Ungewöhnlicher Handlungsverlauf
„A Whisper Around Your Name“ von Emma Scott ist bereits sieben Jahre alt und wurde nun im Rahmen der Dreamcatcher-Dilogie in Deutschland veröffentlicht. Ich habe inzwischen wirklich schon viele, viele ...
„A Whisper Around Your Name“ von Emma Scott ist bereits sieben Jahre alt und wurde nun im Rahmen der Dreamcatcher-Dilogie in Deutschland veröffentlicht. Ich habe inzwischen wirklich schon viele, viele Bücher von ihr gelesen und wattebäuschige Liebesgeschichten waren noch nie ihr Fall. Dennoch würde ich diesem Buch eine spezielle Note einräumen, denn die Handlung ist auf jeden Fall höchst ungewöhnlich.
Ich hadere öfters schon mal mit den Triggerwarnungen, da sie in der Masse manchmal übertrieben sind. In diesem Buch finde ich die Warnung aber sehr wichtig, denn es ist wirklich ein düsteres und melancholisches Werk. Es war schwer, unbeschwerte Momente des Glücks zu fühlen, denn Jo und Evan haben wirklich traurige Schicksale. Zunächst geht der Roman für New Adult recht typisch los. Jo ist neu in der Stadt und lernt Evan kennen, der als der Freak der Stadt gilt. Es erfolgt ein langsames Annähern, das von allen in der Kleinstadt kritisch beäugt wird. Dennoch ist es kein süßes Annähern, denn man merkt deutlich, dass die beiden Figuren schon genug erlebt haben. Jo hat eine recht harte Attitüde, obwohl man ihr die ganze Zeit anmerkt, dass sie das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Dennoch lässt sie an der neuen Schule nicht alles mit sich machen. Sie sucht aus sich heraus Kontakte, sie konfrontiert die Lehrer und mit ihrer Sexualität geht sie sehr offen und selbstbewusst um. Bei ihr hat man wirklich schnell gemerkt, dass das Leben sie geschliffen hat und sie eine gewisse Nachlässigkeit in Bezug auf die Gesellschaft entwickelt hat. Evan ist immer eine gewisse Sanftheit anzumerken, besonders eben seinem jüngsten Adoptivbruder gegenüber und dann Jo. Es ist schön für die beiden, dass sie etwas Besonderes füreinander sind, weil man schnell merkt, dass sie sich gegenseitig heilen können.
Halten wir fest: Bislang ein recht typischer Beginn mit potentiell interessanten Figuren. Dann erfolgt aber ein Bruch nach dem ersten Teil, der diesem Buch eine überraschende Wendung beschert. Zeitsprünge nach einer längeren Trennung sind zwar nicht ungewöhnlich für das Genre, aber die ganzen Inhalte, die deswegen folgten, damit habe ich nicht mal ansatzweise gerechnet und mir fällt es auch jetzt noch schwer, dies richtig einzuordnen. Die größte Herausforderung ist sicherlich für mich die Entwicklung von Evan. Er war wie gesagt immer schon eine sanfte Seele und bei ihm wurde eben angedeutet, dass er übersinnliche Fähigkeiten hat. Das will ich erstmal nicht kritisieren, weil ich es auch nicht für unmöglich halte. Dennoch ist sowas natürlich ein Wagnis und ich hatte den Eindruck, das mit zunehmendem Fortgang der Handlung es Evan mysteriöser und unnahbarer werden ließ. Wäre ich an Jos Stelle gewesen, ich hätte seine ganze Art irgendwann suspekt gefunden. Ich fand, dass Evans Persönlichkeit nicht mehr richtig ausgearbeitet wurde, stattdessen hat er nur noch nach den Bruchstücken seiner Bilder im Kopf gehandelt und das wirkte zunehmend so, als wäre er von einer anderen Macht übernommen worden. Ich habe wirklich kein Gefühl mehr für ihn bekommen, was wenig überraschend dann auch der Liebesgeschichte geschadet hat.
Natürlich finde ich es schön, dass mit einer solchen Geschichte bedingungsloses Vertrauen, innige Liebe und Schicksal miteinander verwoben werden, aber dann muss ich das auch wirklich fühlen können. Jo hat mit Evan die schönste Zeit ihres Lebens gehabt und es ist durchaus verständlich, dass er für etwas steht, wo sie alle Hoffnungen drin setzen kann. Dennoch gab es einige Stellen, wo selbst sie eine gewisse Skepsis hatte, die ich ihr nicht verdenken konnte, denn Evan wirkte wie aus einem anderen Universum. Zum Rest der Handlung fällt es mir nun schwer, meine Gedanken dazu richtig auszuschreiben, denn es wäre wohl ein großer Spoiler. Andeuten kann ich aber, dass ich in New Adult so eine Geschichte noch nie gelesen habe. Das ist erstmal mutig, ja, aber ich habe für mich auch schnell feststellen können, dass es bitte kein Trend werden soll. Es hatte sicherlich etwas, aber nichts, was mich emotional vollkommen abholen konnte.
Fazit: „A Whisper Around Your Name“ ist von Emma Scott schon vor einigen Jahren geschrieben worden. Da sie ohnehin immer recht eigenwillige Wege geht, passt eine solche Geschichte wohl ganz gut zu ihr, aber ich habe mich mit dem Handlungsverlauf sowie Evan als Figur doch schwerer getan, weswegen ich dieses Buch nicht als Highlight bezeichnen kann.