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Veröffentlicht am 25.11.2023

Verglüht leider und brennt auf Sparflamme

Totenlichter
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Was treibt Menschen, die ein Busunglück überlebt haben, dazu an, doch den Freitod zu wählen und ihrem Leben ein Ende zu setzen? Jan und Anna stehen vor einem Rätsel, denn hier scheint es zunächst keine ...

Was treibt Menschen, die ein Busunglück überlebt haben, dazu an, doch den Freitod zu wählen und ihrem Leben ein Ende zu setzen? Jan und Anna stehen vor einem Rätsel, denn hier scheint es zunächst keine wirklichen Zusammenhänge zu geben. Doch der Teufel liegt im Detail und der zeigt sich in Form einer kleinen Kapsel, die eine mit Lammblut geschriebene Botschaft enthält. Doch wer treibt hier sein grausames Spiel?


Mit "Totenlichter" veröffentlicht Aaron Sander den zweiten Band seiner Thriller-Reihe , die im ersten Drittel auch tatsächlich an den großen Erfolg von "Schmerzwinter" anzuknüpfen scheint. Es sind geradezu elektrisierende Szenen, die der Autor beschreibt und die für ordentlich Kopfkino sorgen. Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt und ein permanentes Kribbeln in den Finger zu spüren - genau wie im Vorgängerband ist eine unheimliche Atmosphäre dafür verantwortlich.

Doch nach eben jenem besagten Drittel kippt das Ganze, da aufmerksame Leser:innen schon jetzt wissen, wer für die grausamen Taten verantwortlich ist. Die Lösung präsentiert sich fast wie auf dem Silbertablett und dadurch ist die Luft raus. Auch gibt es eine sehr detaillierte Schilderung mit dem "Erwecker", die fast zum Nachahmen animiert und hier hätte ich mir einen entsprechen Warnhinweis gewünscht, der allzu vorwitzige Leser;innen oder auch Betroffene davor schützt, diesen Schritt zu gehen und den "Erwecker" nachzubauen. Hier liegt eindeutig Gefährdungspotenzial und das muss, m. E, auch sehr deutlich gekennzeichnet sein, um unschöne Nebenwirkungen zu vermeiden.

Die Figur von Jan hat sich beträchtlich weiterentwickelt und zum Glück hat er nichts von seiner Chuzpe eingebüßt. Anna hingegen hat deutlich an Biss verloren, wirkt daher manchmal zu blass und weniger energiegeladen. Der Plot an und für sich kann viele gute Ideen vorweisen, die in er Umsetzung allerdings nicht ganz so ausgreift sind, wie in "Schmerzwinter". Ob ich mir einen dritten Teil gönne ? Ich weiß es aktuell leider nicht.

Alles in allem verglüht hier Vieles im Raum und daher brennt der Roman eher auf Sparflamme - 2,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 20.10.2023

Brennt auf ganz kleiner Flamme

Camping-Inferno
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Auch das noch ! Henrik hatte sich so auf eine paar Tage Ruhe und Nichtstun gefreut, stattdessen steht er knietief im Chaos eines Messie-Haushaltes. Erben ist ja schön und gut, aber doch bitte nicht so. ...

Auch das noch ! Henrik hatte sich so auf eine paar Tage Ruhe und Nichtstun gefreut, stattdessen steht er knietief im Chaos eines Messie-Haushaltes. Erben ist ja schön und gut, aber doch bitte nicht so. Ein gemütliches Bett ist nicht zu finden, deswegen ist schnell der örtliche Campingplatz als Unterkunft gebucht. Aber auch dort scheint Ruhe ein Fremdwort zu sein, denn ein Feuerteufel zündelt, was das Zeug hält...


"Camping-Inferno" ist das dritte Buch aus der Camping-Krimi-Reihe von H.K.Anger und führt dieses Mal an die Nordsee. Zwischen Zwillingswindmühlen, Ebbe und Flut geht aber dem Krimi leider schnell die Puste aus und es springt der Funke nicht so richtig über. Henrik und Kathrin lassen die Leser:innen an diversen Befragungen teilhaben, die sich endlos in die Länge ziehen und nicht wirklich spannend sind.

Auch wenn Henrik auf Seite 156 sagt: " Ich habe das Gefühl, wir sollten Gas geben,..." setzt die Autorin diesen gut gemeinten Ratschlag ihres Protagonisten leider nicht in die Tat um. Die Handlung schwelt so vor sich hin, schlägt aber nie richtige Flammen, um Action, Spannung und Brisanz in eine heiße Phase zu treiben.

Es gibt ein paar gute Ideen, die viel Potenzial haben, aber Anger schafft es nicht richtig, diese Einfälle auch brandheiß und gefährlich werden zu lassen, sodass sie am Ende wieder nur heiße Luft sind. Landschaftlich schön beschrieben, plätschert "Camping-Inferno" seicht vor sich hin. Die Routeninfos zum Nachfahren befinden sich inklusive Koordinaten am Ende des Buches und laden dazu ein, die Originalschauplötze zu besuchen.

Alles in allem eine eher ruhige und gemächliche Lektüre, die mal eben schnell im Camping-Stuhl gelesen ist, aber leider keine wirklichen Spuren hinterlässt. 2,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Von allem zu viel, aber viel zu wenig Emotionen

Die Reisenden der Nacht
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Ally steht vor einer Entscheidung, die ihr Mutterherz in tausend Stücke reißt. Sie kann das Leben ihrer Tochter Lilith nur retten, wenn sie sich von ihr trennt und sie auf die Reise nach Kuba schickt. ...

Ally steht vor einer Entscheidung, die ihr Mutterherz in tausend Stücke reißt. Sie kann das Leben ihrer Tochter Lilith nur retten, wenn sie sich von ihr trennt und sie auf die Reise nach Kuba schickt. Der Rassenhass des braunen Sumpfes macht auch vor unschuldigen Kinder nicht Halt und Ally sieht keinen anderen Ausweg mehr, als diesen Schritt zu gehen.Sie ahnt nicht, dass das Schicksal ihre Tochter Jahre später vor genau die gleiche Entscheidung stellen wird....


Nach "Das Erbe der Rosenthals" und "Die verlorene Tochter der Sternbergs" ist dies bereits der dritte Roman von Armando Lucas Correa, den ich lesen darf und ich bin nach Beendigung der Lektüre mehr als hin und her gerissen, wie ich den Inhalt bewerten soll.

Haben mich Cover und Klappentext fast magisch angezogen und zum Lesen inspiriert, so finde ich schon nach wenigen Kapiteln eigentlich eine bereits bekannte Handlung zwischen den Seiten wieder, die ich aus den oben erwähnten Büchern kenne. Der Autor hat hier Namen und Handlungsorte abgewandelt, um einen Generationenroman zu stricken, der sich um schwerwiegende Entscheidungen, Rassenhass und die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und der kubanischen Revolution dreht.

Die Handlung sowie die Personen sind auf eigentümliche Art unnahbar und es fällt mir schwer, eine emotionale und persönliche Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Sie berühren mich nicht wirklich, sodass ich keine Empathie für sie empfinden kann und das ist normalerweise die Voraussetzung für ein gutes Buch, dass sich Leser:in und Protas verbinden und gemeinsam den Weg der Handlung gehen.

Es sind traumatische Ereignisse, die hier zu verarbeiten sind und doch gelingt es Correa nicht, die Emotionen so darzustellen, dass sie aufgenommen und transportiert werden können. Das, was Ally erlebt, ist geschichtlich und persönlich noch zu verstehen, da ich bereits viele Bücher zu dieser Thematik gelesen habe. Jedoch komme ich mit dem Handlungsstrang in Kuba nicht ganz klar, denn hier wird politisches und geschichtliches Wissen vorausgesetzt, um der Handlung folgen zu können.

Ich muss ehrlich sein und gestehen, dass ich irgendwann einfach angefangen habe, das Buch quer zu lesen, um zum Ende zu gelangen. Ähnlich ist es mir auch mit dem zweiten Buch des Autors ergangen. Gerade Generationenromane, die wahre geschichtliche Hintergründe haben, sollen eindringlich und wachrüttelnd sein. Dieser Roman bleibt mir allerdings als ein erneut gescheiterter Versuch in Erinnerung, mich mit den Ideen des Autors anzufreunden..

Es wird sicherlich eine große Fangemeinde geben, die auch diesen Roman lieben wird - bei mir reicht es leider nur für 2,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 04.08.2023

Leo macht das schon...

Nordseesturmtage
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Leonie hat das Studium fast beendet und es fehlt nur noch das Praktikum, um gemeinsam mit ihrem Vater kleine Fellnasen, Samtpfoten und vielen andere Tiere zu verarzten. Der Weg zurück an die Nordsee fährt ...

Leonie hat das Studium fast beendet und es fehlt nur noch das Praktikum, um gemeinsam mit ihrem Vater kleine Fellnasen, Samtpfoten und vielen andere Tiere zu verarzten. Der Weg zurück an die Nordsee fährt sich fast von alleine, bis Leonies Auto den Geist aufgibt. Hilfe naht in Gestalt von Nils, der als Mechaniker genau weiß, wo er mit den Reparaturen - nicht nur am Auto - beginnen muss. Aus dem anfänglichen Blickkontakt wird mehr, denn Nils gesteht Leonie, dass er schon länger etwas für sie empfindet. Und auch Leonie ist nicht abgeneigt. Zwischen Dünengras und Nordseewellen wartet aber die ein oder andere Überraschung auf die beiden, die nicht nur romantischer Art ist...


"Nordseesturmtage" ist ein Buch, das mich mit dem Cover regelrecht zum Lesen verführt hat. Ein bisschen Dünenromantik schadet nicht und ist gerade jetzt bei den doch eher verregneten Sommertagen genau das Richtige, um die grauen Wolken am Himmel leicht rosa zu färben. Leonie ist so eine Art "Hans Dampf in allen Gassen", denn egal was gerade ansteht - Leonie kann alles, macht alles, hat für alles eine Lösung....und wenn nicht, fragt sie ihren Daddy. Das lässt sie in meinen Augen leicht überheblich und auch ein Stück weit unglaubwürdig wirken, denn so eine Überfliegerin mit gerade einmal 25 Lebensjahren habe ich bisher noch nicht kennengelernt.

Ein bisschen erinnert die Handlung an die früheren Tierarztserien im TV "Ein Heim für Tiere" und "Tierärztin Dr Mertens" und es finden sich viele Tiere in der Handlung ein, die Leonies Weg kreuzen. Auch das ein oder andere menschliche "Schaf" ist darunter und gerade die reichlich versnobte Alina tut alles dafür, fleißig Punkte auf der Antipathie-Skala zu sammeln.

Die Dialoge wirken alle ein bisschen hölzern und sehr konstruiert, bieten nicht unbedingt ausgefeilte sprachliche Tiefe und die Probleme, mit denen sich Leonie herumschlägt, lösen sich fast immer mit einem Fingerschnippen in Luft auf. Mag sein, dass ich mit meiner doppelten Anzahl an Lenzen nicht unbednigt die Zielgruppe bin, auf die das Buch abzielt, aber normalerweise lese ich einen schönen Liebesroman mal ganz gerne zur Abwechslung. Hier finde ich allerdings recht plumpe Romantik, die mit Pseudoerotik auf den letzten paar Metern noch ein wenig die Stimmung ankurbeln soll. Auch ein bisschen Spannung findet sich im raschelnden Dünengras, aber das ist so wenig, dass der Spannungsbogen noch nicht einmal ansatzweise gespannt wird. Naja, nicht unbedingt mein Ding, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und das ist gut so.

Das Buch ist schnell gelesen und tatsächlich genauso schnell wieder vergessen. Die tollen Landschaftsbeschreibungen und das maritime Feeling zaubern ein bisschen Strandkorbstimmung, aber mehr wird daraus leider nicht. 2,5 Sternchen - schade

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Trift nicht immer den richtigen Ton

Wenn wir von Nähe reden
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Iris wuppt den Alltag als alleinerziehende Mutter einer Teenietochter fast im Handumdrehen. Sie hat auch allen Grund, stolz auf sie zu sein, denn Livia trainiert für ihren großen Traum: Olympia. Aber zwischen ...

Iris wuppt den Alltag als alleinerziehende Mutter einer Teenietochter fast im Handumdrehen. Sie hat auch allen Grund, stolz auf sie zu sein, denn Livia trainiert für ihren großen Traum: Olympia. Aber zwischen Mutter und Tochter knirscht es richtig heftig, denn irgendwie haben die beiden den Draht zueinander verloren. Ein Fahrradunfall stellt die Weichen neu und bringt Mutter und Tochter zum Nachdenken....


Jana Bennings erzählt in einer sehr flotten und mitunter sehr gefühlsbetonten Schreibweise von den Alltagssorgen, die Alleinerziehende sicherlich alle gut kennen. Der Spagat zwischen Job und Familie gelingt mehr schlecht als recht und die Beziehung zwischen Kind und Elternteil ist manchmal zum Zerreißen gespannt. Eine Entfremdung scheint vorprogrammiert und es fällt meist beiden Parteien schwer, aufeinander zuzugehen.

Iris ist in meinen Augen noch nicht ganz bei sich angekommen, wirkt rastlos und gehetzt und vergisst bei aller Hektik nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Tochter. Livia läuft im wahrsten Sinne des Wortes einfach so nebenher mit und dadurch wird der Riss, der die beiden entzweit, größer und größer.

Livia versucht mit ihrem verbissen Training und den daraus resultierenden Erfolgen das zu kompensieren, was ihr Zuhause verwehrt bleibt: Anerkennung und das Gefühl, etwas geleistet zu haben und gesehen zu werden.

Der Roman hat gute Ansätze, die aber durch die immer wiederkehrende Schleichwerbung von Markenartikeln (Auto, Notizbuch, Kleinanzeigen-Portal, Tapete, Supermarkt, Handwerker-Portal etc pp) gestört werden. Bei der Häufigkeit, wie Bennings Produkte benennt entsteht das Gefühl, dass diese Firmen das Buch gesponsert haben könnten oder eine wie auch immer geartete Kooperation vorliegt.

Auch missfällt mit, dass Iris als erwachsene Frau sehr diskriminierend ist - ihre Gedankengänge bzgl. Sebastian und und seiner sichtbaren körperlichen Einschränkung sind diffamierend und abwertend zugleich. In meinen Augen rückt das Iris in ein schlechtes Licht und ich muss ehrlich gestehen, dass ich hier negativ überrascht bin, solche Schmähworte in einem Buch zu finden.

Die Handlung ist in weiten Teilen sehr einfach gestrickt, sodass der Ausgang schon deutlich erkennbar ist. Die Entwicklung von Iris und Livia ist absehbar, auch die vermeintlich überraschende Wendung in der Geschichte zeichnet sich recht früh sehr deutlich ab. Ein netter Roman, der gut gedacht ist, aber in der Ausführung noch deutlich Luft nach oben hat. 2,5 Sternchen

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