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Veröffentlicht am 27.09.2023

Die Rolle der Wissenschaftlerinnen hinter den bekannten Wissenschaftlern...

Die Formel der Hoffnung
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Googelt man die Worte „Polio Impfstoff Erfinder“, wird man immer wieder zwei Namen lesen: Jonas Salk und Albert Sabin. Beide arbeiteten mit ihren Forscherteams (und unterschiedlichen Ansätzen) an Impfstoffen, ...

Googelt man die Worte „Polio Impfstoff Erfinder“, wird man immer wieder zwei Namen lesen: Jonas Salk und Albert Sabin. Beide arbeiteten mit ihren Forscherteams (und unterschiedlichen Ansätzen) an Impfstoffen, beide Namen sind in die Geschichte eingegangen. Doch die wenigsten wissen, dass hochqualifizierte Frauen mit ihrer Arbeit erst dafür gesorgt haben, dass Salk und Sabin ihre Impfstoffe gegen die gefürchtete Kinderlähmung entwickeln und testen konnten. Eine davon war Dr. Dorothy Horstmann.

Ihre Geschichte erzählt Lynn Cullen in „Die Formel der Hoffnung“. Zwar erklärt sie im Nachwort, dass die Handlung des Buches weitestgehend fiktional ist, doch die Eckpunkte von Horstmanns Forschung und der Kontext zur Entwicklung der Impfstoffe ist natürlich authentisch. Die Szenen im Buch sind zwar oftmals von dokumentierten Ereignissen inspiriert, ihr Ablauf jedoch ist fiktiv erzählt.

Gar so viel Verwertbares hat die Autorin wahrscheinlich nicht finden können über Dr. Horstmann - denn klar, die Bücher zu Polio-Impfstoffen beschäftigen sich eben hauptsächlich mit den Männern, die am Ende die Lorbeeren für die Impfstoffe einheimsten.

So erzählt sie Dorothys Geschichte als Roman und die Grenzen zwischen belegten Fakten und künstlerischer Freiheit verschwimmen, wie es in biografischen Romanen üblich ist.

Sie hat versucht, den Weg zum Impfstoff detailliert nachzuzeichnen, doch genau das ist aus meiner Sicht der Nachteil des Buches. Forschung ist zäh, langwierig und oftmals über lange Zeiträume nicht von durchbrechenden Ergebnissen bestimmt. Doch je mehr dies wiedergegeben wird, desto weniger Dynamik hat auch der Roman.

Über eine Spanne von etwa 100-150 Seiten erfuhr man von diversen Treffen Dr. Horstmanns mit ihren Forscherkollegen, in denen gefühlt immer wieder die gleichen Gespräche geführt, die gleichen Fragen gestellt, die gleichen Antworten gegeben wurden. Dies machte das Buch in diesen Kapiteln sehr langatmig für mich - gefühlt passierte überhaupt nichts.

Auf den letzten 100 Seiten wiederum, als der Forschungsdurchbruch erzielt war und es um das „Wettrennen“ von Salk und Sabin um die Impfstoffe ging, wurde es dann wieder spannend und diesen letzten Teil habe ich mit Begeisterung und viel Lesefreude verfolgt.

In der Gesamtschau ist es daher für mich ein Buch mit Verbesserungs- bzw. Kürzungspotential, das aber trotzdem thematisch sehr interessant ist und bei dem es sich lohnt, bis zum Ende dranzubleiben.



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Veröffentlicht am 20.09.2023

Die größte Stimme des 20. Jahrhunderts

Always love you (Ikonen ihrer Zeit 10)
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Sie war eine Legende. Bei Whitney Houston überschlugen sich die Musikkritiker mit Lob, ihre außergewöhnliche Stimme wurde als „größte Stimme des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet und ihre Lieder werden noch ...


Sie war eine Legende. Bei Whitney Houston überschlugen sich die Musikkritiker mit Lob, ihre außergewöhnliche Stimme wurde als „größte Stimme des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet und ihre Lieder werden noch heute rauf und runter im Radio gespielt.

Doch die Geschichte hinter all dem Glamour hat natürlich auch ihre Schattenseiten. Hanna Faber versucht, sich der Ausnahmekünstlerin in einer Romanbiografie zu nähern. Wie kam es zu ihrem Megaerfolg? Wer waren die Leute hinter dem Star? Wer machte sie zu der Ikone, als die sie noch immer gilt?

All das erfährt man, wenn man „Always love you“ liest. Und trotzdem finde ich die Biografie als etwas zu kurz gegriffen. Das Buch beleuchtet abwechselnd einen Tag im Jahr 1994 (der Tag der Grammy-Verleihung) und verschiedene Stationen ihres Lebens vor diesem Tag, die ihren steilen Aufstieg als Sängerin schildern. Doch wie die meisten wissen, starb Whitney zwar viel zu früh, aber doch erst im Jahr 2012. Und diese Jahre zwischen 1994 und 2012 werden überhaupt nicht angesprochen. Wenn man aber verstehen möchte, wie sich Whitney entwickelt hat und was letztlich zu ihrem viel zu frühen Tod führte, muss man sich insbesondere diesen letzen Jahren in ihrem Leben widmen.

So feiert das Buch hauptsächlich ihren Aufstieg zum Star, ist fließend und leicht zu lesen und gibt einen Eindruck davon, wie es für ein schwarzes Mädchen war, plötzlich die Königin jeder Bühne zu sein. Es ist ein Buch, das Whitney sehr wohlwollend porträtiert und explizit auch ihre ganz besondere Beziehung zu Robyn Crawford darstellt (von der behauptet wird, sie sei die wahre Liebe von Whitney gewesen, auch wenn sie offiziell nur ihre persönliche Assistentin war). Doch einen Gesamtüberblick über das Leben der Soulqueen wird man nicht finden. Für mich persönlich fehlte dadurch etwas und die Biografie war für mich nicht ganz rund, so dass es ein 4-Sterne-Buch für mich war.

Wer an Whitneys Anfängen und ihrem Privatleben während ihres Aufstiegs interessiert ist, wer ein bisschen eintauchen will in den Glamour des Musikbusiness und noch einmal in Erinnerungen schwelgen will an ihren größten Erfolg, den Film „Bodyguard“, dem sei das Buch wärmstens empfohlen!

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Ein Kurzurlaub auf Bornholm - und etwas Krimi gibt’s auch

Sonne über Gudhjem
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Da ich die Ostsee und ihre Inseln sehr mag, war ich gespannt auf die neue Reihe des bekannten Krimiautoren Michael Kobr, der ansonsten Teil des Autorenduos Klüpfel/Kobr ist. Die Bücher der beiden habe ...

Da ich die Ostsee und ihre Inseln sehr mag, war ich gespannt auf die neue Reihe des bekannten Krimiautoren Michael Kobr, der ansonsten Teil des Autorenduos Klüpfel/Kobr ist. Die Bücher der beiden habe ich bisher aber nicht gelesen und so konnte ich ganz unvoreingenommen an den Roman herangehen, den Kobr jetzt allein geschrieben hat.

Inspiriert von eigenen Reisen nach Bornholm soll auf der idyllischen dänischen Insel eine neue Ermittler“familie“ etabliert werden - und das macht Kobr wirklich gut. Es ist ein für einen Reihenstart typischer Neuanfang, diesmal des Mittvierzigers Lennart Ipsen, den es aus stressigen Polizeijobs im Bereich der EU nach einem Burn out auf die Insel verschlägt. Durch eine deutsche Ex-Frau und zwei Teenager-Töchter, die auf Rügen wohnen, ist sowohl deutsches als auch dänisches Flair zu spüren.

Großes Augenmerk legt der Autor in diesem ersten Fall darauf, dass die Hauptfiguren sowohl im Job als auch privat zusammenfinden. Neben Lennart spielen auch seine beiden Kolleginnen Britta und Tao sowie der bisherige Teamleiter Nygaard entscheidende Rollen. Der Annäherung der Charaktere wird im Roman viel Raum gegeben.

Was im Gegenzug natürlich bedeutet, dass hier der Kriminalfall nicht die ganz übergeordnete Rolle spielt. Zwar ist der Tod von Schweinebauer Kristensen in seiner Räucherkammer ein durchaus interessanter Fall, aber er ist eben nicht auf jeder Seite tragendes Thema. Etwa genau so viel Aufmerksamkeit wie der Fall selbst bekommen die Protagonisten und ihr privates Umfeld.

Und so ist „Sonne über Gudhjem“ eine Mischung aus Krimi und Urlaubsroman und weckt Sehnsucht nach der sonnigen Ostseeinsel. Gleichzeitig werden im Buch auch einige geschichtliche Aspekte angesprochen (die im Verlauf des Romans noch wichtig werden) und so lernt man als Leser auch noch einiges darüber, warum das kleine Inselchen gar nciht so unbedeutend ist wie es zunächst wirkt. Ein gelungener Reihenauftakt mit sympathischem Personal und Potential für weitere spannende Kriminalfälle.

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Wieder ein toller Krimi aus dem deutsch-dänischen Grenzgebiet

Nordlicht - Tod in den Fluten
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Auch mit dem fünften Teil ihrer „Nordlicht“-Reihe um den dänischen Kommissar Rasmus Nyborg und die Flensburger Kommissarin Vibeke Boisen lässt die Autorin nicht nach, was Spannung und Plotdichte angeht. ...

Auch mit dem fünften Teil ihrer „Nordlicht“-Reihe um den dänischen Kommissar Rasmus Nyborg und die Flensburger Kommissarin Vibeke Boisen lässt die Autorin nicht nach, was Spannung und Plotdichte angeht. Wieder konnte ich miträtseln, wurde auf falsche Fährten gelockt und erlebte zum Schluss die Überraschung, dass nichts so war wie es am Anfang schien.

Mittlerweile sind Rasmus und Vibeke zu einem festen Bestandteil meines Lesejahres geworden, denn recht regelmäßig gibt es neue Fälle mit den beiden und auch ihre persönliche Geschichte und ihre Entwicklung als Buchcharakter habe ich schon lange begleitet. Sie sind mittlerweile wie Freunde, zu denen man immer wieder gern zurückkehrt und hört, wie es ihnen mit ihrem neuesten Fall ergangen ist…

Der Fall ist diesmal im Bankenmilieu angesiedelt und ich muss zugeben, dass ich zwar viel über Spekulations- und Kryptogeschäfte gelernt habe, aber manchmal auch an meine Grenzen kam, was das Verstehen der Strukturen angeht, die im Finanzsektor existieren. Ich merkte immer mal wieder: das ist nicht meine Welt und da würde ich im Zweifel immer die Finger davon lassen.

Trotzdem war es schon irgendwie faszinierend, wie man Stück für Stück hinter die Fassade des Opfers, einer jungen Bankerin, schauen konnte und welche Abgründe sich nach und nach offenbarten.

Gepaart mit der wunderbaren Erzählstimme von Vera Teltz, die vor allem die etwas spröde wirkende Vibeke ganz toll verkörpert, war dieser Krimi auch diesmal wieder ein absolut empfehlenswertes Hörerlebnis! Zu einem 5*-Highlight hat mir zwar das gewisse Etwas gefehlt (vielleicht war das mit den Banken eben auch einfach nicht so mein Metier), aber ich empfehle das Buch/Hörbuch dennoch von Herzen weiter.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Spannende Zeitgeschichte

München 72 - Der Tag, an dem die Spiele stillstanden.
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Viele Themen der frühen 1970er Jahre aus West und Ost greift PetraMattfeldt in München72 am Beispiel der Olympischen Spiele 1972 auf. So werden unter anderem der Leistungssport in der DDR, die internationalen ...

Viele Themen der frühen 1970er Jahre aus West und Ost greift

PetraMattfeldt in

München72 am Beispiel der Olympischen Spiele 1972 auf. So werden unter anderem der Leistungssport in der DDR, die internationalen Beziehungen im kalten Krieg und die nicht gerade optimale Sicherheitspolitik von Olympia 1972 thematisiert. Dass das alles auf 320 Seiten nicht allzu sehr in die Tiefe gehen kann, sollte klar sein.

Dennoch hätte ich mir neben dem Gesellschaftspanorama etwas mehr
Sport in der Geschichte gewünscht. Die hier relevanten Sportarten werden aber kaum näher beleuchtet, vielmehr steht das politische und gesellschaftliche Umfeld im Vordergrund.

Ein Roman, der den Ablauf und die Hintergründe des Attentats gegen die israelische Olympiamannschaft noch einmal aufarbeitet und in eine spannende Ost-West-Geschichte verpackt.

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