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Veröffentlicht am 01.10.2023

Eine traumhafte Klassikerausgabe

Frankenstein
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Es begann mit einem großen Traum: Frankenstein will Leben erschaffen und das Experiment gelingt. Das Ergebnis ist allerdings ein Albtraum, der ihn fast um den Verstand bringt. Entsetzt flieht er vor dem ...

Es begann mit einem großen Traum: Frankenstein will Leben erschaffen und das Experiment gelingt. Das Ergebnis ist allerdings ein Albtraum, der ihn fast um den Verstand bringt. Entsetzt flieht er vor dem Wesen, das er erschaffen hat und es dauert lange bis er es wagt zu hoffen, diesen Abschnitt seines Lebens hinter sich lassen zu können. Doch das Wesen, das er erschaffen hat lebt und holt seinen Schöpfer ein.

Frankenstein ist einer der Klassiker, die man zu kennen glaubt ohne ihn gelesen zu haben, und wenn man ihn dann liest, stellt man fest, dass man ihn nicht kennt. Und man stellt fest, dass eine Lektüre lange nicht genügt, um alle Facetten und Tiefen dieser Geschichte auszuloten. In einer Zeit, in der sich die Wissenschaft und Forschung schon lange kaum noch mit Fragen aufhält, ob sie auch wirklich alles tun sollte, was sie tun kann, ist dieser Roman wieder sehr aktuell. Ethische Fragen zur Wissenschaft, die Forderung Verantwortung für sein Tun zu übernehmen, die an jeden der Charaktere gestellt, einige stellvertretend für die Menschheit/ Gesellschaft selbst, und viele weitere Aspekte geben der vordergründigen Schauergeschichte eine Tiefe und Komplexität, die sie zu recht zu einem Klassiker der Weltliteratur macht.

Die Schmuckausgabe von Coppenrath präsentiert diesen Roman in einem einzigartigen Gewand, das ihn zu einem ganz besonderen Erlebnis macht. Ein aufwendig gestaltetes Cover, ein metallicblauer Farbschnitt und zahlreiche, großartige Illustrationen erwecken die Geschichte auf weiteren Ebenen zum Leben. Weitere Extras wie ein Brief, Filmplakate und Zeitungsausschnitte an exponierten Szenen des Buches verwöhnen den Leser mit einem geradezu dreidimensionalen Leseerlebnis.

Ein Anmerkungsteil, der für mich etwas umfangreicher hätte sein können, und ein Nachwort runden diese Klassikerausgabe ab.

Dieses Buch bietet mit seiner aufwendigen Gestaltung und den gut durchdachten Extras ein einmaliges Leseerlebnis. Ein würdiges neues Gewand für einen sehr beeindruckenden Klassiker. Die Coppenrath-Schmuckausgabe ist ihr Geld wert und nimmt nicht nur einen besonderen Platz im Bücherregal, sondern auch in jedem Leserherzen ein. In dieser Gestaltung bleibt der Klassiker noch einmal so unvergesslich.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Eine fesselnde queere Liebesgeschichte und viel mehr

Stolen Kisses
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Es sollte ein One-Night-Stand sein, doch weder Jannis noch Kai können diese Nacht vergessen – umso entsetzter sind sie als sie sich plötzlich als geschäftliche Rivalen wiederfinden, in einem Wettkampf ...

Es sollte ein One-Night-Stand sein, doch weder Jannis noch Kai können diese Nacht vergessen – umso entsetzter sind sie als sie sich plötzlich als geschäftliche Rivalen wiederfinden, in einem Wettkampf bei dem sowohl die private und berufliche Zukunft ihrer beider Familien auf dem Spiel stehen. Schon ihre persönliche Situation könnte nicht unterschiedlicher sein: Jannis, der mit seiner toleranten Hippiemutter und sehr guten Freunden fest in der queeren Gemeinschaft des bunten Berlins verankert ist und dann Kai, der von seinem Vater ständig beruflich und privat unter Druck gesetzt wird, seine homosexuellen Neigungen vor allen, sogar sich selbst immer wieder versteckt und unterdrückt bis ihm Panikattacken die Luft zum Atmen nehmen, ständig in der Angst alles zu verlieren, was ihm etwas bedeutet. Der Wettkampf fordert von allen Beteiligten den höchsten Einsatz, doch nicht jeder spielt fair.

Andreas Suchanek schafft es eine warmherzige queere Liebesgeschichte zu erzählen, die einen so warm und sicher umfängt, dass man fast überrascht ist, dass er auch die problematischen Seiten, von persönlichen Ängsten bis zu gesellschaftlicher Intoleranz, Homophobie und Gewalt nicht ausspart. Die Charaktere sind vielfältig und jeder einzigartig gezeichnet. Man kann mit jeder Figur mitfühlen und besonders natürlich Kai und Jannis, in ihrer ganzen Gegensätzlichkeit und ihren überwältigenden Gefühlen zueinander. Besonders gefiel mir, dass auf ausführliche Bettszenen verzichtet und dafür viel Wert auf die Entwicklung von Charakteren und Story gelegt wurde.

Ich liebe die Art wie Andreas Suchanek Geschichten erzählt, gewandt, humorvoll, spannend und immer für eine Überraschung gut – und das findet sich auch alles in diesem Buch. Mit leichter Hand lässt er den dramatischen Höhepunkt der Geschichte in einem Feuerwerk, das Gänsehaut garantiert, münden und der Leser bleibt mit klopfendem Herzen und Tränen in den Augen zurück, von tiefstem Bedauern erfüllt, dass das Buch zu Ende ist. Eine Wohlfühllektüre, die ich nur empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Brillante und unterhaltsame Aufarbeitung Karl-May-Debatte

Karl May im Kreuzfeuer
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Im Sommer 2022 war es mal wieder soweit: Bis dahin bereits auf eine Fan-Gemeinde und Forschungsprojekte beschränkt, wurde Karl May wieder ins Licht der Öffentlichkeit geholt, nach so vielen Jahren des ...

Im Sommer 2022 war es mal wieder soweit: Bis dahin bereits auf eine Fan-Gemeinde und Forschungsprojekte beschränkt, wurde Karl May wieder ins Licht der Öffentlichkeit geholt, nach so vielen Jahren des Vergessens, hatte plötzlich jeder eine Meinung zu ihm – und selten eine gute. Fachleute kamen zu Wort, die die Vorwürfe von Rassismus und Antisemitismus untermauern sollten. Vorwürfe, die so alt sind wie der Streit um Karl May selbst, der mit den Prozessen gegen ihn begann.

Thomas Kramer legt mit diesem Buch eine fundierte Auseinandersetzung mit der hitzigen Debatte vor und geht einem Vorwurf nach dem anderen detailliert und erfreulich unaufgeregt nach. Das Ergebnis ist eine sachliche, informative und dabei äußerst unterhaltsame Lektüre, die Fans und Gegnern des Autors einen tiefen Einblick in Werk, Text-, Forschungs- und nicht zuletzt Zeitgeschichte gibt.

Dieses Buch ist die perfekte Antwort, auf den gellenden Aufschrei, der 2022 die Medien durchzitterte. Besonders gefiel mir, dass Thomas Kramer den aggressiven Ton aus der Debatte nimmt, sachlich bleibt und jedes Argument ernsthaft auf Stichhaltigkeit untersucht. Man merkt mit jeder Zeile, dass er weiß, wovon er spricht und dass er sich mit Textforschung auskennt – so stützt er sich als seriöser Forscher zum Beispiel auf die historisch-kritische Ausgabe von Karl Mays Werk, wenn es um Belege aus dem Primärtext geht und nicht auf die die gängigen Populär-Publikationen, die unterschiedliche Stadien der Bearbeitung aufweisen (können).

Bei seiner Analyse beschränkt sich Thomas Kramer nicht nur darauf, im Primärtext die Vorwürfe im Einzelnen zu belegen oder zu widerlegen, sondern er zieht den gesamten zeitlichen Kontext heran - von Karl May bis zum 3. Reich. Zeitgenossen, Politik und Kultur werden genau beleuchtet und die Ergebnisse lassen den Leser in vielerlei Hinsicht staunen. Sehr detailliert setzt sich Thomas Kramer mit dem Interview Jürgen Zimmerers auseinander und kommt dabei zu bemerkenswerten Schlüssen.

Nicht zuletzt der humorvolle Ton, der die perfekte Antwort auf die aggressive Pauschalität der Debatte ist, macht dieses Buch zu einem köstlichen Leseerlebnis, das dazu anregt wieder mal zu einem Original-Werk Karl Mays zu greifen und auch einen Blick auf weitere Fachliteratur zu Autor und Werk zu werfen.

Dieses Buch ist für Fans und Gegner des Autors gleichermaßen informativ und unterhaltsam. Wer wissen will, was an den erhobenen Vorwürfen wirklich dran ist, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Wenig bekannte Arthur-Sagen traumhaft präsentiert

Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde
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Im 15. Jahrhundert trug Thomas Malory die Sagen um König Arthur zusammen zu seinem großen Arthur-Roman, der bis heute fesselt. John Matthews beschäftigt sich schon sein ganzes Leben lang mit dem Stoff ...

Im 15. Jahrhundert trug Thomas Malory die Sagen um König Arthur zusammen zu seinem großen Arthur-Roman, der bis heute fesselt. John Matthews beschäftigt sich schon sein ganzes Leben lang mit dem Stoff und hat dabei viele Sagen aus dem Arthur-Zyklus gefunden, die aus uns unbekannten Gründen nicht von Malory berücksichtigt wurden. Diese Sagen, die auch heute nicht unbedingt einfach zugänglich sind, hat John Matthews in diesem Buch zusammengetragen und im Stil Malorys aufbereitet. Ein namenloser Rahmenerzähler sorgt für einen losen roten Faden, der die Geschichten zusammenhält.

Man muss sich bei diesem Buch ein paar Dinge bewusst sein.
1. Es versteht sich als Ergänzung zu Malorys Roman. Die hier präsentierten Sagen werden in den Kontext eingeordnet, ein paar Eckpunkte werden genannt, aber es wird sonst auf Malory verwiesen, er wird nicht wiederholt.
2. Der Stil der mittelalterlichen Sagen wird hier beibehalten.
3. Es ist kein Fantasy-Roman, sondern ein Sagenbuch und zwar im Stil der alten Sagen. Hier wurde nicht modernisiert und zwar im besten Sinne.

Wer sich darauf einlässt kann sich auf großartige Ritterabenteuer freuen mit großen Namen wie Merlin, Gawain und Lancelot, aber auch unbekannten Rittern der Tafelrunde wie Palomides, Lanval und Meriadoc. Sogar König Arthur ist inkognito als Papageienritter unterwegs. Ein Abenteuer gebiert sich aus dem anderen, Feenwesen und Zauberer, Schicksal und Prophezeiungen, magische Burgen sowie Zauber, die mal witzig, mal grotesk und mal tödlich sind – all das zeigt, dass schon die alten Sagen beste Fantasy geboten haben.

Als besondere Ausstattung ist dieses Buch von John Howe illustriert, der unter anderem an der künstlerischen Konzeption der Herr-der-Ringe-Filme beteiligt war. Seine traumhaften Bilder erwecken die Sagen zum Leben, mal schwarzweiß, mal farbig, mal als kleines Ornament und dann wieder im atemberaubenden Großformat, machen sie das Buch zu einem einzigartigen Leseerlebnis.

Außerdem wurde dieses Buch besonders schön und im Stil der alten Sagenbücher gesetzt: zweifarbig – die Überschrift und eine kurze Einleitung in rot, der Haupttext schwarz – und der Haupttext ist zweispaltig.

Abgerundet wird das Buch mit einem Vorwort von Neil Gaiman, einer Einführung von John Matthews sowie einem Anmerkungs- und Quellenteil, der die Sagen noch mal einordnet und kommentiert. Gerade dieser Abschnitt verlockt zu weiterer Lektüre. Hier hat mir besonders gut gefallen, dass nicht nur auf die englischen Quellen verwiesen wird, die John Matthews natürlicherweise genutzt hat, sondern auch auf deren Verfügbarkeit in deutscher Sprache. Da hier die Titel gerne mal abweichen wäre eine Recherche nicht ganz einfach, zumal nicht alles derzeit verfügbar ist.

Dieses Buch fordert im besten Sinne eines überwältigenden Werkes die Aufmerksamkeit und Zeit des Lesers. Es verlangt danach, sich einzulassen, abzutauchen und die Geschichten auf sich wirken zu lassen. Das Buch liest sich nicht einfach runter, es ist auch kein Roman, der eine zusammenhängende Geschichte erzählt. Es sind Sagen, die sich als Ergänzung zu Malory verstehen ohne die Kenntnis von Malorys Buch vorauszusetzen.

Ich bin von diesem Buch restlos begeistert. Nicht nur die aufwendige Gestaltung und liebevolle Ausstattung haben mich fasziniert, gerade auch der Inhalt selbst hat mich bezaubert. Ich liebe die mittelalterlichen Heldensagen, den Stil und ihre überraschenden, überbordenden Fantasyelemente, die in ihrer trügerischen Leichtigkeit mit der sie eingebaut wurden, viele Fantasyromane von heute in den Schatten stellen. Malory ist die große Referenz des Buches, aber jeder Abschnitt liest sich als spannendes Abenteuer, für das eine Kenntnis des Originals nicht unbedingt erforderlich ist. Wer sich auf die mittelalterliche Sagenwelt um König Arthur mit den großen Ritterabenteuern, in denen sich alles um Ehre, Schicksal und den Ritterkodex dreht einlassen möchte, ist hier genau richtig. Ein Traum von einem Buch in jeder Hinsicht.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Reise in den Katzenwald

Flüsterwald - Eine neue Bedrohung. Die versteinerten Katzen. (Flüsterwald, Staffel II, Bd. 2)
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Lukas, Ella und ihre Freunde brechen auf, um im Katzenwald nach dem Rechten zu sehen. Dort angekommen stellen sie entsetzt fest, dass alle Katzen versteinert sind. Die böse Zauberin hat bereits zugeschlagen, ...

Lukas, Ella und ihre Freunde brechen auf, um im Katzenwald nach dem Rechten zu sehen. Dort angekommen stellen sie entsetzt fest, dass alle Katzen versteinert sind. Die böse Zauberin hat bereits zugeschlagen, doch was ist ihr Ziel. Während die Freunde noch versuchen herauszufinden, wie sie helfen können wird immer deutlicher, dass sie etwas Wichtiges übersehen – und das könnte ihnen und allen Flüsterwäldern zum Verhängnis werden.

Der zweite Band ist täuschend schmal und enthält sich überschlagende Ereignisse, sodass der Leser aus der Spannung, dem Wundern und den Gänsehaut-Szenen nicht mehr rauskommt. Die Rasanz lässt nicht nur die Charaktere sondern auch den Leser mit dem dumpfen Gefühl zurück, dass einem etwas Entscheidendes entgangen ist.

Die Charaktere werden hier weiter ausgebaut, diesmal mit dem überraschenden Fokus auf Ella, von der man geglaubt hat sie schon gut zu kennen. Der Menok Rani, der mir bisher trotz seiner Niedlichkeit, gehörig auf die Nerven gehen konnte mit seiner Großsprecherei, Unbelehrbarkeit und den Übertreibungen, ist hier erstaunlich zahm und sympathisch – mit der Aussicht, auf turbulente neue Charakterzüge. In der Hauptsache wird hier allerdings die Bedeutung der Katzen für die Flüsterwälder ausgebaut und wieder stellt Andreas Suchanek seine märchenhafte Phantasie unter Beweis.
Wer den Autor kennt ist vom fiesen Cliffhanger am Schluss nicht überrascht und doch bleibt man mit klopfendem Herzen und einem großen Oh nein zurück – denn wider besseren Wissens hatte man gerade aufgeatmet. Das Warten auf den dritten Band der zweiten Flüsterwald-Staffel wird hart.

Bereichert wird auch dieser Band durch die wunderschönen Illustrationen Timo Grubings, die jedes Kapitel einleiten. Zusätzlich schmückt ein toller Farbschnitt die Erstauflage, sodass die Bücher auch im Regal ein absoluter Blickfang sind.

Kurz gesagt: Eine rundum gelungene Fortsetzung. Düsterer als die vorangegangenen Bände, aber eine tolle Mischung aus Spannung und Witz. Auf relativ wenigen Seiten passiert so viel, ohne dass es überladen wirkt oder der Leser den Eindruck hat, dass die Geschichte nicht vorankäme.

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