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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2023

Er kann auch Dystopie

Ein Fluss so rot und schwarz
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Zum Inhalt:
Sechs Menschen wachen ohne Erinnerung an ihr früheres Leben auf einem Schiff auf; der siebte hat sich gerade erschossen. Geleitet von einer elektronisch verfremdeten Stimme werden sie in das ...

Zum Inhalt:
Sechs Menschen wachen ohne Erinnerung an ihr früheres Leben auf einem Schiff auf; der siebte hat sich gerade erschossen. Geleitet von einer elektronisch verfremdeten Stimme werden sie in das zerstörte London gelotst. Nicht nur dort stoßen sie auf Gefahren, - der Feind lebt auch im Innern.

Mein Eindruck:
Anthony Ryan ist insbesondere als Autor von dicken Fantasy-Büchern bekannt und seine Trilogien bestechen dabei durch Spannung und starke Figuren. Diese beiden Faktoren zeichnen auch "Ein Fluss so rot und schwarz" aus, obwohl das Buch nur etwas über 200 Seiten zählt. Doch da es - dem Gedächtnisverlust geschuldet - nur ein sehr rudimentäres "Vorher" gibt, brauchen die Figuren keine Geschichte - das Hier und Jetzt reicht völlig aus und hat es in sich. Die Gefahrenlage entfaltet sich Stück für Stück und erschließt sich den Charakteren ebenso wie den Lesern erst während der Lektüre; alle wabern ohne Ahnung durch den Nebel. Der Grund für die Katastrophe, die fehlenden Erinnerungen und die Lösungsmöglichkeit werden erst zum Ende hin deutlich. Und das Ende ist perfekt.

Mein Fazit:
Ein echter Könner des Erzählens, dieser Anthony Ryan

Veröffentlicht am 01.10.2023

Verwirrte Gefühle

Schattenriss
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Zum Inhalt:
Edgar und Toni werden von der Stiefmutter eines jungen Mannes engagiert, als dieser gemeinsam mit einer Bekannten verschwindet. Auslöser für den Auftrag ist ein Priester, der in der Vergangenheit ...

Zum Inhalt:
Edgar und Toni werden von der Stiefmutter eines jungen Mannes engagiert, als dieser gemeinsam mit einer Bekannten verschwindet. Auslöser für den Auftrag ist ein Priester, der in der Vergangenheit Edgars eine besondere Rolle spielte.

Mein Eindruck:
Wie schon in dem ersten Buch mit dem unorthodoxen Ermittlerpaar aus Ex-Polizist und Schauspielschülerin gelingt es Theresa Prammer auf das trefflichste, eine Krimihandlung mit viel Witz zu kombinieren, ohne in Slapstick zu verfallen. Das Privatleben ihrer Spürhunde ist dabei unterhaltsam und bringt in Teilen die Handlung voran, ohne mit zu viel Drama zu nerven. Die Charaktere haben auch in den Nebenfiguren Tiefe und Persönlichkeit und sind niemals eindimensional, sondern fast "wia im richtigen Leben". Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz; ein Showdown mit allem, was dazugehört, Gefahr für Leib und Seele und ein kleiner emotionaler Cliffhanger zum Schluss. Perfekt!

Mein Fazit:
Liebenswert und spannend

Veröffentlicht am 17.09.2023

10 kleine ...

App to die
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Zum Inhalt:
Der Schlagerstar Sunny gibt ein Fest in seinem Smart-Home; vier Roboter inklusive. Leider funktionieren die Roboter nicht so wie sie sollen und das Haus schottet sich plötzlich ab. Ein Überlebenskampf ...

Zum Inhalt:
Der Schlagerstar Sunny gibt ein Fest in seinem Smart-Home; vier Roboter inklusive. Leider funktionieren die Roboter nicht so wie sie sollen und das Haus schottet sich plötzlich ab. Ein Überlebenskampf beginnt.

Mein Eindruck:
Es gibt Bücher, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, weil sie superspannend sind. Dieses Buch gehört nicht dazu. Dieses MUSS man ab und zu aus der Hand legen, um die Schnappatmung zu beruhigen. Oder man ist sehr hart gesotten... Fabian Lenk gelingt trotz großer Charakterschar, den meisten seiner Figuren genug Persönlichkeit zu geben, dass man diese vor sich sieht und - trotz aller Fehler - mit ihnen leidet, wenn eine nach der anderen über den Jordan geht. Dazu verhalten sie sich überhaupt nicht so dumm, wie es sonst in Horrorfilmen oft passiert (einzelne Person geht in dunklen Keller...), sondern agieren - im Rahmen der Möglichkeiten - überlegt. Manches Mal handeln sie auch sehr menschlich, wenn ihnen das Hemd des eigenen Überlebens näher als die Jacke ist. Das Ende ist leider vorhersehbar, doch was soll das Gemäkel über den Digestif, wenn das Essen herausragend gut war?

Mein Fazit:
"App to die" ist das Lesen absolut wert!

Veröffentlicht am 27.08.2023

Charmant

Wilde Jagd
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Zum Inhalt:
Nach einem Fehltritt findet sich Quintus ohne Frau und Tochter - dafür mit deren Hund - in seinem Heimatdorf in sanierungsbedürftigem Häuschen wieder. Bei einem Spaziergang trifft er auf Evelina, ...

Zum Inhalt:
Nach einem Fehltritt findet sich Quintus ohne Frau und Tochter - dafür mit deren Hund - in seinem Heimatdorf in sanierungsbedürftigem Häuschen wieder. Bei einem Spaziergang trifft er auf Evelina, die Pflegerin des hinfälligen Oberhaupts der reichsten Familie im Ort. Diese überzeugt ihn davon, dass sie Visionen ihrer verschwundenen Vorgängerin hat. Mangels Alternative (und auch, weil er sich irgendwie verpflichtet fühlt) beginnt Quintus mit Evelina zu forschen und bringt sich damit in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Diese wilde Jagd nach der Wahrheit macht großen Spaß. Wunderbar skurril stattet Freund seine Figuren aus, die man so tatsächlich in Dörfern antreffen könnte. Der schlitzohrige Handwerker oder die redselige Podologin sind aus dem Leben gegriffen und der Detektiv wider Willen Quintus trifft trotz seiner philosophischen Ausbildung jedes Fettnäpfchen mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit. Seine Charaktere verwickelt Freund in einen Krimi mit Wurzeln in der Vergangenheit und verquickt die vergnügliche Hatz mit einem Ende, das nicht nur zu seinen Figuren passt, sondern zusätzlich den Lesern gefällt.

Mein Fazit:
Vergnügliche Krimiunterhaltung mit Niveau

Veröffentlicht am 26.08.2023

Altlasten

Joe Country
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Zum Inhalt:
Die Exfrau von Min Harper kontaktiert Louisa und appelliert an deren schlechtes Gewissen: Mins Sohn ist verschwunden, die Polizei nicht interessiert und Louisa sollte die Fähigkeiten besitzen, ...

Zum Inhalt:
Die Exfrau von Min Harper kontaktiert Louisa und appelliert an deren schlechtes Gewissen: Mins Sohn ist verschwunden, die Polizei nicht interessiert und Louisa sollte die Fähigkeiten besitzen, den Teenager aufzuspüren. Leider ist dieser einigen Leute auf die Füße gestiegen, die vor nichts zurückschrecken.

Mein Eindruck:
Schon mit dem Prolog macht Herron klar, dass einige der lahmen Gäule nicht die Ziellinie erreichen werden. Da jedoch alle den Liebhabern der Reihe inzwischen ans Herz gewachsen sind, führt das während des Lesens immer wieder zu Adrenalinschüben. Der Autor hat nicht nur ein Gespür für Dialoge, die er mit schwarzem Humor auf höchster Stufe würzt, sondern auch dafür, Charaktere weiterzuentwickeln, Umgebungen zu beschreiben und Politik und Gesellschaft einzubeziehen. Das gilt für die Helden aus der Slough Street genauso wie für die Antagonisten (nicht nur des MI5) und insbesondere auch für Jackson Lamb. Die einzige Figur, die immer noch Rätsel aufgibt, da sich Herron spart, dessen Gefühle und Gedanken zu vermitteln. Dadurch beschert der Autor nicht nur seinen Figuren manchen offenen Mund; auch die Leser fragen sich, ob Lamb wirklich so ein Fiesling ist, wie seine äußere Erscheinung und sein offenkundiges Verhalten vermuten lassen.
Ein Tipp: Dieses Buch ist zwar in sich abgeschlossen, aber wenn man britischen, unkorrekten Humor mag, sollte man sich die ganze Reihe in der korrekten Reihenfolge gönnen. Herz, Hirn und Lachmuskulatur werden es einem danken.

Mein Fazit:
Es tut immer noch weh, wenn ein Pferd den Gnadenschuss bekommt