Cover-Bild Die kranke Frau
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 18.08.2022
  • ISBN: 9783462000153
Elinor Cleghorn

Die kranke Frau

Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen
Anne Emmert (Übersetzer), Judith Elze (Übersetzer)

Von den antiken Anfängen der Medizin bis in die Gegenwart, von der » wandernden Gebärmutter « bis zur Entdeckung von Autoimmunerkrankungen und Endometriose: Die englische Feministin Elinor Cleghorn präsentiert eine bahnbrechende und aufwühlende Kulturgeschichte über das Verhältnis von Frauen, Krankheit und Medizin.

Elinor Cleghorn, selbst an der Autoimmunerkrankung Lupus erkrankt, hat sich nach einer nervenaufreibenden Diagnose-Odyssee auf die Suche nach den Wurzeln der patriarchalen Mythen begeben, die unsere westliche Medizin bis heute prägen. Anhand einer Fülle von historischem Material rekonstruiert sie, wie stark die Medizin als Wissenschaft und Institution von kulturellen und gesellschaftspolitischen Umständen beeinflusst ist. Denn die Tatsache, dass Frauen als das schwächere Geschlecht galten und auf die soziale Aufgabe der Mutterschaft reduziert wurden, formte auch den medizinischen Blick auf Frauen und Weiblichkeit über die Jahrhunderte. Von der »wandernden Gebärmutter« über die »Hysterie« bis hin zum sich nur äußerst langsam wandelnden Verständnis für Menstruation und Menopause – all diese Diagnosen und Entwicklungen zeugen von einer männlich geprägten, nicht selten sexistischen Medizin.

Feminist*innen erheben seit Langem ihre Stimme gegen diesen patriarchalen Zugriff auf ihren Körper und kämpfen für eine bessere Aufklärung über weibliche Gesundheit. Wer verstehen will, warum dieser Kampf wichtig und notwendig ist, findet in Elinor Cleghorns augenöffnendem Buch die Antwort.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2024

Die Frau in der Medizin, früher und heute

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Das Sachbuch "Die kranke Frau: Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen" von Elinor Cleghorn ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Buch, ich würde sogar sagen, dieses ...

Das Sachbuch "Die kranke Frau: Wie Sexismus, Mythen und Fehldiagnosen die Medizin bis heute beeinflussen" von Elinor Cleghorn ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Buch, ich würde sogar sagen, dieses Buch war schon sehr lange dringend fällig!
Das Buch, welches mit einem persönlichen und sehr gut geschriebenen Vorwort der Autorin beginnt, bietet einen sehr interessanten und umfangreichen Übersicht darüber, wie Frauen in der Medizin behandelt wurden und werden.
Es beginnt im 19. Jahrhundert, zieht sich über die 40er Jahre bis hin in die Gegenwart. Das Buch ist sehr aufschlussreich und an vielen Stellen auch einfach nur schockierend.

"Frauen erhalten seltener Schmerzmittel und stattdessen häufig schwache Beruhigungsmittel und Antidepressiva. Frauen erhalten nicht so oft eine Überweisung für eine weiterführende diagnostische Untersuchung wie Männer. Und ihre Schmerzen werden eher auf eine emotionale oder psychische als auf eine körperliche oder biologische Ursache zurückgeführt. Frauen leiden besonders häufig an chronischen Krankheiten, die mit Schmerzen beginnen. Doch ehe Schmerzen als Symptom einer möglichen Krankheit ernst genommen werden können, muss das Gegenüber im Behandlungszimmer sie erst einmal zur Kenntnis nehmen und glauben. Das verbreitete Misstrauen gegenüber Frauen und ihren Schmerzen ist seit Jahrhunderten fest in die Medizin eingeschrieben."

"Als weiße Frau kann es mir passieren, dass meine Schmerzen als hysterisch abgetan werden, aber manch Schwarze Frau muss darum kämpfen, dass ihre Schmerzen überhaupt zur Kenntnis genommen werden."

"Dass Frauen nicht zu Wort kommen, nicht gehört werden, gehört zu den Bedingungen der männergemachten Welt. Die Medizin ist ein Konstrukt dieser Welt, sie ist androzentrisch. Das heißt, der männliche Körper gilt als Standard, Männer dominiertes wissen er freut sich höchster Wertschätzung. Das heißt aber auch, dass Merkmale, die Mannsein und Männlichkeit bestimmen, privilegiert sind."

"Nachdem die hippokratischen Schriften und andere Texte den Frauen früher Heirat und häufige Fortpflanzung empfohlen hatten, um Krankheiten von Körper und Geist fernzuhalten, verordnete nun die Kirche Ehe und reproduktiven Geschlechtsverkehr als gesellschaftliche Schutzvorkehrung gegen die Fortsetzung der Erbsünde."

Auch wenn das Buch leider nicht komplett alle medizinischen Bereiche abdeckt (bzw. abdecken kann), sondern eben hauptsächlich frauenspezifische Gebiete, fand ich es durchaus sehr aufschlussreich und lesenswert. Es hat sich zwar seit dem 19. Jahrhundert zum Glück einiges getan, aber auch heute sind Frauen immer noch benachteiligt. Das Buch ist auch ein Aufruf, dies weiterhin zu verbessern.

"Die Medizin hat im Lauf ihrer Geschichte das Frausein und den Frauenkörper so massiv pathologisiert, dass die Unpässlichkeit der Frau in Gesellschaft und Kultur zum Normalstand wurde und ihr Recht über den eigenen Körper bis heute umstritten ist."

"Der Feminismus hat uns unseren Körper zurückgegeben. In der Medizin sollten sich alle Beteiligten bewusst sein, wie schwer es für uns Frauen war, an diesem Punkt zu gelangen, an dem wir artikulieren können, wie es sich anfühlt und wo es wehtut. Wir sind die verlässlichsten Zeuginnen dessen, was in unserem Körper geschieht. Das Leben von Frauen hängt davon ab, dass die Medizin lernt, ihnen zuzuhören."

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Eine eindrückliche Zusammenfassung über die Behandlung der Frau in der Medizin

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"Die Hysterie subsummierte alles, was männliche Ärzte und Gelehrte darunter verstehen wollten, und das einzige klare diagnostische Kriterium war das weibliche Geschlecht."

Die promovierte Kulturhistorikerin ...

"Die Hysterie subsummierte alles, was männliche Ärzte und Gelehrte darunter verstehen wollten, und das einzige klare diagnostische Kriterium war das weibliche Geschlecht."

Die promovierte Kulturhistorikerin Elinor Cleghorn gibt in diesem Buch einen Überblick über die Behandlung von Frauen in der Medizin, vom antiken Griechenland bis heute. Manches war mir bekannt, vieles hat mich erschüttert. Sie behandelt unter anderem die "Hysterie", die seit jeher in der Medizin als Diagnose vorhanden war - und deren Therapie teils bis hin zur Lobotomie führte. Viele Erkrankungen, die überwiegend Frauen betreffen, wurden unter Hysterie subsummiert. Auf diese geht Cleghorn zum Teil mit eindrücklichen Beispielen ein. Sie behandelt die Anästhesie in der Geburtshilfe, die Erfindung und Bedeutung der Pille, die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium, die Behandlung von Frauen in der Psychiatrie, die unkritische Anwendung von Beruhigungsmitteln und Östrogenpräparaten bei Hausfrauen und vieles mehr. Sie endet mit ihrer eigenen Geschichte: nach jahrelangen unspezifischen Symptomen, die nicht ernst genommen wurden, wurde bei Cleghorn schliesslich systemischer Lupus erythematodes diagnostiziert. Nicht ohne dass bereits Komplikationen wie ein AV Block bei ihrem zweiten Kind und eine Perikarditis mit Perikarderguss auftraten.

"Die Erfindung der Pille bedeutete für die Frauen, für ihren Körper und ihr Leben nichts weniger als eine Revolution. Sie war aber zugleich ein Experiment, das auf dem Verstoß gegen ethische Grundsätze und Informationsunterdrückung beruhte."

"Die kranke Frau" ist keine leichte Kost, und auch teilweise sehr dicht zu lesen, jedoch sehr, sehr lohnenswert. Für mich als Ärztin war es auch interessant, eine andere Seite von bekannten Ärzte der Geschichte zu sehen, die so im Studium nie behandelt wurde. Es ist Zeit, dass Mediziner - sowohl Frauen als auch Männer - sich mit dieser Geschichte befassen und aktiv dagegenwirken, weiter Geschlechterstereotypen in der Medizin zu verbreiten. Es ist Zeit, dass der Paternalismus in der Medizin Geschichte wird. Dieses Buch bzw. diese Themen sollte im Medizinstudium behandelt werden und von Ärzten gelesen werden. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.10.2022

Die Frau in der Medizin

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Die Frau in der Medizin

Die Autorin Elinor Cleghorn nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte der Medizin. Doch nicht der allgemeinen, sondern der der Frau. Und wie sie eigentlich nie sonderlich ...

Die Frau in der Medizin

Die Autorin Elinor Cleghorn nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte der Medizin. Doch nicht der allgemeinen, sondern der der Frau. Und wie sie eigentlich nie sonderlich beachtet wurde.

Wie auch bei ihr, werden viele Krankheiten zufällig gefunden oder weil man als Frau immer und immer wieder darauf aufmerksam macht. Regelschmerzen? Sind doch normal! Endometriose? Ach was, das kommt doch nicht so oft vor. Das bilden sie sich sicher nur ein. Nein! Machen wir nicht. Und dennoch werden wir kaum Ernst genommen.
Schon die Einleitung lässt einen mit offenem Mund und Kopfschütteln zurück. Wie die Frau schon immer eigentlich nur als Gebärmaschine angesehen wird und man mit den absurdesten Mitteln versucht, Dinge zu erfinden. Eine Frau sollte immer Sex haben, damit sie bei ebster Laune bleibt udn die Gebärmutter “gefüttert” wird? Schön für den Ehemann würde ich sagen.

Und natürlich wurde Frauen, die vielleicht früher schon ein bisschen mehr von ihrem Körper verstanden haben als der Mann, das Arbeiten in der Medizin verboten. Sie wurden nicht behandelt und durften nicht helfen. Ein Teufelskreis.

Es werden viele Fakten und geschichtlicher Hintergrund zusammengetragen, die wirklich lesenswert sind und mich doch immer wieder verwundert haben. Ab und an habe ich mich mit der ausholenden Art schwer getan und brauchte auch etwas Zeit für das Buch. Doch möchte ich es dennoch empfehlen. Der Inhalt ist lesenswert und wirklich informativ. Vielleicht hilft er auch, sich seiner eigenen Beschwerden bewusst zu werden und dafür zu kämpfen, dass genauer hingesehen wird.

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Veröffentlicht am 26.09.2022

Körper und Macht

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Es gibt Bücher, die sind so gut, dass man sie innerhalb eines Tages weg liest und dann gibt es Bücher, die sind so gut, dass man sich Zeit dafür nehmen muss.

Die kranke Frau ist ein phänomenales und ...

Es gibt Bücher, die sind so gut, dass man sie innerhalb eines Tages weg liest und dann gibt es Bücher, die sind so gut, dass man sich Zeit dafür nehmen muss.

Die kranke Frau ist ein phänomenales und augenöffnendes Buch, das mich an manchen Stellen sehr aufgewühlt hat. Der Inhalt vom Buch hat mich wütend gemacht, mich frustriert und mir teilweise das Gefühl gegeben, komplett hilflos zu sein. Ich konnte immer nur ein paar Seiten auf einmal lesen, bevor mein Blutdruck wieder zu hoch war.

Denn noch immer werden Frauen und ihre Leiden nicht ernst genug genommen. Bei denselben Symptomen bekommt ein Mann eher Schmerzmittel und eine Frau Beruhigungsmittel. Was sagt das über unsere Stellung in der Gesellschaft aus, wenn der Schmerz leidender Männer eher gestillt wird und leidende Frauen eher ruhiggestellt werden? Oder wenn Krankheitssymptome bei Frauen schneller auf die Psyche geschoben werden?

Unter dieser Doppelmoral leiden noch immer richtig viele und ich kenne selbst einige, die wegen sexistischer Vorurteile beinahe gestorben wären. Auch die Autorin berichtet aus ihrer persönlichen Erfahrung und beschreibt die Entwicklung der weiblichen Gesundheit von der Antike bis in die heutige Zeit.

Mich hat es komplett überrascht, wie intersektional das Thema ist und wie eigentliche Fortschritte in der Medizin wieder für ideologischen Missbrauch herhalten müssen. Es wird sehr gut aufgezeigt, wie verschiedene Vorurteile einander bedingen und aufrechterhalten, sodass eine wissenschaftliche Argumentation kaum mehr möglich ist. Und dann kommt in manchen Fällen noch die Religion dazu.
Manchmal war es wirklich sehr frustrierend, aber das macht das Buch umso wichtiger.

Für mich war es ein absolutes Highlight, mit vielen Quellen um weiter zu recherchieren, über ein Thema das leider noch immer viel zu aktuell ist.

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