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Veröffentlicht am 29.09.2023

mit zunehmender Seitenzahl nimmt Krimi an Fahrt auf

Helle Tage, dunkle Schuld
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Die Autorin führt den Leser in diesem historischen Krimi nach Essen-Rüttenscheid ins Jahr 1948. Hier wird die Hausbesitzerin, Adelheid Hoffmann, nach einem Fenstersturz tot hinter ihrem Mietshaus gefunden. ...

Die Autorin führt den Leser in diesem historischen Krimi nach Essen-Rüttenscheid ins Jahr 1948. Hier wird die Hausbesitzerin, Adelheid Hoffmann, nach einem Fenstersturz tot hinter ihrem Mietshaus gefunden. Alles weist darauf hin, dass es kein Unfall oder Suizid war und so beginnt Karl Bruns von der Essener Polizei mit seinen Ermittlungen. Wie er dabei vorgegangen ist, in meinen Augen eher nachlässig als motiviert, hat mich anfangs nicht von seiner Kompetenz überzeugt. Dagegen hat die Autorin die damalige Zeit mit Nahrungs- und Wohnungsmangel, dem blühenden Schwarzmarkt und der Einführung der neuen Währung sehr gut vermittelt. Die Säuberungsaktionen durch die Alliierten, bei der skrupellose NS-Verbrecher auch in den Reihen der Polizei ermittelt, entfernt und für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, sind Thema im Buch. Carl Bruns hat sich da nichts vorzuwerfen, wurde er doch von den Nazis wegen seines jüdischen Großvaters aus dem Polizeidienst entlassen und in die Zeche verbannt. Erst nachdem Krieg durfte er wieder in den Polizeidienst zurückkehren.
Nach der Fensterleiche kommt es zu weiteren brutalen Morden. Es verdichten sich die Anzeichen, dass es einen Zusammenhang zu den Massenmorden im März 1945 beim Gruga-Park gibt. Hier wurden in den letzten Kriegstagen inhaftierte Zwangsarbeiter regelrecht abgeschlachtet und in einem Massengrab regelrecht verscharrt. Der Haupttäter ist noch immer untergetaucht.
Der Fall wird für Carl aber auch sehr persönlich, denn er trifft auf Anne, seiner ersten großen Liebe, bei seinen Ermittlungen. Alte Gefühle kommen nach so vielen Jahren wieder auf, doch sie und ihre Familie stehen auch im Focus der Ermittlungen.
Das Motto auf der Polizeiwache lautet: Wir machen alle mal Mist. Solange wir es nicht rumposaunen und schön die Klappe halten, interessiert`s keinen. Anfangs sperrt Carl sich gegen diese Sichtweise. Doch sein Verstand lässt auch ihn immer wieder abwägen zwischen Recht und Gerechtigkeit. Manchmal ist (ver)schweigen besser. Gegen Ende des Buchs überschlagen sich die Ereignisse. Auf bisher offen gebliebene Fragen des Lesers gibt es unerwartete Auflösungen und die Entlarvung der Täter bringt Carl nicht unbedingt Anerkennung bei seinen Kollegen. Auch wenn ich den Anfang eher schleppend empfunden habe, so hat mich das Ende doch überzeugt. Darum gibt’s von mir 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

sehr interessanter und kurzweiliger Roman

Marschlande
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Britta und Philipp Stoever wohnen seit drei Monaten in der Marsch. Sie sind in ein quadratisches Effizienzhaus, das Philipp so gut gefallen hat, und das in Brittas Augen so gar nicht in die Landschaft ...

Britta und Philipp Stoever wohnen seit drei Monaten in der Marsch. Sie sind in ein quadratisches Effizienzhaus, das Philipp so gut gefallen hat, und das in Brittas Augen so gar nicht in die Landschaft passt, mit ihren zwei Kindern eingezogen. Britta fühlt sich hier im neuen Heim nicht angekommen. Von den Einheimischen wird das Haus Eispalast genannt. Auf Brittas einsamen Wanderungen durch die Gegend trifft sie auf den Straßennamen Abelke Bleken der sie neugierig im Internet nach dieser Frau recherchieren lässt. Die lebte im 16. Jahrhundert hier in der Marsch auf einem Hufnerhof und kämpfte als ledige Frau um den Erhalt ihres Hofes.
Die Geschichte wechselt immer zwischen dem Leben der Familie Stoever und dem Leben von Abelke. Dabei zeigt die Autorin sehr anschaulich wie das Leben der Menschen damals war. Wie sie ihr Land den Widrigkeiten der Natur abgetrotzt haben und welche Pflichten mit dem Landbesitz einhergingen. Hier habe ich erstmals vom Spatenrecht erfahren. Interessant fand ich auch die Erklärungen des alten Mannes zur Entstehung der Bracke, die durch Deichdurchbrüche nach einer Springflut entstehen. Abelkes Schicksal hat mich berührt. Diese arbeitsame Frau, die den Intrigen des Deichvogts und den Anschuldigungen der Kirche ausgeliefert ist, hat mich schon traurig gemacht.
Doch auch Britta muss sich mit ihrer Unzufriedenheit mit dem sie nicht ausfüllenden Job, der kriselnden Ehe mit Philipp und ihren Zielen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt, auseinandersetzen. Mir hat dieser Wechsel zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit gefallen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und gebe daher 4 Lese-Sterne, eine Leseempfehlung eingeschlossen.

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Veröffentlicht am 16.08.2023

kniffliger, spannender neuer Fall

Nach der Zeit
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Hanna Will und ihr Kollege Jan de Bruyn vom LKA Niedersachsen werden zur Unterstützung in die Lüneburger Heide geschickt. Hier sind zwei Männer ums Leben gekommen. Anfangs dachte die Polizei aufgrund der ...

Hanna Will und ihr Kollege Jan de Bruyn vom LKA Niedersachsen werden zur Unterstützung in die Lüneburger Heide geschickt. Hier sind zwei Männer ums Leben gekommen. Anfangs dachte die Polizei aufgrund der Abschiedsbriefe und der Auffindesituation der Toten es handle sich um Suizid. Doch die Obduktion lässt nur Mord als Todesursache zu. Wieder einmal stellt Jan unter Beweis, dass er seinen guten Ruf als Psychologe zu Recht hat. Ich fand die Beschreibungen der Autorin, wie er aus den Fakten sein Täterprofil entwickelt wieder sehr überzeugend. Äußerst gelungen fand ich auch die Beschreibungen zum Gefühlschaos zwischen Jan und Hanna. Beide fühlen sich voneinander angezogen, finden trotzdem nicht immer die richtigen Worte und scheuen die absolute Nähe. Denn beide kämpfen mit ihren Altlasten. Das lässt die beiden sehr lebensecht und lebendig wirken. Ich mag die beiden sehr.
Der Fall selbst ist sehr verwickelt und als eine dritte Leiche gefunden wird, sind sich Hanna und Jan sicher, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben und der vielleicht noch weiter morden wird. Oder gibt es bereits weitere Opfer, bei denen der Mord als Selbstmord durchgegangen ist? Der Druck den Täter zu finden ist entsprechend hoch und genau den kann man beim Lesen spüren. Umso kritischer habe ich dann auch die eher widerwillige Zusammenarbeit mit den Lüneburgern gesehen. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Konkurrenzdenken einiger Lüneburger Kollegen gegenüber den beiden LKA-Mitarbeitern durchaus in der realistischen Polizeiarbeit so vorkommt. Ich fand den Krimi und seine so wendungsreiche Entwicklung spannend und unterhaltsam. 4 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung gibt’s daher von mir.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

wieder ein gelungener Tommen-Krimi

An einem dunklen Ort
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Für Wolfram Innerhoff spielt Geld eine große Rolle. Er hat es, mehrt es und vergisst dabei die Menschen um ihn herum. Doch nun zu seinem 70. Geburtstag hat er drei Personen, ehemalige Mitarbeiter und Geschäftspartner ...

Für Wolfram Innerhoff spielt Geld eine große Rolle. Er hat es, mehrt es und vergisst dabei die Menschen um ihn herum. Doch nun zu seinem 70. Geburtstag hat er drei Personen, ehemalige Mitarbeiter und Geschäftspartner denen er übel mitgespielt hat eingeladen, um sein Fehlverhalten wieder gutzumachen. Seine Tochter Irena, die gleichzeitig seine Assistentin ist, hat das Ganze organisiert. Doch am Morgen seines Geburtstages wird er erschossen in seinem Bett aufgefunden….
Am Anfang von Jans Ermittlungen hat er alle in der gemieteten Grunewalder Villa anwesenden Personen verhört, die Aussagen miteinander verglichen wegen des zeitlichen Ablaufs des Abends. Für mich waren das zu viele Wiederholungen der Abläufe, die nicht unbedingt zu mehr Spannung bei mir geführt haben. Gut entwickelt fand ich es dann, wie sich ein möglicher Tatablauf trotz sicherem Alibi in den Köpfen von Jan, Max, Zoe und Chandu entwickelt. Überhaupt ist dieses Quartett wieder ein tolles Team. So locker in der Zusammenarbeit und doch so beharrlich, clever und ausdauernd in ihrer Zielverfolgung. Gerade Chandu als Größe in der Berliner Unterwelt, geht hier absolut an seine Grenzen. Beängstigend fand ich seine Erläuterungen wie die unterschiedlichen Gangstergruppen und Clans sich in bestimmten Situationen dulden, in anderen aber erbarmungslos bekämpfen. Es wird deutlich wie schwer es für Chandu sein muss sich in diesen Kreisen zu bewegen und gleichzeitig mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Mich hat der neue Fall wieder gut unterhalten, so dass ich 4 Lese-Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Schein und Sein – sehr unterhaltsam

Die Tochter von Kopenhagen
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Britta Stein ist gebürtige Dänin, ist jedoch nach Ende des 2. Weltkrieges in die USA, Chicago, ausgewandert. Nun ist sie 92 Jahre alt und liest zufällig, dass Ole Henryks, den sie aus Kindheitstagen kennt, ...

Britta Stein ist gebürtige Dänin, ist jedoch nach Ende des 2. Weltkrieges in die USA, Chicago, ausgewandert. Nun ist sie 92 Jahre alt und liest zufällig, dass Ole Henryks, den sie aus Kindheitstagen kennt, wegen seines Engagements im Ort und seinem Einsatz zur Rettung von dänischen Juden im zweiten Weltkrieg in die Ruhmeshalle aufgenommen werden soll. Doch Britta weiß es besser. Sie weiß die Wahrheit über seine dänische Vergangenheit. Sie entwickelt einen Plan, der die Wahrheit über Ole, aber auch die Wahrheit über ihre eigene Familie ans Licht bringen soll. Sie sprüht die Wahrheit an die Wände von Oles Restaurant, nimmt eine Verleumdungsklage in Kauf.
Sehr weitschweifig erzählt Britta ihrer Anwältin, Catherine Lockhart, und ihrer Enkelin wie ihr Leben in Dänemark während des zweiten Weltkrieges aussah. Dabei geht sie sehr detailliert auf die politische Lage im Land ein, auf die besondere Beziehung zu kriegführenden Deutschland wie auch zu den Entwicklungen des Widerstandes im Land. Als Leser fand ich sehr informativ wie auch unterhaltsam. Doch leider steht Catherine unter enormen Zeitdruck Druck wegen der richterlich angeordneten Termine. Den habe ich beim Lesen ebenfalls gespürt. Sehr gut herausgearbeitet wurde vom Autor das gerichtliche Prozedere in Amerika. So hat mich das selbstherrliche Gebaren von Sterling Sparks, dem Rechtsanwalt von Ole Henryks, zum Schmunzeln gebracht. Hat doch seine Eitelkeit Catherine mehrmals in die Hände gespielt. Brittas Verteidigerin kam mir im Gerichtssaal mitunter wie eine clevere Pokerin vor. So gelingt es ihr auch Ole im Kreuzverhör in Widersprüche zu verwickeln und ihn in Neben- und Zwischensätzen zu ungewollten Aussagen zu verleiten. Im Buch wird ein Teil dänischer Geschichte anhand einer Familiengeschichte sehr gut vermittelt. Ich habe mich sehr kurzweilig unterhalten gefühlt und gebe 4 Lese-Sterne.

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