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Veröffentlicht am 05.05.2024

wenig glaubhafter Auftakt einer Krimireihe aus dem Wendland

Die Sehenden und die Toten
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Der Krimi „Die Sehenden und die Toten“ bildet den Auftakt zu einer Reihe im niedersächsischen Wendland angesiedelter Kriminalromane um die Ermittlern Carla Seidel, mich konnte dieser Band jedoch nicht ...

Der Krimi „Die Sehenden und die Toten“ bildet den Auftakt zu einer Reihe im niedersächsischen Wendland angesiedelter Kriminalromane um die Ermittlern Carla Seidel, mich konnte dieser Band jedoch nicht überzeugen, es fehlt an Spannung, und es gibt für mich zu viele Unstimmigkeiten.
Carla Seidel hat als erfolgreiche Ermittlern im Hamburger Morddezernat gearbeitet, sich zwei Jahre zuvor jedoch nach privaten Problemen und traumatischen Erlebnissen ins ländliche Wendland versetzen lassen, wo sie seitdem mit ihrer Tochter Lana ein ruhiges Leben führt.
Als in der Nähe die Leiche eines Teenagers entdeckt wird, an seinem Fundort regelrecht zur Schau gestellt, weckt das Carlas Instinkte als Mordermittlerin und sie stütz sich voller Energie in die anspruchsvolle Aufgabe. Der Tote stellt sich als charismatischer junger Mann heraus mit einer polarisierenden Persönlichkeit und zahlreichen Kontakten, der Ermittlergruppe bieten sich daraus gleich mehrere Ansätze, denen sie zur Aufklärung nachgehen können. Der Fall weckt auch das Interesse von Carlas Tochter Lana, die im Alter des Toten ist und auf eigene Faust beginnt Nachforschungen anzustellen.
Der Schreibstil ist flüssig, das Ambiente einerseits idyllisch, es wird aber auch auf die regionalen Probleme dieser ländlichen Gegend eingegangen. Inhaltlich konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Für Carla Seidel als Hauptfigur konnte ich keine Sympathien entwickeln. Sie wird einerseits als sehr selbstständig beschrieben, andererseits wurde sie von ihrem Ex-Mann unterdrückt, dass ihr kritischer Alkoholkonsum hier verharmlost und heruntergespielt wird, macht es nicht besser. Ich fand es wenig glaubhaft, dass Carla Details der Mordermittlung derart offen mit ihrer Tochter im Teenageralter diskutiert, ebenso wenig deren Engagement in diesem Fall, das wenig zu der sonstigen Charakterisierung ihrer Person und ihrem Hintergrund passt.
Auch bei dem Opfer ist es schwer vorstellbar, dass ein 17-jähriger bereits eine derart wechselhafte Vergangenheit und Entwicklung aufweist, die eher zu einem Mitte 20-jährigen passt.
Nach ein paar spannenden Szenen gegen Ende folgt die Auflösung in einer sehr unrealistischen Szene, als hätte die Autorin irgendwie die Kurve zu einem Ende finden müssen.
Für die Autorin ist es der erste Krimi, den sie verfasst hat, ich weiß nicht, wer hinter dem Pseudonym steckt und welche Bücher sie ansonsten veröffentlicht hat, aus meiner Sicht liegen ihre Stärken nicht in diesem Genre, da ist noch viel Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 02.09.2023

inhaltlich nicht überzeugend

Schwarzvogel
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An einem kalten Wintermorgen läuft eine junge Frau in Panik auf das dünne Eis eines Sees, eine ältere Spaziergängerin versucht die Frau zu warnen, muss jedoch hilflos zusehen, wie das Eis bricht und die ...

An einem kalten Wintermorgen läuft eine junge Frau in Panik auf das dünne Eis eines Sees, eine ältere Spaziergängerin versucht die Frau zu warnen, muss jedoch hilflos zusehen, wie das Eis bricht und die Frau ertrinkt. Bei der Zeugin handelt es sich um die Großmutter der Polizistin Fredrika Storm, die gerade aus Stockholm in ihre Heimat nach Schonen zurückgekehrt und bei der Polizei in Lund eine neue Stelle angetreten ist. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Henry Calment übernimmt Fredrika die Ermittlungen, Indizien zeigen schnell, dass die junge Frau nicht freiwillig auf das Eis gelaufen ist. Es gibt zunächst wenig hilfreiche Spuren, das Opfer lebt noch nicht lange in Harlösa, kaum jemand scheint sie zu kennen oder hatte Kontakt zu ihr. Die Ermittlungen werden kompliziert, als sich herausstellt, dass einige der Spuren zu dunklen Geheimnissen in Fredrikas eigener Familiengeschichte führen. Welche Verbindung hat die Ertrunkene zu Tobias Falk, der zwanzig Jahre zuvor das Dorf verlassen hat, und wie verhält sich der Fall zu Fredrikas Mutter, die noch im selben Sommer spurlos verschwand?
Meine Meinung zu dem Buch ist zwiegespalten, sprachlich gefällt es mir gut, inhaltlich haben mich einige Punkte gestört. Die Autorin schafft es gut, die kleinstädtische Atmosphäre in Fredrikas Heimatort Harlösa zu vermitteln, jeder scheint jeden zu kennen, Fredrika trifft ständig auf Bekannte, ein Großteil ihrer Familie lebt ebenfalls dort. Ihre Kenntnis des Ortes und der Leute ist der Grund, weshalb sie an den Ermittlungen weiter beteiligt ist, obwohl ihre Verwandten in den Fall involviert sind, glaubwürdig ist das nicht.
Fredrika ist mir als Hauptfigur unsympathisch geblieben, sie agiert sehr aufdringlich und rücksichtslos bis impertinent, unternimmt mehrfach Alleingänge, die nicht mit ihren Vorgesetzten abgesprochen sind, sie tritt insgesamt eher wie ein Privatermittler auf als wie eine Polizistin. Da wirkt der anfangs spröde und schrullig erscheinende Henry Calment insgesamt deutlich sympathischer.
Die Geheimnisse um Fredrikas Familie fand ich sehr aufgebauscht, die Reaktionen ihres Vaters überzogen in Relation zu der Auflösung. Das Ende kam dann sehr plötzlich, die Stimmung wandelte sich schlagartig, auf einmal hatten sich alle lieb, das war mir zu weichgespült.
Es gibt viele spannende Krimireihen aus Schweden, dieser Auftakt fällt nach meinem Geschmack unter durchschnittlich aus, ich werde sie nicht weiterverfolgen.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

leider eher nervig als witzig

Die unglaubliche Grace Adams
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Es ist einer der heißesten Tage in London, als Grace Adams in ihrem Leben einen Tiefpunkt erreicht hat. Ihre Tochter Lotte möchte ihre Mutter an ihrem 16.Geburtstag nicht sehen, ihr Mann hat sie vor ein ...

Es ist einer der heißesten Tage in London, als Grace Adams in ihrem Leben einen Tiefpunkt erreicht hat. Ihre Tochter Lotte möchte ihre Mutter an ihrem 16.Geburtstag nicht sehen, ihr Mann hat sie vor ein paar Monaten verlassen, außerdem sorgen die beginnenden Wechseljahre bei ihr für ein emotionales Chaos. Grace hat es sich in den Kopf gesetzt, ihre Tochter mit einer besonderen Motto-Torte zu überraschen und sich damit einen Weg zurück in ihr altes, heiles Leben zu ergattern. Doch der Weg durch die brütende Hitze Londons stellt Grace vor einige Herausforderungen, Erlebnisse und Begegnungen unterwegs lassen Erinnerungen und verdrängte Gefühle aufleben.
Das Cover ist bunt und verheißt in Kombination mit dem Titel ein spritziges, unterhaltsames Lesevergnügen. Im Buch ist davon jedoch wenig zu spüren, Grace verhält sich impulsiv und unkonventionell, ihre Stimmung ist allerdings zunehmend traurig bis depressiv.
Die Geschichte ist in drei Zeitebenen erzählt, die ineinander verwoben sind, so dass der Leser durch Ereignisse im heute, vor ein paar Monaten und vor einigen Jahren Einblicke darin erhält, was die Familie auseinander und Grace an diesen Tiefpunkt gebracht hat. Leider wird viel Potential verspielt, indem die Auflösung erst sehr spät erfolgt, bis dahin ist mir Grace mit ihrer naiven Art und ihrem Hang zur Dramatik schon zu sehr auf die Nerven gegangen. Das Verständnis, das gegen Ende des Buches aufkommt, kann das nicht mehr retten.
Es ist bewundernswert, wie Grace am Ende um ihre Familie kämpft, die Attribute warmherzig und witzig kann ich nur schwer mit ihrer Person in Verbindung bringen.
Das Buch spricht interessante Themen an wie die Herausforderungen im Umgang mit einem Teenager, Loyalität oder Trauerbewältigung, allerdings wird das alles sehr oberflächlich abgehandelt. Obwohl ich vermutlich optimal in die Zielgruppe passe, konnte mich das Buch nicht berühren.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Durchschnittskost

30 Tage Dunkelheit
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Jenny Lund Madsens Krimi ‚30 Tage Dunkelheit‘ basiert auf einer originellen Idee. Die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix ist in Dänemark bekannt für ihre epischen Romane, verkauft werden ihre ...

Jenny Lund Madsens Krimi ‚30 Tage Dunkelheit‘ basiert auf einer originellen Idee. Die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix ist in Dänemark bekannt für ihre epischen Romane, verkauft werden ihre Werke jedoch nur in geringer Stückzahl, im Gegensatz zu den Krimis des Erfolgsautors Jørn Jensen, den Hannah verachtet. Als sie sich auf einer Buchmesse zu der Aussage hinreißen lässt, jeder Idiot könne so einen Krimi in einem Monat schreiben, nimmt ihr Verleger sie beim Wort und schickt sie zu einer Bekannten nach Island. In der dortigen Ruhe und Abgeschiedenheit soll Hannah innerhalb von 30 Tagen einen Krimi verfassen.
Als kurz nach Hannahs Ankunft der Neffe ihrer Vermieterin tot aufgefunden wird und es Gerüchte um seine Ermordung gibt, findet Hannah darin eine Inspiration für ihr Buch und versucht, in den Fall tieferen Einblick zu bekommen.
Ein Krimi über das Verfassen eines Krimis vor Islands winterlicher Kulisse, das klang für mich vielversprechend. Leider wirkt vieles in der Geschichte zu bemüht und nicht wirklich schlüssig. Man lernt als Leser einiges über die Merkmale, die ein guter Krimi aufweisen sollte, und bekommt dabei den Eindruck, dass Jenny Lund Madsen sich selber zu sehr an dieses Grundgerüst gehalten und damit nur Durchschnittskost erzeugt hat. Die Hauptfigur soll danach unsympathisch sein, das ist ihr mit der aufdringlichen und übergriffigen Hannah gelungen, entspricht aber nicht meinen Erfahrungen mit Krimis, die mir gefallen haben. Hannah wirkt auf mich zudem nicht schlüssig, heißt es doch anfangs, es wäre eine ihrer Stärken, Menschen zu beobachten und sich im Hintergrund zu halten. Hier drängt sie sich den Menschen auf, mischt sich sehr unsensibel in die Ermittlungen ein glänzt mit Fehleinschätzungen der Beteiligten.
Es gibt einige Action-Szenen und eine Art Showdown kurz vor dem Schluss, das alles wirkt aber ebenso bemüht und konstruiert wie das Motiv hinter dem Mord.
Der Krimi liest sich flüssig, es gibt spannende Entwicklungen und Wendungen, insgesamt ist die Geschichte aber sehr durchschnittlich und konnte mich nicht fesseln.

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Veröffentlicht am 10.03.2023

eine faszinierende Kulisse aber leider zu wirr und nicht spannend

Tod in Siebenbürgen
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Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist ...

Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist Paul Schwartzmüller war 14 Jahre alt, als er Rumänien vor 35 Jahren gemeinsam mit seinem Vater verlassen hat. Nun erhält er unerwartet die Nachricht, seine Tante Zinzi habe ihm ihren alten Bauernhof vererbt. Paul glaubt seine Tante seit Jahren als verstorben und beschließt, den Ort, an dem er die Sommer seiner Kindheit verbracht hat, aufzusuchen um die Angelegenheit zu regeln. Paul wird von Erinnerungen überwältigt, allerdings zeigt nur sein alter Freund Sorin Begeisterung bei seiner Ankunft. Als kurz darauf auf Schloss Bran ein Toter aufgefunden wird und Sorin als Verdächtiger festgenommen wird, setzt er seine Hoffnungen darauf, dass Paul als erfolgreicher Journalist den wahren Schuldigen ausmacht.
Paul findet jedoch keinen Zugang zu den Anwohnern des Ortes, er wirkt schon bei seiner Anreise naiv und planlos, er lässt sich mehrfach übertölpeln, wirkt ständig benebelt nicht nur von Alkohol-Konsum sondern auch von den Mythen und Aberglauben aus seiner Kindheit.
Mich hat in erster Linie die Schönheit der Landschaft und des nahe gelegenen Ortes Hermannstadt fasziniert, hier liegt eine Stärke des Romans, der ansonsten sehr anstrengend überzogen wirkt.
Es gibt interessante und informative Elemente zu der Geschichte Siebenbürgens, den kulinarischen Spezialitäten der Gegend bis hin zu aktuellen politischen Skandalen.
Mir hat es jedoch an Spannung gefehlt, Paul ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt und agiert derart dilettantisch in dem Versuch, den Mord aufzuklären, dass es schwer fällt, in ihm einen erfolgreichen Journalisten zu sehen oder ihn sympathisch zu finden. Man hat nicht wirklich den Eindruck, das Schicksal seines Freundes liege ihm am Herzen. Pauls Schlafwandeln und der ‚Spuk‘, den ihn umgibt, wirken zu aufgesetzt und sorgen ebenfalls nicht für einen Spannungsaufbau.
Das Thema und der Schauplatz der Handlung bieten viel Potential, man spürt die Begeisterung der Autorin für die Region, mit der Krimigeschichte konnte sie mich nicht fesseln oder mein Interesse an einer Fortsetzung wecken.

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