Profilbild von mrs-lucky

mrs-lucky

Lesejury Star
offline

mrs-lucky ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mrs-lucky über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2023

eine warmherzige Geschichte, allerdings teils sehr oberflächlich

Herr Winter taut auf
0

Der Roman „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann erzählt eine warmherzige Geschichte, bei deren Hörbuchfassung ich gerne der angenehmen Lesung von Hans Jürgen Stockerl gelauscht habe.
Robert Winter ...

Der Roman „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann erzählt eine warmherzige Geschichte, bei deren Hörbuchfassung ich gerne der angenehmen Lesung von Hans Jürgen Stockerl gelauscht habe.
Robert Winter ist ein menschenscheuer und oft mürrischer Mann, ganz im Gegensatz zu seiner Frau Sophia, deren offene und lebensfrohe Auftrittsweise bei ihrer Arbeit als Avon-Beraterin zu ihrer Beliebtheit beträgt und sie zu einer Anwärterin auf den Titel Avon-Beraterin des Jahres macht. An dem Tag von Roberts Pensionierung kommt Sophia bei einem tragischen Unfall ums Leben, dieses Ereignis stürzt Robert in große Verzweiflung. Eine hartnäckige Kundin weckt einige Wochen später nicht nur sein Pflichtbewusstsein sondern auch seinen Ehrgeiz, Sophias Arbeit fortzusetzen und für sie doch noch den begehrten Titel zu erringen.
Es kostet Robert einiges an Überwindung, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, ausgerechnet er, der von anderen Menschen am liebsten in Ruhe gelassen wird, muss plötzlich auf andere Zugehen und dann auch noch Tipps in Kosmetikfragen geben.
Der Roman mischt ernste Themen mit humorvollen Szenen, Robert begegnet so einigen sehr kauzigen Mitmenschen. Die Geschichte bietet insgesamt eine eher leichte Unterhaltung, schneidet viele Themen an, bleibt dabei aber meist an der Oberfläche, was ich insbesondere bei der Geschichte von Roberts Enkel nicht ganz gelungen fand. Hier wird ein sehr sensibles und schwieriges Thema angesprochen und qausi verniedlicht, das habe ich als unpassend empfunden.
Die Charaktere wirken ansonsten authentisch, viele Dialoge lassen das Buch lebendig wirken, die Entwicklungen der Hauptpersonen erscheinen glaubwürdig, der anfangs so rüde wirkende Robert ist mir im Verlauf ein Stück ans Herz gewachsen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2023

eine sehr persönliche Geschichte

Terafik
0

Terafik ist eine Geschichte, die ich erst einmal ein wenig sich setzen lassen musste, bevor ich eine Rezension dazu schreiben konnte.
Die Autorin erzählt von sehr persönlichen Erlebnissen und Eindrücken ...

Terafik ist eine Geschichte, die ich erst einmal ein wenig sich setzen lassen musste, bevor ich eine Rezension dazu schreiben konnte.
Die Autorin erzählt von sehr persönlichen Erlebnissen und Eindrücken aus ihrer Kindheit sowie über eine Reise in den Iran zu ihrem Vater und dessen zahlreichen Familienangehörigen. Nilufar ist Tochter einer deutschen Mutter und eines aus dem Iran stammenden Vaters, der Ender der 80er Jahre vor dem Regime dort geflohen und zum Studium nach Deutschland gekommen ist. Als Nilufar im Teenageralter ist, trennen sich die Eltern und ihr Vater kehrt in den Iran zurück.
Der Roman spielt sich auf verschiedenen Zeitebenen ab, am meisten hat mich der Teil der Reise in den Iran berührt, in dem sich einerseits die Distanz zwischen Vater und Tochter aufgrund der unterschiedlichen Kulturen manifestiert, in denen sie leben und aufgewachsen sind. Andererseits ist hier, endlich muss man sagen, eine gewisse Annäherung der beiden möglich.
Die Rückblicke in die Vergangenheit aus Sicht Nilufars aber auch aus der ihres Vaters während seiner Zeit in Deutschland, habe ich als schwierig nachvollziehbar empfunden. Vermutlich ist es so gewollt, dass die Empfindungen vage und schwammig bleiben, zumindest ist es mein Eidruck, dass für Nilufar weder die Beziehung ihrer Eltern greifbar war, noch dass sie als Kind eine enge Bindung zu ihrem Vater aufbauen konnte. Sie wächst damit auf, als Ausländerkind ausgegrenzt zu werden, ohne Zugang zu der Kultur ihres Vaters zu erhalten.
Zwischen Nilufar und ihrem Vater bleibt vieles unausgesprochen, sie verständigen sich auch ohne Worte, als Leser fühle ich mich Außen vor, es war für mich nicht wirklich greifbar, weshalb ihr Vater sich zu dem Menschen entwickelt hat, den sie auf ihrer Reise im Iran trifft.
Insbesondere in den Schilderungen aus dem Iran habe ich viel Neues über das Land und das Leben der Menschen dort gelernt, über unterschiedliche Traditionen und Wertvorstellungen, die schnell zu Vorurteilen und Missverständnissen führen können.
Terafik ist kein einfacher Roman, er erzählt teils eine bewegende Geschichte, teils bleibt er zu vage, um alle Umstände wirklich nachvollziehen zu können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2023

spannende Fortsetzung

Die Affäre Alaska Sanders
0

In Joël Dickers aktuellem Roman ‚Die Affäre Alaska Sanders‘ gibt es ein Wiedersehen mit dem Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood aus ‚Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert‘.
Zwei ...

In Joël Dickers aktuellem Roman ‚Die Affäre Alaska Sanders‘ gibt es ein Wiedersehen mit dem Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood aus ‚Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert‘.
Zwei Jahre sind vergangen, seit die beiden durch ihre hartnäckigen Recherchen diesen Fall aufdecken konnten, als Perry Gahalowood Hinweise bekommt, dass es bei einer 11 Jahre zurück liegenden Mordermittlung möglicherweise einige Ungereimtheiten gibt. Im Jahr 1999 wurde in dem kleinen Städtchen Mount Pleasant eine junge Frau namens Alaska Sanders ermordet aufgefunden. Indizien führen schnell zu einem Verdächtigen und der Fall scheint nach einem Geständnis gelöst. Nun zweifelt Perry Gahalowood und Marcus Goldman wittert einen Stoff für einen neuen Roman.
Auch diesmal wird die Rahmenhandlung in der Ich-Perspektive aus der Sicht Marcus Goldmans erzählt. Dazu kommen eingeschobene Rückblenden oder auch Protokolle von Befragungen. Die Geschichte springt in den Zeitebenen und Schauplätzen, es hilft zur Bewahrung der Übersicht, dass die Kapitelüberschriften deutlich Ort und Zeit des folgenden Abschnitts benennen.
Mir gefällt die Vielschichtigkeit des Romans ebenso wie bei seinem Vorgänger, die Handlung ist spannend erzählt, nach und nach deckt der Autor auf, dass Vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch Perry Gahalowood muss erkennen, dass er damals bei den Ermittlungen nicht genau genug hingesehen und einige Umstände falsch interpretiert hat.
Die Figuren und Schauplätze wirken authentisch, in vielen kleinen Szenen lässt Joel Dicker die Ereignisse lebendig werden, man hat als Leser oft das Gefühl, als Beobachter direkt dabei zu sein.
Das Buch ist nicht ganz so komplex und persönlich wie die Geschichte um Harry Quebert, lässt aber auch Marcus Goldman sich weiterentwickeln. Es bietet erneut eine schöne Mischung aus Krimi, Gesellschaftsroman und einer tragischen Liebesgeschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2023

skurriler Krimi mit viel schwarzem Humor

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
0

Norbert Heinlein führt in dritter Generation ein Delikatessengeschäft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Er ist alleinstehend und lebt für sein Geschäft, nebenbei pflegt er seinen dementen Vater, mit dem ...

Norbert Heinlein führt in dritter Generation ein Delikatessengeschäft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Er ist alleinstehend und lebt für sein Geschäft, nebenbei pflegt er seinen dementen Vater, mit dem er gemeinsam in einer der 4 Wohnungen lebt, die zu dem Geschäftshaus gehören. Er legt großen Wert auf Qualität und höfliche Umgangsformen, sein Kundenkreis ist eher klein, so dass er froh ist, als ein neuer Stammkunde sein Geschäft regelmäßig aufsucht.
Als durch ein Missgeschick Heinleins eben dieser Kunde tödlich zusammenbricht, gerät er in Panik und bringt die Leiche zunächst in dem ehemaligen Kühlkeller des Hauses unter, um sich später darum zu kümmern. Doch bevor er dazu kommt, sorgen weitere unvorhergesehene Ereignisse dafür, dass Heinlein noch mehr Leichen im Kühlkeller unterbringen muss und gleichzeitig aufpassen, dass sein Leben nicht ganz aus den Fugen gerät.
Der Krimi überzeugt mit viel schwarzem Humor und seinen zum Teil absurd anmutenden Verwicklungen. Norbert Heinlein ist sehr ruhiger, rationaler aber auch naiver Mensch, der sehr sachlich von den über ihn herein brechenden Ereignissen berichtet und nicht merkt, wie er von seinen Mitmenschen manipuliert und ausgenutzt wird.
Der Krimi beginnt langsam, passend zu Norbert Heinleins eintönigem und vorhersehbaren Alltag. Je mehr Heinlein von einer Stolperfalle in die nächste gerät, umso mehr nimmt auch die Geschichte Fahrt auf und entwickelt zunehmend an Slapstick erinnernde Szenen.
Die Charaktere sind sehr speziell, Norbert Heinlein wirkt wie sein Delicatessen-Geschäft wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Trotz sinkenden Kundenzahlen und Einnahmen hält er an seinen Routinen fest und bereitet täglich seine Pasteten zu nach den Rezepten von Vater und Großvater. Die Szenerie ist begrenzt, spielt sich überwiegend in Heinleins Laden und der näheren Umgebung ab, die Heinlein kaum verlässt. Auch die auftretenden Nebenfiguren sind überschaubar, auf ihre Art jedoch alle sehr besonders und runden die Geschichte ab. Auch ohne große Action hat mich der Krimi in seinen Bann gezogen und ausgesprochen gut unterhalten, ich mag diesen Humor und die Art, wie der Autor seine Figuren entwickelt und mit kleinen prägnanten Details charakterisiert,
In der Hörbuchfassung verleiht David Nathan der Hauptfigur auf souveräne Weise eine Stimme, sein Vortrag unterstreicht Heinleins ruhige und bedächtige Art.

Veröffentlicht am 02.04.2023

spannend und temporeich

Das Spiel - Desert Rogue
0

Auf den ersten Blick erzählt der Thriller „Das Spiel - Desert Rogue“ eine unglaubliche Geschichte, je weiter man liest, umso realistischer und erschreckender erscheint die Szenerie.
Zu Beginn des Buchs ...

Auf den ersten Blick erzählt der Thriller „Das Spiel - Desert Rogue“ eine unglaubliche Geschichte, je weiter man liest, umso realistischer und erschreckender erscheint die Szenerie.
Zu Beginn des Buchs wird der junge Journalist Navid Nazari in der Nähe von Kabul verfolgt und geradezu hingerichtet. Kurz vor seinem Tod hat er seinem Mitbewohner Tim, einem IT-Spezialisten und Spiele-Programmierer, auf verschlüsseltem Weg brisante Dateien mit seinen Recherche-Ergebnissen zuschicken können.
Als Tim gerade die Dateien sichtet und mit Schrecken erkennt, dass Navid offenbar einen Zusammengang aufgedeckt hat zwischen einem geheimen Drohnen-Projekt des US-Miltärs und dem Computerspiel Desert Rogue, für das Tim in Berlin als Programmierer arbeitet, steht auch schon ein Sonderkommando des BKA mit einem Durchsuchungsbeschluss vor seiner Tür. Unvermittelt gerät Tim zwischen die Fronten gleich mehrerer Geheimdienste und kämpft bald nicht nur darum, Navids Vermächtnis an die Öffentlichkeit zu bringen, sondern auch sein eigenes Leben zu retten.
Das Thema des Thrillers ist brisant und erschreckend realistisch, der Spannungsbogen ist durchgehend hoch, ich mochte das Buch kaum aus der Hand lesen. Die Erzählperspektiven und Szenen wechseln Schlag auf Schlag, durch die Kapitelüberschriften mit Zeit- und Ortsangeben behält man jedoch stets den Überblick.
Die Charaktere wirken teilweise etwas klischeehaft, ich fand es jedoch amüsant, dass die dazu passende stereotype Denkweise bisweilen dazu führt, bei der Verfolgung einen falschen Fokus zu setzen. Die Geschichte ist originell und wirkt gut recherchiert, insbesondere Tim, der als Unbeteiligter in die Entwicklungen hineingezogen wird, ist ein Sympathieträger, mit dem ich mitgefiebert habe und innerlich bejubelt, wenn er seinen Verfolgern ein Schnippchen schlagen konnte.
Das Ende lässt ein paar Fragen offen und verspricht eine Fortsetzung. Nach diesem tollen Debüt hoffe ich sehr, bald mehr von Julia Hense lesen zu können.