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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2023

Spannendes Finale, aber FORTSETZUNG FOLGT …

Die Maske der Gewalt
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Der Zirkus auf dem Cover führt den Leser gleich in die Lebenswelt des Protagonisten Richard Schwarz ein. Seine Vorgeschichte nimmt einen breiten Raum ein, ja wirkt teilweise zu dominant, ergibt bald aber ...

Der Zirkus auf dem Cover führt den Leser gleich in die Lebenswelt des Protagonisten Richard Schwarz ein. Seine Vorgeschichte nimmt einen breiten Raum ein, ja wirkt teilweise zu dominant, ergibt bald aber ein stimmiges Gesamtbild, was sich gut in die Handlung einfügt.
Ein Frauenmörder führt Richard Schwarz von München nach Wien. Schnell weisen die Indizien auf einen Serienkiller hin. Doch mitten in den Ermittlungen muss Schwarz zurück nach München, da seine Schwester in Gefahr schwebt. Und gerade jetzt taucht eine Zeugin auf, die glaubt, den Täter zu kennen.
Jennifer B. Wind hat einen faszinierende, spannungsgeladenen und anschaulichen Schreibstil, der den Leser schnell in die Handlung hineinzieht, besonders die Lebensgeschichte von Richard Schwarz hat eine explosive Spannung in sich. Leider sind die beiden Handlungsstränge (Serienmörder und Schwester) größtenteils nicht parallel, sondern getrennt voneinander erzählt, so dass die Spannung bei der Suche nach den Serienmörder recht abrupt abreißt und erst am Ende wieder aufgenommen wird. Das Ende bietet dann ein spannendes Finale, wenn die Auflösung vielleicht auch etwas schnell daherkommt.
Ein Cliffhanger wirft dann allerdings einige offene Fragen auf und führt den Leser damit direkt zu Band 2 „Die Maske der Schuld“ – Man darf gespannt sein.

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Veröffentlicht am 08.07.2023

Gut recherchierte Mischung aus Roman und Kriminalbericht

Fantom
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Ein Mann, der sich Roy Clark nennt, erpresst die Bundesbahn und verübt Anschläge. Gleichzeitig verübt eine Frau, die die Presse die Banklady nennt, mit einem Komplizen mehrere Banküberfälle.
Der Autor ...

Ein Mann, der sich Roy Clark nennt, erpresst die Bundesbahn und verübt Anschläge. Gleichzeitig verübt eine Frau, die die Presse die Banklady nennt, mit einem Komplizen mehrere Banküberfälle.
Der Autor Jürgen Ehlers hat die Hintergründe zweier deutscher Kriminalfälle aus den Jahren 1966/1967 detailreich recherchiert und mit fiktiven Elementen zu einem interessanten Kriminalroman, der manchmal an einen Polizeibericht erinnert, zusammengefügt. Polizeibeamte ermitteln, mehrere Geldübergaben scheitern und die Polizei muss acht geben, dass sie sich nicht lächerlich macht.
Jürgen Ehlers schreibt in einem eher nüchternen Stil, trifft dabei aber sehr gut die Atmosphäre der 60er Jahre. Viele aktuelle Ereignisse werden in die Handlung eingefügt, nicht immer zwingend notwendig, aber durchaus informativ. Die Aufarbeitung der Taten des Nationalsozialismus, der Vietnamkrieg, der Schahbesuch und die Tötung von Benno Ohnesorg spielen auch im Alltagsleben der Ermittler eine Rolle.
Sehr viel Spaß macht beim Lesen auch die Beschreibung der Polizeiarbeit. Statt Handy müssen die alten Funkgeräte herhalten, um Verbindung zu Kollegen aufzunehmen, oder sogar ein Münztelefon, um die Zentrale zu informieren. Statt Navigationsgeräte dient öfter mal der Shell-Atlas zur Orientierung.
Wer sich für deutsche Kriminalgeschichte interessiert, ist mit diesem Buch bestens bedient. Unaufgeregt, unblutig, zuweilen eher nüchtern erzählt, fühlt man sich zurückversetzt zu den Polizeiserien der 60er und 70er Jahre, wo solide (beamtenhaft korrekte) Ermittlung oft mehr zählte als der Einsatz von Schusswaffen.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Guter Krimi im englisch-walisischen Spannungsfeld

Die letzte Party
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Spannend, aber auch verwirrend

Am Morgen nach der großen Sylvester-Party treibt die Leiche von Rhys Lloyd im See. Die Bewohner des Ferienresorts The Shore und viele Bewohner des walisischen Dorfes Cwm ...

Spannend, aber auch verwirrend

Am Morgen nach der großen Sylvester-Party treibt die Leiche von Rhys Lloyd im See. Die Bewohner des Ferienresorts The Shore und viele Bewohner des walisischen Dorfes Cwm Coed stehen unter Verdacht. Zusammen mit dem englischen Ermittler DC Leo Brady muss die walisische Ermittlerin FFion Morgen ermitteln, doch mit vielen Verdächtigen ist Ffion befreundet oder verwandt. Und anscheinend hat jeder seine Geheimnisse.
Das schöne Cover mit einem Martiniglas stimmt gut in die Handlung ein. Sehr gut gelungen ist der Autorin das Gefühl für die angespannte Stimmung, die zwischen Walisern und Engländern herrscht. Misstrauen und Ablehnung herrscht überall. Auch die Personen sind gut charakterisiert.
Ich habe allerdings gebraucht, um in das Buch hineinzufinden. Zum einen machen die vielen Personen mit zum Teil ungewohnten walisischen Namen es schwer, den Überblick zu gewinnen. Die Kapitel wechseln dabei zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her, zudem steht in den Kapiteln auch immer eine andere Person im Mittelpunkt, so dass man als Leser hin und her springt. Aber der erste Teil endet dann mit einem genialen Cliffhanger und die vielen Informationen fügen sich immer mehr zu einem Gesamtbild zusammen. Die Auflösung ist gut und bietet die ein oder andere Überraschung.
Fazit: Kein einfach zu lesender Krimi, der aber durch interessante Charaktere und gute Stimmungsbilder überzeugt.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Solider Gerichtsfall, doch manchmal etwas viel Zufall

Die letzte Lügnerin
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Auch der dritte Band um Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtmediziner Justus Jarmer lässt sich angenehm lesen. Kurze Kapitel fördern den Lesefluss und die Handlung ist gut dargestellt.
Das Cover ...

Auch der dritte Band um Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtmediziner Justus Jarmer lässt sich angenehm lesen. Kurze Kapitel fördern den Lesefluss und die Handlung ist gut dargestellt.
Das Cover ist gut gelungen mit Wiedererkennungswert.
Der Hintergrund dieses Justiz-Krimis ist in den Grundzügen wieder an aktuelle politische Ereignisse angelehnt. Dubiose Immobiliengeschäfte und ein politisch brisantes Video führen dazu, dass der Berliner Bausenator Dieter Möller angeklagt wird, einen Menschen getötet zu haben.
Hauptaugenmerk liegt auch dieses Mal auf den Prozessverlauf. Dass der Angeklagte kein Sympathieträger ist und immer wieder neue Beweise auftauchen, macht Roccos Aufgabe nicht einfacher. Zumal auch sein eigener Vater in den Skandal verwickelt ist.
Die Prozessbeschreibungen sind dieses Mal wieder gut gelungen, wenn auch manchmal amerikanische Spannungselemente eingebaut sind. Die gerichtsmedizinischen Szenen sind souverän beschrieben, kommen diesmal leider etwas zu kurz. Der Stil ist gewohnt nüchtern, auch weil die Autoren besonders ihre Fachgebiete darstellen wollen. Wenn sich Schwiecker und Tsokos aber außerhalb ihrer Fachbereiche bewegen, wirkt der Schreibstil zuweilen etwas hölzern und einfach. Zudem werden auch mal Passagen (z.B. bei Personenvorstellung) aus den ersten Bänden fast wörtlich wiederholt. Einige Zeitsprünge erschweren manchmal den Lesefluss. Die Auflösung ist etwas zufällig geraten, das Motiv und die Fähigkeiten des Täter sind nur bedingt glaubhaft.
Fazit: Recht souveräner, gut zu lesender Justiz-Krimi

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Mehr Psychodrama als Thriller

Marta schläft
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Spannendes Psychospiel, leider mit mäßigem Ende

Das Buch hat drei Handlungsebenen: Nadja berichtet von ihren Gefühlen und Ängsten und von der abstrusen Situation, in der sie sich gerade befindet. Fünf ...

Spannendes Psychospiel, leider mit mäßigem Ende

Das Buch hat drei Handlungsebenen: Nadja berichtet von ihren Gefühlen und Ängsten und von der abstrusen Situation, in der sie sich gerade befindet. Fünf Jahre zuvor wird eine junge Frau ermordet, ein Mann wird verurteilt. Und jemand schreibt Briefe, die nie abgeschickt werden. Darin erfährt man von einer grausamen Kindheit.
Romy Hausmann hat schon in ihrem ersten Thriller „Liebes Kind“ gezeigt, dass sie Psychodramen, die in mehrere Erzählebenen stattfinden, auf eine nicht leicht zu durchschauende Erzählweise zu schreiben weiß. Die Kapitel sind gut zu lesen, doch stellen sich anfangs viele Fragezeichen ein (zum Beispiel wer Marta ist), denn nur langsam enthüllt sich dem Leser, wie manche Andeutungen zu verstehen sind und vor allem, wie die drei Erzählebenen zusammenhängen. Das erfordert viel Aufmerksamkeit und duldet keine Lesepausen, doch wenn sich die Zusammenhänge klären, folgt ein perfides Psychospiel, in deren Mittelpunkt Nadja steht. Das ist wirklich fesselnd und entfaltet alle möglichen Emotionen, die den Leser oft genug mitleiden lassen.
So ist „Marta schläft“ eigentlich ein spannendes Lesehighlight, wenn nicht auf den letzten Meter die Auflösung so flach geraten wäre. Die beteiligten Personen handeln so, dass es den ersten 350 Seiten vollkommen widerspricht, so als hätte Romy Hausmann der Mut verlassen, das, was sie so schön aufgebaut hat, konsequent zu Ende zu bringen. Auf diese Weise wirkt das Ende fast seicht und klischeehaft.

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