie, die eher nach dem Sinn des Überlebens fragt und nicht nach dem warum - alles hinterfragt und genau unter die Lupe nimmt. Es war spannend und überraschend die Welt durch ihre Augen zu sehen, was sie bewegt und ihr wirklich bedeutet, wie sich durch die Apokalypse kämpft. Und das war großartig! Ich liebe Ringer! :)
So gut ich es fand, dass ich Ringer besser kennen lernen konnte und sie auf ihrem Weg begleiten durfte, so schade fand ich es, dass Zombie, Sammy, Cassie, Evan und die anderen mehr oder weniger unter den Tisch gefallen sind. Besonders Cassies Verhalten hat mir hier so gar nicht gefallen. Sie wurde fast auf Evans Existenz reduziert, indem sie eigentlich nur darauf wartet, dass er zurück kommt, wie er es ihr versprochen hat. Wenn die anderen anmerken, dass er vielleicht tot sein könnte, reagiert sie stur und zickig. Sie war in diesem Band sehr ich-bezogen und wenig kooperativ, misstraut allem und jedem und kümmert sich nicht um die Interessen der Gruppe, möchte aber trotzdem den Tod angeben. Sie streitet regelmäßig mit Ringer darüber und Zombie sitzt zwischen den beiden und versucht zu schlichten.
Neben Zombie und Sammy ist auch Evan seinem Charakter treu geblieben und hat wenige, dafür aber starke Auftritte. Trotzdem dachte ich mir bei dem kleinen Showdown im Hotel: "Nicht schon wieder!" Die zarte, tiefe und schöne Liebe zwischen Cassie und Evan stand von Anfang an auf wackeligen Beinen und scheint hier langsam zu zerbröckeln, denn die beiden verkommen hier zu "Prinzessin-in-Not" und "Zu-Hilfe-eilender-Ritter". Da hat sich Rick Yancey stark an seinen Kolleginnen orientiert und das hätte er mal lieber bleiben lassen sollen. Ringer ließ mich die verkorkste Beziehung von Cassie und Evan schnell vergessen. Sie erlebt ihre ganz eigenen Hochs und Tiefs. Gespannt und bewegt verfolgt man ihren Weg, der sie auf die Spur zu neuen Erkenntnissen über die Anderen, Schockmomenten und Herzklopfen bringt. Und ich frage mich: Was hält das Finale für die Figuren und den Leser bereit?
Fazit: "Das unendliche Meer" verspricht (und hält) genauso viel Spannung und Grübeleien wie schon der erste Band. Die Vorfreude auf das Finale wächst und man fiebert mit den Charakteren, mit denen man zusammen im Dunkeln tappt und das Gewirr an Geheimnissen und Lügen langsam zu lösen beginnt. Auch wenn einige der Figuren an den Rand gestellt wurden, steht Eines fest: Wer Ringer mag wird in "Das unendliche Meer" voll auf seine Kosten kommen!
4,5 von 5 Sternen