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Veröffentlicht am 17.09.2023

Hoch atmosphärisch und extrem fesselnd

Die Toten von Thunder Bay
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Rebecca mag ihren Job, steckt aber irgendwie fest und große Storys sind nicht zu wittern. Als ihr der Kollege und Fotograf Chaz von der Rückkehr eines mutmaßlichen Mörders auf die Insel Stoirm erzählt ...

Rebecca mag ihren Job, steckt aber irgendwie fest und große Storys sind nicht zu wittern. Als ihr der Kollege und Fotograf Chaz von der Rückkehr eines mutmaßlichen Mörders auf die Insel Stoirm erzählt ist für Rebecca klar: da muss sie hin. Nicht nur, um eine möglicherweise Bombenstory zu bekommen, sondern auch aus persönlichen Gründen. Ihr geliebter und viel zu früh verstorbener Vater ist auf Stoirm geboren und aufgewachsen, hat die Insel als junger Erwachsener jedoch verlassen, ihr für immer den Rücken gekehrt und sich über diese Zeit hartnäckig ausgeschwiegen. Selbst Rebeccas Mutter gegenüber. Rebecca versucht also, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Eigentlich sogar drei, denn irgendwie ist der Trip nach Stoirm auch eine Flucht vor ihrem Ex-Freund, der sie nicht loslassen möchte. Auf Stoirm angekommen muss sie schnell erfahren, dass die Bewohner sich ihr gegenüber nicht öffnen wollen. Zu tief sitzen die Schrecken des Mordes an der jungen Frau Mhairi vor 15 Jahren noch immer. Und außerdem scheint es ein Motto zu geben: was auf der Insel passiert, bleibt auf der Insel. Rebecca muss also alle Hebel in Bewegung setzen, wenn Sie etwas herausfinden möchte. Dabei werden ihr Steine in den Weg gelegt, sie wird sogar bedroht und zum Verschwinden aufgefordert. Was ist damals wirklich geschehen? Ist Roddie der Mörder von Mhairi, wie jeder auf der Insel glaubt?

Die Geschichte beginnt damit, dass wir Mhairis letzte Gedanken lesen, bevor sie stirbt. Das katapultiert mich direkt hinein in diese extrem atmosphärische Story. Danach lerne ich Rebecca kennen, erfahre etwas mehr über sie und reise schon mit ihr zusammen nach Stoirm. Und jetzt geht es erst so richtig los. Wie der Autor es schafft, Setting und Story zu erzählen, ist schlicht brillant. Packend, mit klaren Worten und vielen Details legt er nach und nach Puzzleteile aus, die sich am Ende zu einem ganzen Bild fügen. Dabei spüre ich fast körperlich das unwirtliche Wetter auf der Insel und die abweisende Haltung der Inselbewohner Rebecca gegenüber. Irgendwie scheint jede der Familien Dreck am Stecken oder doch zumindest ein dunkles Geheimnis zu haben. Sei es Gewalt gegen die Ehefrau, Ehebruch, Drogengeschäfte oder sonstige üble Dinge. Wunderbar gelungen finde ich die Rückblicke in die Zeit vor 15 Jahren, die ich immer dann zu lesen bekomme, wenn Rebecca es geschafft hat, einen der Insulaner zu überzeugen, mit ihr zu sprechen. Dadurch bekomme ich immer mehr Hinweise, werde aber auch schön auf falsche Fährten gelockt. Bis zum Ende weiß ich nicht, was wirklich geschehen ist. Die Auflösung ist dann aber nachvollziehbar und hat Hand und Fuß. Die Beschreibungen einzelner Szenen setzen mir teils zu, weil sie so greifbar, klar und ungeschönt sind. Alle beteiligten Figuren lösen Emotionen in mir aus, positive, negative, mitleidige, wütende. Die Ermittlungen von Rebecca (auch die über die eigene Familie) sind spannend und mitreißend. Selten hat mich ein Buch so sehr in den Bann gezogen, mich so miterleben lassen, wie es hier der Fall war. Ganz großes (Kopf-)Kino und für mich einer der besten Krimis, die ich seit langem gelesen habe. 5/5 Sterne.

Es gibt noch zwei weitere Bände dieser Reihe, die ich mir sicher auch noch zulegen werde in der Hoffnung, damit ebenfalls so ein emotionales, mitreißendes Leseerlebnis zu erhalten.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Tierischer Krimi im alten Ägypten - Katzen und Skarabäus machen Jagd auf Grabräuber

Ein Fall für Katzendetektiv Ra Der große Grabraub
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Pharaos Katze Ra, faul, gefräßig, eitel und doch mit dem Herz am rechten Fleck, soll ins Tal der Könige reisen, um Künstlern für ein Wandgemälde Modell zu stehen, das für das Grab des Pharaos und Ras selbst ...

Pharaos Katze Ra, faul, gefräßig, eitel und doch mit dem Herz am rechten Fleck, soll ins Tal der Könige reisen, um Künstlern für ein Wandgemälde Modell zu stehen, das für das Grab des Pharaos und Ras selbst gedacht ist. Mit dabei natürlich Ras bester Freund, der Mistkäfer… äh… pardon… Skarabäus Khepri sowie Küchenkatze Miu. Alle drei sind nicht nur Freunde, sondern auch Detektive. Kaum angekommen müssen sie feststellen: ein Grab wurde ausgeraubt! Das darf nicht sein und schon haben die drei einen neuen Fall zu lösen. Dabei stoßen sie nicht nur auf hinterhältige Menschen, sondern auch auf Mius Cousin Sabu, seines Zeichens Chef der Katzenbevölkerung von Set Ma´at. Ra kann ihn nicht leiden und umgekehrt genauso. So entbrennt ein Kampf darüber, wer den Fall zuerst löst. Und dieser bringt Ra und Khepri nicht nur einmal in große Schwierigkeiten.

Ich liebe Ra und Khepri. Die beiden sind ein tolles Gespann. Ra eher ein bisschen arrogant und selbstbezogen und nicht so wirklich zu logischen Schlussfolgerungen fähig, Khepri dagegen ein superschlaues Käferchen, der nicht nur Dung, sondern auch Rätsel über alles liebt. Sie sind die allerbesten Freunde (wie kommt man bloß auf diese Idee?) und hängen sehr aneinander. Die Autorin versteht es vorzüglich, ihren Figuren ganz viel Leben und Witz einzuhauchen. Man sieht Katze und Käfer förmlich vor dem geistigen Auge und es wird bei mir sofort Kopfkino ausgelöst. Das außergewöhnliche Setting Ägypten tut das seine dazu. Nicht zu vergessen die vielen wunderbaren s/w-Zeichnungen, auf denen man Ra & Co in Aktion sieht mit Gesichtsausdrücken, die einfach nur herrlich sind! In allen Szenen spürt man deutlich die Liebe und Leidenschaft, die die Autorin für das alte Ägypten empfindet. Das macht einfach Spaß und ist obendrein auch noch informativ. Hinten gibt es nämlich noch ein Nachwort der Autorin, in dem sie viel Wissen vermittelt und die Hintergründe zur echten alten ägyptischen Geschichte nochmal lebendig werden lässt. Mir bleibt aber vor allem die innige Beziehung zwischen Ra und Khepri im Kopf, die so süß und herzerwärmend ist. Die beiden allerbesten Freunde, die sich so sehr mögen. Da geht mir das Herz auf.

Wieder einmal eine super lustige, aber auch sehr spannende und rasante Abenteuergeschichte, die mich fesseln und sehr amüsieren konnte. Daher nicht nur für Kinder eine Empfehlung, sondern eigentlich für alle Altersklassen. Ra rules! 5/5 Sterne!

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Phänomenales Bärensachbuch für kleine Forschende und Bärenfans

Was für Sachen Bären machen
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Auf insgesamt nur 48 Seiten ist hier ganz viel Wissen über Bären angesammelt. Wir erfahren etwas über den Lebensraum der Bären, die verschiedenen Arten und wie gefährdet ihr Bestand ist, für was ihr Kot ...

Auf insgesamt nur 48 Seiten ist hier ganz viel Wissen über Bären angesammelt. Wir erfahren etwas über den Lebensraum der Bären, die verschiedenen Arten und wie gefährdet ihr Bestand ist, für was ihr Kot gut ist, was sie fressen, welche sagenhaften Sinne sie haben, wie sie sich verständigen, warum Bären sich so gerne an Bäumen scheuern, ihr Familienleben, welche Bären leider schon ausgestorben sind, was es mit dem Winterschlaf wirklich auf sich hat und welche Unterschiede in den Fellfarben es gibt. Dann werden 4 Bären näher beleuchtet (Eisbär, Malaienbär, Lippenbär, Pandabär) und schlussendlich gibt es noch bärenstarke Fachwörter, die näher erklärt sind.

Da steckt echt viel Wissen drin! Kompakt und auf den Punkt und wunderbar kindgerecht gestaltet. So macht Wissen und Lernen Spaß! Die vielen kurzen Infotexte sind leicht verständlich und überhaupt nicht staubtrocken geschrieben und werden von zahlreichen großen und kleineren absolut wundervollen Zeichnungen begleitet. Die Gestaltung macht Lust aufs Durchblättern und ist herrlich abwechslungsreich. Es gibt einzelne kleine Bilder mit Erklärungen, dann wieder die ganze Doppelseite einnehmende Zeichnungen oder auch Pinnwand mit Infokarten drauf und immer wieder auch Abbildungen von Notizbüchern. Witzig auch, dass auf einigen Bildern Autor und Illustrator zu sehen sind, wie sie die Bären beobachten.

Das großformatige (30 x 23 cm) Buch ist schlicht eine wissensspendende Augenweide und macht unglaublichen Spaß. Nicht nur Kinder dürften hier begeistert sein, sondern auch Erwachsene erfahren noch so einiges über die pelzigen Wonneproppen. Es wird nichts verniedlicht (wobei die Zeichnungen schon sehr niedlich sind, aber auch einfach super passen), sondern alles auf den Tisch gepackt. Sachlich fundiert und dennoch unglaublich unterhaltsam. Ich liebs! 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Zauberhaftes Kinderbuch über das, was wirklich zählt!

Gestatten, Gaston!
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Madame Pudel liebt ihre vier Welpen Fifi, Chouchou, Oh-Là-Là und Gaston sehr. Drei von ihnen sind groß wie eine Teetasse, bis auf Gaston, der ist so groß wie eine Teekanne. Drei von ihnen trinken immer ...

Madame Pudel liebt ihre vier Welpen Fifi, Chouchou, Oh-Là-Là und Gaston sehr. Drei von ihnen sind groß wie eine Teetasse, bis auf Gaston, der ist so groß wie eine Teekanne. Drei von ihnen trinken immer hübsch schlückchenweise und bellen leise und wohlerzogen, während Gaston schlabbert, dass das Wasser nur so spritzt und laut bellt wie ein Berserker. Doch das ist kein Problem, die Hundefamilie ist glücklich. Bis sie eines Tages im Park auf die Familie von Frau Bulldogge stößt. Auch sie liebt ihre Welpen Rocky, Ricky, Bruno und Antoinette. Aber ohje, Antoinette sieht aus wie Madame Pudels drei Welpen und Gaston wie die Rocky, Ricky und Bruno. Man beschließt, die Familien zu tauschen und so landet Gaston bei Frau Bulldogge und Antoinette bei Madame Pudel. Nun sieht es richtig aus. Aber fühlt es sich auch richtig an? Schnell stellen Gaston und Antoinette fest: ich passe zwar optisch hier her, aber das ist nicht meine Familie. Und auch die Mütter sind nicht mehr glücklich. Sofort am nächsten Tag flitzen sie wieder in den Park und ganz schnell werden die Seiten getauscht. Und jetzt fühlte es sich endlich wieder richtig an. Und sieht eigentlich auch total richtig aus!

Wie süß ist dieses Buch bitte?! Voller Liebe und warmer Gefühle schleicht sich die Story direkt ins Herz. Das liegt zum einen sicherlich an dem herzlichen, einfachen und kindgerechten Schreibstil der es schafft, in kurzen Sätzen alles auf den Punkt zu bringen. Aber auch an den begleitenden Illustrationen die zu dieser Geschichte glaube ich nicht besser hätten passen können. Die Zeichnungen sind großformatig und nehmen eine Seite, oft auch die gesamte Doppelseite in Anspruch. Sie sind ganz einfach, fast kindlich gehalten und drücken sämtliche Gefühle perfekt aus. Ein richtiges kleines Herzensbuch. Wobei klein passt nicht, misst es doch immerhin 22,9 x 28,6 cm.
Die Botschaft ist eindeutig und absolut wertvoll: Äußerlichkeiten sind nicht wichtig! Es kommt auf das Herz an. Darauf, wie jemand IST und nicht, wie jemand aussieht. Ich bin keine Pädagogin, weiß es also nicht, könnte mir aber vorstellen, dass dieses Buch auch sehr gut bei Familien mit Pflegekindern oder Adoptivkindern aufgehoben ist. Wie auch immer: es ist zuckersüß, herzerwärmend und unglaublich wertvoll und wichtig. Von daher sollte es eigentlich in jedem Kinderzimmer einen Platz bekommen und immer wieder gemeinsam gelesen werden. Ein kleines Schätzchen, daher natürlich 5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Leiser Krimi, der unglaublich fesselt und unter die Haut geht

Verlogen
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Maríanna, Mutter der 15jährigen Hekla, wird nach mehreren Monaten tot aufgefunden. Alle gehen von einem Selbstmord aus, bis sich herausstellt: sie wurde ermordet und im Lavafeld von Grabrók versteckt. ...

Maríanna, Mutter der 15jährigen Hekla, wird nach mehreren Monaten tot aufgefunden. Alle gehen von einem Selbstmord aus, bis sich herausstellt: sie wurde ermordet und im Lavafeld von Grabrók versteckt. Elma und ihr Team ermitteln und bringen dabei immer weitere Details aus der Vergangenheit von Maríanna ans Licht. Ihre komplizierte Vergangenheit, die dazu geführt hat, dass ihre Tochter zeitweise bei einer Pflegefamilie untergebracht war, ihr schwieriges Verhältnis zu dieser, ihre Männerbekanntschaften. Doch wer soll ein Motiv gehabt haben für den Mord? Elma tappt lange im Dunkeln und deckt langsam eine Spur nach der anderen auf.

Wow, was hat mich dieses Buch wieder gefesselt. Die Beschreibungen der jungen Mutter und ihre Gefühle ihrem Neugeborenen gegenüber sowie das Verhältnis zwischen den beiden im Lauf der Jahre sind nichts für schwache Nerven und gehen sehr unter die Haut. Ægisdóttir setzt diese Emotionen extrem geschickt ein, verknüpft sie mit ihrer Geschichte und lockt mich auf völlig falsche Fährten. Ich bin, ähnlich wie Elma, lange im Dunkeln getappt und konnte mir keinen Reim machen. Bis zum Schluss nicht, der mich dann echt eiskalt erwischt hat. Wie auch schon in Teil 1 gelangen wir hier durch gute alte Polizeiarbeit ans Ziel, also ein richtiger Krimi, bei dem die Ermittlungsarbeit im Vordergrund steht, die Befragungen der Menschen, die Spurensuche. Das alles geht auch hier wieder still und leise und dadurch umso eindrücklicher vonstatten. Keine reißerische Action, kein Rumgeballer, keine wilden Verfolgungsjagden. Dafür ein permanent hoher Spannungsbogen, falsche Fährten, überraschende Wendungen, Emotionen, die mir teils sehr zusetzen und eine Atmosphäre, die mich direkt nach Island in den kalten Dezember geschickt hat. Dabei habe ich die Charaktere Helma und ihre Familie, ihren Kollegen Sævar und ihren Chef Hörður noch ein bisschen besser kennen- und schätzengelernt. Allesamt sehr sympathische Gesellen, die zu begleiten sehr angenehm ist.

Ein Krimi der leisen Töne, aber keinesfalls leichte Kost. Fesselnd, berührend, atmosphärisch mit Schreibstil und Aufbau, die einen die Welt um sich herum vergessen lassen. Große Klasse und ich kann Teil 3 kaum erwarten. 5/5 Sterne.

Teil 3 erscheint voraussichtlich am 08.02.2024.

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