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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2023

Spannung im alten Rom

Schatten über Colonia – Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs
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Liebe Leserin, lieber Leser,

bislang hatte ich noch nichts gelesen, was in dieser Zeit und diesem Umfeld spielt. Überhaupt war das antike Rom zuletzt im Geschichtsunterricht für mich Grund, mich etwas ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

bislang hatte ich noch nichts gelesen, was in dieser Zeit und diesem Umfeld spielt. Überhaupt war das antike Rom zuletzt im Geschichtsunterricht für mich Grund, mich etwas intensiver damit zu befassen. Und das ist nun schon recht ein paar Jahre her. Daher wußte ich eigentlich nicht so recht, was mich erwartet. Der Klappentext machte mich neugierig, die Leseprobe auf vorablesen.de ebenfalls und so bewarb ich mich dort für das Buch. Ich hatte Glück.

Meiner Meinung nach sind die Lebensumstände in Colonia zur damaligen Zeit gut recherchiert und anschaulich beschrieben, ohne lehrmeisterhaft rüberzukommen. Im gleichen Maße, wie man immer tiefer in die Geschichte des Buches eintaucht, lernt man auch über das antike Colonia, die Gebräuche und Lebensweisen. Ich konnte mich sehr gut in die damaligen Zeiten versetzen. Die Ermittlungen von Lucretia und Quintus, diesem so ungleichen Ermittlerpaar, sind nachvollziehbar und spannend beschrieben. Eine besondere Würze bekommt das Buch durch die unterschiedliche Herkunft der beiden: Quintus, der sich als Halb-Römer und Halb-Germane mit sehr germanischem Aussehen seine Stellung in der römischen Gemeinde erkämpfen muss, und Lucretia, Tochter aus gutem Hause und von Familie und Sklaven umsorgt aufgewachsen in der Stadt, die sie nie verlassen hat. Sie brauchen, bis sie sich zusammengerauft haben, doch am Ende sind sie wahre Freunde, die sich aufeinander verlassen können und die sich sehr gut ergänzen.

Zur Story: Im Umland Colonias werden die Landgüter reicher Römer von germanischen Horden überfallen, was die Bewohner Colonias in Angst und Schrecken versetzt. Daher wird ein Germane von besorgten Bürgern vor Gericht gezerrt und angeklagt, an den Überfällen beteiligt zu sein. Quintus, ein Anwalt, ist zufällig zugegen und übernimmt den Fall des Germanen, was Lucretia mit ansieht. Kurz danach ist Lucretia zu einer Festivität auf dem Landgut ihrer Schwester. Sie schickt ihre Sklavin und gute Freundin zu Nachbarn mit einem Präsentkorb, grade, als die Nachbarn Opfer eines Überfalls werden. Ihre Freundin wird ermordet und Lucretia schwört Rache. Lucretia sucht bei Quintus Hilfe und damit wird eine Dynamik in Gang gesetzt, der sich beide (und der Leser) nicht mehr entziehen können. Es wird spannend und aufregend und lädt mit der einen oder anderen Situationskomik auch zum Schmunzeln ein.

Das Ende des Kriminalfalls kam für mich nicht so ganz überraschend, ist aber gut erzählt und macht Appetit auf mehr. Ich freue mich schon auf den zweiten Fall dieses ungewöhnlichen Ermittlerduos.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

eine spannende Geschichte über eine starke Frau

Die Formel der Hoffnung
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Liebe Leserin, lieber Leser,

in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten Frauen in der männerregierten Welt sich nur um die drei K zu kümmern: Küche - Kinder - Kirche. Intelligenz wurde Frauen ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten Frauen in der männerregierten Welt sich nur um die drei K zu kümmern: Küche - Kinder - Kirche. Intelligenz wurde Frauen im allgemeinen abgesprochen, egal, wieviele Gegenbeispiele die Geschichte bereits aufzubieten hatte. Das war also schonmal das eine Vorurteil, mit dem Dorothy Horstmann zu kämpfen hatte. Das andere war ihre Körpergröße von 1,85m. Damit war sie größer als so mancher Mann, was diese nur schwer verknusen konnten. Doch sie hatte von Anfang an gelernt, zu kämpfen und sich durchzubeißen: Aus armen Verhältnissen kommend hat sie es geschafft, auf die Universität zu gehen und Medizin zu studieren. Und so kam es, dass sie auf der Poliostation des Vanderbilt-Hospitals als Assistenzärztin begann.

Dorothy Horstmann war eine unglaublich starke Frau, die sich ihren Weg und den Respekt ihrer Kollegen erkämpft hat. Sie hat nie nachgelassen in ihrer Forschung rund um das Poliovirus, unabhängig von der Meinung ihrer Kollegen. In manch einer Forschungsarbeit wurde ihr Name nicht einmal erwähnt, außer, wenn die Forschung nicht das erwünschte Ergebnis brachte. Ihre männlichen Kollegen haben sich gern an ihren Ideen und Zwischenergebnissen bedient und Dorothy Horstmanns Einsatz dabei großzügig unter den Tisch fallen lassen. Doch sie hat es geschafft, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen. Wie allgemein bekannt, gibt es einen Impfstoff gegen Poliomyelitis, durch den die schreckliche Kinderlähmung inzwischen nahezu ausgerottet wurde - auch dank Dorothy Horstmann. Allerdings hat sie dafür einen sehr hohen Preis zahlen müssen.

Bis dato hatte ich noch nie von Dorothy Horstmann gehört. Generell hatte ich mich nicht mit Polio auseinandergesetzt, warum auch. Ich bin nie damit in Berührung gekommen. Bereits in meiner Kindheit in den 1970er Jahren gab es auf den Straßen fast keine Kinder mehr, die unter den Folgen dieser grausamen Krankheit leiden mussten. Ich erinnere mich noch, wie ich mit meiner Tante, ihren Kindern und Kindern aus der Nachbarschaft zum nahegelegenen Impfstützpunkt getigert bin, um meinen Zuckerwürfel mit dem Impfstoff abzuholen. "Schluckimpfung ist süß - Kinderlähmung ist grausam" war damals der Slogan, der die Bevölkerung zum Impfen animierte. Das ist hängengeblieben. Dank Dorothy Horstmann und ihren Kollegen zum Glück nicht mehr.

Deine Smoky

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Veröffentlicht am 12.09.2023

nichts für Betroffene oder schwache Nerven

Ich war erst Fünf
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Liebe Leserin, lieber Leser,

wie es schon im Klappentext steht: Dieses Buch ist keine leichte Kost und definitiv kein Märchen. Also bitte bitte bitte nicht Kindern vorlesen! Und wer selbst Erfahrungen ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie es schon im Klappentext steht: Dieses Buch ist keine leichte Kost und definitiv kein Märchen. Also bitte bitte bitte nicht Kindern vorlesen! Und wer selbst Erfahrungen machen musste mit sexuellem und psychischem Mißbrauch, der lasse bitte auch die Finger von dem Buch!

Melanie Feyli beschreibt anhand des fiktiven Charakters der Hexe Funktionella, wie sich Missbrauch in der Kindheit auf das ganze Leben auswirken kann. Funktionella trägt ihren Namen zu recht: Sie funktioniert. Und sie nimmt alles hin, was das Leben ihr aufbürdet. Ihre größte Bürde ist allerdings ihre Großmutter Perfekta, die sie nach wie vor trietzt, wo sie nur kann. Doch eines Tages überschreitet Großmutter Perfekta eine Linie und Funktionellas Tochter Schillerella zieht die Reißleine und bringt ihre Mutter in einem Sanatorium unter. Dort lernt Funktionella, sich mit dem erlittenen Leid auseinanderzusetzen und schließlich auch, sich gegen ihre Großmutter zur Wehr zu setzen. Währenddessen nehmen sich Schillerella und ihre Freunde die Gegenwart vor, retten weitere Opfer von Perfekta und bereiten ein Umfeld vor, in dem sie heilen können. Doch der Weg ist lang und schmerzvoll.

Ich gestehe, ungefähr bei Seite 70 musste ich das Buch zur Seite legen, um das Gelesene zu verdauen. Es war einfach schrecklich und ich verstehe nicht, wie jemand einem Kind etwas derartiges antun kann. Ich verstehe es wirklich nicht.

Den Rest des Buches habe ich nahezu in einem Rutsch durchgelesen. Da ging es in erster Linie um Funktionellas Therapie sowie um Schillerellas Rettungsmission und die Vorbereitung eines "Safe Space" für die befreiten Kinder.

Das ganze Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und ich habe gemerkt, dass Melanie Feyli weiß, wovon sie schreibt. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass nicht einfach nur die Geschichte erzählt wird (die weiß Gott nicht einfach ist!), sondern auch sehr viel aus der Traumatherapie in einfachen, nachvollziehbaren Worten erklärt wird. Ich habe aus diesem Buch sehr viel mitgenommen.

Deine Smoky

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Veröffentlicht am 01.09.2023

ungewöhnliche Sichtweise

Weil da war etwas im Wasser
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Lieber Leserin, lieber Leser,

stell Dir vor, Du bist ein Riesenkalmar und findest auf dem Meeresgrund, in absoluter Dunkelheit, einen eigenartigen, leuchtenden Arm, den Deine Arme unbedingt untersuchen ...

Lieber Leserin, lieber Leser,

stell Dir vor, Du bist ein Riesenkalmar und findest auf dem Meeresgrund, in absoluter Dunkelheit, einen eigenartigen, leuchtenden Arm, den Deine Arme unbedingt untersuchen wollen. Ja, richtig gelesen: Deine Arme WOLLEN den eigenartigen Arm untersuchen. Denn Deine Arme haben ein eigenes Bewußtsein, das sie ausleben wollen. Jedenfalls fangen Deine Arme zu erzählen, wie ihr Leben in der Dunkelheit ist. Sie verstecken sich, damit Wale ihren Kalmar nicht finden und fressen können. Sie meiden, soweit möglich, die helleren Wasserschichten, doch ab und zu verstecken sie sich in einem Krillschwarm. Ganz selten durchbrechen sie die Wasseroberfläche, doch die Luft und die Sonne tun ihnen weh.

Als sich der Kalmar mal wieder in einem Krillschwarm versteckt und die kleinen Krebse beobachtet, passiert etwas: Ein riesiges Netz fängt den Krill. Doch noch etwas anderes bleibt im Netz hängen, und damit sind wir schon mitten drin in einer Geschichte, die eigentlich keine GeschichtE ist, sondern GeschichtEN:

Wir lesen von dem Kalmar und seinem weiteren Leben.

Wir lesen von einem Seefahrer, der früher schon eine Begegnung mit einem Riesenkalmar hatte, die sein Leben veränderte.

Wir lesen, wie der Fund und die Geschichten über Riesenkalmare die Phantasie von Schriftstellern wie Jules Verne und Peter Benchley sowie Filmschaffenden wie Steven Spielberg angeregt hat.

Wir lesen von einer Schafzüchterfamilie und ihren Werdegang.

Wir lesen von einer jungen Frau, die per Zufall einen Praktikumsplatz auf einem Krillfischer bekommt und was sie dort erlebt.

Wir lesen, wie sich all das langsam aber sicher zu einem schlüssigen Bild zusammenfügt.

Und zu guter Letzt lesen wir noch, wie schwer es ist, wenn ein Mensch eine Geschichte aus der Sicht eines Tieres erzählt. Ist das überhaupt möglich?

Nun, die Arme des Riesenkalmar tun ihr bestes, um es möglich zu machen. Und meiner bescheidenen Meinung nach gelingt es ihnen.

Ich brauchte ein wenig, um mich in das Buch reinzufinden. Die Sprünge zwischen den Erzählsträngen sind teilweise etwas abrupt, doch Durchhaltevermögen wird mit einer schönen Geschichte belohnt. Und so ganz nebenbei lernt man noch etwas über Krill und dessen Bedeutung für das Öko-System. Und über Riesenkalmare.

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Veröffentlicht am 01.09.2023

spannende, dystopische Fantasy

Das Geflüster der Nachtfalter
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Lieber Leserin, lieber Leser,

Mark Fear macht mit Band 2 seiner "Das Geflüster der Nachtfalter"-Trilogie genau so weiter, wo er bei "Sternenstaub" aufgehört hat: spannend und liebenswert. Ich habe bislang ...

Lieber Leserin, lieber Leser,

Mark Fear macht mit Band 2 seiner "Das Geflüster der Nachtfalter"-Trilogie genau so weiter, wo er bei "Sternenstaub" aufgehört hat: spannend und liebenswert. Ich habe bislang noch keinen Charakter gefunden, der mir unsympatisch wäre. Okay, die Wirte sind schon heftig. Die sind aber auch eher eine namenlose Menge. Doch die anderen, deren Geschichten erzählt werden? Ganz ganz toll herausgearbeitet:

Maki ist nach wie vor der unergründliche Typ, der für seine Schwester alles tun würde. Doch er sehnt sich nach der Zeit zurück, als er mit ihr alleine durch die Wüste fuhr, ohne den "Ballast", den die anderen vier für ihn darstellen. Doch sind sie wirklich Ballast?

Maida ist das Herz der Truppe. Sie versorgt alle mit allem nötigen, beschäftigt die Kinder, erzählt Geschichten ... am liebsten hören die Kinder (und auch die Großen, wenn sie ehrlich sind) die Geschichten der Nachtfalter.

Rorim macht, was er am besten kann: Kämpfen und "seine" Truppe beschützen. Doch was ist sein Geheimnis? Denn das er eines hat, ist klar.

Netu, Rorims Tochter, ist der Sonnenschein der Gruppe. Durch ihr heiteres Gemüt und ihre Herzlichkeit hat sie alle Herzen im Sturm erobert.

Ebenso Nestri, der Echsenjunge, dem scheinbar nie die gute Laune vergeht und der trotzdem sehr einfühlsam sein kann. Achja, und er ist ein Kämpfer vor dem Herrn.

Oniv hat mit seiner Magie der Gruppe auch schon mehr als einmal geholfen. In diesem Buch hat er aber auch sein eigenes Abenteuer zu bestehen, natürlich zusammen mit seinem treuen Freund Nestri.

Lemukapi ist nach wie vor ein undurchsichtiger Charakter, der einsam durch die Wüste wandert, immer sein Ziel im Blick bzw. im Kopf habend. Wer ist er? Wo kommt er her? Was ist seine Geschichte?

Und dann sind da noch die "Gesegneten", eine Spezialeinheit des Militärs, nach wie vor auf der Suche nach dem Phantom. Auch sie haben ihre Kämpfe zu kämpfen, und die beziehen sich nicht nur auf Konfrontationen mit Wirten. Insbesondere Suku strauchelt.

Ich habe "Glutwasser" genauso verschlungen wie "Sternenstaub". Die Geschichte ist fesselnd, die Charaktere in ihrer Unterschiedlichkeit liebenswert und sie können den Leser immer wieder mit einer neuen Facette ihres Wesens überraschen.

Und wieder hat Mark Fear es geschafft, einen echt fiesen Cliffhanger einzubauen, so dass ich es kaum erwarten kann, bis Teil 3 rauskommt. Doch das soll erst nächstes Jahr geschehen. Bis dahin muss ich mich notgedrungen gedulden - auch, wenn es schwer fällt.

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