Die Lügen einer Kindheit
"Ich habe nicht viel gelernt in meinem Leben. (...) Aber, dass Gelegenheiten nicht wiederkommen, das schon."
Der Roman "Wellenkinder" erzählt parallel auf verschiedenen Zeitebenen die außergewöhnlichen ...
"Ich habe nicht viel gelernt in meinem Leben. (...) Aber, dass Gelegenheiten nicht wiederkommen, das schon."
Der Roman "Wellenkinder" erzählt parallel auf verschiedenen Zeitebenen die außergewöhnlichen Schicksale von drei scheinbar sehr unterschiedlichen Personen:
Als Kind flieht Margit 1945 mit ihrer Familie aus Königsberg nach Berlin und erlebt dort die Gründung der DDR und die damit einhergehende sozialistische Aufbruchstimmung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begeistert mit.
1970 misslingt Oda die Flucht aus eben diesem totalitären Staat und sie landet in einem sozialistischen Gefängnis.
In der Gegenwart wird Jan in seine alte Heimat nach Rügen gerufen, wo er sich um seinen totkranken Vater kümmern muss. Hier überrollt ihn seine eigene Vergangenheit.
Der Erzählstil von Liv Marie Bahrow überzeugt und zieht den Leser tief in eine ruhig und in leisen Tönen unaufgeregt erzählte Geschichte.
Die Charaktere wirken allesamt sehr glaubwürdig, die anrührenden Schicksale sind fesselnd und lebendig beschrieben.
Nur sehr langsam werden die drei einzelnen Handlungsstränge nach und nach miteinander verwoben und die einzelnen Puzzleteilchen fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen.
Immer wieder spürt man, dass die Autorin selbsterlebtes Wissen bezüglich der zeitgeschichtlichen Ereignisse und der beschriebenen politischen Ordnung in die Handlung dieses historischen Romans einbringt.
Das wirkt sehr glaubwürdig.
Lesempfehlung für alle, die Lust haben, ein Stück unpopulärer deutscher Geschichte authentisch mitzuerleben.
Mich haben die "Wellenkinder" auf eine abwechslungsreiche und gleichzeitig ungemein unterhaltsame Reise in die Vergangenheit mitgenommen.