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Veröffentlicht am 31.08.2023

Bei Rassismus darf man nicht schweigen.

Wie ein Schatten im Sommer
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"Dann bist du nicht mehr allein, hast 'ne Clique und denkst gar nicht mehr für dich selbst, sondern überlässt das den anderen. An den richtigen Stellen nicken, die Wut zulassen..."

Ehrlich gesagt ist ...

"Dann bist du nicht mehr allein, hast 'ne Clique und denkst gar nicht mehr für dich selbst, sondern überlässt das den anderen. An den richtigen Stellen nicken, die Wut zulassen..."

Ehrlich gesagt ist dies mein erstes Buch, welches Rassismus thematisiert, und ich bin sehr froh, dass es von Adriana Popescu kommt. Die Autorin war selber schon von Rassismus betroffen und hat mit Sensitivity Lesern viele Facetten davon beleuchtet. Die Message ist klar: Es darf keinen Platz für Rassismus geben!

Mit Walddorf wurde der perfekte Schauplatz geschaffen, der in vielen ostdeutsches Bundesländern genau so existiert. Eine kleine eingeschworene Gemeinde, eingesessene Bewohner seit vielen Generationen, man kennt sich. Dann wird ein Flüchtlingsheim gebaut und der Unmut beginnt. Warum werden die Gelder nicht lieber in deutsche Kitas gesteckt? Die Ausländer nehmen uns die Arbeit weg. Und all der unterschwellige Zorn, der schon lange in den Bewohnern über die bereits vorhandenen Probleme brodelt, bekommt schließlich ein gemeinsames Ziel, einen gemeinsamen Feind.

Gerade Konstantin vermittelt als jugendlicher Bewohner von Walddorf genau das. Eigentlich hat man nichts gegen Ausländer, aber... was tun, wenn die "Freunde" rassistische Aktionen verüben und man doch zur Clique gehören will? Was tun, wenn der große Bruder immer frustrierter wird, weil ihm "die Ausländer den Job wegnehmen"? Was tun bei der Welle von Ausländerhass und gleichzeitigem Nichtstun, der stillschweigenden Akzeptanz, der Dorfbewohner?

Ab wann ist es kein jugendlicher Blödsinn mehr, Kleidercontainer anzuzünden, die als Hilfe ins Ausland gehen sollen? Ab wann kein Vandalismus mehr, wenn das rumänische Restaurant von Vios Vater beschädigt wird? Ab wann Alltagsrassismus, wenn das doch jeder sagt und man es eigentlich doch gar nicht so meint?

Erst Vio hält Walddorf den Spiegel vor. Vio, mit rumänischen Wurzeln, die plötzlich scheinbar ihr ganzes Selbst ausmachen und auf die sie reduziert wird. Vio ist ein absolut selbstbewusster Charakter, die so viel reifer als Kontantin scheint. Weil sie schnell reifer werden musste. Sie zeigt dem Leser viele Facetten von Rassismus auf, die man vielleicht unbewusst auch schon gemacht oder stillschweigend hingenommen hat. Sie zeigt, wie wichtig es ist, den Leuten das entsprechend zu vermitteln und dass Rassismus ein absolutes No-Go ist.

Das Feuer aus Ausländerhass pegelt sich in Walddorf mit fortlaufender Handlung immer weiter hoch. Es war ziemlich heftig zu lesen, wie eigentlich "vernünftige" Charaktere wie Konstantin mit in diesen Strudel gezogen wurden, rein aus Peer Pressure. Dass das nicht zu unterschätzen ist. Die Erkenntnis kommt glücklicherweise am Ende doch: Man muss sich entscheiden. Man kann nicht auf beiden Seiten stehen. Insofern ist es ein Happy End, die "Bösen" bekommen ihre gerechte Strafe - der Rassismus ist damit aber nicht aus der Welt. Auch das zeigt das Buch wunderbar auf.

"Wie ein Schatten im Sommer" hat mich ziemlich mitgenommen. Wie leicht es doch ist, Fremdenhass wachsen zu lassen - alleine durchs nichts tun. Für mich gehört dieses Buch in jede Schullektüre und sollte wesentlich mehr Beachtung bekommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Menschen mit unbequemen Dingen nicht gerne auseinandersetzen. Auch das wir hier vermittelt. Ich vergebe 4,5/5 Sterne und eine dicke Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.07.2023

Tragik ist gar kein Ausdruck für dieses Buch.

Zweimal im Leben
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"Unser Anfang war großartig, daran muss nichts geändert werden. Du stehst neben deinem hellblauen Wagen, unrasiert und ungekämmt, der junge Mann, der meine Welt ergreifen und herumwirbeln wird, bis sie ...

"Unser Anfang war großartig, daran muss nichts geändert werden. Du stehst neben deinem hellblauen Wagen, unrasiert und ungekämmt, der junge Mann, der meine Welt ergreifen und herumwirbeln wird, bis sie aus dem Lot gerät."

Von Clare Empson habe ich bereits "Eines Tages für immer" gelesen - meine Welt ist mit diesem Buch durcheinandergeraten. Vielleicht habe ich deshalb so lange gezögert, nun auch "Zweimal im Leben" zu lesen, aber recht hatte ich trotzdem. Chaos in meinem Innern.

Beide Bücher weisen große Parallelen auf: Es gibt zwei verschiedene Zeitachsen, heute und damals, die sich unaufhörlich aufeinander zubewegen, bis sie mit einem großen Knall kollidieren und den Leser mit sich in den Abgrund reißen. Tragische Liebesgeschichten, so romantisch und herzergreifend, dass einem selber das Herz bricht. Und der Schreibstil, den ich bei noch keinem anderen Autor*in gefunden haben, so roh und voller Emotionen, dass man das Buch nur in einem Rutsch durchlesen kann. Ich glaube, es ist verständlich, dass ich gezögert habe, mit dem Lesen zu beginnen.

Bereits der Anfang hat nichts Gutes verhießen, doch Clare Empson schafft es, den Leser sanft im trügerischen Nebel zu lassen, dass man seine Angst fast vergisst und frohen Mutes dem Abgrund entgegengeht. Die Geschichte rund um Catherine und Lucian spielt für mich in den goldenen 20er Jahren, voller Prunk und Geld, mit den Freiheiten der Bessergestellten. Immer dabei die Freundesgruppe von Lucian, mehr seine Familie für ihn, vor allem Jack. Ihr werdet diesen Namen noch zu hassen lernen. Irgendwann der unerwartete Bruch mit Lucian, ausgelöst durch Catherine selber, und sie beginnt ein neues Leben ohne ihn. Es gibt hier und da Andeutungen, warum es dazu kam, doch die Auflösung, die dahintersteht und die man für ziemlich heftig hält, ist nichts im Vergleich zum Ende.

Ich möchte hier nicht spoilern, lediglich anmerken, dass ich mein Herz eh nicht gebraucht habe und es durch dieses Buch ruhig zerschmettert werden konnte. Gar kein Thema. Trügerische Hoffnung, eigentlich schon vorgewarnt durch "Eines Tages für immer", doch trotzdem optimistisch. Und dann wird einem einfach alles genommen. Drama und Leiden hören sich für dieses Buch fast noch zu sanft an.

Auch dieses Buch behandelt Themen wie Sucht, Missbrauch, Suizid, Tod etc., für die eine Triggerwarnung definitiv angebracht wäre. Wie ich schon schrieb, man ahnt nichts Böses, bevor es Knall auf Fall kommt. Einen winzigen Kritikpunkt gebe ich für den recht langen Einstieg, doch eigentlich sollte man dankbar für diesen sein, weil da alles noch gut war.

"Zweimal im Leben" hat mich, falls man es noch nicht rausgelesen hat, emotional wieder absolut zerstört und mich definitiv aller Hoffnung beraubt, von Clare Empson mal ein Buch mit Happy End zu lesen. Aber ich leide ja so gerne.... 4,5/5 Sterne gibt es von mir sowie eine große Leseempfehlung für alle, die mal wieder ihre gesamte Gefühlspalette erkunden möchten. Lesen auf eigene Gefahr.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Sehnsuchtsort Irland.

Show me the Stars
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"Dieser Anblick - der Leuchtturm über den Klippen, dahinter ein Aquarell aus Himmel und Meer - brennt sich in mein Gedächtnis, berührt etwas in mir, von dem ich bisher nicht wusste, dass es existiert. ...

"Dieser Anblick - der Leuchtturm über den Klippen, dahinter ein Aquarell aus Himmel und Meer - brennt sich in mein Gedächtnis, berührt etwas in mir, von dem ich bisher nicht wusste, dass es existiert. Es fühlt sich an wie Sehnsucht."

Nachdem ich mich von Kira Mohn schon nach Kanada und Island habe entführen lassen, war diesmal nun Irland an der Reihe. Und was soll ich sagen, da hat sich direkt wieder ein neuer Sehnsuchtsort aufgetan. Die Autorin schafft es jedes Mal wieder, die Landschaft so zu beschreiben, dass sie sich vor meinem inneren Auge auftut und ich gar nicht anders kann, als mich dort zu sehen.

Auch die Charaktere möchte man am liebsten in den Arm schließen und sich mit ihnen auf einen heißen Kakao treffen. Egal ob es die Protagonisten Liv und Kjer sind, oder Nebencharaktere wie Herr Wedekind oder Airin. Man kann sie nur lieben. Sie sind absolut greifbar geschrieben, jeder mit seinen eigenen Ängsten, Träumen und verrückten Vorlieben.

Die Liebesgeschichte rund um Liv und Kjer hat mir unsagbar gut gefallen. Es gibt wenig unnötiges Drama und dafür mehr gemeinsame Weiterentwicklung. Ich fand es gerade wichtig, dass Liv sich trotzdem ihre Freiheiten beibehält und ihre eigene Person sein kann, auch ohne Kjer. Leider gibt es inzwischen in zu vielen Büchern eine geradezu toxische Abhängigkeit zwischen dem Liebespaar. Das war hier nicht der Fall. Liv überwindet alleine ihre Ängste, entdeckt Irland für sich und steht Matthew, dem Leuchtturm, zur Seite. Kjer unterstützt sie dabei in genau den richtigen Maßen und weiß, dass er sich seiner eigenen Vergangenheit erst einmal stellen muss, bevor er ganz für Liv da sein kann. Weniger Drama, mehr Irland. Ich habe es sehr genossen.

Das Einzige, was ich schade fand, war das ungeklärte Ende. Ja, es gab einen Epilog, dafür bin ich auch super dankbar, aber das zentrale Thema, der Aufhänger, warum Liv überhaupt in Irland gelandet ist, der wurde nicht weiter ausgeführt. Die Erklärung kam für mich nicht überraschend und war mir von Anfang an klar, aber bekommt Liv nun noch eine EMail zurück? Gibt es Konsequenzen für die Arbeitskollegin, die mächtig gepfuscht hat? Was war mir zu simpel und schnell abgehandelt.

Nichtsdestotrotz erhält der Auftaktband der "Irland"-Reihe von mir verdiente 4,5/5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Intrigen in Siena.

Aquila
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"Halte dich fern von Einhorn und Adler. Das Blut ist nicht deines. Du weißt, wo das Wasser am dunkelsten ist."

Von Ursula Poznanski habe ich schon einige Bücher gelesen, und fast jedes konnte mich bisher ...

"Halte dich fern von Einhorn und Adler. Das Blut ist nicht deines. Du weißt, wo das Wasser am dunkelsten ist."

Von Ursula Poznanski habe ich schon einige Bücher gelesen, und fast jedes konnte mich bisher absolut umhauen - so auch dieses!

"Aquila" hat mich von Anfang an gepackt und dann auch nicht mehr losgelassen, so dass ich dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen habe. Beginnend mit dem Verschwinden von Nikas Mitbewohnerin Jenny, ihren eigenen fehlenden Erinnerungen an die letzten zwei Tage und einer kryptischen Liste macht man sich als Leser auf die Jagd nach der Wahrheit quer durch Siena. Ich hatte von Anfang an so meinen Verdacht, bin dann wieder davon abgekommen, er hat sich wieder verdichtet und schlussendlich hing so viel mehr mit dran, an das ich nicht mal im Traum hätte denken können! Eine Spur folgt der nächsten, man steigt immer tiefer in den Tunnel der Geheimnisse und muss aufpassen, sich nicht zu verlieren. Die ganze Handlung und wie am Ende alles zusammenhängt ist so unglaublich raffiniert erdacht und spannend gestaltet, dass ich zwischendurch einige Male tief Luft holen musste, weil mich der nächste Plottwist schon wieder von den Socken gehauen hat. Hut ab, Poznanski, Hut ab! Aber ganz ehrlich? Ich bin von ihr nichts anderes gewohnt.

Die Charaktere waren genauso vielschichtig gestaltet wie die Handlung. Jeder hat seine dunklen Seiten, die man so nie erwartet hätte, und jeder hatte für mich einen legitimen Grund, danach zu agieren. Was es nicht immer rechtfertigt. Zwischendrin habe ich bestimmt jeden Nebencharakter als Mörder verdächtigt, doch ganz so falsch lag ich damit eigentlich nicht...

Eingebettet in die Kulisse Italiens hatte ich unglaublich viel Spaß, nebenbei noch etwas über die Stadt Siena zu erfahren (falls das alles denn so stimmt) und habe sie nun definitiv auf meiner Bucketlist notiert. "Aquila" vereint einfach alles, was ich an einem Jugendthriller (größere Kategorien sind mir dann doch zu gruselig) liebe: Action, Spannung, Geheimnisse, Intrigen, jede Menge Plottwists und ein gut aufgelöstes Ende! Ich vergebe 4,5/5 Sterne und eine dicke Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Der Schmerz dieser Welt.

Muse of Nightmares - Das Erwachen der Träumerin
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"Wie sehr man sich auch hasst, bekriegt und gegenseitig zu zerstören versucht, in der Verzweiflung irrt doch jeder durch dieselbe Dunkelheit, atmet dieselbe trauerschwere Luft und erstickt fast daran."

Da ...

"Wie sehr man sich auch hasst, bekriegt und gegenseitig zu zerstören versucht, in der Verzweiflung irrt doch jeder durch dieselbe Dunkelheit, atmet dieselbe trauerschwere Luft und erstickt fast daran."

Da ist es nun endlich, das großartige Finale einer brillanten Fantasyreihe! Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich in diese Geschichte verliebt habe, und dass sie Verknüpfungen zu Laini Taylors "Zwischen den Welten"-Reihe aufweist, die ebenfalls einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat, macht sie nur noch besser!

In "Das Erwachen der Träumerin" prallen nun vollständig Vergangenheit und Gegenwart aufeinander, dessen Resultat die Zukunft entscheiden wird. Die Geschichten von Kora und Nova treffen auf die von Sarai und Lazlo, Minya steht plötzlich totgeglaubten Freunden aus dem Säuglingstrakt gegenüber und Eril-Fanes Taten gelangen nun zum Tag der Abrechnung. So viel Ungesagtes wird endlich ausgesprochen, ungeheilte Wunden durch Traumata neu aufgerissen, um besser zu heilen, und gebrochene Charaktere bekommen endlich, endlich ihr verdientes Happy End.

Auch dieses Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen, denn die Autorin hatte mich mit ihrem Schreibstil vollkommen im Griff. Kennt ihr das Gefühl, wenn das Buch so unglaublich gut ist, dass ihr direkt alles wissen wollt, ohne es lesen zu wollen, aber doch nicht wollt, dass das Buch vorbei ist und ihr endlich alles wisst? Das ist bei "Das Erwachen der Träumerin" der Fall. Der brillante Weltenaufbau mit seinen vielen feinen Fäden, die in diesem Finale alle einfach passen und in das Gesamtbild passen, so subtil und doch weitreichend, dass man Sätze doppelt lesen muss, die einfach ALLES bedeuten.

Die Charaktere sind so wunderbar vielschichtig ausgearbeitet, dass es eigentlich gar keine Haupt- und Nebencharaktere gibt, denn jeder trägt seinen Teil zur Gesamtheit der Geschichte bei. Jeder ist wichtig. Und so konnte ich am Ende für den verwöhnten Prinzen Thyon Symphatie empfinden, dem Kinderschlächter Eril-Fane die Hand reichen und mich leider nur im Stillen bei Nova entschuldigen, dass sie allein, ohne ihre Schwester Kora, es nicht für wert empfand, weiterzuleben.

Die Geschichte der Reihe ist eigentlich absolut tragisch und beinhaltet so viel Trauma, Schmerz, Trauer und Wut, nur dadurch, dass Skathis sich damals über alles und jeden erheben wollte. Es bricht mir jedes Mal das Herz, wenn ich an das Schicksal und das Erlebte jedes einzelnen Charakters aus dieser Reihe denke, doch zeitgleich gibt es für die meisten ein Happy End mit Versöhnung, Freundschaft, Liebe und Neuanfängen, die mich hoffen lassen. Durchatmen. Und lächeln.

Diese Reihe verdient es einfach, gelesen zu werden, lieben tut man sie von ganz alleine. Dieser letzte Band und auch die Reihe an sich bekommen von mir 4,5/5 Sterne und einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Es wird noch einige Zeit vergehen, bis diese Geschichte nicht mehr ständig präsent in meinen Gedanken hängt. Bis dahin genieße ich es einfach.

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