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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2023

Melancholisch schön

Böses Glück
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Diese Sammlung mit fünfzehn Kurzgeschichten der dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen empfand ich tragisch traurig, stellenweise düster und oft hoffnungslos. Überwiegend waren es Frauen, welche die ...

Diese Sammlung mit fünfzehn Kurzgeschichten der dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen empfand ich tragisch traurig, stellenweise düster und oft hoffnungslos. Überwiegend waren es Frauen, welche die Hauptrolle in den Stories spielten, aber nicht nur. Frauen, deren Rolle klar vorgegeben, deren Leben vorbestimmt war, die dies wussten, aber zu schwach waren, dagegen aufzubegehren. Manchmal brachen Gefühle aus ihnen heraus, bestimmte Handlungen bahnten sich ihren Weg, stark, hoffnungsvoll, nur um kurz darauf im Keim erstickt zu werden, mutlos und klar darüber, dass eine Meuterei aussichtslos wäre oder den Kraftakt nicht wert.

Die Themen im Buch sind unterschiedlich, es geht um Armut, Einsamkeit, Alkoholismus, Arbeitslosigkeit, aber auch Depression, Krankheit und unerklärliche Wut. Kleine Einblicke in Leben von Frauen, Männern und Kindern; ihre Sehnsüchte, Hoffnungen und Wünsche füllen die Seiten, ihre Sorgen und Nöte ziehen sich durch das Buch. Wo der Anfang und wo das Ende, dies war nicht immer klar, aber darum ging es auch nicht. In manchen Geschichten erkannte ich eigene Erlebnisse, andere blieben mir fremd, zogen leise vorbei, mit dem Hauch einer Melancholie eine Traurigkeit nach sich ziehend, die ihre Spuren hinterlässt, um dann zu vergehen und eine Erinnerung dazulassen. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Unwiederbringlich zerstört

Dinge, die wir brennen sahen
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Veronica, die Ronnie genannt wird, und Esther wohnen in Durton, einer Kleinstadt im ländlichen Australien. Die zwölfjährigen Mädchen sind beste Freundinnen und verbringen die meiste Zeit zusammen. An einem ...

Veronica, die Ronnie genannt wird, und Esther wohnen in Durton, einer Kleinstadt im ländlichen Australien. Die zwölfjährigen Mädchen sind beste Freundinnen und verbringen die meiste Zeit zusammen. An einem heißen Freitagnachmittag verlassen beide gemeinsam die Schule, aber nur Ronnie kommt zu Hause an, Esther ist verschwunden. Als ihre Leiche Tage später gefunden wird, ist das Entsetzen groß und schnell klar, dass nicht alles so friedlich ist in dieser Kleinstadt, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Die von der Autorin gewählte Erzählweise fand ich erst etwas eigen, im Nachhinein kann ich aber sagen, dass diese viel dazu beigetragen hat, eine Atmosphäre zu schaffen, die perfekt zur Geschichte gepasst hat. Aus verschiedenen Blickwinkeln wurde die Tat beleuchtet, ob Mütter der Freundinnen, die ermittelnde Beamtin oder Kinder der Kleinstadt, die zum Teil namentlich nicht genannt wurden; deren Gedanken und Sichtweisen fanden in der Erzählung alle ihren Platz und trotz des Umstandes, dass Gegenwart und Vergangenheit eine Rolle spielten, hatte ich nie das Gefühl, dass diesbezüglich etwas unklar war. Lediglich die vielen Namen und damit zusammenhängende Bekanntschafts- sowie Verwandtschaftsverhältnisse haben zu Beginn dazu geführt, dass ich manchmal stutzte und nicht genau wusste, wie diese einzuordnen sind. Dies legte sich aber im Laufe des Buches, sodass einem ungestörten Lesevergnügen nichts mehr im Wege stand.

Erst nach und nach klärte sich, wer was mit wem oder gegen etwas zu tun haben könnte, vieles reichte weit in die Vergangenheit, einiges lag aber nur ein paar Stunden zurück. Je mehr ich über die Menschen erfuhr, desto mehr ergab alles rückblickend einen Sinn, einige Ereignisse schienen nebensächlich zu sein, spielten aber plötzlich eine Rolle, wenn ein neues Puzzleteil seinen Platz fand, weil eine der Personen ihr Schweigen brach. Es gab Vermutungen, Verdächtigungen, Anschuldigungen und Gerüchte, vergessene Kleinigkeiten und unterdrückte Wut. Obwohl ich wusste, welches Schicksal Esther ereilt hat, traf mich das Kapitel darüber mit voller Wucht. Je mehr Einzelheiten ans Licht kamen, desto entsetzter war ich, meine Gefühlspalette wechselte von Trauer über Schmerz zu Wut. Diese Auflösung habe ich nicht erwartet, das Finale war leise, herzzerreißend und lässt mich traurig zurück. Ein schmerzhaft schönes Buch, das von mir die volle Punktzahl bekommt und als Highlight ein extra Sternchen dazu.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Barnis Abenteuer

Der kleine Hudrywuschell Barnabas
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Barnabas ist ein Hudrywuschell, dies sind kleine Wesen, die in der Lage sind, die Menschen zu besuchen, indem sie durch Spiegel in ihre Welt kommen. Paul und Sarah sind ganz schön erschrocken, als Barni ...

Barnabas ist ein Hudrywuschell, dies sind kleine Wesen, die in der Lage sind, die Menschen zu besuchen, indem sie durch Spiegel in ihre Welt kommen. Paul und Sarah sind ganz schön erschrocken, als Barni sich ihnen das erste Mal zeigt, nach anfänglichen Schwierigkeiten werden die drei aber gute Freunde und erleben einige Abenteuer zusammen.

Die Sprache der Autorin ist bildhaft, sodass ich sofort das kleine Wesen vor Augen habe, das sich mir gegenüber zu Beginn des Buches selbst beschreibt. Das Buch eignet sich sehr gut zum vorlesen, ein Mix aus Fantasy und Märchen, der mich schnell in seinen Bann zieht und gut unterhält. Es gibt viele lustige Situationen, aber auch an dramatischen Szenen wurde nicht gespart. Insgesamt eine schöne Geschichte für Kinder ab 8 Jahren, die auch mir sehr viel Spaß gemacht hat. Das Ende verspricht eine Fortsetzung durch einen Cliffhanger, der hoffen lässt, dass es genauso spannend weitergeht. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Erzähl mir was…

Nicht ein Wort zu viel
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Die Buchbloggerin Faja erhält ein Video, in dem ihr guter Freund Claas, der ebenfalls einen Buchblog betreibt, an einen Stuhl gefesselt wurde, um den Hals ein Schild, auf dem eine schriftliche Aufforderung ...

Die Buchbloggerin Faja erhält ein Video, in dem ihr guter Freund Claas, der ebenfalls einen Buchblog betreibt, an einen Stuhl gefesselt wurde, um den Hals ein Schild, auf dem eine schriftliche Aufforderung steht, die an Faja gerichtet ist. Diese hält das Video für einen Scherz und reagiert dementsprechend. Als kurze Zeit später ein weiteres Video ankommt, wird Faja klar, dass es sich um keinen Scherz handelt, sondern eher um Leben und Tod geht. Wie aber erzählt man in fünf Worten eine spannende Geschichte?

Dies war mein erstes Buch von Andreas Winkelmann und ich kann es nicht fassen, dass mir dieser Autor bisher nur dem Namen nach ein Begriff gewesen ist! Der Klappentext versprach zwar eine interessante Story, besonders da Bücher, Buchhandlungen, Blogger und Bloggerinnen sowie Instagram eine Rolle spielten, mit einem solch ausgeklügelten und unfassbar spannenden Thriller habe ich aber tatsächlich nicht gerechnet. Anfangs gab es zwei verschiedene Erzählstränge, bei denen ich förmlich darauf hingefiebert habe, dass diese zusammengeführt werden. Hierbei konnte ich mich kaum entscheiden, welche Person auf Seiten der ermittelnden Beamten ich sympathischer finden wollte, schon weil diese unterschiedlicher waren wie Tag und Nacht. Dies machte einen großen Reiz der Geschichte aus, weil so die Dynamik durchgehend unberechenbar und spannend blieb.

Der Autor ließ sich immer wieder etwas einfallen, das meinen Verdacht in eine Richtung lenkte, allerdings konnte ich bis zuletzt keinen Tipp abgeben, wer für die Taten in Frage kommen könnte. Raffiniert und vorsätzlich wurden falsche Fährten gelegt und Spuren angedeutet, die mich abgelenkt haben. Auf die tatsächliche Auflösung wäre ich nie gekommen, zuletzt hatte ich eine Person im Verdacht, die sich als unschuldig herausstellte. Dieses Ratespiel hat mir viel Spaß gemacht, auch dass die privaten Seiten der Beteiligten Raum im Buch bekamen, gefiel mir sehr. Ich könnte mir eine Fortsetzung mit den Ermittelnden vorstellen, denn die Charaktere waren großartig ausgearbeitet und ich würde mich freuen, käme da mehr. Von mir gibt es volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Schmerzhaft schön

All die ungesagten Dinge
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Als die Nachricht über den Tod ihres siebzehnjährigen Bruders die junge Ky erreicht, kann diese es kaum fassen, schließlich war der fünf Jahre jüngere Denny ein unauffälliger Junge, ein Musterschüler und ...

Als die Nachricht über den Tod ihres siebzehnjährigen Bruders die junge Ky erreicht, kann diese es kaum fassen, schließlich war der fünf Jahre jüngere Denny ein unauffälliger Junge, ein Musterschüler und gerade dabei, erwachsen zu werden. Sie selbst war es, die ihre Eltern überredet hat, Denny in das Lokal Lucky 8 gehen zu lassen, um seinen Schulabschluss zu feiern. Nun ist Denny tot und niemand will etwas gesehen haben, aber damit will sich Ky nicht abfinden und fängt an, tiefer zu graben. Mit der Mauer des Schweigens, die ihr dabei im Wege steht, hat sie allerdings nicht gerechnet.

„Versuchte sie vielleicht, Absolution zu erlangen, indem sie sich selbst so viel Unerträgliches zumutete, sich zwang, auf die denkbar quälendste Art und Weise herauszufinden, was mit ihrem Bruder passiert war? Sie wusste nicht, wer genau ihr diese Absolution erteilen konnte. Doch sie sah keine andere Möglichkeit, sich von dem Schuldgefühl zu befreien, das ihr die Luft abschnürte, seit sie vom Tod ihres Bruders erfahren hatte.“ (Seite 97)

Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich das Buch dem tragischen Tod von Denny an. Hierbei spielt die Handlung in der realen Stadt Cabramatta in Australien, die Protagonisten sind fast ausnahmslos vietnamesische Einwanderer und deren Nachkommen. Die Suche von Ky nach der Wahrheit wird unterbrochen durch den Wechsel zu Zeugen, Freunden, Weggefährten. Fast alle von ihnen haben gelogen, niemand will etwas gesehen, geschweige denn überhaupt mitbekommen haben. Jede dieser Personen hat eigene Gründe für das Schweigen, die erst nach und nach ans Licht kommen. Dies war so unglaublich spannend, dass ich über große Strecken hinweg von einem Spannungs-, wenn nicht sogar einem Kriminalroman sprechen würde.

Daneben wird das Thema Flüchtlinge, Integration und das Fremdsein in einem unbekannten Land immer wieder thematisiert. Die eigene Kultur, die Sprache und die Identität spielen eine große Rolle. Die verschiedenen Sichtweisen der Flüchtenden und deren Kindern wurden gegeneinander gestellt und verglichen, ohne wertend oder abwertend zu sein. Der versteckt oder offen zur Schau getragene Rassismus war erschreckend, stellenweise hat es mich geschüttelt vor Entsetzen, über lange Strecken hinweg aber ebenso mächtig wütend gemacht. Über viele Details habe auch ich mir tatsächlich noch nie Gedanken gemacht und war erschrocken, wie oberflächlich wir Menschen oftmals sind.

Der Einblick in die vietnamesische Kultur war faszinierend, die Geschichte der fiktiven Familie Tran traurig, tragisch und packend. Dieser Debütroman wird mir lange im Gedächtnis bleiben, gerne empfehle ich das Buch weiter. Volle Punktzahl mit einem extra Sternchen gibt es dafür von mir.

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