Platzhalter für Profilbild

Christina19

Lesejury Profi
offline

Christina19 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Christina19 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2023

Medizingeschichte als Roman verpackt

Die Magd des Medicus
0

Der Roman spielt im 16. Jahrhundert und ist eine Mischung aus historischen Fakten und Fiktion. Die wenigen überlieferten Informationen aus dem Leben von Paracelsus sind gut recherchiert und geschickt in ...

Der Roman spielt im 16. Jahrhundert und ist eine Mischung aus historischen Fakten und Fiktion. Die wenigen überlieferten Informationen aus dem Leben von Paracelsus sind gut recherchiert und geschickt in einen größeren Kontext verpackt. Mit Barbara wird dem Medicus nämlich eine Magd an die Seite gestellt, von deren tatsächlicher Existenz heute nichts bekannt ist und die somit der Feder der Autorin entspringt. Barbara tritt, gemessen an der Zeit, in der sie lebte, recht selbstbewusst auf. Theophrastus dagegen wird als sehr ambivalente Persönlichkeit dargestellt: Einerseits ist er der bodenständige und einfühlsame Arzt, der sich vor allem den Bedürftigen widmet, andererseits kann er sehr aufbrausend sein, neigt mitunter zum Größenwahnsinn und behandelt Kollegen öfter herablassend. Während er zu Lebzeiten nur eingeschränkt Achtung erfahren hat, wurden vor allem nach seinem Tod viele seiner Schriften veröffentlicht und so gilt Paracelsus heute zu Recht als einer der Wegweiser der Naturheilkunde.
Die Erzählung von Theophrastus‘ Leben und Wirken ist interessant beschrieben, gerät an der einen oder anderen Stelle für mich jedoch etwas zu langatmig. In der zweiten Hälfte des Buches hatte ich zudem ein wenig Schwierigkeiten, mir die Stationen seiner Reise und die damit in Verbindungen stehenden Nebenfiguren noch vollständig zu merken. Sprachlich ist die Geschichte der Epoche angepasst, in der sie spielt. So ist der Roman mit einer Vielzahl an Wörtern gespickt, die man heute kaum mehr verwendet, die hier aber dafür sorgen, dass man sich als Leser sofort in der Zeit zurückversetzt fühlt. Im Anhang befindet sich dafür ein sehr ausführliches Glossar, das das Verständnis deutlich erleichtert.
Für Liebhaber historischer Romane und/oder Leser, die sich für Medizingeschichte interessieren, ist dieses Buch empfehlenswert!

Veröffentlicht am 13.09.2023

Der Weg zur Selbstfürsorge

Das Mosaik meines Lebens
0

Nachdem ihr die Verantwortung im Alltag zu viel geworden ist, nimmt sich Lisa eine Auszeit von ihrem Mann Fin und den beiden Kindern. Sie reist nach Griechenland, wo sie schon bald auf eine alte Bekannte ...

Nachdem ihr die Verantwortung im Alltag zu viel geworden ist, nimmt sich Lisa eine Auszeit von ihrem Mann Fin und den beiden Kindern. Sie reist nach Griechenland, wo sie schon bald auf eine alte Bekannte trifft und mit ihr das "Mosaik des Lebens" entdeckt. In den darin dargestellten Frauen entdeckt sie Teile ihrer Selbst und findet schließlich den Schlüssel zum Glück.

Nach dem Lesen des Verlagstextes und der Leseprobe hatte ich bei diesem Buch einen Roman erwartet. Stattdessen handelt es sich jedoch um eine psychologisch-philosophische Erzählung.
Die Hauptfigur Lisa erfährt mit dem Mosaik von den 12 Urtypen des Ichs, die in jedem Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden sind und die unser Denken und damit unser Handeln bestimmen. Lisa lernt jeden dieser Archetypen kennen, wobei ich als Leser bis zum Schluss meine Schwierigkeiten damit hatte, mir deren Namen einzuprägen und sie auseinanderzuhalten. Die Protagonistin begreift allmählich innere Vorgänge und lernt, dass man niemanden für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse verantwortlich machen kann, sondern dass jeder Mensch seine Bedürfnisse selbst erkennen und formulieren muss. Sie entdeckt also, dass sie nicht das Opfer ihrer eigenen Umstände ist, sondern findet ihre Selbstwirksamkeit wieder. Damit gibt das Buch auch dem Leser einen Anstoß dazu, in sich hineinzuhören, auf seine Gefühle zu achten und ggf. Wünsche zu verwirklichen. Die Erzählung kann somit ein Ratgeber zu mehr Achtsamkeit sein.
Die Gestaltung des Buches gefällt mir gut. Den Einband finde ich sehr ansprechend und die Darstellungen, die die Geschichte ergänzen, greifen den Inhalt treffend auf.

Veröffentlicht am 30.08.2023

Essen ist auch (k)eine Lösung

Der berühmte Tiefpunkt
0

Schon lange fühlt sich Marieke am Arbeitsplatz vergessen. Während ihre Kolleginnen mit den ihnen anvertrauten Senioren in einen Neubau wechseln durften, verbringt sie ihre Zeit als Pflegekraft noch immer ...

Schon lange fühlt sich Marieke am Arbeitsplatz vergessen. Während ihre Kolleginnen mit den ihnen anvertrauten Senioren in einen Neubau wechseln durften, verbringt sie ihre Zeit als Pflegekraft noch immer in dem maroden Gebäude, kümmert sich alleine um die Bewohner ihrer Station und füttert ihnen tagtäglich dasselbe Essen. Als sie nun auch noch ihr Freund vor die Tür setzt, scheint Marieke am absoluten Tiefpunkt angekommen zu sein. Sie leiht sich ein Auto, in dem sie von nun an schläft, und hat kaum mehr als die Kleider, die sie am Leib trägt. In all ihrem Kummer spendet ihr vor allem Eines Trost: Essen. Der Grund hierfür liegt in ihrer Vergangenheit, die sie bald einholt. Schritt für Schritt schreitet Marieke voran und findet allmählich einen Weg aus ihrer Situation.

Der Roman erzählt in kurzen Kapiteln von der ebenso liebenswürdigen wie bedauernswerten Protagonistin. Man begleitet sie bei ihrer täglichen Arbeit in einem Pflegeheim, in dem deutlich die Missstände aufgezeigt werden – vom Personalmangel über die damit verbundene Knappheit an Zeit für die einzelnen Senioren bis hin zur inakzeptablen Wohnsituation. Regelmäßige Rückblenden bringen uns Marieke näher, indem sie Aufschluss über ihre Kindheit geben und ihr Verhältnis zu den Eltern und Geschwistern beleuchten. Was anfangs noch nicht zu erkennen ist, wird nach und nach immer deutlicher: Mariekes Erinnerungen an eine glückliche Kindheit trügen sie und hervor treten zerrüttete Familienverhältnisse und ein Kindheitstrauma, das bis in die Gegenwart strahlt. Eine besondere Rolle in ihrem Leben nimmt in diesem Zusammenhang die Zubereitung aufwändiger Gerichte und der Genuss der Speisen ein. Ihre Leidenschaft ist es schließlich, die ihr ein Stück weit bei der Befreiung aus ihrer miserablen Situation hilft. Obwohl das Ende einen positiven Ausblick gewährt, hätte ich mir gewünscht, dass Marieke ihre schwierige Kindheit besser aufarbeitet.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Außergewöhnliche Gartenfragen in sehr ansprechender Gestaltung

Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?
0

„Werden die Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?“ ist ein Nachschlagewerk für Hobbygärtner und solche, die es werden wollen. Anders als in den ...

„Werden die Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?“ ist ein Nachschlagewerk für Hobbygärtner und solche, die es werden wollen. Anders als in den übrigen Gartenbüchern, die ich bereits besitze, werden in diesem Buch viele außergewöhnliche Fragen gestellt und ausführliche Antworten geliefert. Die Fragen sind sehr übersichtlich in fünf Kapitel eingeteilt:
1 Was baue ich an?
2 Wo baue ich an?
3 Erlebnis Eigenanbau
4 Wer knabbert an meinen Pflanzen?
5 Ernten und Verarbeiten
Unter den Fragen sind solche, die Hobbygärtner mit ein wenig Erfahrung bereits selbst beantworten können, z. B. Muss ich wirklich jedes Jahr alles neu aussäen? Das Buch enthält jedoch auch eine Vielzahl an Inhalten, die auch für erfahrene Gärtner interessant sind, z. B. wie man herausfindet, ob die Samen noch leben, wie man seinen eigenen Dünger herstellt und wie man ohne Komposthaufen kompostiert.
Besonders gut gefällt mir die Gestaltung der einzelnen Seiten. Diese sind sehr übersichtlich dargestellt und mit wahnsinnig schönen Illustrationen versehen.
Bestimmt werde ich dieses Buch noch öfter zur Hand nehmen - insgesamt ein gelungenes und zu empfehlendes Nachschlagewerk!

Veröffentlicht am 07.08.2023

Ernste Themen gut aufgearbeitet

Wunder brauchen etwas länger
0

Nell, die bei der Telefonseelsorge arbeitet, trifft eines Tages während ihrer Mittagspause auf den Iren Charlie. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch und schnell entwickelt Nell für Charlie mehr ...

Nell, die bei der Telefonseelsorge arbeitet, trifft eines Tages während ihrer Mittagspause auf den Iren Charlie. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch und schnell entwickelt Nell für Charlie mehr als nur freundschaftliche Gefühle. Obwohl sich beide ein paar Mal verabreden und sich einander annähern, zieht sich Charlie immer wieder zurück und blockt ab, denn er trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, das ihn sehr belastet...

In dem Roman wagt sich die Autorin Hannah Sunderland an die Themen Trauer, Depression und Suizid heran. Sie beschreibt eine weitgehend authentische Handlung und arbeitet die Figuren sehr lebensnah heraus. Die Geschichte ist in Ich-Perspektive größtenteils aus der Sicht von Nell erzählt. Sie ist anfangs unterhaltsam und fesselnd, hat zwischendurch ihre Längen und wird dann wieder spannender. Vor allem die letzten Kapitel sind sehr dramatisch. Der Verlauf des Romans war für mich nicht vorhersehbar und daher immer wieder überraschend.
Die Gestaltung des Covers finde ich sehr gelungen.
Da das Buch mit Trauer, Depressionen und Suizidversuchen sehr ernste Themen behandelt, sollte beachtet werden, dass die Inhalte für Betroffene potentiell triggernd sein können.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl