Hat mich bestens unterhalten
Auch der dritte Kriminalfall für das Fräulein Amt, Alma Tauber, und ihrer Freundin Emmi Wölkchen hat mich gut unterhalten.
Die 16-jährige Gertrude wird tot in einer riesigen Waschmaschine gefunden. Da ...
Auch der dritte Kriminalfall für das Fräulein Amt, Alma Tauber, und ihrer Freundin Emmi Wölkchen hat mich gut unterhalten.
Die 16-jährige Gertrude wird tot in einer riesigen Waschmaschine gefunden. Da Kommissar Ludwig Schiller, Almas Liebhaber mit anderen Aufgaben beschäftigt ist, untersucht sein als etwas dröge beschriebene Kollege den Tod des Mädchens und kommt zu dem Schluss, es läge ein Selbstmord vor. Das Argument, die Verriegelung der Maschine ist nur von außen zu bedienen, wird unter den Tisch gekehrt. Gertrudes Cousine Friederike glaubt nicht an einen Selbstmord der lebenslustigen Kleinen und „beauftragt“ ihre Kollegin Alma mit Nachforschungen. Dabei kommen Alma und Wölkchen einer rein weiblichen Diebesbande auf die Spur, für die Gertrude möglicherweise Handlangerdienst geleistet hat. Gleichzeitig werden während eines internationalen Schachturniers, Hotelgäste um ihre Wertsachen erleichtert. Dieselbe Bande oder eine Konkurrenz? Und wenn, wer?
Gemeinsam mit Cousin Walter machen sich Emmi, nunmehr Filialleiterin des Blumengeschäfts Baer, und Alma auf, die Diebstähle aufzuklären. Dabei spielen kluge Schachzüge, auch wenn sie nicht ausschließlich auf Brettern stattfinden, eine große Rolle.
Meine Meinung:
Das Ambiente der mondänen Kurstadt Baden-Baden mit seinen Tanzlokalen, Trinkhallen und Hotels gibt eine prächtige Kulisse. Die wird allerdings durch das Aufkeimen der NSDAP und ihrer Gegner der Kommunisten leicht getrübt. Noch sind Straßenschlachten die Ausnahmen, aber die Vorboten zeichnen sich schon ab.
Dem Autorinnenduo ist es wieder hervorragend gelungen, die 1920er-Jahre aufleben zu lassen. Man tanzt bis in den Morgen den Shimmy, den Charleston, trinkt (heimlich) Absinth, trägt Bubikopf und genießt das Leben. Alma, die ihre Arbeit als Fräulein vom Amt liebt, wälzt so manch trüben Gedanken. Sie würde ja, sowie Ludwig gerne heiraten, aber das müsste sie ihrer Arbeit und ihre Unabhängigkeit aufgeben. Doch dazu ist sie noch nicht wirklich bereit. Dennoch grübelt sie über ihre Zukunft nach, denn das Gerücht, die Fräuleins sollen durch Selbstwählapparate ersetzt werden, macht die Runde. Gleichzeitig liebt sie das „Kriminalisieren“, ist schlau und sieht Kleinigkeiten, die den männlichen Polizisten entgehen. So geistert ein wenig die vage Idee, sich mit einem Detektivbüro selbstständig zu machen, durch ihren Kopf. Gleichzeitig ist sie aber so geerdet, dass sie bei Elisabeth Birnbaum, ein von Walters Bekannten, um eine mögliche Stelle nachfragt. Nur, was soll sie im Birnbaum‘schen Kaufhaus machen? Ewig ein falsches freundlichen Lächeln aufsetzen? Oder Schaufenster dekorieren?
Wir werden sehen, was ein nächster Fall bringen wird. Denn es könnte sein, dass die Zukunft ganz woanders entschieden wird.
Fazit:
Wer gerne historische Kriminalfälle, die in den 1920er-Jahren spielen, aber nicht allzu blutrünstig sind, sondern eher mit Humor und Köpfchen gelöst werden, liebt, kommt hier voll auf seine Rechnung. Gerne gebe ich 5 Sterne.