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Veröffentlicht am 08.04.2022

Ein „Mordseefest“, das keines ist…

Mordseefest
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„MORDSEEFEST“ ist der dritte Band aus der „Mordsee…“-Reihe von Emmi Johannsen und war für mich der erste Ausflug mit ihr auf die Insel Borkum. Die ersten beiden Bände nicht gelesen zu haben, war für das ...

„MORDSEEFEST“ ist der dritte Band aus der „Mordsee…“-Reihe von Emmi Johannsen und war für mich der erste Ausflug mit ihr auf die Insel Borkum. Die ersten beiden Bände nicht gelesen zu haben, war für das Verständnis der Geschichte zwar kein Hindernis, aber es fehlen dann doch ein paar Infos über familiäre Zusammenhänge und die Vorgeschichte und Entwicklung der Figuren .

Eine Inhaltsangabe und Cover-Beschreibung spare ich mir, da beides schon allein durch das Anklicken des Buches ersichtlich ist.
Dem Tenor einer Rezension entsprechend, möchte ich mich vielmehr gleich auf das Wesentliche stürzen (Vorsicht Wortspiel, denn im Buch geht es im Wesentlichen auch um einen Sturz und dessen Vorgeschichte) und meine Eindrücke zum Buch schildern.

Dank des lockeren Schreibstils habe ich ganz gut hineingefunden in die Welt der Protagonistin, Hobbydetektivin, Flughafenmitarbeiterin, Mutter, geschiedenen Schwiegertochter Caro Falk; mir gefallen ihr vermutlich entspanntes Verhältnis zu ihrem Sohn Justus und ihrem Schwiegervater Hinnerk und ihre freundschaftlich-kumpelige „Beziehung“ zu ihrem „Detektiv-Kollegen“ Jan Akkermann.
Leider aber spielt ihre Familie – wohl im Gegensatz zu den Vorgängerbänden – eine eher untergeordnete Rolle, was ich sehr schade finde, vor allem, weil es bei einem Cosy Crime doch genug Raum gegeben hätte, sie in die Geschichte mit einzubinden.

Die Ereignisse werde ich nicht zitieren, um denen, die das Buch erst noch lesen möchten, nicht zu viel zu verraten.
Nur so viel: die Geschehnisse sind nicht zu, aber so detailliert beschrieben, dass man sich die Szenerien gut vorstellen und sich in die Geschichte einigermaßen gut einfühlen kann.

Gleich im ersten, kursiv gedruckten und auch deshalb anfangs seltsam anmutenden Kapitel ist von einem "er" die Rede und es scheint ein neutraler Beobachter zu sein, der hier eine Szenerie am Strand beschreibt. Allerdings wird deutlich, dass es gleichzeitig um die Gedanken dieses "er" geht und diese Gedanken klingen bedrohlich.

Dass es um Mord geht, sagt ja schon der Titel, wie es aber dann zugeht bei den „privaten Ermittlungen“ von Caro und Jan und – ganz am Rande – auch bei den Ermittlungen des Kommissars Bachmann, von denen man leider nur durch dessen Gespräche mit Caro erfährt, das hat einen gewissen Unterhaltungswert. Mehr von den polizeilichen Ermittlungen zu erfahren, hätte dem Buch sicher gut getan.
Die Gespräche und Kabbeleien zwischen dem Kommissar und Caro lassen vermuten, dass es in den Vorgängergeschichten zwischen den Beiden schon einige Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten gab und dass die Fragen und Anmerkungen von Kommissar Bachmann an Caro aus eben diesem Grunde oft einen eher rhetorischen Charakter haben, denn sie sind resignierend und vor ihrer Ignoranz kapitulierend.

Die „Privat-Ermittlungen“ werden immer wieder unterbrochen durch weitere (wie die schon oben erwähnte) kursiv gedruckte, in die Geschichte eingeflochtene, zunehmend grausam wirkende, Gänsehaut verursachende und sich als Rückblenden herausstellende Kapitel. So nach und nach lassen sie erahnen, worum es geht und was in der Vergangenheit geschah. Und aus „erahnen“ wird peu à peu ein „Erkennen“.

Das Finale, die Aufklärung des Falls, erinnert in seinem Modus Operandi an Agatha Christies genialen Hercule Poirot, da sich auch dort zum Schluss die Verdächtigen und der Detektiv (in diesem Buch natürlich Jan und v.a. Caro) zusammenfinden und der Fall - einem Showdown ähnlich - geklärt und der/die Verdächtige(n) überführt werden.

Was ich bei all dem aber als wirklich übertrieben empfinde, ist Caros Neugierde, eher schon hartnäckige und teilweise übergriffige Wissbegierde während ihrer Recherchen; es stößt mir unangenehm auf, wenn sie bei ihren Mitbürgern weiter und weiter nach Informationen bohrt, sehr wohl merkend, dass diese sich durch ihre nicht enden wollende Fragerei zu Recht bedrängt und belästigt fühlen. Diese überzogene Neugierde und die zum Zwecke der „Ermittlungen“ den Mitmenschen gegenüber aufgetischten Lügen machen die anfangs taffe Protagonistin nach und nach bedauerlicherweise immer unsympathischer.

„Mordseefest“ kann ich denen empfehlen, die auch die ersten beiden Bände dieser Reihe gelesen haben und die ein lockerer Schreibstil, eine rätselhafte Geschichte mit nur wenigen gruseligen Momenten, ein Krimi mit einer hartnäckigen Hobby-Detektivin nebst Ermittlungs-Partner und eine Portion Borkumer Lokalkolorit interessiert!

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  • Spannung
Veröffentlicht am 03.03.2022

Ein kurzes Buch, das Ansätze(!) zu einem - trotz der Tücken des täglichen Zusammenlebens - guten Miteinander vermitteln will!

Die Kunst des guten Miteinanders
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Beginnen möchte ich mit dem, was mir positiv am Buch aufgefallen ist:

da ist erstens ein an- und vielversprechendes Cover, gestalterisch und auf Grund des Titels nebst Untertitel Neugierde weckend.
Zum ...

Beginnen möchte ich mit dem, was mir positiv am Buch aufgefallen ist:

da ist erstens ein an- und vielversprechendes Cover, gestalterisch und auf Grund des Titels nebst Untertitel Neugierde weckend.
Zum zweiten überzeugt eine Gliederung in Fragen-stellende-Kapitel (Bsp.“Wie bin ich ein guter Gast?“), so dass man auch im Nachhinein immer mal wieder und gezielt nach bestimmten Themen suchen kann,
und drittens wird das Buch aufgelockert durch Fotos und zwischen den einzelnen Kapiteln eingefügte „Merksätze“ in Großformat.

Womit wir jetzt leider bei dem nicht so Positiven wären:

die Fotos passen meiner Meinung nach nur selten zum Thema der Texte und werfen zudem die Frage auf, warum „The School Of Life“ und der Verlag für ein im 21. Jahrhundert veröffentlichtes Buch keine aktuelleren Fotos verwendet haben, statt hier auf veraltete und augenscheinlich aus den 1960/70er-Jahren stammende Fotos zurückzugreifen?!

Der Gesamteindruck, den das Buch hinterlässt, ist etwas zwiespältig.
Auf gut 100 Seiten werden, abzgl. der Fotoseiten, gerade einmal ca. 80 Seiten Text geboten, jede dieser Seiten mit viel, sehr viel freiem Raum.
Im Lebensmittelbereich würde man wohl von einer Mogelpackung sprechen.

Inhaltlich bietet das Buch zwar den einen oder anderen Lösungs-Ansatz dafür, wie man Tücken des täglichen Zusammenlebens und bei verschiedensten Gelegenheiten meistern kann, bleibt dabei aber allzu oft sehr allgemein und gefühlt oberflächlich. Konkrete Ratschläge finden sich nur selten.

Viele der geschilderten Tücken sollte man mit gesundem Menschenverstand, einem wachen Blick und vor allem mit Ehrlichkeit und Empathie auch ohne diese „Lösungs-Ansätze“ bewältigen können.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Wilde (Sauf-)Tour durch Brasilien im WM-Jahr 2014 – Lokal(!)kolorit leider im doppelten Sinne!

113 Minuten Brasilien
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Fußball in/und Brasilien sollte(n) eigentlich ein Traum sein...aber bei dem Alkoholpegel...?!

Der Titel „113 Minuten Brasilien“ spielt auf die Spielminute an, in der im Jahre 2014 im Endspiel der Fußball-WM ...

Fußball in/und Brasilien sollte(n) eigentlich ein Traum sein...aber bei dem Alkoholpegel...?!

Der Titel „113 Minuten Brasilien“ spielt auf die Spielminute an, in der im Jahre 2014 im Endspiel der Fußball-WM in Brasilien das unvergessliche Siegtor durch die deutsche Nationalmannschaft fiel.

Der Autor Mark Scheppert erzählt nun – einem Tagebuch ähnlich – von seiner abenteuerlichen Reise in verschiedene brasilianische Städte, in den noch einzigartigen Regenwald, an schönste Strände und….gefühlt… in alle Kneipen vor Ort.

Die Schilderungen der Städte, Strände und Stadtstrände sowie so manche Details während der Ausflüge, die der Autor und seine BegleiterInnen gemacht haben, sind faszinierend und hätten gerne ausführlicher sein dürfen.
Eine Karte im Buch, anhand derer man die Reiseroute hätte nachvollziehen können, wäre da übrigens sehr hilfreich und informativ gewesen.

Auch die Erlebnisse, die dann wirklich den Fußball betreffen, sind ganz nett und können den geneigten Fußballbegeisterten das eine oder andere Ereignis der WM wieder in Erinnerung bringen.

Aber, und hier kommt ein dickes aber, was von der Geschichte bleibt, ist der Eindruck, dass der Autor diese Reise unter einem nie wirklich abfallenden Alkoholpegel vollzogen hat und dass das Wichtigste bei seiner Reise die Kneipen, Bars, Strandcafés und sogar das Bier an Bord des Bootes beim Ausflug im Regenwald waren.

Da bekommt das Wort „Lokalkolorit“ und damit auch dieses Buch einen ganz unangenehmen Beigeschmack.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Aus anfangs humorvollen Kurzgeschichten wird ein Tagebuch eines verliebten, ambitionierten Autors!

Wer nicht alle Tassen im Schrank hat, sollte mal in der Spülmaschine nachschauen.
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Der Autor Martin Gehr möchte uns "Abenteuer in der Welt der Kommunikation" erleben lassen, was ihm anfangs auch wirklich gut gelingt.

Da werden Haustürgeschichten erzählt, Anglizismen zur Sprache gebracht, ...

Der Autor Martin Gehr möchte uns "Abenteuer in der Welt der Kommunikation" erleben lassen, was ihm anfangs auch wirklich gut gelingt.

Da werden Haustürgeschichten erzählt, Anglizismen zur Sprache gebracht, aus Augen und Sinn verlorene Wörter ans Tageslicht befördert, liebevolle Kommunikationen im Straßenverkehr demonstriert, alltägliche Erlebnisse beim Einkaufen oder mit den Nachbarn beschrieben, moderne Zeichensprache ins Licht gerückt und vieles, vieles mehr.

Die Mehrheit der Kurzgeschichten bringen den Lesenden wahrlich zum Schmunzeln und manchmal auch zum Lachen und zeigen uns auf wunderbare Art und Weise, wie humorvoll unser Alltag sein kann.

Wäre der Autor bei diesen Kurzgeschichten geblieben, wäre das Buch wirklich ein Volltreffer gewesen!

Leider aber fügt er dann seine eigene Liebesgeschichte mit ein und seltsam anmutende Ambitionen eines Autors, die beide wie Fremdkörper in diesem Buch wirken.
Auch verschiedene Geschichten, bei denen man sich fragt, was diese mit dem Thema "Kommunikation" zu tun haben, wirken wie "ins Buch gezwungen".

Summa summarum wäre hier weniger wahrhaftig wesentlich mehr gewesen!

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Veröffentlicht am 28.08.2023

Ein Fall, der sich mangels Atmosphäre allerorts hätte zutragen können und bei dem es nicht nur der Toten am Fastensee an Leben fehlt!

Die Tote am Fastensee
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Ein polizeiliches Protokoll zu lesen, wäre vermutlich ähnlich spannend!

„Die Tote am Fastensee“ ist schon der 10. Teil rund um die Inselkommissarin Lena Lorenzen, für mich aber war es das erste Buch von ...

Ein polizeiliches Protokoll zu lesen, wäre vermutlich ähnlich spannend!

„Die Tote am Fastensee“ ist schon der 10. Teil rund um die Inselkommissarin Lena Lorenzen, für mich aber war es das erste Buch von Anna Johannsen, das ich gelesen habe. Ich war sehr gespannt auf die Lektüre, weil ich mit großem Interesse Krimis – und auch historische Romane – lese, die an der Nord- und Ostsee, vorzugsweise in Nordfriesland spielen. Nun, meine Hoffnungen wurden, wenn ich es freundlich ausdrücke, nicht wirklich erfüllt.

Ein sehr nüchterner Schreibstil mit oft kurzen Sätzen, knappen Personen- und so gut wie keinen Landschaftsbeschreibungen hat mich bei diesem Buch seit langem mal wieder überlegen lassen, ob ich das Lesen abbreche. Weil ich aber schon einen Verdacht hatte und wissen wollte, ob sich dieser bestätigen wird, habe ich mich gezwungen, weiterzulesen.

Der Plot besteht vorwiegend aus Dialogen, Befragungen und Gesprächen, in denen die Teilnehmer sich zudem häufig wiederholen und im Kreise drehen, so dass die zähen Ermittlungen stocken, nächste Schritte nicht getan, nötige Schlussfolgerungen erst spät getroffen und notwendige Konsequenzen nur mühsam gezogen werden.

Die Geschichte, die ich nicht als Krimi bezeichnen würde, lässt jegliche Atmosphäre vermissen. Sie liest sich wie eine Aneinanderreihung von Gesprächen und Überlegungen sowie Fahrten zwischen Fehmarn und Schleswig oder Husum etc. und wieder zurück und wieder hin und wieder zurück…und wird nur an einer Stelle von einem spannenden Moment etwas belebt.

Als störend habe ich beispielsweise auch empfunden, dass sich Formulierungen in stets gleichem Wortlaut wiederholen, obwohl für die darin enthaltenen Aussagen auch andere Ausdrücke und Beschreibungen hätten genutzt werden können. Und, ganz ehrlich, ein Leser respektive eine Leserin, hat es nach dem zweiten Mal verstanden, dass es sich bei dem Büro auf Fehmarn um ein „provisorisches Büro“ handelt; auch diese Titulierung ständig zu wiederholen - pardon - nervt schlicht und so gar nicht ergreifend.

Ich hätte mich so gefreut, wenn ich Positiveres über diesen „Krimi“ hätte schreiben und ihn besser hätte bewerten können, aber das wäre nicht ehrlich. Vielleicht sind andere Bände dieser Reihe bildhafter, abwechslungsreicher, spannender und schlussendlich unterhaltsamer?! Den in diesem Band leider blass bleibenden Charakteren wäre es zu wünschen.

Wer allerdings Krimis mag, in denen polizeiliche Ermittlungen neutral und nüchtern und in protokollähnlicher Art und Weise beschrieben werden, der dürfte hier goldrichtig sein.

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