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Veröffentlicht am 01.08.2017

turbulente Mehrgenerationen-WG

Allein kann ja jeder
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Eigentlich hatte Rosa mit ihrem Lebensgefährten Robert eine Wohnung in einem Mehrgenerationenhaus gekauft, das gerade gebaut wird. Doch dann wird Robert ermordet aufgefunden und kurz darauf stellt sich ...

Eigentlich hatte Rosa mit ihrem Lebensgefährten Robert eine Wohnung in einem Mehrgenerationenhaus gekauft, das gerade gebaut wird. Doch dann wird Robert ermordet aufgefunden und kurz darauf stellt sich heraus, dass sie bei dem Mehrgenerationenhaus einem Betrüger aufgesessen ist. Bleibt nur Plan B: Bei ihrer Tochter Ellen und deren Tochter Kim einziehen. Doch die Beiden sind gerade selbst auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Dank Rosas Einfallsreichtum kommen die drei zu einer neuen Bleibe, indem sie zusammen mit Kims Physiklehrer und Konrad Schmitt eine alte Villa besetzen...

Das Cover strahlt zwar mehr Ruhe und Harmonie aus, als der Roman vermittelt, aber irgendwie passt es doch, weil die Protagonisten die Momente, in denen sie sich alle zum gemeinsamen Essen treffen, sehr genießen.

Der Roman liest sich sehr flüssig. Am Anfang musste ich bei den ganzen Charakteren ein bisschen den Überblick gewinnen, aber mit der Zeit klappte das ganz gut, zumal in der Regel nicht nur der Name genannt wird, sondern durch eine Bezeichnung oder einen Nebensatz die Figur auch in ihren Kontext eingeordnet wird. Das hat mir ziemlich geholfen, weil umgekehrt auch klar ist, dass allein die Besetzung der WG nicht einfach nur aus zwei Personen bestehen kann - dann wäre das Chaos ja nur einen Bruchteil so groß und die Geschichte nur halb so amüsant. Die Geschichte an sich ist an vielen Stellen zwar dramatisch, aber das Buch verliert dadurch nicht seine Leichtigkeit, zumal nichts übertrieben wirkt - obwohl schon einiges zusammen kommt.

Die Charaktere sind ziemlich unterschiedlich und haben alle ihre Ecken und Kanten, aber da man bei allen erfährt, woher das kommt - und sei es, weil sie wie Kim gerade in der Pubertät stecken oder wie Ellen zeitlebens von der Unstetigkeit ihrer Hippiemutter genervt sind. Bei manchen kommt auch erst später raus, warum sie so sind, wie sie sind. Für mich hat diese Konstellation das Buch so interessant gemacht, weil man eben auch nie so wirklich wusste, wie die eine Person auf die andere reagieren würde. Gleichzeitig machen die meisten Charaktere im Buch auch eine ziemliche Entwicklung durch, womit ich auch nicht immer so gerechnet hätte.

Nur eine Sache hat mich gestört, wofür ich auch einen Stern abziehe: Am Ende bleiben doch noch einige, für mich wesentliche Fragen offen. Das ist schade, zumal ich bisher nicht wüsste, dass es einen zweiten Band geben sollte.

Fazit: Ein Buch, das skurril und ernst und lustig und dramatisch und einfach gut ist - genau das richtige für einen sommerlichen Leseabend!

Veröffentlicht am 01.08.2017

und täglich grüßt das Muttertier

Mutter ruft an
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Bastian Bielendorfer, bekannt durch seine Bücher über sein Dasein als Lehrerkind, erzählt hier von seinem Leben mit seiner Mutter. Dabei geht es nicht darum, dass er ein noch bei den Eltern lebendes Muttersöhnchen ...

Bastian Bielendorfer, bekannt durch seine Bücher über sein Dasein als Lehrerkind, erzählt hier von seinem Leben mit seiner Mutter. Dabei geht es nicht darum, dass er ein noch bei den Eltern lebendes Muttersöhnchen ist, sondern, dass er mit seiner Freundin in Köln lebt, seine Eltern im Ruhrgebiet und seine Mutter ihn oft anruft. Oft hat sie Gründe, warum sie ihn anruft, wie zum Beispiel, weil sie sich ausgesperrt hat und bei Schnee im Strandkorb sitzt und dringend die Nummer eines Schlüsseldienstes braucht. Oder sie ruft begeistert an, weil sie sich endlich ein Handy gekauft hat - natürlich nur das Beste. Zwischendurch schreibt sie auch SMS - wobei diese eine ganze Zeit sehr kurz ausfallen, weil sie denkt, dass sie nur soviel schreiben darf, wie in das Kästchen passt. Ganz ab und zu ruft auch Papa Bielendorfer mal an, aber das sind dann schon Ausnahmesituationen, wenn er z.B. spontan 600 CDs "verbrannt" werden möchte. Und Bastian muss damit klarkommen, alle Fragen in Ruhe beantworten und im Zweifelsfall den Hörer an seine Freundin weiterreichen - deren Gelassenheit manchmal schon übermenschlich wirkt

Ich habe das Hörbuch im Auto gehört und fand es dafür genau richtig. Die Kapitel sind zwar mit 4-9 min schon sehr unterschiedlich lang und in der CD habe ich kein Booklet gefunden, das so ungefähr Aufschluss über die zu erwartende Länge gibt, aber dann muss man sich halt entscheiden, ob man später weiterhört, oder ein paar Minuten auf dem Parkplatz im Auto sitzt. Jedes zweite Kapitel steht unter der Überschrift "Mutter simst" und ist ziemlich kurz (1-2 min), da hier Bastian und seine Mutter nur per SMS kommunizieren.

Die Situationen und Fragen wirken manchmal ziemlich abstrus, haben mich aber sehr oft an meine Schwiegereltern erinnert, von denen ähnliche Fragen kommen könnten oder schon kamen. Mein Mann fand das Hörbuch deshalb allerdings nur halb so lustig wie ich, weil er die Situationen eben zu gut kannte... An einigen Stellen tat Bastian mir auch sehr leid, da seine Eltern ihn schon oft noch wie ein Kind behandeln und ihn wegen seines noch nicht abgeschlossenen Studiums nicht ernst nehmen.

Fazit: Ein amüsantes Hörbuch, das ich für Autofahrten nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 01.08.2017

interessantes Hörvergnügen

Lehrerkind
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Bastian Bielendorfer ist Lehrerkind: Seine Mutter ist an einer Grundschule tätig, sein Vater ist Deutschlehrer am Gymnasium. Insofern bekommt Bastian von seinem Vater nicht nur seine ersten Briefe an seine ...

Bastian Bielendorfer ist Lehrerkind: Seine Mutter ist an einer Grundschule tätig, sein Vater ist Deutschlehrer am Gymnasium. Insofern bekommt Bastian von seinem Vater nicht nur seine ersten Briefe an seine Eltern korrigiert, sondern hat in seiner Schullaufbahn auch immer einen seiner Eltern an seiner Schule - was ihn nicht unbedingt zum beliebtesten Schüler seiner Klasse macht. Im Gegenteil, er wird als "Spitzel des Lehrerzimmers" gesehen und entsprechend behandelt. Dazu kommen Eltern, die auch zu Hause ihr Lehrersein nicht ablegen können, sondern stattdessen jeden Abend Kopfnoten verteilen. Ein Wunder, dass Bastian Bielendorfer trotzdem sehr normal geworden ist und ihm vor allem sein Humor nie abhanden gekommen ist.

Bastian Bielendorfer liest sein Buch sehr engagiert und lebendig, so dass das Zuhören einfach Spaß macht. Die Sprecharten der verschiedenen Charaktere werden aufgegriffen und dazu werden sie sehr bildhaft beschrieben, wie sie aufgetreten sind. Gerade die verschiedenen Lehrertypen hat man direkt vor Augen - in meinem Fall dann zwar mit den Gesichtern aus meiner Schulzeit, aber im Bereich von z.B. Sport- oder Kunstlehrerin gab (gibt?) es ja durchaus Stereotype...

Das HB ist auf der einen Seite wirklich lustig, auf der anderen Seite muss man aber auch feststellen, dass Bastian nicht nur von seinen Mitschülern gemobbt wurde und es auch nach der Schule nicht sonderlich leicht hatte, seine Eltern und ihre Erziehungsmethoden, vor allem sein Vater, sind auch ziemlich rabiat. Bastian kann einem da leid tun und ich finde es umso bemerkenswerter, dass er seine Geschichte hier erzählt und das nicht als Abrechnung, sondern auf eine liebevolle Art, die aber auch aus nichts ein Geheimnis macht.

Fazit: Lustig, aber auch nachdenklich stimmende Geschichten über einen, der in einem Lehrerhaushalt aufgewachsen ist.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Liebe aus verschiedenen Perspektiven

Klar ist es Liebe
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Gabe und Lea sind beide Studenten und landen zufällig in einem Kurs für "Kreatives Schreiben". Soweit, so gut. Doch schon zu Beginn des Kurses merken alle um sie herum, dass beide füreinander bestimmt ...

Gabe und Lea sind beide Studenten und landen zufällig in einem Kurs für "Kreatives Schreiben". Soweit, so gut. Doch schon zu Beginn des Kurses merken alle um sie herum, dass beide füreinander bestimmt sind - ihre Kursleiterin, seine Freunde, ihre Freundinnen, die Barista bei Starbucks, selbst das Eichhörnchen auf dem Campus. Und so erzählen sie alle die Geschichte von Lea und Gabe aus ihren je eigenen Perspektiven.

Als ich das Buch das erste Mal in der Hand hatte, fand ich die Idee, die Geschichte aus den Perspektiven von 14 Beteiligten, aber nicht aus der Perspektive von Lea und Gabe selbst zu erzählen, so spannend, dass ich das Buch sofort kaufen musste. Und das Buch hat sich gelohnt, gerade dadurch, dass die Erzähler bunt gemischt sind, kriegt man viele Eindrücke darüber, wie die Beiden sind, wenn sie mit ihren Freunden zusammensind und wie sie sind, wenn sie sich begegnen. Dabei ist es auch süß, wie selbst Victor, ein Kommilitone, dem die Beiden eigentlich ziemlich egal sind, ihnen irgendwann einen "Schubs" gibt, damit sie endlich zueinander finden, während alle um ihn ebenfalls darauf warten, dass die Beiden endlich merken, dass sie füreinander gemacht sind.

Dabei muss ich sagen, dass gerade Gabe für mich eigentlich der anstrengendste Charakter war. Mit der Zeit kriegt man zwar raus, warum er ist, wie er ist, aber da konnte ich dann auch Lea gut verstehen, der das irgendwann zuviel wird. Wobei ich mich hier auch immer wieder daran erinnern musste, dass es ein Jugendbuch ist und in einem gewissen Alter verhält man sich halt anders... auch wenn ich auch mit 20 Gabe mal gefragt hätte, was eigentlich mit ihm los ist. Aber da sind Menschen in dem Alter halt unterschiedlich =)

Das Buch liest sich sehr flüssig, zumal die Abschnitte der einzelnen Beteiligten immer höchstens ein paar Seiten lang sind, so dass man auch gut mal eine Pause machen kann. Wobei ich das gar nicht wollte, irgendwie bin ich bei dem Buch immer wieder hängen geblieben. Ein paar kurze Stellen waren zwar zäh, aber spätestens, wenn sich das Eichhörnchen wieder gemeldet hat, wollte ich wieder wissen, was es zu sagen hat.

Fazit: Ein Liebesroman der etwas anderen Art, durchaus zu empfehlen!

Veröffentlicht am 02.09.2023

interessanter Gesellschaftsroman

Die Davenports – Liebe und andere Vorfälle
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Olivia und Helen Davenport gehören zu einer angesehenen Familie in Chicago 1910 - mit der Besonderheit, dass sie eine PoC-Familie sind. Dass diese es zu Wohlstand und Ansehen gebracht haben, war damals ...

Olivia und Helen Davenport gehören zu einer angesehenen Familie in Chicago 1910 - mit der Besonderheit, dass sie eine PoC-Familie sind. Dass diese es zu Wohlstand und Ansehen gebracht haben, war damals sehr selten. Nun werden sie in die Gesellschaft eingeführt und sollen Ehemänner finden. Olivia hat schnell einen Verehrer, den auch sie sympathisch findet - aber die großen Gefühle, die sie sich erhofft hat, sind es nicht. Helen dagegen will überhaupt nicht heiraten, sondern lieber das familieneigene Kutschenunternehmen in Richtung Automobile modernisieren. Ihr Dienstmädchen Amy-Rose und Olivias beste Freundin Ruby begleiten sie auf ihrem Weg - und suchen dabei selbst ihren Platz in der Gesellschaft und auch die Liebe.

Bücher aus dieser Zeit gibt es spätestens seit den Bridgertons wieder einige, mitunter spielen auch PoC eine Rolle - aber hier wird Rassismus explizit thematisiert, was ich gut fand. Auch die äußeren Umstände in den USA, wo zu der Zeit Sklaverei noch üblich war und Menschen wie der Vater der Davenports, der sich selbst aus der Sklaverei hochgearbeitet hat, eine absolute Minderheit waren, werden gut in die Geschichte eingebaut. Auch gesellschaftliche und rechtliche Entwicklungen und Tendenzen sind in die Handlung eingeflossen. So ist ein Roman entstanden, der von der Grundgeschichte und der Aufmachung her den Bridgertons u.ä. in kaum etwas nachsteht, dabei aber noch einiges mehr bietet.

Der Roman ließ sich gut und flüssig lesen - allerdings fehlte mir die Sog-Wirkung, die ähnliche Romane anderer Autorinnen auf mich hatte, die ich nicht aus der Hand legen konnte. Mich hat da die klare Aufteilung der Kapitel gestört: Jedes Kapitel wird aus einer anderen Perspektive geschrieben. Die Reihenfolge ist immer Olivia - Helen - Amy-Rose - Ruby. Auf der einen Seite sind die wechselnden Perspektiven spannend, auf der anderen Seite sind es für meinen Geschmack mind. 1 zu viel. Zumal ich durch die sehr regelmäßigen Wechsel auch nicht richtig bei den einzelnen Protagonistinnen ankam, mit ihnen nicht so warm wurde, wie es mit anderen der Fall war. Ich finde das sehr schade, weil die Geschichte an sich sehr gut ist und mir die Tatsache, dass auch die Schwierigkeiten dieser Zeit angesprochen werden, gut gefallen hat.

Fazit: Ein Roman, den ich gerne empfehle, der es aber leider nicht auf meine Favoritenliste schafft.

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