Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
online

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2018

Kriminalroman mit brisanter Thematik aber auch einigen Mängeln

In eisiger Nacht
0

Ein LKW mit 12 toten Frauen an Bord führt Max Wolfe und seine Kollegen in einen brisanten Fall, der das Team einmal mehr an seine Grenzen bringt.

Dies ist bereits (neben mehreren Kurzgeschichten) Max ...

Ein LKW mit 12 toten Frauen an Bord führt Max Wolfe und seine Kollegen in einen brisanten Fall, der das Team einmal mehr an seine Grenzen bringt.

Dies ist bereits (neben mehreren Kurzgeschichten) Max Wolfes vierter Fall und leider krankt auch er wieder an den bekannten Problemen. Zunächst schien er mir lange Tony Parsons bester Roman zu sein, vor allem der Prolog ist sehr eindringlich geschrieben und emotional berührend. Auch danach bangt und hofft man lange mit oder ist entsetzt. Die Thematik ist brandaktuell und auch die Ermittlungen schienen mir zunächst wesentlich besser zu laufen als in den Vorgängerbänden. Doch spätestens das letzte Drittel hat mich dann wieder enttäuscht. Inkompetenz, Naivität und Dummheit bestimmen wieder die Handlungen der Ermittler, die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, wirken auf mich teilweise aufgesetzt und oft übertrieben, für mich geht das sehr zu Lasten der Spannung, ich ärgere mich eher darüber. Die oben erwähnte Thematik blieb zudem immer mehr auf der Strecke.

Auch die Auflösung will mir nicht so recht gefallen. Zum einen, weil einige Handlungsstränge auf einmal keine Rolle mehr spielen (z. B. was Image angeht), zum anderen, weil zwar vorher (zu) oft mit dem Zaunpfahl gewinkt, der Täter dann aber mehr oder weniger aus dem Ärmel gezogen wird – hier fehlt es wieder an ordentlicher Ermittlungsarbeit. Gar nicht gut finde ich auch, dass Wolfe und seine Kollegen so ohne weiteres im Ausland agieren können, dafür gibt es m. W. Inter- bzw. Europol.

In jeder Rezension zu Parsons Max-Wolfe-Romanen kritisiere ich viel, warum lese ich die Reihe trotzdem weiter? Das liegt u. a. am Privatleben der Ermittler, vor allem dem von Max, an seiner Tochter Scout, an seinem Umgang mit ihr – aber auch daran, dass die Romane bei aller Kritik doch recht spannend sind, sich gut lesen lassen und mich im wesentlichen gut unterhalten. Und bereits jetzt weiß ich, dass ich auch Band 5 lesen werde. Irgendwie hat sich zwischen mir und der Reihe eine Art Hassliebe entwickelt. Die Hoffnung, dass sich die Reihe im Hinblick auf meine Kritikpunkte bessert, sollte ich wohl langsam aufgeben …

Der vierte Roman der Reihe schien mir lange Zeit der beste zu sein, was sich gegen Ende leider wieder relativierte. Die brisante Thematik hat sich leider mehr und mehr verlaufen, hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, und die Auflösung mochte mir nicht so recht gefallen, dennoch fühlte ich mich über viele Seiten gepackt und unterhalten und habe mich gefreut, Max und Scout wiederzutreffen. Insgesamt vergebe ich daher 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 08.09.2017

Ein japanischer Ermittler in Hamburg

Inspektor Takeda und die Toten von Altona
0

Inspektor Takeda von der Tokioer Mordkommission nimmt an einem Austauschprogramm teil, landet bei der Mordkommission in Hamburg und wird Claudia Harms als Partner zugeteilt. Der erste Fall sieht ganz nach ...

Inspektor Takeda von der Tokioer Mordkommission nimmt an einem Austauschprogramm teil, landet bei der Mordkommission in Hamburg und wird Claudia Harms als Partner zugeteilt. Der erste Fall sieht ganz nach Selbstmord aus – oder etwa doch nicht?

Ein Japaner in Hamburg, verschiedene Kulturen, verschiedene Arbeitsweisen, zwei sehr verschiedene Menschen, die nun miteinander auskommen müssen – das klingt interessant und das ist es auch. Der Autor hat selbst in Japan gelebt, kennt also Land und Leute und kann auch Vergleiche ziehen. Manchmal erscheint mir die Sichtweise auf Deutschland und die Deutschen etwas überspitzt, aber mir fehlt vielleicht auch teilweise der Blick von außen. Insgesamt hat mir gerade die Unterschiedlichkeit der Kulturen, vor allem aus den Blickwinkeln der beiden Partner, sehr gut gefallen.

Auch Takeda gefällt mir sehr gut, er hat seine, nicht immer guten, Erfahrungen in Liebesbeziehungen gemacht, liebt Jazz, vor allem, wenn er ihn selbst auf seinem Saxophon spielen kann, und Whisky, trinkt manchmal etwas zu viel, hat Kampfsporterfahrung und kommt aus einer alteingesessenen japanischen Familie. Er ist sehr sympathisch und bemüht sich, seine Mitmenschen zu verstehen, was ihm oft intuitiv gelingt. Gut gefallen haben mir die Ausflüge in Takedas Vergangenheit.

Probleme bereitet mir Claudia Harms, die mir alles andere als sympathisch ist, aus einer komplizierten Familie stammt und u. a. wohl auch deshalb kompliziert in Liebesdingen ist. Sie will immer perfekt sein, gelingt ihr das nicht, schiebt sie gerne die Schuld auf andere, wovor auch Takeda nicht gefeit ist. Am liebsten hat sie noch ihre Pflanzen, mit denen sie ihr Büro voll gestellt hat. Ihr Verhalten hat mich oft genervt.

Der Fall ist im Grunde interessant und bietet auch die Möglichkeit mitzuraten, hat aber zwischendurch beträchtliche Längen, vor allem in der zweiten Hälfte des Romans. Leider kommt es wieder einmal dazu, dass Ermittler (dieses Mal sogar beide) in Gefahr geraten, wobei mir das in einem Fall absolut konstruiert erscheint, es sich im anderen Fall dagegen interessant und auch spannend entwickelt. Üblicherweise mag ich solche Szenen nicht, hier ist der zweite Fall eine Ausnahme.

Die Auflösung ist nicht unlogisch und insgesamt okay.

Mir hat der Roman recht gut gefallen, besonders der Titelheld und seine Anstrengungen, seinen Job auch in einem fremden Land erfolgreich zu absolvieren, und mit seinen Mitmenschen, deren Mentalität er erst noch in Gänze erfassen muss, klar zu kommen. Das ist auch das große Plus des Romans. Es gibt bereits einen weiteren Roman der Reihe, den ich direkt im Anschluss lesen werde, mal sehen, wie sich die Protagonisten entwickeln und welcher Fall dann ins Haus steht.

Von mir gibt es 3,5 Sterne. Wer außergewöhnliche Ermittler mag, bzw. Ermittler, die sich in außergewöhnlichen Situationen befinden, könnte hier gut unterhalten werden.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Ein Roman, auf den man sich einlassen muss

Die Verschwörung von Shanghai
0

Shanghai, französische Konzession, 1931: Durch ein mehr oder weniger zufällig entstandenes Foto einer jungen Frau gerät der Fotograf Hsueh Weiss in turbulente Geschehnisse …

Der Autor, selbst in Shanghai ...

Shanghai, französische Konzession, 1931: Durch ein mehr oder weniger zufällig entstandenes Foto einer jungen Frau gerät der Fotograf Hsueh Weiss in turbulente Geschehnisse …

Der Autor, selbst in Shanghai geboren, nimmt den Leser mit in das Shanghai Anfang der 1930er Jahre, einer Zeit, die offenbar nicht nur in Europa turbulent gewesen ist. Der Start in den Roman ist nicht unbedingt einfach, denn der Leser wird fast erschlagen von der Fülle der Personen, von vielen Perspektivewechseln und von den Geschehnissen, die erst nach und nach eingeordnet werden können, es lohnt sich aber, dabei zu bleiben. Die Atmosphäre erscheint mir stimmig und ich fühlte mich mitgenommen in jene Zeit und an jenen Ort.

Im Anhang findet man ein Personenverzeichnis, das es etwas erleichtert, den Überblick über die vielen Charaktere, deren asiatische Namen zudem nicht immer leicht auseinanderzuhalten sind, zu behalten. Auch die Zeittafel im Anhang kann nützlich sein, wenn man etwas über die historischen Hintergründe der Geschehnisse erfahren will. Diese finden ihren Platz auch in der Geschichte, wenn auch nur knapp und oft als Momentaufnahmen, machten mir aber immer wieder Lust, mich weiter damit zu beschäftigen und ein bisschen selbst zu recherchieren. Leider findet sich keine Karte im Buch und auch ein Glossar habe ich vermisst.

Auch einige der Charaktere erhalten interessante Hintergründe, dennoch legt der Autor eher weniger Wert auf tiefgreifende Charakterzeichnungen, sein Fokus liegt klar auf dem Geschehen. Das ist ein bisschen schade, denn so kann man als Leser kaum Emotionen für die Charaktere aufbauen, auch ihre Handlungen kann man nicht immer nachvollziehen.

Ich finde die Geschichte interessant geschrieben und war oft gespannt, wohin sie mich führen würde. Das Ende finde ich gelungen und zur Geschichte passend. Dass die Erzählung auf tatsächlichen Ereignissen basiert, die aber viel Spielraum für die Fantasie des Autors ließen, hat mir gut gefallen, in seinem Nachwort erzählt der Autor ein bisschen darüber.

Ich habe den Roman gerne gelesen. Man muss sich auf ihn und die zum Teil fremden Mentalitäten der Akteure, sowie die Erzählweise des Autors einlassen, was sicher nicht jedem leicht fallen wird. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Lässt mich etwas zwiegespalten zurück

Pflicht und Verlangen
0

Charlotte Brandon entstammt einer Mesalliance, ihre Mutter hat nicht standesgemäß geheiratet und wurde deshalb von ihrer Familie verstoßen. Charlotte wird früh zur Waise, doch ihr Onkel, Lord Millford, ...

Charlotte Brandon entstammt einer Mesalliance, ihre Mutter hat nicht standesgemäß geheiratet und wurde deshalb von ihrer Familie verstoßen. Charlotte wird früh zur Waise, doch ihr Onkel, Lord Millford, sorgt für eine gute Erziehung in einem Mädchenpensionat. Nach deren Beendigung geht Charlotte davon aus, dass sie ihr Leben als Lehrerin oder Gouvernante weiterführen wird und ist sehr erstaunt, eine Einladung ihres Onkel zu bekommen, der, selbst ohne Kinder, sie schließlich sogar adoptieren möchte, um sein Erbe zu sichern. Dazu ist auch eine vorteilhafte Verheiratung nötig, wodurch Charlotte vor eine große Herausforderung gestellt wird.

Der Roman spielt im Regency, das auch die Zeit Jane Austens war, in deren Tradition die Autorin, wie sie selbst schreibt, diesen Roman geschrieben hat, allerdings deutlich gesellschaftskritischer, vor allem, was die Rolle der Frau angeht. Sprachlich hat die Autorin ihren Roman an die Zeit angepasst und auch die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe sind gut getroffen. Viele Fußnoten geben Erklärungen zu allen möglichen Aspekten, historischen Persönlichkeiten und Errungenschaften, Kleidung und vieles mehr. Auch die historischen Anmerkungen im Anschluss an den Roman sind sehr informativ, darin geht die Autorin ausführlich auf verschiedene Aspekte des Regency, die sich auch in diesem Roman niederschlagen, ein.

Trotzdem lässt mich der Roman zwiegespalten zurück, und das liegt vor allem an der Geschichte selbst und zum Teil auch an den Charakteren. Die gesellschaftlichen Zwänge, denen die Menschen, vor allem die Frauen, jener Zeit ausgesetzt waren, sind schon schlimm genug, aber Charlotte ist auch noch mit zwei sehr unangenehmen Mitmenschen geschlagen, die mir einfach zu schwarz gezeichnet werden. Ich mag Antagonisten lieber, die eine gewisse Ambivalenz ausstrahlen, weniger Klischees sind. Das ist der Autorin in ihren späteren Romanen besser gelungen. Charlotte selbst ist mir zu „weichgespült“, sie lässt sich zu viel gefallen, sei es, weil sie um ihre Zukunft fürchtet, sei es, weil sie es für ihre Pflicht, vor allem dem Onkel gegenüber, hält. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Renitenz gewünscht, zumindest in ihren Gedanken – immerhin ist sie anders aufgewachsen. Gut gefallen hat mir Lord John Battingfield und vor allem Walter Banning, die zeigen, dass Männer in jener Zeit auch anders sein konnten.

Die Geschichte ist manchmal zu vorhersehbar, man ahnt schnell, wie sich etwas entwickeln wird, hin und wieder schafft es die Autorin zwar mich doch ein bisschen zu überraschen, insgesamt hätte ich mir aber mehr davon gewünscht. So bleibt leider auch die Spannung auf der Strecke. Auf die Auflösung der komplizierten Liebesgeschichte war ich gespannt, diese ist dann aber eher enttäuschend.

Wie bereits erwähnt, lässt mich der Roman etwas zwiegespalten zurück. Geschichte und Charaktere können mich nicht so packen wie in den späteren Romanen der Autorin. Dafür hat sie ihr Debüt mit reichlich Hintergrundinformationen gespickt, die den Roman aufwerten. Ich vergebe daher 3,5 Sterne, die ich aufrunde und ein Leseempfehlung für alle, die sich für das Regency interessieren.

Veröffentlicht am 21.08.2024

Konnte mich nicht so recht überzeugen

Düstergrab
0

Am Tag nach der Beerdigung eines alten Schulfreundes Fridas meldet sich der Totengräber bei ihr, das Grab scheint geschändet, wurde etwa der Leichnam entwendet? Wie sich herausstellt, ist das Gegenteil ...

Am Tag nach der Beerdigung eines alten Schulfreundes Fridas meldet sich der Totengräber bei ihr, das Grab scheint geschändet, wurde etwa der Leichnam entwendet? Wie sich herausstellt, ist das Gegenteil der Fall, auf dem Toten liegt eine weitere Leiche, ein junges Mädchen. Es kommt noch schlimmer, denn die Tote ist offenbar zusammen mit ihrer Zwillingsschwester vor ein paar Jahren spurlos verschwunden. Da Bjarne Haverkorn mittlerweile Cold Cases bearbeitet, wird er für die Ermittlungen seinem alten Team zugewiesen. Diese kommen nur schwer in Gang, und dann gibt es auch noch ein Attentat auf ein Teammitglied.

Der sechste Band der Reihe fordert Frida einiges ab, sie bekommt sogar Zweifel, ob sie wirklich den richtigen Beruf gewählt hat. Vor allem der verletzte Kollege bringt sie sehr ins Grübeln. Dazu ist ihr Freund für längere Zeit in Bayern und sie fragt sich, wie die Beziehung weitergehen wird. Bereitet die Autorin womöglich das Ende der Reihe vor?

Leider hat mir dieser Band weniger gut gefallen als frühere, so fand ich den Fall um das tote Mädchen ausreichend, der zusätzliche Anschlag auf den Polizisten zu viel. Daraus hätte man vielleicht einen eigenen Fall machen können.

Auch sonst wirkt manches für mich etwas aufgesetzt, zum Beispiel auch das Verhalten des verletzten Kollegen Fridas, es gibt einige Klischees und zu wenig Spannung. Die Auflösung konnte mich auch nicht richtig überzeugen. Wahrscheinlich fände ich es gar nicht so schlimm, wenn die Reihe bald zu einem Ende käme.

Natürlich ist es schön, die bekannten Charaktere wiederzutreffen. Überzeugt hat mich auch wieder Bjarne, der einfach sehr sympathisch ist. Ich mag, dass er neu verliebt ist, das steht ihm gut, und seine Freundin ist sehr sympathisch. Interessant fand ich auch die Storyline rund um das Eichenblatt, das auf der Toten gefunden worden ist, hier gab es informative Hintergrundinformationen.

Für mich ist dieser Roman leider einer der schlechteren der Reihe, einiges wirkt aufgesetzt, es fehlt an Spannung und auch die Auflösung konnte mich nicht recht überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover